Bremen, 1996 - Das vorhergehende Projekt der Bremer Arbeiterfotografiegruppe war ein klassisches Betriebsproduktionsprojekt: Wir hatten bei der Bremer Straßenbahn AG fotografiert: Genre: Porträt. Ort: Betrieb. Die Arbeitsplatzporträts konnten wir zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedensten Orten aufnehmen, gleich ob drinnen in den Hallen und Büros oder draußen im Bau- oder Fahrdienst. Diese flexible Arbeitsweise gefiel uns gut, und wir suchten nach einem Projekt, das ähnliche Freiräume in der Vorgehensweise zuließ. Über unsere guten Kontakte zur Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr(ÖTV) gerieten wir an das damalige Grünflächenamt, das heute "Stadtgrün Bremen" heißt. Dort sprachen wir unsere Vorgehensweise nach eingehender Beratung mit ÖTV, Amtsleitung und Personalrat ab. Wir wollten einerseits das Endprodukt präsentieren: die Parks, Grünflächen, Wälder, Kleingartenanlagen, Grünstreifen, Deiche usw., andererseits die Leute zeigen, die dieses Endprodukt herstellen und dabei auf Einzelheiten eingehen, die die Bürger der Stadt in ihrem Alltag normalerweise nicht wahrnehmen: Wie gearbeitet wird, von wem, mit welchem Gerät etc. Ein Beispiel: Schulkinder und Sportfans sehen immer einigermaßen gepflegte Sportanlagen im Sportunterricht der Schule oder beim Fußball(gucken) in der Freizeit. Kaum jemand sieht die Menschen, die dort den Rasen pflegen, mähen, säen usw., weil diese Arbeiten zu Zeiten erfolgen, zu denen niemand auf den Sportplätzen ist. Die gesamte Infrastruktur des Betriebs "Stadtgrün" entzieht sich ebenfalls dem Blick der Betrachter: Kaum ein Normalbürger geht in die Gewächshäuser, wo Samen gezüchtet oder biologische Wissenschaft betrieben wird. Niemand besucht die Garagen, wo die Fahrzeuge stehen, die Lagerhallen für die Geräte, die Spezialreparaturwerkstätten für hydraulische Hebebühnen, schweres Baggergerät, Mähmaschinen, Motorsägen usw. Dabei ist der einzige Betriebsteil, der für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, die Verbrennungsabteilung im Krematorium. Wir waren natürlich dort wie auch in allen anderen genannten Bereichen. Aufgefallen ist uns dabei, daß es sehr häufig harte, körperliche Arbeit bedeutet, beim "Stadtgrün" zu sein. Es gibt immer wieder viel Dreck und das Wetter spielt sehr häufig nicht mit. Die Arbeit wird dann zum "Knochenjob". Es ist uns auch nicht der Stolz entgangen, mit denen die KollegInnen die Grünanlagen und Parks vorzeigen. Wir haben uns bemüht, für die Ausstellungsbilder einiges von der Schönheit dieser Anlagen einzufangen, um die Arbeit unserer KollegInnen mit unseren Bildern zu würdigen. Text aus Arbeiterfotografie Heft 80 |