10 Veröffentlichung von La haine (Spanien) - mit deutschen Erläuterungen (eigene Übersetzung)
Carlo Giuliani ist die Verkörperung der Schmerzen, die Tausende von Menschen jeden Tag erleiden - als Konsequenz einer ungerechten und kriminellen Gesellschaftsordnung - die Verkörperung des Todes als Instrument der Herrschaft der Mörder, die unseren Planeten regieren. Carlo Giuliani ist mein eigener Tod und meine eigene Hoffnung .

Carlo Giuliani wurde ermordet von meinen Feinden.

Carlo Giuliani ist die Verkörperung der Schmerzen, die Tausende von Menschen jeden Tag erleiden - als Konsequenz einer ungerechten und kriminellen Gesellschaftsordnung. Sein Körper - verstreut zwischen der Stille und den Schreien - hat uns erlaubt, die vielen anderen Tausende zu sehen, die jeden Tag fern von Kameras und Fernsehen sterben. Der Unterschied ist der, daß er anklagen konnte - und er tat es. Carlo Giuliani ist die Verkörperung des Todes als Instrument der Herrschaft der Mörder, die unseren Planeten regieren. Carlo Giuliani ist mein eigener Tod und meine eigene Hoffnung. Sein Blut hat die Erde bedeckt und ist eingedrungen in das Netz, bis es alle erreicht und unsere Wut nährt.

Carlo Giuliani ist mein eigener Tod. Carlo Giuliani ist meine eigene Hoffnung

1. Das Opfer: Carlo Giuliani, 23 Jahre alt. Er lebte in einem Stadtteil Genuas und unterstützte das nordöstliche Sozialzentrum. Er hatte ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern. Er soll ihnen gesagt haben, daß er eventuell nicht zum Protest ginge, sondern stattdessen an den Strand gehen wolle. Er war vorbestraft wegen Polizistenbeleidigung.
2. Das Polizeiauto war gegen eine Mülltonne aus Metall gefahren, die umgekippt auf der Straße lag. Es geschieht zweierlei: auf der einen Seite nähern sich die Demonstranten dem Polizeiauto, und auf der anderen Seite sieht man sehr klar den Feuerlöscher, welcher aus dem Rückfenster gegen die Demonstranten geschleudert wird. Erstens ist es sehr unwahrscheinlich, daß der Feuerlöscher zu den Demonstranten gehört. Er ist zu schwer, um ihn beim Weglaufen zu tragen. Und außerdem fiel er nicht so ins Auto, wie man es erwartet, wenn er gegen die Fenster geworfen worden wäre.
3. Der linke Demonstrant, der ein blau getöntes Schweißtuch trägt, macht eine Geste, als wolle er einen Stein werfen. Der hintere Carabiniero, der seine Pistole aus dem Rückfenster hält, zielt auf ihn. Carlo Giuliani steht aufrecht, vermutliche schaut er ins innere. Noch sieht er nicht den Polizisten mit der Pistole. Während dessen versuchen andere Demonstranten, mit einem Holzbalken in das innere des LandRovers einzudringen.
4. Der Demonstrant mit dem blaugetönten Schweißtuch hat gesehen, daß der Polizist die Pistole auf ihn gerichtet hat, und er versucht sich von dem Polizeiauto zu entfernen. Es ist sehr gut möglich, daß der Polizist ihm mit der Pistole folgt, ohne Carlo gesehen zu haben, der außerdem geduckt war und vor sich einen anderen Demonstranten hatte. Er selbst ist dabei, den Feuerlöscher zurückzuwerfen. Die hinteren Demonstranten mit dem Holzbalken scheinen keine Notiz davon genommen zu haben, daß die Polizei ihre Waffe gezogen hat.
5. Hier sieht man, wie der Demonstrant mit dem blaugetönten Schweißtuch hingefallen ist. Die mit dem Holzbalken scheinen bereit zu fliehen. Carlo Giuliani hat den Feuerlöscher aufgehoben. In dem Augenblick könnte er wahrscheinlich das erste mal den Polizisten mit der Pistole gesehen haben. Das war der Augenblick, als der Schuß ausgelöst wurde.
6. Foto 5 vergrößert. Carlo schaut wahrscheinlich auf den Polizisten, der auf ihn zielt. Er hält den Feuerlöscher in seinen Händen - regelrecht vor sein Gesicht. Bis zu diesem Augenblick scheint es nicht, als wolle er ihn zurückschleudern. Die Position seiner Arme ist mehr defensiv als offensiv - auch noch als die Polizei schießt - aber nicht um sich gegen Carlo 'zu verteidigen'. Die Situation - einige Demonstranten attackieren das Auto - dauert nur wenigen Sekunden. Carlo wird anscheinend in dem Moment getroffen, als er den Polizisten sieht. Es scheint sicher, daß dies kein gezielter Akt war (auf Carlo bezogen). Der Polizist wollte schießen. Und Carlo starb, weil er sich in diesem Augenblick am nächsten zum Auto befand. Das war keine Verteidigung, das war Mord.
7. Carlo fällt zu Boden. Das Blut fließt aus seinem linken Auge. Anscheinend ist hier die Kugel eingedrungen. Die Kraft der Kugel hat ihn sich umdrehen lassen, bevor er zu Boden fiel. Nach einigen Versionen trafen ihn zwei Schüsse (einer in die Stirn). Genau in diesem Moment bückt sich ein anderer Aktivist um einen Stein aufzuheben, als er merkt, daß Carlo erschossen wurde.
8. Die Vorderfront des Land Rovers befindet sich noch immer eingekeilt vor der Mülltonne. Die Demonstranten laufen weg, bevor die Polizei die Möglichkeit hat, weiter zu schießen.
9. Der Fahrer legt den Rückwärtsgang ein und fährt - die Räder überfahren den Magen von Carlo.
10. Das Polizeiauto fährt noch einmal über Carlo - diesmal über die Oberschenkel. Das Auto bewegt sich nur wenige Meter, man kann es beobachten: an der Polizeiverstärkung mit den Kugelwesten. Bestand wirklich die Notwendigkeit zu schießen, wo sie doch so nahe am Land Rover waren? Bestand später weiterhin die Notwendigkeit, Carlo auf so brutale Weise zu überfahren? Beobachtet den linken Polizisten: er hebt die Hände an den Helm in einer Form des Schocks. Den Polizisten, der geschossen hat, sieht man im hinteren Teil des Autos (es scheint als trägt er ein ?pasamontana?, die man unter der Maske der carabinieros trägt).
11. In dieser Vergrößerung können wir die Einschußöffnung sehen. Sie ist im linken Auge, und der Austritt ist möglicherweise hinter der linken Schläfe.
12. Mehrere Demonstranten laufen zu Carlo und versuchen zu verhindern daß er verblutet. Er hat bereits mehr als ein Liter Blut nach außen vergossen und bestimmt noch mehr im Innenraum der Schädelhöhle.
13. Jemand hat Carlo zugedeckt. Es könnte eine Jacke sein. Die Auseinandersetzung geht weiter, ein Demonstrant versucht den Körper von Carlo wegzuziehen, während andere ihn anscheinend darauf aufmerksam machen, daß das unvorsichtig ist.
14. Jemand hat ein Tuch oder Binde/Verband unter den Kopf von Carlo gelegt. Den Informationen nach hat die Konfrontation zwischen der Polizei und den Demonstranten weiter während mehrerer Stunden sehr nahe neben dem Körper von Carlo stattgefunden. Wir können beobachten, daß die Uniform der Antidisturbios anders ist als die auf den Fotos 2 und 10.
15. Als es der Polizei gelingt, einen Kreis um den Körper von Carlo zu bilden, weisen sie die Sanitäter ab. Sie ziehen ihn bis zum Gürtel aus und entfernen seine Gesichtsmaske. Jetzt kann man nichts machen. Eine Krankenschwester hebt in Verzweiflung die Hände zum Kopf. Hier kann man auch eine Öffnung in der Stirn sehen. Möglicherweise der Eintrittsort des anderen Schusses.
16. Polizei und Carabinieri betrachten den Körper von Carlo mit Gleichgültigkeit. Wir sehen, wie flach der Magen und die Oberschenkel sind - Resultat des Überfahrens.

Veröffentlichung der Bildsequenz unter
http://www.lahaine.f2s.com/Internacional/secgenova.htm