Köln, 20./21.12.2002, "Kleider machen Leute (arm)" - Aktion für gerechte Produktions-
bedingungen in der Bekleidungsindustrie
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Kleider machen Leute (arm)

Flugblatt zum Aktionstag in der Kölner Innenstadt - getragen von den attac-Hochschulgruppen der Uni Köln, Mitgliedern der Clean-Clothes-Campaign, Leuten vom Eine-Welt-Laden und Einzelpersonen

Zweieinhalb Sekunden hat die junge Frau für eine Naht. Ununterbrochen rattert die Nähmaschine, bis zu zwölf Stunden am Tag. Immer wieder die gleichen Handgriffe, immer wieder die gleichen zwei Stücke Stoff unter der Nadel vorbeiziehen. Neben der Maschine türmen sich die Ballen. Achtzig T-Shirts pro Stunde sind das Pensum. Wer das nicht schafft, muss nachsitzen, unbezahlt. Sonst ist der ganze Tageslohn dahin. (Aus: “Schwarzbuch Markenfirmen“ Klaus Werner / Hans Weiss)

Die Herstellung von Textilien aller Art gehört im Zeitalter der liberalisierten Weltmärkte nicht mehr zu den Aufgaben der berühmten Markenkonzerne. Tommy Hilfiger, Esprit, H&M, GAP, Benetton, Karstadt, NIKE, u.v.a. haben sich aus der eigentlichen Produktion ihrer Kleidung zurückgezogen und sind selbst zu reinen Marketing- und Imagestrategie-Unternehmen avanciert. Verlagert wurde / wird die Fertigstellung ihrer Produkte auf Nähfabriken (Sweatshops) in den Niedriglohnländern Süd-Ost-Asiens, Lateinamerikas und Osteuropas, mit dem Ziel der Ausweitung von Profit und Marktmacht.

Da Aufträge lediglich an die billigsten Standorte vergeben werden, herrscht unter den Zulieferbetrieben ein verschärfter Konkurrenzdruck um niedrige Arbeitskosten. Die Folge dieses Prozesses ist vor allem eine tendenzielle Verschlechterung der Lohn- und Arbeitsbedingungen für die Näherinnen in den Sweatshops: Mißstände wie sexuelle Belästigung, Unterdrückung von Gewerkschaftsbewegungen, (Kamera-/Militär-) Überwachung, 84-Stunden-Wochen, Zwang zu Schwangerschaftsabbrüchen, Kinderarbeit, Zwang zu unbezahlten Überstunden, Sklavenarbeit,... nehmen die oben genannten (und andere) Markenmultis “in Kauf“, um ihre Gewinnspannen maximieren zu können.

Doch nicht nur in der Textilbranche führen Konkurrenzlogik und der damit einhergehende Abbau von Gesundheits-, Sozial-, Sicherheits- und Umweltstandards zu solch immensen Menschenrechtsverletzungen. Vielmehr sind sie Teil einer derzeitig von Weltwirtschaft und Politik propagierten Globalisierungsvariante, die helfen soll, Wachstum, Expansion und Profit für die Gewinner des Systems zu zementieren.

Gerade wir als Konsumenten, d.h. als die Garanten für die Profite der transnationalen Konzerne, fühlen uns der Kontrolle und Kritik an menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen verpflichtet und stellen deshalb folgende Forderungen:
  • Kontrolle der Produktionszentren durch unabhängige Organisationen
  • Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrecht in der Textilproduktion
  • Umverteilung zugunsten der ArbeiterInnen, geringere Gewinnspannen, höhere Löhne
Die BürgerInnen Argentiniens, welche in der Vorweihnachtszeit, letzten Jahres mit Mitteln des zivilen Ungehorsams die Regierung in die Pampa geschickt haben, rufen am 20. und 21. Dezember 2002 zu “Tagen des sozialen Zorns und zivilen Ungehorsams“ gegen die Diktatur der Märkte und Profite aus. Aus Solidarität mit dem argentinischen Volk wollen wir die Tage nutzen, um mit vielfältigen und kreativen Aktionen in der Kölner Innenstadt (Schildergasse/Hohe Straße) unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen!


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