Wuppertal, 11.1.2003 - Nazi-Aufmarsch und der Protest dagegen: 'Bahnhof besetzen - Wuppertal dichtmachen'
Wuppertal: Über 100 Festnahmen bei Anti-Nazi-Demo
Schilderung aus indymedia von Hans Müller vom 11.01.2003 16:38
Nazis marschieren in Wuppertal-Oberbarmen - Antifa besetzt Bahnhof - Über 100 Festnahmen
Rund 130 Neonazis versammelten sich heute in Wuppertal zu einer Demo und Kundgebung, die von Christian Worch organisiert wurde.
Der ursprünglich vorgesehene Veranstaltungsort in Barmen war von der Polizei verboten worden. Auch die von Worch eingelegten Rechtsmittel gegen die Auflagen hatten keinen Erfolg.
Die Teilnehmer der Gegendemonstration versammelten sich gegen 10 Uhr am Barmer Bahnhof und konnten nach einigen Schwierigkeiten auch Wuppertal-Oberbarmen erreichen. Rund 350 Teilnehmer versammelten sich auf den Bahnsteigen. Der Zugverkehr wurde für rund eine Stunde komplett eingestellt.
Unsere Hoffnungen auf eine erfolgreiche Bahnhofsbesetzung waren jedoch bald ausgeträumt. Der BGS räumte gegen 12 h mit ruppigen Methoden das komplette Areal. Ein Großteil der Festgenommenen stammt aus dieser Aktion. Kurze Zeit später fuhren die Nazis, die hauptsächlich aus dem Ruhrpott kamen, in den Bahnhof ein.
Worch und Konsorten hielten ihre Kundgebung ungestört zwischen Bahnhofsareal und Heckinghauser Gaskessel ab. Leider erreichten nur sehr wenige Gegendemonstranten dieses weit abgesperrte Areal. Auch bekannte Wuppertaler Alt-Nazis nahmen teil.
Der Spuk des Demo-Zugs der Nazis war schnell zu Ende. Der genehmigte Weg war 1,2 km lang und führte über die Heckinghauser Straße. Bewohner aus den Häusern kommentierten die dumpfen Parolen lautstark mit "Nazis, verpisst Euch".
Währendessen wurde von den Teilnehmern der Gegendemonstration das Vorhaben aufgegeben, die Nazi-Kundgegebung zu stören, da der Veranstaltungsort weiträumig abgesperrt war. Stattdessen wurde eine Spontandemo nach Barmen durchgeführt.
Insgesamt kam es zu über 100 Festnahmen auf Seiten der Gegendemonstranten. Vorgeworfen wird den Festgenommenen unter anderem Landfriedensbruch und Verstoß gegen das Versammlungsgesetz. Neuere Informationen besagen, dass sich alle Festgenommenen einer ED-Behandlung unterziehen müssen.
Die Festgenommenen werden wohl in Kürze alle wieder freigelassen, so die Aussage der Polizei. Allerdings müßte dies bei den kurz vor 16 Uhr am Schwebebahnhof Wupperfeld festgenommenen 14 Personen noch geprüft werden.
Wuppertal dichtgemacht?!
Schilderung aus indymedia von 'AntifaschistInnen' vom 12.01.2003 00:44
Zwar sind 150 Nazis kurz durch Wuppertal-Barmen gelatscht, aber trotzdem gab es auch positives.Durch die Blockade von zwei Bahnsteigen am Oberbarmer Bahnhof in Wuppertal durch ca. 400 Leute konnte der Bahnverkehr stillgelegt werden. Auch die Nazis konnten nicht pünktlich anreisen, wodurch ihre Kundgebung 1 1/2 Std. später begann. Sie konnten dann nur eine kurze öde Route durch Gewerbegebiet ablatschen. Obwohl ca. 1200 Bullen die Faschisten schützten, wurden sie während ihrer kurzen Demo mit "Arschloch" ausm Lauti beschallt. Parallel gab es noch eine Demo von AntifaschistInnen zur neuen Synagoge nach Barmen. Während es über 100 Festnahmen von AntifaschistInnen gab, "feierten" demokratische Gewerkschaften und Parteien kilometerweitweg ihre aufrechte Haltung.
Faschismus und Antisemitismus ist keine Meinung sondern ein Verbrechen!
Gewalt in Wuppertal - BGS verliert Nerven - Linke badens aus!
Schilderung aus indymedia von Andy Macht vom 12.01.2003 20:59
Ein Kurzes Statement zu den Verhaftungen am 11.01.03 in Wuppertal, bei der Gegendemo vom Naziaufmarsch. Wie es dazu kam. Was sich danach ereignete.Wie sich der BGS verhielt und wie die Demonstranten darauf reagierten.
Gewalt in Wuppertal - BGS überfordert und die Linken baden es aus!
Nachdem der gestrige Naziaufmarsch in Wuppertal (11.01.03) nicht wie die vorherigen schon im Vorfeld verhindert werden konnte, will ich kurz beschreiben wie es meiner Meinung nach dazu kam daß ein Großteil der Demonstranten im Bahnhof festgenommen wurde.
Der BGS war von Anfang an recht Aggressiv und ging mit einer unnötigen Härte gegen die friedlichen Demonstranten auf dem Unterbarmer Bahnhof vor. Wie ihr wahrscheinlich schon gelesen habt ist der Bahnhof von ca. 200 Linken besetzt worden, wodurch der gesamte S-Bahn betrieb, auf dieser Linie, vorübergehend eingestellt werden mußte. Für den BGS war diese Lage wohl von Anfang an eine zu hohe Herausforderung, denn er ging sofort mit massiver härte gegen die Demonstranten vor.
Es waren insgesamt 4 Gleise besetzt, auf denen der BGS immer wieder mit Gewalt gegen einzelne Personen versuchte sich Respekt zu verschaffen. Da wurden ältere Damen mit dem Schlagstock die Treppe runter getrieben, ohne vorherige Aufforderung, sich vom Treppengeländer zu entfernen, wurden die Demonstranten davon losgerissen und mit Ellenbogen ins Gesicht geschlagen, Leute wurden die Treppen runtergestoßen usw. Die Bullen legten es also kontinuierlich auf Konfrontation an. Man konnte aber weder einen Sinn der Übergriffe noch eine Legitimation dafür erkennen. Nachdem wir mehrmals aufgefordert wurden die Bahnsteige zu räumen und uns auf dem Vorplatz einzufinden, bewegte sich die Gruppe auf den ersten 2 Gleisen zum Ausgang und der BGS machte sich bereit die anderen Gleise zu räumen.
Die Demonstranten setzten sich langsam in Bewegung, doch anscheinend dauerte dies dem BGS zu lange denn er fing an die Leute die Treppe so massiv hinunter zu stoßen daß dabei ein Demonstrant so Verletzt wurde, das er im Krankenhaus behandelt werden mußte. Danach gab es natürlich erheblichen Protest gegen das Vorgehen der Bullen, die Demonstranten blieben aber dennoch friedlich. Durch den lauten Protest beschloss der BGS dann aber die Unterführung dicht zu machen. Selbst der Verletzte sollte nicht durchgelassen werden. Die Bullen die von hinten nach draußen drängten hatten anscheinend nichts von dem Vorhaben der übrigen mitgekriegt, denn sie drängten die Demonstranten massiv gegen ihre eigenen Kollegen so daß sie ihre eigene Reihe durchbrachen, natürlich mit uns als Knautschzone. Auch dies war wieder ein Beweis für die Koordinationslosigkeit des BGS. Nachdem die Sperre durchbrochen war, und dabei mehrere Bullen auf dem Boden lagen schaffte es eine Gruppe noch gerade rechtzeitig den Bahnhof zu verlassen, indem sie die Treppe hoch und direkt durch den Haupteingang an den Bullen dort oben vorbeiliefen. Der Großteil der Demonstranten wurde allerdings dann in der Bahnhofshalle eingekesselt, und nach ca. einer Stunde mit einem Bus in die Gefangenensammelstelle abtransportiert. Man erhielt bei der Ankunft im Zwinger eine Ration und wurde nach und nach zur Vernehmung und erkennungsdienstlichen Erfassung geführt. Also nichts besonderes, nur die üblichen Repressalien. Nach und nach wurden die Gefangenen dann auch in das Hauptpräsidium transportiert, denn anscheinend waren die Beamten mit der Menge ihrer Inhaftierten überfordert. Hier wäre noch zu erwähnen das ein Widerspruch gegen die Abnahme von Fingerabdrücken in einzelnen Fällen unter der Androhung von, Zitat: ?schlichter, körperlicher Gewalt? , ungeltend gemacht wurde. Was aber ja auch nichts neues ist.
Meiner Meinung nach wurden die Leute eingesperrt weil die Bullen mal wieder die Nerven verloren und wir das ausbaden mußten, denn wäre niemand die Treppe runtergestoßen worden hätten wahrscheinlich alle den Vorplatz erreicht und hätten an der eigentlichen Demonstration teilnehmen können.
Links
Initiative 'Wuppertal dichtmachen'