Unterweser, 23.6.2004, Demonstration gegen den Bau eines Zwischenlagers am AKW UnterweserBilder

"Ein großangelegtes Experiment mit der Bevölkerung in der Wesermarsch"

ROBIN WOOD protestiert gegen den Bau eines atomaren Zwischenlagers am AKW Unterweser

Morgen will der Energiekonzern E.ON mit einer Gruppe handverlesener Gäste den ersten Spatenstich für das atomare Zwischenlager am Atomkraftwerk Unterweser in der Gemeinde Stadland feiern. Bis zu 80 Behälter mit hoch radioaktivem Atommüll sollen in dem Lager für mindestens 40 Jahre abgestellt werden. Wegen der damit verbundenen Risiken für die Bevölkerung in der Wesermarsch fordert ROBIN WOOD, die Halle für den Strahlenmüll nicht zu bauen. Außerdem soll das AKW Unterweser sofort stillgelegt werden, damit E.ON dort nicht noch mehr gefährlichen Atommüll produzieren kann.

ROBIN WOOD kritisiert die Billigbauweise des Zwischenlagers. So wird die Halle zur Kühlung der abgebrannten heißen Brennelemente über offene Lüftungsschlitze verfügen. Eine Raumluftüberwachung oder Filter, die radioaktive Partikel zurückhalten könnten, soll es - im Vertrauen darauf, dass die eingelagerten CASTOR-Behälter schon dicht halten werden - nicht geben.

"Bis heute gibt es keinen überzeugenden Beleg, dass die CASTOR-Behälter für Jahrzehnte dicht halten", wendet Bettina Dannheim, Energiereferentin von ROBIN WOOD, ein. "Es handelt sich um ein groß angelegtes Experiment, in das die Bevölkerung der Wesermarsch unfreiwillig einbezogen wird."

Das von E.ON beantragte Zwischenlager soll zwar dickere Wände und Decken bekommen als so manches süddeutsche Lager, doch dies ist nur auf den ersten Blick ein Sicherheitsgewinn. Denn der Atomkonzern plant, beizeiten weniger stabile Behälter als die jetzt genehmigten CASTOR V/19 einzulagern, weil dies billiger ist. Ebenfalls aus Kostengründen soll es in der Halle keine "heiße Zelle" geben. Wenn das AKW voraussichtlich 2013 endgültig abgeschaltet wird, wird es somit vor Ort keine Möglichkeit geben, defekte Behälter zu öffnen und zu reparieren.

"In der Wesermarsch zeigt sich einmal mehr", so Dannheim "dass Betreiber und Behörden nicht davor zurückschrecken, beim Bau der Atommüll-Lager selbst auf grundlegende Sicherheitsvorkehrungen zu verzichten."

ROBIN WOOD-AktivistInnen werden morgen vor Ort sein, um die offiziellen Gäste der Veranstaltung auf ihre Weise zu empfangen. Treffpunkt: 10.00 Uhr vor dem Haupttor des Atommeilers Unterweser / Esenshamm

Kontakt:
Bettina Dannheim, Energiereferentin, Tel. 040 / 380 892 21, 0171 / 835 95 15
Ute Bertrand, Pressesprecherin, 040-380892-22, presse@robinwood.de

Quelle: www.umwelt.org/robin-wood


Wesermarsch - Proteste gegen den Bau eines atomaren Zwischenlagers am AKW Unterweser

Ngo-online vom 23.06.04

Am Mittwoch hat der Energiekonzern E.ON den ersten Spatenstich für das atomare Zwischenlager am Atomkraftwerk Unterweser in der Gemeinde Stadland gefeiert. Bis zu 80 Behälter mit hoch radioaktivem Atommüll sollen in dem Lager für mindestens 40 Jahre abgestellt werden. Wegen der damit verbundenen Risiken für die Bevölkerung in der Wesermarsch fordert ROBIN WOOD, die Halle für den Strahlenmüll nicht zu bauen. Außerdem soll das AKW Unterweser sofort stillgelegt werden, damit E.ON dort nicht noch mehr gefährlichen Atommüll produzieren kann.

ROBIN WOOD kritisiert die Billigbauweise des Zwischenlagers. So wird die Halle zur Kühlung der abgebrannten heißen Brennelemente über offene Lüftungsschlitze verfügen. Eine Raumluftüberwachung oder Filter, die radioaktive Partikel zurückhalten könnten, soll es - im Vertrauen darauf, dass die eingelagerten CASTOR-Behälter schon dicht halten werden - nicht geben.

"Bis heute gibt es keinen überzeugenden Beleg, dass die CASTOR-Behälter für Jahrzehnte dicht halten", wendet Bettina Dannheim, Energiereferentin von ROBIN WOOD, ein. "Es handelt sich um ein groß angelegtes Experiment, in das die Bevölkerung der Wesermarsch unfreiwillig einbezogen wird." Das von E.ON beantragte Zwischenlager soll zwar dickere Wände und Decken bekommen als so manches süddeutsche Lager, doch dies ist nur auf den ersten Blick ein Sicherheitsgewinn.

Denn der Atomkonzern plant, beizeiten weniger stabile Behälter als die jetzt genehmigten CASTOR V/19 einzulagern, weil dies billiger ist. Ebenfalls aus Kostengründen soll es in der Halle keine "heiße Zelle" geben. Wenn das AKW voraussichtlich 2013 endgültig abgeschaltet wird, wird es somit vor Ort keine Möglichkeit geben, defekte Behälter zu öffnen und zu reparieren. "In der Wesermarsch zeigt sich einmal mehr", so Dannheim, "dass Betreiber und Behörden nicht davor zurückschrecken, beim Bau der Atommüll-Lager selbst auf grundlegende Sicherheitsvorkehrungen zu verzichten."

Quelle: www.nadeshda.org


Baubeginn für Zwischenlager

Widerstand kann Atomscheune am AKW Unterweser nicht stoppen - Artikel von Reimar Paul in 'Neues Deutschland' vom 24.06.04

Am Mittwoch rückten Bagger auf dem Gelände des Atomkraftwerks Unterweser in Niedersachsen an. Der Bau des heftig umstrittenen Atommüllzwischenlagers soll nach Angaben des Energieversorgers und Kraftwerks-Betreibers E.ON bis Mitte nächsten Jahres fertig sein. Die Lagerhalle soll 80 Meter lang, 27 Meter breit und 23 Meter hoch werden. Die Wände werden aus 1,2 Meter dickem Stahlbeton bestehen, die Deckenstärke ist mit 1,3 Meter angegeben. Die Gesamtfläche beträgt 1.350 Quadratmeter, davon sollen rund 750 Quadratmeter als effektive Lagerfläche genutzt werden. Zwischenlagert werden dürfen für höchstens 40 Jahre bis zu 80 Castorbehälter, die insgesamt 1.520 abgebrannte Brennelemente aufnehmen können.

Der Zeremonie zum Baubeginn wohnten außer den Kraftwerksbetreibern vom Energieriesen E.ON und Behördenvertretern nur wenige Politiker bei. Die Mehrheit der Kommunalpolitiker sah dagegen keinen Grund zum Feiern. Sie hatten bis zuletzt versucht, den Bau des Zwischenlagers zu verhindern. Doch der Versuch, eine Veränderungssperre und die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Kraftwerks-Areal durchzusetzen, blieben ebenso erfolglos wie Anträge und Beschwerden beim Verwaltungsgericht Oldenburg und beim Oberverwaltungsgericht Lüneburg gegen die vom Landkreis erteilte Baugenehmigung.

Auch die Bürgerinitiativen waren in ihrem Kampf gegen das Zwischenlager bislang nicht erfolgreich. Die in der "Aktion Z" zusammengeschlossenen Anti-Atom-Gruppen hatten in der Region mehr als 17.000 Einwendungen gesammelt, die Genehmigung des Zwischenlagers durch das Bundesamt für Strahlenschutz konnten sie damit nicht verhindern. Allerdings sind noch Klagen von Landwirten gegen den Bau anhängig.

Vor dem Tor des AKW demonstrierten am Mittwoch Aktivisten von Robin Wood. Sie kritisierten insbesondere die "Billigbauweise" des Zwischenlagers. So werde die Halle zur Kühlung der Brennelemente weder über eine automatische Raumluftüberwachung noch über Filter verfügen, die radioaktive Partikel zurückhalten könnten, sagte die Atomexpertin von Robin Wood, Bettina Dannheim. Bis heute gebe es keinen überzeugenden Beleg, dass die eingelagerten Castor-Behälter für Jahrzehnte dicht hielten. "Der Bau des Zwischenlagers ist ein groß angelegtes Experiment, in das die Bevölkerung der Wesermarsch unfreiwillig einbezogen wird", urteilte Dannheim.

Freuen über den Baubeginn können sich dagegen die beteiligten Firmen. Nach Angaben der Oldenburger "Nordwest-Zeitung" beträgt das Gesamtvolumen für den an die Strabag AG in Köln als Generalunternehmer vergebenen Auftrag rund 35 Millionen Euro. Der größte Bereich ist demnach die Bautechnik mit neun Millionen Euro. Hier seien Aufträge im Wert von rund sechs Millionen Euro an Firmen in der Weser-Ems-Region vergeben worden.

Im Einvernehmen mit der Bundesregierung errichten die Betreiber der Atomkraftwerke derzeit an allen Standorten dezentrale Zwischenlager. So soll die Zahl der ungeliebten Castortransporte begrenzt werden. Die Atomgegner führen neben Sicherheitsbedenken auch den Einwand ins Feld, dass die meisten Lager für einen sehr viel längeren Betrieb der AKW ausgelegt sind, als dies im so genannten Atomkonsens vereinbart wurde.

Quelle: www.nd-online.de