Frankfurt, 27.1.2005 - Aktion im Frankfurter Hauptbahnhof zum 60. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz |
In Zügen der Dt. Reichsbahn deportiert Aktion im Frankfurter Hauptbahnhof 60 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz Frankfurt/M. - 60 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz ist, wie in vielen Städten Deutschlands, auch an mehreren Orten von Frankfurt am Main, der ermordeten Menschen und der von den Nazis aus der Mainmetropole deportierten Juden, Roma, Sinti sowie allen politischen Gegner gedacht worden. Hauptbahnhof, 16 Uhr. Menschen halten in der Schalterhalle die Fotos von Kindern und Jugendlichen hoch. Rund 11.000 Kinder sind von 1942 bis 1944 aus Frankreich nach Auschwitz in den Zügen der Dt. Reichsbahn deportiert worden. Die Deutsche Bundesbahn, als Rechtsnachfolgerin der Reichsbahn, erinnere aber in ihren Bahnhöfen nicht an dieses Ereignis, empörten sich die rund 80 BürgerInnen. Die Bahn habe dem Anliegen von Beate Klarsfelds Organisation "Filles des Deportés Juifs de France" eine Ausstellung in den Bahnhöfen zu zeigen, eine Absage erteilt. In Frankreich dagegen war diese Dokumentation an insgesamt 16 Bahnhöfen zu sehen. |
Ein hohes Ausmaß an Instinkt- und Fühllosigkeit Leserbrief Hans Christoph Stoodt zum Artikel 'Der Mensch entscheidet, was er ist' in der 'Frankfurter Rundschau' vom 28. Januar 2005, S. 35 Die Deutsche Bahn AG weigert sich, eine Ausstellung über den Leidensweg aus Frankreich deportierter jüdischer Kinder zwischen 1942 und 1944 auf jenen Bahnhöfen zu präsentieren, die entlang der Deportationsstrecke durch Deutschland liegen, darunter auch Frankfurt am Main. Wenn in ihrem Artikel berichtet wird, die Bahn AG habe der Initiatorin dieser in Frankreich in 18 Großbahnhöfen gezeigten Ausstellung, Beate Klarsfeld, doch bereits geantwortet, warum dies nicht gehe (Geld- und Personalmangel) und stattdessen eine Ersatzausstellung in Nürnberg angeboten, darauf aber habe Frau Klarsfeld "nicht reagiert", so zeigt sich in dieser Stellungnahme der DB ein hohes Ausmaß an Instinkt- und Fühllosigkeit. Denn Frau Klarsfeld hat durchaus darauf geantwortet. Allerdings nicht mehr der Deutschen Bahn AG. Warum wohl? In einem Interview vom 13. Januar bezeichnet sie die Reaktion der Bahn als "sehr bemerkenswert" und begründet, warum sie die Ausstellung auf den Bahnhöfen der ehemaligen Deportationsstrecke für den einzig angemessenen Ort dieser Opfer der Shoah hält. Sie weist darauf hin, daß die Präsentation der Wanderausstellung insgesamt eine Summe von € 40.000 kosten würde (www.german-foreign-policy.com). Dokumente zu diesem unglaublichen Vorgang sind derzeit für die Öffentlichkeit im Foyer der St. Katharinenkirche an der Hauptwache ausgestellt. An Beate Klarsfelds Votum orientieren sich zu Recht diejenigen, die zum Beispiel auch durch ihre Demonstrationen auf verschiedenen Bahnhöfen am 27. Januar die Deutsche Bahn AG und ihren Vorstand öffentlich und entschieden auffordern, ihr unwürdiges Verhalten sofort zu beenden und der Präsentation der Ausstellung in deutschen Bahnhöfen nicht länger im Wege zu stehen (aus eigener Anschauung muß ich sagen: mit "Schimpfen", wie es in ihrem Artikel bewertet wurde, hatte das gar nichts zu tun - wobei an sich Schimpfen sicher eine unangemessen milde Form der Reaktion auf die Unverfrorenheit der DB-Führung ist!). Das dafür erforderliche Geld könnte ja, wenn es denn der milliardenschwere Konzern Deutsche Bahn AG wirklich nicht aufbringen kann (oder besser: will), durch eine öffentliche Sammlung sicher leicht zusammengebracht werden. Dr. Hans Christoph Stoodt Pfarrer für Stadtkirchenarbeit Evangelische St. Katharinengemeinde An der Hauptwache 60313 Frankfurt am Main Tel: 069 283778 Fax: 069 283778 Mobil: 0171-3742961 Mail: hcstoodt@web.de |
Die Unwürdige Haltung aufgeben Brief von Pfarrer Dr. Hans Christoph Stoodt vom 28.1.2005 an die Deutsche Bahn AG Pfarrer Dr. Hans Christoph Stoodt Pfarramt für Stadtkirchenarbeit an der Evangelisch-Lutherischen St. Katharinenkirche 60323 Frankfurt am Main Tel.: 069 7299310 - Fax: 069 283778 - Mobil: 0171 3742961 - E-Mail: hcstoodt@web.de An die Deutsche Bahn AG Konzernleitung Potsdamer Platz 2 10785 Berlin Ausstellung "11.000 Kinder" der Organisation "Fils et Filles des Juifs Déportés de France" auf deutschen Bahnhöfen entlang der Deportationsstrecke 1942 - 1944 Sehr geehrter Herr Mehdorn, sehr geehrte Damen und Herren, am gestrigen 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch Truppen der sowjetischen Roten Armee haben in vielen Städten entlang der durch deutsche Bahnhöfe führenden Deportationsstrecke von 11.000 jüdischen Kindern aus Frankreich nach Auschwitz Menschen dafür demonstriert, das Andenken an diese Opfer der Shoah dadurch zu ehren, dass auf eben diesen Bahnhöfen eine bereits existierende Wanderausstellung zu den Todestransporten gezeigt wird. In Frankfurt am Main haben sich etwa 50 Personen, darunter der Unterzeichner, an dieser Aktion beteiligt. Die Resonanz der Öffentlichkeit war durchgehend positiv. Wie Sie wissen, ist diese Ausstellung auf insgesamt 18 französischen Bahnhöfen gezeigt und von der Öffentlichkeit mit großer Anteilnahme zur Kenntnis genommen worden. Die Deutsche Bahn AG hat es dagegen bislang mit dem Verweis auf angeblich fehlende finanzielle Mittel und Personalressourcen abgelehnt, diese Ausstellung dort zu zeigen, wo die Transporte nach Auschwitz stattfanden. Stattdessen verwies man die Antragstellerin, Madame Beate Klarsfeld, auf eine Ausstellung im Deutschen Eisenbahnmuseum, welches ausgerechnet in Nürnberg liegt. Ich bitte Sie und fordere Sie auf:
Erklären Sie umgehend Ihre Zustimmung, die Wanderausstellung "Elftausend Kinder" auf den Bahnhöfen zB. von Saarbrücken, Mannheim, Frankfurt am Main, Hanau, Fulda, Erfurt, Dresden und Görlitz zu zeigen! Der Vorstand der Deutschen Bahn AG, Rechtsnachfolgerin der Deutschen Reichsbahn, kann es sich auf gar keinen Fall leisten, bei der bisherigen unverständlichen und unwürdigen Haltung zu bleiben! Ihrer Antwort sehe ich erwartungsvoll entgegen. Hochachtungsvoll Anlage:
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"Entsetzt" Brief von Frau Dr. Susanne Kill, bei der Deutschen Bahn AG zuständig für die DB-Geschichtsschreibung an Dr. Hans Christoph Stoodt, 1.2.2005 Sehr geehrter Herr Stoodt, meine Kollegen von der Pressestelle haben mir Ihr gestriges Interview im Hessischen Rundfunk gezeigt. Ich war entsetzt, über die diffamierende Art Ihrer Rede. Schade, daß Sie sich nicht einmal die Mühe gemacht haben, wich über die vielen Aktivitäten der Bahn zu informieren. Ich lege Ihnen meine Antwort auf den offenen Brief von Frau Engel sowie einen Themendienst bei. Mit freundlichen Grüßen Dr. Sabine Kill |
"Nicht abseits der Strecke, sondern in den Bahnhöfen" Antwort von Dr. Hans Christoph Stoodt auf den Brief von Frau Dr. Susanne Kill (Deutsche Bahn AG), 1.2.2005 Von: Hans Christoph Stoodt [mailto:hcstoodt@web.de] Gesendet: Dienstag, 1. Februar 2005 17:16 Betreff: Ausstellung "11.000 Kinder" / Ihr Schreiben vom 28. 1. 05 Pfarrer Dr. Hans Christoph Stoodt Pfarramt für Stadtkirchenarbeit an St. Katharinen Frankfurt am Main Anti-Nazi-Koordination Frankfurt am Main, Sprecher hcstoodt@web.de An Deutsche Bahn AG Kommunikation Konzerngeschichte / Historische Sammlung Potsdamer Platz 2 10785 Berlin Frau Dr. Susanne Kill Aktion "11.000 Kinder" vom 27. Januar 2005 / Ihr Schreiben vom 28. Januar 2005 Sehr geehrte Frau Dr. Kill, vielen Dank für Ihr Schreiben vom 28. Januar. Daß Sie über die "diffamierende Art meiner Rede entsetzt" waren, bedauere ich. Halten Sie denn auch die Position des Generalsekretärs des Zentralrats der Juden, Stephan J. Kramer, der das Verhalten der Deutschen Bahn AG in dieser Frage deutlich kritisiert hat (vgl. Anlage), ebenfalls für diffamierend? Ihre Antwort zeigt mir, daß Sie über den Stand der Auseinandersetzung um die Bitte der "Fils et Filles des Juifs Deportés de France" (FFJDF), repräsentiert von Mme. Beate Klarsfeld, Paris, nicht vollständig informiert sein können. Sonst wäre Ihnen aufgefallen, daß die Rede, die ich auf dem Frankfurter Hauptbahnhof verlesen habe, bereits seit etlichen Tagen zuvor auf der Homepage www.german-foreign-policy.com zu finden war. Und sonst kennten Sie auch die ausführlichen Äußerungen von Beate Klarsfeld, die nämlich, anders als in Ihrem Brief an Tatjana Engel vom 28. 1. behauptet, durchaus und öffentlich auf die Reaktion der Deutschen Bahn AG, die Ausstellung "11.000 Kinder" auch in Deutschland auf Bahnhöfen zu zeigen, geantwortet hat. Sie können, falls Sie das noch nicht getan haben, diese Antworten auf derselben Homepage nachlesen. Sie sind öffentlich und international zugänglich. Es stimmt also nicht, daß Beate Klarsfeld der Deutschen Bahn AG nicht mehr geantwortet habe. Ihre Antwort erfolgte öffentlich. Vielleicht wäre es für den Vorstand der Deutschen Bahn AG der Mühe wert, darüber nachzudenken, warum Frau Klarsfeld zu diesem Mittel gegriffen hat. Sie beklagen auch, daß ich mir, wie Sie meinen, "nicht die Mühe gemacht habe, mich über die vielen Aktivitäten der Bahn zu informieren" und legen mir dazu ein Informationsblatt bei. Ich bedauere im Gegenzug, daß Sie sich nicht mit den von mir, genauer: gemeinsam von den engagierten Männern und Frauen unserer Aktion vom 27. Januar auf verschiedene Bahnhöfen erhobenen Forderung auseinandersetzen. Entweder ist es auch künftig das letzte Wort der Deutschen Bahn AG, die von Frau Klarsfeld vorgetragene Bitte der FFJDF scheitere an mangelnden Ressourcen. Dann werden wir öffentlich für die Deutsche Bahn AG sammeln müssen. Oder Sie bleiben nach einigem Nachdenken doch nicht bei dieser Position. Dann fragen wir uns allerdings: warum nicht gleich so? Ich kann Ihnen versichern: buchstäblich alle Passantinnen und Passanten des Frankfurter Bahnhofs, denen wir Hunderte unserer Flugblätter verteilen, die Bilder mit den Gesichtern von auf den Strecken von SNCF und Reichsbahn in den Tod deportierten Kinder zeigen und mit denen wir ins Gespräch kommen konnten, waren der Meinung, daß es eine sehr sinnvolle Forderung ist, die Ausstellung 11.000 Kinder nicht abseits dieser Strecke sondern in den Bahnhöfen, die an ihr lagen, zu zeigen - mitten unter den Menschen. Dort gehört sie hin. Möglicherweise ist die Deutsche Bahn AG der Auffassung, sie könne den Wunsch der FFJDF weiter ignorieren. Ich bin sicher, daß sie diese Haltung nicht lange durchhalten kann. Mit freundlichen Grüßen, Hans Christoph Stoodt |
Auf den Bahnhöfen an die Todeszüge französischer und deutscher Kinder zu erinnern Offener Brief an die Deutsche Bahn AG vom 15.1.2005 An die Deutsche Bahn AG Konzernleitung Potsdamer Platz 2 10785 Berlin Sehr geehrter Herr Mehdorn, sehr geehrte Damen und Herren, wie wir aus der Presse erfahren, lehnt es die Deutsche Bahn AG ab, auf ihren Bahnhöfen an die Todeszüge französischer und deutscher Kinder zu erinnern, die zwischen 1942 und 1944 über das reichsdeutsche Schienennetz nach Auschwitz rollten. Etwa 11.000 verschleppte Kinder allein aus Frankreich passierten die Gleisanlagen in Saarbrücken, Mannheim, Frankfurt a.M., Fulda und Dresden, bevor sie einem grausamen Tod ausgeliefert wurden. Die genaue Zahl der Opfer anderer Nationen, die auf dem Schienenweg in die Vernichtung geschickt wurden, ist unbekannt. Es dürfte sich um mehrere Hunderttausend Menschen handeln. Sicherlich befinden sich im Kreis Ihrer Unternehmensleitung Väter und Mütter, die das Schicksal der Deportierten nachempfinden können, wenn sie an das Leben ihrer eigenen Kinder denken. 60 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz erfüllt es uns mit Trauer, Fassungslosigkeit und Entsetzen, dass sich die deutschen Massenverbrechen auch auf 11.000 Kinder und Jugendliche aus Frankreich erstreckten, die von ihrem Schienenweg in den Tod nie mehr zurückkehrten. An diese Kinder erinnert eine Wanderausstellung auf den Bahnhöfen der französischen Staatsbahn SNCF, die der Vorstandsvorsitzende dieses Unternehmens jüngst zum Anlass nahm, im Pariser Gare du Nord die Mitverantwortung der SNCF einzugestehen. Wir halten es für unabweisbar, dass sich die Deutsche Bahn AG als Rechtsnachfolgerin der Deutschen Reichsbahn in einem vergleichbaren öffentlichen Akt zu ihrer Mitverantwortung bei der Durchschleusung von Todestransporten nach Auschwitz und zu anderen Vernichtungsstätten anlässlich des bevorstehenden Jahrestages der KZ-Befreiung bekennt. Für ebenfalls notwendig halten wir die Präsentation der Ausstellung auf den betroffenen deutschen Personenbahnhöfen. Repräsentantin der Ausstellungsorganisatoren (,,Fils et Filles des Juifs Déportés de France"/F.F.D.J.F.) ist Madame Beate Klarsfeld (Paris). Eine Marginalisierung der Erinnerung durch Verweis des Ausstellungsgedenkens in das Bahnmuseum Nürnberg lehnen wir ab. Eine solche Präsentation wäre unangemessen, weil nur einer beschränkten Öffentlichkeit zugänglich. Wir möchten Sie bitten, eine in sämtlichen Teilen der Bundesrepublik wahrnehmbare Darstellung des Schicksals der 11.000 Kinder und der übrigen Deportierten im Fahrgastbereich Ihres Unternehmens noch im Laufe dieses Jahres zu ermöglichen. Für diesen Fall bieten wir unsere Unterstützung an. Gleichzeitig rufen wir dazu auf, in den betroffenen Bahnhofsstädten sowie an anderen Orten Aktionskomitees zu bilden, um das Gedenken an die über deutsche Gleisanlagen verschleppten Menschen, darunter 11.000 Kinder aus Frankreich, anlässlich des bevorstehenden Jahrestages der Häftlingsbefreiung im KZ Auschwitz angemessen, würdig und entschlossen durchzusetzen. Wir hegen die Hoffnung, dass Sie dieser Initiative beitreten können, und stehen für Rückfragen jederzeit zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen gez. Prof. em. Dr. Martin Bennhold (Universität Osnabrück) Tatjana Engel (Lehrerin) Lothar Evers (Support for Survivors of Nazi Persecution International) Prof. Dr. Gudrun Hentges (Fachhochschule Fulda) Anne Klein (Historikerin) Hans-Rüdiger Minow (Regisseur) Bernhard Nolz (Träger des Aachener Friedenspreises) Andreas Plake (Sozialwissenschaftler) Prof. em. Dr. Wolfgang Popp (Universität Siegen) John Rosenthal (Publizist) Christoph Schwarz (Lehrer) Quelle: |
Erinnerung und Trauer durch keinerlei Übergriffe stören! Offener Brief an die Deutsche Bahn AG vom 26.1.2005 An die Deutsche Bahn AG Konzernleitung Potsdamer Platz 2 10785 Berlin Sehr geehrter Herr Mehdorn, sehr geehrte Damen und Herren, mit Einschreiben vom 14. Januar 2005 hatten wir Sie gebeten, dem Gedenken an 11.000 Kinder, die über das deutsche Schienennetz nach Auschwitz deportiert wurden, auf den Personenbahnhöfen Ihres Unternehmens Platz einzuräumen. In unserem Appell an Ihre Verantwortung und an Ihr Mitgefühl baten wir Sie um Korrektur Ihrer Mitteilung, wonach der DB AG für eine Gedenkausstellung auf den deutschen Personenbahnhöfen ,,sowohl die personellen als auch die finanziellen Ressourcen" fehlten. Bedauerlicherweise haben Sie unseren Offenen Brief bisher unbeantwortet gelassen. Auch das darin enthaltene Angebot, Ihnen im Falle einer Realisierung des Gedenkens auf den deutschen Reisebahnhöfen mit Rat und Tat zur Verfügung stehen zu wollen, findet leider keinen Widerhall. Wie Sie aus unserem Offenen Brief wissen, sind wir der Auffassung, daß das Gedenken an die 11.000 Kinder und die Mordbeihilfe Ihres Vorgängerunternehmens unabweisbar sind. Dieser Auffassung haben sich inzwischen Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland angeschlossen, deren zusätzliche Unterschriften wir in der Anlage überreichen. Ebenfalls Zustimmung findet unser Aufruf, in den betroffenen Bahnhofsstädten sowie an anderen Orten Aktionskomitees zu bilden, um das Gedenken an die über deutsche Gleisanlagen verschleppten Menschen anlässlich des bevorstehenden Jahrestages der Häftlingsbefreiung im KZ Auschwitz angemessen, würdig und entschlossen durchzusetzen. Entsprechende Veranstaltungsankündigungen werden uns aus Frankfurt am Main, Hanau, Leipzig, Dresden und Wuppertal gemeldet. Soweit die örtlichen Initiatoren beabsichtigen, das Gedenken an die 11.000 Kinder auf Bahnhofsgeländen stattfinden zu lassen, fordern wir Sie auf, Erinnerung und Trauer durch keinerlei Übergriffe zu stören und Ihr Bahnhofspersonal anzuweisen, die friedlichen Versammlungen zu dulden. Damit der Ablauf der öffentlichen Gedenkveranstaltungen zweifelsfrei dokumentiert werden kann, haben wir die deutsche sowie die internationale Presse informiert. Mit freundlichen Grüßen Tatjana Engel gez. Prof. em. Dr. Martin Bennhold (Universität Osnabrück) Lothar Evers (Support for Survivors of Nazi Persecution International) Prof. Dr. Gudrun Hentges (Fachhochschule Fulda) Anne Klein (Historikerin) Bernhard Nolz (Träger des Aachener Friedenspreises) Hans-Rüdiger Minow (Regisseur) Andreas Plake (Sozialwissenschaftler) Prof. em. Dr. Wolfgang Popp (Universität Siegen) John Rosenthal (Publizist) Christoph Schwarz (Lehrer) Quelle: |
Elftausend Kinder... Flugblatt - Aufruf zum Protest gegen die Haltung der Deutschen Bahn AG ... wurden auf dem deutschen Schienennetz in den Tod geschickt. Sie kamen aus Frankreich und ihr letzter Weg führte durch die Bahnhöfe vieler deutscher Städte: Saarbrücken, Mannheim, Frankfurt a.M., Hanau, Erfurt, Leipzig, Dresden, Görlitz... Die Namen dieser Kinder waren 60 Jahre lang vergessen. Heute möchten wir an sie erinnern: Micheline Awner, François Caen, Monique Frankfurt, Félix Samuel Koen, Dénise Meyer, Joseph Schumann... und an Zehntausend andere. Der letzte Weg dieser Kinder endete in Auschwitz. Dort wurden sie ermordet. Von einigen sind Fotos übrig geblieben. Von anderen Briefe, die sie aus den Todeszügen auf die Schienen warfen. Bevor sie in die Konzentrationslager rollten, sahen sie die Bahnhöfe vorbeiziehen, auf denen wir heute stehen. Ihnen wurde keine Hilfe zuteil. Die meisten, die damals hätten helfen können, blieben abgewandt und stumm. Wir beklagen diese Schuld unserer Eltern und Großeltern. Wir beklagen die Schuld der ,,Deutschen Reichsbahn" und ihrer Unternehmensleitung, die dem Massenmord Hunderttausende Opfer zuführte. Heute, 60 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, wäre es endlich an der Zeit, sich zu dieser Schuld zu bekennen. Aber die Rechtsnachfolgerin der ,,Deutschen Reichsbahn", die Deutsche Bahn AG, weigert sich, dem Gedenken an die 11.000 Kinder durch eine Wanderausstellung auf ihren Bahnhöfen Platz einzuräumen. Diese Ausstellung konnten Reisende auf 18 französischen Bahnhöfen sehen. Für eine Ausstellung auf den deutschen Bahnhöfen habe die DB AG weder Geld noch Personal, heißt es in einem Schreiben der Unternehmensleitung. Die Deutsche Bahn AG hat von ihrer Vorgängerin, der ,,Deutschen Reichsbahn", ein Milliardenvermögen übernommen. Das bis heute bestehende Schienennetz wurde von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen unterhalten. Die Deutsche Bahn AG ist die Erbin der unbezahlten Arbeit, die diesen Menschen abgepreßt wurde. Die DB AG hat kein Geld, um an ihre ermordeten Erblasser zu erinnern? Heute, am Auschwitz-Gedenktag, bitten wir Sie, in die Gesichter der Kinder zu sehen, die vor über 60 Jahren hier vorbeifuhren und nie mehr zurückkehrten. Es sind Gesichter, die unseren eigenen Kindern gehören könnten oder den Kindern von nebenan. Es ist unverzeihlich, das öffentliche Gedenken an diese Opfer der deutschen NS-Barbarei auf den Bahnhöfen der DB verbieten zu wollen. Wir versammeln uns heute, um an die 11.000 Kinder zu erinnern. Wir rufen dazu auf, das Gedenken überall in Deutschland fortzusetzen und vor Drohungen und Beleidigungen nicht zurückzuschrecken. Dem neuen deutschen Milieu des Vergessens und des Rechtsradikalismus weichen wir ebenso wenig wie seinen Helfeshelfern in der Mitte und in den Spitzen der deutschen Gesellschaft. Die Deutsche Bahn AG muß ihrer Verantwortung gerecht werden. Der Weigerung des milliardenschweren Unternehmens setzen wir unser Mitgefühl, aber auch unseren Widerstand entgegen. Das Opfer der elftausend Kinder ist unvergessen! Quelle: |
Todestransporte der Bahn nach Auschwitz - Gedenken trotz Verbot Pressemitteilung vom 26.1.2005 Auf mehreren deutschen Reisebahnhöfen (Frankfurt a. M., Leipzig, Dresden, Wuppertal) wird am kommenden Donnerstag der Todestransporte von 11.000 Kindern gedacht werden. Sie waren in den Jahren 1942-1944 auf dem deutschen Schienennetz von Frankreich nach Auschwitz deportiert worden. Bei ihrer letzten Fahrt durch Deutschland warfen sie Abschiedsbriefe auf die Gleise, von denen einige erhalten geblieben sind. Bis auf wenige Ausnahmen fanden sämtliche der 11.000 deportierten Kinder den Tod. Eine Ausstellung über das Schicksal der Ermordeten, die in Viehwaggons durch Deutschland rollten, hat die Unternehmensleitung der Deutschen Bahn AG auf sämtlichen ihrer Reisebahnhöfe untersagt. Der DB AG fehlten ,,sowohl die personellen wie finanziellen Ressourcen", heißt es in einem Schreiben an die französische Antragstellerin Beate Klarsfeld. Trotz des Verbots rufen die Initiatoren eines ,,Offenen Briefes" dazu auf, am kommenden Donnerstag, 27. Januar, der 11.000 Kinder mit Fotos und Dokumenten zu gedenken. Über Behinderungen werde man sich ,,entschlossen" hinweg setzen, heißt es in dem ,,Offenen Brief", der die Unterschriften in- und ausländischer Historiker, Publizisten und Hochschullehrer trägt. Der Unternehmensleitung um Bundesbahnchef Mehdorn werde es nicht gelingen, auf den deutschen Reisebahnhöfen die Erinnerung an die Mordbeihilfe der Rechtsvorgängerin des Unternehmens (,,Deutsche Reichsbahn") zu unterdrücken. Weiter heißt es, man werde dafür sorgen, daß die Veranstaltungen für die aus Frankreich verschleppten Kinder (darunter 520 Kinder deutscher Emigranten) am Auschwitz-Gedenktag (27. Januar) ,,angemessen" und ,,würdig" stattfinden. Um Übergriffen zuvorzukommen, bitten die Initiatoren des ,,Offenen Briefes" um besondere Präsenz der internationalen Presse, die zur Beobachtung des Gedenkens eingeladen wird. Pressetreffpunkte:
Angeschlossen haben sich dem Offenen Brief vom 15. Januar 2005 u.a.: Dr. Nathan Durst, klinischer Direktor des Zentrums für Psychosoziale Unterstuetzung für Überlebende des Holocaust AMCHA (Haifa), Lea Rosh und Jakob Schulze-Rohr (Berlin), Prof. Christoph Schminck-Gustavus (Universität Bremen), Prof. Dr. Ahlrich Meyer (Universität Oldenburg), Prof. Heinz Sünker (Bergische Universität Wuppertal), Prof. Dr. Detlef Garz (Johannes Gutenberg Universität Mainz), Prof. Dr. Roland Hornung/Uri Beer/Monika Schmitz/Regina Wagner (Freundeskreis Israel Regensburg), Markus Vallen & Kerstin Heimbold (Redaktionsleitung German Media Watch), Dr. Andreas Kain (Präsident der Raoul Wallenberg Loge Berlin, B´nai B´rith Europa, Berlin), Björn Reitz (Vorsitzender Spurensuche - NS-Geschichte in Wuppertal e.V., Stephan Stracke (Historiker, AK Angreifbare Traditionspflege Wuppertal), Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und ELS-Stiftung ,,Verbrannte und verbannte Dichter/Künstler - für ein Zentrum der verfolgten Künste und Intellektuellen" (Wuppertal), Norbert Müller, Landesvorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes - Landesverband Hessen (Offenbach), Katharina Seewald (DGB Regionsvorsitzende Nordhessen, Kassel), Manfred Moos (ver.di-Landesbezirk Hessen, Fachbereich Medien, Frankfurt/Main), Katinka Poensgen (IG Metall Frankfurt/Main), Dr. Florian Schmaltz (Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/Main), Gottfried Kößler, Fritz Bauer Institut (Frankfurt/Main) Quelle: |
Durchgesetzt Bericht von 'German Foreign Policy' vom 28.01.2005 HAMBURG/FRANKFURT AM MAIN/DRESDEN (Eigener Bericht) - Gegen das Verbot der Deutschen Bahn AG setzten Demonstranten in mehreren deutschen Städten am gestrigen Donnerstag Gedenkveranstaltungen auf den Reisebahnhöfen durch. Bei den Demonstrationen, mit denen u.a. an 11.000 Kinder erinnert wurde, die während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich verhaftet und von der ,,Deutschen Reichsbahn" auf dem Schienenweg nach Auschwitz geschleust worden waren, kam es zu vereinzelten Übergriffen durch Bahnbeauftragte. In Dresden-Neustadt wurden die Trauernden des Bahnhofsgeländes verwiesen. In Leipzig verfügte der Bahnhofsbetreiber, ein in Hamburg beheimatetes Unternehmen, die Totalsperrung für das Auschwitz-Gedenken. In Hamburg besetzten Demonstranten vorübergehend ein Bahngebäude. Im zentralen Publikumsbereich des Hauptbahnhofs Frankfurt am Main wandten sich 80 Demonstranten mit großformatigen Fotos an die Bahnreisenden und machten über mehrere Stunden ihre Ankündigung wahr, bei dem friedlichen Gedenken auf Erinnerungsverbote unter keinen Umständen Rücksicht zu nehmen. An der Demonstration im Frankfurter Hauptbahnhof nahmen u.a. die örtlichen Bevollmächtigten der IG Metall (Bernd Rübsamen und Katinka Poensgen), Drucker der ,,Frankfurter Rundschau", die Frankfurter Stadtverordnete Jutta Ditfurth sowie mehrere Initiatoren eines ,,Offenen Briefes" teil, der die bundesweiten Bahnhofsaktionen vor zwei Wochen ausgelöst hatte.1) In Vorbereitung auf die gestrigen Veranstaltungen war der DB AG schriftlich nahe gelegt worden, Übergriffe zu vermeiden und das Gedenken zu dulden.2) Daraufhin zog die Bahn ihr Ordnungspersonal zurück und überließ den Demonstranten zwischen 16 und 18 Uhr den gesamten Publikums- und Reisebereich des Hauptbahnhofs. Fotos erinnerten an Georges Secher (13 Jahre), Ginette Gladkovetzer (8 Jahre), Suzanne Spodek, (16 Jahre), Joseph Schumann (4 Jahre), Georgette Zuckermann (16 Jahre), Gabriel Benichon (16 Jahre), Monique Frankfurt (3 Jahre), Manfred Ullmann (13 Jahre) und 15 weitere Deportierte, die aus Auschwitz nie mehr zurückkehrten. Unverzeihlich ,,Wir hatten über zweitausend Flugblätter vorbereitet, aber hätten die fünffache Menge verteilen können", berichtet Heinz Klee, einer der Frankfurter Demonstranten, dieser Redaktion. In dem Flugblatttext, der auch über Lautsprecher verlesen wurde, heißt es u.a., die DB dürfe ihre Bahnhöfe für eine in Frankreich bereitstehende Ausstellung über das Schicksal der 11.000 deportierten Kinder nicht länger sperren. ,,Es ist unverzeihlich, das Gedenken an diese Opfer der NS-Barbarei auf den Bahnhöfen der DB verbieten zu wollen".3) Kein Platz Anders als in Frankfurt, wo ein starkes Presseaufgebot das Gedenken begleitete, kam es in Dresden und in Leipzig zu Zwischenfällen. In Dresden wurden die Demonstranten wenige Minuten vor Veranstaltungsbeginn des Neustädter Bahnhofs verwiesen, obwohl sie eine Nutzungserlaubnis beantragt und bewilligt bekommen hatten, heißt es in einer Presseerklärung der PDS Dresden. Sichtlich verlegen und um Verständnis bittend gaben die Ordnungskräfte im Leipziger Hauptbahnhof eine Weisung des Betreiberunternehmens weiter, wonach ein Informationsstand über den letzten Weg der 11.000 Kinder, der auch über Leipziger Gleisanlagen führte, im Bahnhof nicht untergebracht werden könne. Laut Auskunft des Betreibers (ECE Projektmanagement G.m.B.H. & Co KG, Hamburg), verfüge die Einkaufszone des Bahnhofs, die mehrere zehntausend Quadratmeter umfasst und zu den größten in Deutschland gehört (,,Promenaden"), ,,leider" über keinen ausreichenden Platz. Während ein Teil der Leipziger Demonstranten auf öffentliches Gelände auswich, versammelten sich andere im gesperrten Bahnhofsbereich und harrten dort über eine halbe Stunde aus. ,,Mehr als eine halbe Stunde, von 18.21 Uhr bis 19.05 Uhr, standen damals die Güterwaggons mit den eingepferchten Menschen auf ihrem Weg in die deutsche Vernichtungsmaschinerie auf einem Leipziger Bahnhof in der Kälte. Genau diese 44 Minuten lang" habe man der Opfer gedenken wollen, schreiben die Veranstalter in einer Pressemitteilung.4) Bezeichnendes Licht In Hamburg besetzten Demonstranten zeitweilig ein DB-Verwaltungsgebäude im Stadtteil Altona und forderten auf Flugblättern die Freigabe der deutschen Reisebahnhöfe für Fotos und Dokumente über den letzten Weg der 11.000 Kinder über das Schienennetz der ,,Reichsbahn". ,,Dass erst der Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz und eine französische Initiative zusammenkommen müssen, um für solch ein selbstverständliches Anliegen (...) Öffentlichkeit zu erlangen, wirft ein bezeichnendes Licht auf die deutschen Verhältnisse", schreiben die Hamburger Initiatoren.5) Aktionen Die Proteste gegen die Unternehmensleitung der Deutschen Bahn AG halten an. So wird aus Weimar gemeldet, dass Demonstranten am kommenden Sonntag auf das Schicksal der 11.000 deportierten Kinder aufmerksam machen wollen. Die Todeszüge waren u.a. durch Burghaun, Fassdorf und Erfurt nach Auschwitz geleitet worden. In einer Anfrage aus Gummersbach (Rheinland) wird um Fotos und Dokumente für eine Ausstellung im Stadtgebiet gebeten. german-foreign-policy.com berichtet fortlaufend über weitere Aktionen und neue Zeichner des ,,Offenen Briefes" an die Unternehmensletitung der Deutschen Bahn. 1) Offenen Brief zeichnen bei elftausendkinder@web.de 2) s. dazu Offener Brief (2) 3) s. dazu Flugblatt 4) Holocaust-Gedenken und Protest: Deutsche Bahn will keine Kritik an Verhinderung von Deportationsausstellung; Pressemitteilung Bündnis Leipziger AntifaschistInnen ,,Gegen das Vergessen" 27.01.2005 5) Kurzfristige Besetzung eines Gebäudes der Deutschen Bahn AG in Hamburg-Altona; Presseerklärung bad-weather [antifaschistische gruppe hamburg] 27.01.2005 Quelle: |
BGS-Aktion konnte Auschwitzgedenken im Hanauer Bahnhof nicht verhindern Mitteilung der Akteure Sehr geehrte Damen und Herren der Deutschen Bahn AG, des Hanauer Magistrats, des Main-Kinzig-Kreises, an die Firma Degussa Sehr geehrte Damen und Herren in den angeschriebenen Redaktionen, (da Sie trotz meiner Ankündigung dieser Gedenkaktion wegen der sattsam bekannten ausgedünnten Besetzung ihrer Redaktionen nicht am Bahnhof anwesend sein konnten, sende ich ihnen dieses ausführlicheren Bericht - bitte haben sie dafür Verständnis, dass ich nicht auch noch Fotos machen konnte) Zirka 1000 Berufstätige haben sich im Hanauer Hauptbahnhof auf dem Weg von der Arbeit lesend, diskutierend aber auch stumm vor Betroffenheit und Entsetzen an einem Auschwitzgedenken etwas anderer Art beteiligt. Das war möglich von 16.30 bis 17.15 bis der Bundesgrenzschutz einen im Bahnhof öffentlich geschriebenen Brief zum Thema Auschwitz herunterriss und den Autor mit vorläufiger Festnahme bedrohte. Der Hanau/Gründauer Schriftsteller Hartmut Barth-Engelbart hatte seine Widerstandslesung- und schreibung am 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz direkt an einen Tatort und an eine Stelle verlegt, die es unzähligen Menschen ermöglichen sollte, sich an den Auschwitzgedenken aktiv zu beteiligen. Der Tatort ist der Hanauer Hauptbahnhof, von dem aus tausende Menschen in den Tod, ganze jüdische Gemeinden aus dem Gebiet des heutigen Main-Kinzig-Kreises und angrenzender Regionen in die Gaskammern von Auschwitz und anderer KZs getrieben wurden. Über diesen Bahnhof sind unter Mitwirkung vieler Reichsbahner und Bahnpolizisten auch 11000 Kinder aus Frankreich nach Auschwitz transportiert worden. Der Hauptbahnhof war auch Ziel ungezählter Zwangsarbeitertransporte. Deshalb fordert der Schriftsteller von der Deustchen Bahn AG, dass sie endlich ihre Weigerung aufgibt, eine Ausstellung über diesen Kindertransport nach Auschwitz in allen großen Bahnhöfen an der Strecke zu zeigen. Barth-Engelbart fordert in seinem offenen Brief an den Bahn-Vorstand, den Hanauer Magistrat und den Main-Kinzig-Kreis die Errichtung einer Gedenkstätte im Hanauer Hauptbahnhof, die an die Opfer und den Widerstand gegen den Naziterrorund seine Nutznießer erinnern soll. Diese Forderung des Autors stieß auf laut geäußerte Zustimmung der mitlesenden Menschen im Bahnhof. Der Schriftsteller will sich auch auf diesem Weg bei den vielen Menschen bedanken, die durch ihr couragiertes argumentierendes Eingreifen seine Festnahme verhindert und die BGS-Beamten etwas zum Nachdenken gebracht haben. Durch das Eingreifen des BGS wurde der Inhalt des Briefes und sein Anliegen natürlich noch viel weiter verbreitet. Der BGS hat dann den Auitor vom Bahnhofsgelände ver- und ihn angewiesen, seinen Offenen Brief doch in der Stadt aufzuhängen. Dieser Aufforderumng leistete der Schriftsteller nach einigen von zahlreichen Bahnkunden mit Beifall unterstützten Ansprachen in und vor dem Bahnhof umgehend Folge. Ab 18 Uhr hing dann der durch die BGS-Intervention noch nicht fertiggestellte Brief am Freiheitsplatz und wurde dort noch einmal von 100 bis 200 Menschen gelesen und diskutiert. Ob der BGS und die Deutsche Bahn Anzeige wegen Hausfriedensbruches stellen werden, ist noch nicht abzusehen. Sollte es dazu und zu einer Gerichtsverhandlung kommen - so der Autor - würde das dann wieder eine gute öffentlich angekündigte Aktion zur Erinnerung an Auschwitz und damals und heute möglichen demokratischen Widerstand. Es folgt jetzt der Wortlaut des Offenen Briefes an den Vorstand der Deutschen Bahn AG, den Hanauer Magistrat und den Main-Kinzig-Kreis: |
Den vollen Fahrpreis dritter Klasse kassiert Offener Brief an den Vorstand der Deutschen Bahn AG, den Hanauer Magistrat und den Main-Kinzig-Kreis zum 60. Jahrestag der Befreiung des KZ-Auschwitz durch die Rote Armee Die DB hat sich geweigert, eine Ausstellung über die Deportation von 11 000 Kindern aus Frankreich über Saarbrücken, Frankfurt - HANAU - Fulda nach Auschwitz zuzulassen. Die französischen Staatsbahnen haben dagegen nicht nur ihre Mitschuld bekannt, sondern auch 18 große Bahnhöfe für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt. Die DB AG lehnte ab "wegen der Kosten"! Sie müsse ja auch "die Fußball WM sponsern". Nach der Zerstörung der Produktionsanlagen in Frankfurt wurden von Hanau aus per Bahn von der Degussa-Tochter Degesch alle Gaskammern der KZs mit Zyklon-B beliefert. Deutsche Wertarbeit, made in Hanau. Deutsche Werte! Die Firma Degussa lebt heute noch auch von den Zinsen aus diesem Mordsgeschäft. Die Deutsche Reichsbahn hat für jeden in KZs oder zur Zwangsarbeit transportierten Erwachsenen den vollen Fahrpreis dritter Klasse kassiert, für Kinder von 4 bis 11 Jahren nur die Hälfte, Kleinkinder und Babys durften umsonst ins KZ fahren. Die DB AG als "Erbin" und Rechtsnachfolgerin der Reichsbahn sitzt heute noch auf den verzinsten Profiten aus den KZ-Transporten, aus Zwangsarbeit und "Arisierungs"-Geschäften. In Hanau im Hauptbahnhof muss eine Gedenkstätte "zwischen den Gleisen" errichtet werden zum Gedenken an die vielen Menschen, die von hier aus in die Gaskammern geprügelt, in Zwangsarbeitslager versklavt und als Kindersoldaten in diesen gigantischen Raubkrieg gezwungen wurden. Einen der verbrecherichsten Jugendverführer und Kindersoldatenlieferanten hat die Stadt Hanau ca. 50 Jahre lang damit geehrt, dass eine Straße nach ihm benannt wurde und eine große Sportanlage: der Reichsturnerchef Carl Diem hat noch im Januar 1945 in OlympiaStadion in Berlin in einer gigantischen Massenveranstaltung zigtausende von Hitlerjungen auf Adolf Hitler und den Endsieg eingeschworen und sie ins Morden und den sicheren Tod geschickt. So was ehrt(e) Hanau. Einen der wichtigsten Organisatoren des Widerstands gegen die Nazidiktatur hat die Stadt Hanau dagegen mit einem Federstrich aus der Stadtgeschichte getilgt: Ernst Thälmann. Nach 1945 wurde im Stadtteil Lamboy nach ihm eine Straße benannt, im vorauseilenden Gehorsam wurde sie kurz vor dem KPD-Verbot 1956 erst in Berliner Straße und später in Dartforder Straße umbenannt. Selbst in Artikeln gestandener alter Sozialdemokraten über die Stadtgeschichte und die Straßennamen taucht Ernst Thälmann nicht mehr auf, der als kommunistischer Widerstandsorganisator und KPD-Vorsitzender 1944 im KZ Buchenwald von den Nazis ermordet wurde. Die Stadt Hanau hat eine politisch-moralische Verpflichtung, eine solche aktive Gedenkstätte zu errichten. Daran muss sich der Main-Kinzig-Kreis, die Deutsch Bahn-AG und alle Firmen beteiligen, die Nutznießer des NS-Regimes und besonders der KZ- und anderer Zwangsarbeit waren. mit freundlichen Grüßen Hartmut Barth-Engelbart |