Loxstedt, 4.2.2005, Demonstration gegen Abschiebung einer kurdischen Familie aus Loxstedt im Landkreis Cuxhaven |
Die Angst ist groß Anmerkungen von Uwe Menger Das Schreiben der Ausländerbehörde Cuxhaven vom 11. Januar brachte die Hiobsbotschaft direkt ins Haus von Familie Eti in Loxstedt. Kurz und knapp wird die zehnköpfigen Familie aufgefordert Deutschland „freiwillig“ bis zum 13 Februar zu verlassen, andernfalls droht die Abschiebung. Aus der Traum! Der Traum von Sicherheit, von Freiheit, von Bildung und Zukunft ist im Nu zerplatzt wie eine Seifenblase. Was soll jetzt aus ihnen werden? Wohin sollen sie zurück? Das älteste Kind, die inzwischen siebzehnjährige Gazal, war damals, als sie nach Deutschland kamen, gerade 7 1/2 Jahre alt. Ihre sieben jüngeren Geschwister können sich kaum an die Türkei erinnern, türkisch sprechen sie nicht, woher auch? Ihre Sprache ist deutsch und kurdisch, die Sprache der Eltern. Kurdisch allerdings ist die Sprache einer ungeliebten, bislang sogar verfolgten Minderheit. Und überhaupt, was sollen sie in der Türkei? Zurück in das Land, aus welchem sie vor vielen Jahren vor Folter und Unterdrückung flohen? Die Angst ist groß, wie kann es weitergehen? Gazal setzt alle ihre Hoffnungen auf die angestrebte schulische Ausbildung, sie besucht zur Zeit das Gymnasium in Loxstedt. Von dort, von Mitschülern, Freunden, Lehrern, Nachbarn und Eltern entsteht eine Welle der Solidarität. Gemeinsam überlegt man was zu tun sei und beginnt spontan mit einer Unterschriftensammlung. Der Kreis der solidarischen Schüler wird schnell größer und es entsteht die Idee einer Demonstration quer durch die Gemeinde. Am 4. Februar ist es dann soweit. Insgesamt 400 Personen marschieren gemeinsam von der Schule zum Rathaus. Inzwischen sind über 1800 Unterschriften gesammelt, die Dorfgemeinschaft hält zusammen. Zielpunkt des Protestmarsches ist das Loxstedter Rathaus. Schließlich heißt es ja Rat-haus, man erhofft sich Unterstützung bei den Volksvertretern. In zuvor geführten Einzelgesprächen bekunden zwar alle örtlichen Ratsmitglieder ihre persönliche Betroffenheit, doch vor die Öffentlichkeit mag keiner treten. Offensichtlich will man sich nicht die Finger verbrennen und von Zivilcourage ist man weit entfernt. Nicht so H. Dittmar, der Pastor der Gemeinde. Vor dem Rathaus spricht er zu den Teilnehmern und nimmt kurzerhand die gesammelten Unterschriften entgegen. Er wird nun am 17. Februar in Begleitung einer Delegation zum Kreishaus nach Cuxhaven fahren, um die Unterschriftensammlung dem Landrat, Kai-Uwe Bielefeld, zu übergeben. |