Köln, 19.8.2005 - 'Weltjugendtag' - Sankt-Prekarius-AktionBilder

Folge dem Geist des St. Prekarius

Aufruf zur Prozession zu Ehren des St. Prekarius

Komm zur Prozession zu Ehren des Schutzheiligen der Entrechteten nach Köln im Rahmen des Weltjugendtages am 19. August 2005

Am 19.August 2005 wird nicht nur Papst Benedikt in Köln zum Weltjugendtag erwartet. Die Anhänger des St Prekarius werden gemeinsam mit mehr als 800.000 Pilgern ebenfalls zu Gast in Köln sein und rufen zu einer gemeinsamen Prozession zu Ehren von Sankt Prekarius, dem Schutzheiligen der Entrechteten auf.

Von der Kunde des Heiligen Prekarius ...

Aus dem Italienischen: „...Am 6. November 2004 hat die erste landesweite Wallfahrt stattgefunden, zu der sich mehrere tausend Pilger in Rom zusammenfanden. Dabei ereignete sich das erste Prekarius-Wunder: Keiner der aus allen Landesteilen per Bahn angereisten Frommen brauchte einen Fahrausweis - zähneknirschend hat TrenItalia ihre Bußgelddrohung gegen die organisierten Freifahrer zurückgezogen. In Rom kam es auf Geheiß des Heiligen zu Gratiseinkäufen..."

Auch in Deutschland handelten bereits Gläubige im Geiste des St. Prekarius. Sie predigten in den vergangenen Monaten in Berlin und Hamburg und verhalfen den Armen und Mittellosen zu üppigen Speisungen in mit vielen Sternen versehenen Restaurants. Unter dem Schutz des Heiligen Prekarius spendeten seine Anhänger in Kassel nicht ihre eigenen Kleider, sondern die eines weltbekannten Bekleidungshauses an bedürftige Passanten. Sankt Prekarius half in vielen Gemeinden, gegen Vertreibung und Ausgrenzung leere Stallungen und herrschaftliche Häuser wieder mit Leben zu füllen. Der Heilige Prekarius stand auch schon Zugereisten aus fernen Ländern bei, dass sie ihr Brot frei wählen konnten und nicht über Gutscheine abgespeist werden. Als Erleichterung ihrer alltäglichen, beschwerlichen Wege, sorgte der Geist des heiligen Prekarius für freie Wallfahrt aller Mittellosen in den gemeinschaftlichen Fortbewegungsmitteln der Städte Berlin, Hamburg Dresden und Köln.

... und seiner vielen Anhänger

Die Anhänger des Sankt Prekarius verurteilen die unseligen Taten der Scheinheiligen in der Kirche selbst. Wie kann eine kirchliche Vereinigung, die Vorgibt, den Entrechteten beizustehen , selbst hergehen und diese knechten!

„ Weh auch euch Gesetzesgebern! Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür." (Lk 11,46)

Und es werden immer mehr, die die Kunde von Prekarius und seinem Streben nach Gerechtigkeit durch die Lande tragen!

Wir wollen mit Bildern, Liedgut und lebhafter Andacht den Geist des Heiligen Prekarius verbreiten.

19. August, 18 Uhr
Ort wird noch bekannt gegeben

Quelle: www.sanktprekarius.tk


Prozession zu Ehren des St. Prekarius in Köln

Bericht von Prekarius-Pilger, 21.08.2005

Nicht nur Papst Benedikt XVI. war in dieser Woche in Köln zu Gast. 200 Anhängerinnen und Anhänger des Sankt Prekarius nahmen am 19.08. an einer abendlichen Prozession zu Ehren des Schutzheiligen aller Entrechteten teil. Dabei wurde bereits zu Beginn deutlich:

1. Petrus und Prekarius sind leider keine dicken Freunde.

2. Die Brüder und Schwestern in Grün vom Orden der Deutschen Polizei begegnen dem Ansinnen des Sankt Prekarius mit Argwohn und wollen hier nix dem Zufall überlassen.

3. Die Pilgerinnen und Pilger haben trotzdem eine Menge Spaß bei ihrer Prozession

Die Pozession startete am Kölner Rudolfplatz und ging in einem Rundweg durch das angrenzende Viertel. Leider sorgte ein wahrhaft biblischer Regen nach einigen Minuten für eine völlige Durchnässung der Pilger. Und auch die Botschaften von Prekarius stießen nicht bei allen auf Begeisterung. Einige Polizisten versuchten sogar, sich der Prozession in den Weg zu stellen. Doch abermals vollbrachte St. Prekarius ein Wunder und die bekehrten Polizisten reihten sich in die Prozession ein. Vielleicht hoffte der eine oder die andere selber auch auf ein kleines soziales Wunder, vielleicht die Verdopplung der Urlaubtage im nächsten Jahr oder zukünftig zwei Sonntage in einer Woche frei. Nun, schauen wir ob Prekarius auch diese Wünsche erfüllen kann.

Der Marsch, der den Spuren des Unrechts in der Stadt Köln folgte, konnte jedenfalls beginnen. Zugegeben, das Pilgern in einem Wanderkessel ist manchmal etwas hinderlich, doch ihre gute Laune ließen sich die Anhängerinnen und Anhänger des Prekarius nicht vermiesen. Mit Bildern, riesigen Statuen und lebhafter Andacht verbreiteten sie den Geist des Heiligen Prekarius. Es wurde reichlich gesungen und den sozialen Wundern von Prekarius gehuldigt. Da es auch so manchen gab, der Prekarius und sein Schaffen nicht in der Gänze kannte, wurden Anwesende und herumstreunende Besucher des Weltjugendtages hier aufgeklärt. Für alle anderen hier noch mal ein kleiner Exkurs in die Geschichte:

Sankt Prekarius - der Schutzheilige der Armen und Entrechteten

Pedro Lentini wurde um 1496 als Kind bäuerlicher Eltern in einen Dorf nahe Rom geboren. Noch bevor er das zwölfte Lebensjahr vollendete, starben seine Eltern. Eines Sonntags als er in die Kirche kam, hörte der kleine Pedro aus dem Evangelium die Botschaft: "Siehe, dass der Eine mit Mitteln reichlich gesegnet ist, während der andere im Schweisse seines Angesichts sein Dasein fristen muss, ist nicht von Gott gegeben" (Joh.6,36). Pedro fühlte, daß die Botschaft an ihn gerichtet war und gehorchte dem Wort Gottes. Von nun an widmete er sein Leben der Gerechtigkeit. Er predigte was ihm von Gott aufgetragen, und schnell fanden sich Anhänger um ihn ein, die ihn auf seinem Weg begleiteten. Sie nahmen von den Reichen und gaben es den Armen. Schnell verbreitete sich so die Kunde von den Taten Lentinis und seiner Anhänger.

Bald wurden die Reichen unruhig. Manch uneinsichtiger Wohlhabender trachtete danach das Handeln des Pedro Lentini zu unterbinden. Ihrer Ansicht nach, sollte ein jeder in harter Arbeit sein Leben fristen und sich verdingen müssen.

Im Jahre 1525 traf Lentini in Mühlhausen auf Thomas Münzer. Erzählungen zufolge ermutigten die Berichte über die Taten seiner Anhänger in südlicheren Regionen die Bauern dazu, gegen ihr bisheriges Leben zu rebellieren. Auch in anderen Teilen Europas folgten immer mehr Arme dem Beispiel des Pedro Lentini. Sie fassten Mut als sie sahen, dass ihr unsicheres und ärmliches Dasein nicht von Gott gegeben, sondern der ungerechten Verteilung der Mittel geschuldet war. Das Erstarken von Lentinis Anhängerschar und seiner Taten missfiel einigen mächtigen Fürsten zunehmend, so dass einer von ihnen schließlich einen Meuchelmörder anheuerte. Dieser machte dem Leben des Pedro Lentini in einer dunklen Nacht des Jahres 1529 ein Ende.

Seither wird er von seinen Anhängern als St. Prekarius verehrt. Dennoch ist eine offizielle Heiligsprechung durch den Papst ist bis heute ausgeblieben. Es gibt jedoch Gerüchte, die besagen, dass diese kurz bevorsteht.

St. Prekarius wird von allen Menschen verehrt, die fest an ein anderes Dasein auf Erden glauben. Immer wieder zeigt sich St. Prekarius den Menschen, die für ein Ende der Leiden auf Erden eintreten. Wieder und wieder legte er seine schützende Hand über die Menschen, die für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, für billigen Wohnraum und Bleiberecht stritten.

So berichtete ein Augenzeuge: "...Am 6. November 2004 hat die erste landesweite Wallfahrt stattgefunden, zu der sich mehrere tausend Pilger in Rom zusammenfanden. Dabei ereignete sich das erste Prekarius-Wunder: Keiner der aus allen Landesteilen per Bahn angereisten Frommen brauchte einen Fahrausweis - zähneknirschend hat TrenItalia ihre Bußgelddrohung gegen die organisierten Freifahrer zurückgezogen. In Rom kam es auf Geheiß des Heiligen zu Gratiseinkäufen..."

Die regelmäßigen Leserinnen und Leser von „indymedia" wissen natürlich auch das Prekarius auch in Deutschland viele Wundertaten vollbracht hat. Da lies er in Kassel bei dem letzten BUKO Kleidung aus einem Warenhaus einfach so in der Fußgängerzone verteilen. In Berlin erklärte er die teuren Eintrittspreise der städtischen Schwimmbäder an einem heißen Sommertag für null und nichtig. Und in Hamburg öffnete er im Mai die Pforten eines Luxusrestaurant für hungrige Menschen zum Gratisessen. Und in einigen anderen Städten legte er dem Treiben von allzu eifrigen Bahnkontrolleuren Steine in den Weg. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Der Pilgermarsch des Prekarius in Köln führt so auch an diesem Tag auf seinem Weg durch die Kölner Strassen bis in die dunkelsten Ecken des Supermarktes Lidl. Der zufällig am Rande der Strecke erschien. Den Verfehlungen des Lidl-Eigentümers Herrn Schwarz, den Überstunden und täglichen Schikanen begegneten die Pilger mit Blumen für die Beschäftigten und dem Gesang "Lidl zur Hölle, wir ins Paradies!" Auf einen weitergehenden Besuch innerhalb des Supermarktes musste leider verzichtet werden, die Brüder und Schwestern in Grün hatten offenbar von den Untaten der Geschäftsführung noch nicht genug gehört oder aber trauten sich nicht ihre Abscheu gegen das unsoziale Gebaren offen zu zeigen. Bis in den späten Abend bewachten sie deshalb mit einer Hundertschaft diese Filiale, aus Angst der Prekarius könnte noch mal spontan erscheinen und seinen Protest gegen die miesen Arbeitsbedingungen praktisch zeigen. Aber zum Glück ist Sankt Prekarius ja nicht an Zeit- und Dienstpläne der Polizei gebunden. So wird es wohl ein Wiedersehen an einem anderen Ort und zu einer anderen Zeit geben.

Die Polizei hatte im Folgenden irgendwie die Lust an der Prozession verloren. Ein weiterer Marsch in die Innenstadt wurde verboten und nach das Treiben der Pilgerinnen und Pilger auf dem Kölner Ring, einer der Hauptverkehrsstrassen, zehrte etwas an den Nerven der ebenfalls durchnässten Beamten. Doch noch stand die Heiligsprechung aus:

Wir sind gemeinsam durch die Stadt gezogen, um die Botschaft des Heiligen Prekarius zu verkünden. Wir alle wissen, dass Prekarius der Schutz der Menschen vor den Zumutungen des Kapitalismus besonders am Herzen liegt. In den letzten Jahren erschien Prekarius in Italien, in Spanien, in England und natürlich auch hier in Deutschland und vollbrachte viel soziale Wunder. Mehr noch, er hat der Ausbeutung der Menschen und ihrem ungesicherten, rechte- und würdelose Leben den Kampf angesagt. Deshalb nennen wir Prekarius auch den Heiligen Prekarius.

Seine Wunder sind inzwischen vielfach verbürgt. Seine Geschichte geht dabei zurück auf das 16. Jahrhundert. Unter dem Namen Pedro Ventini lebte und wirkte Prekarius in Italien. Doch seine konsequente Unterstützung für die armen Bauern in der Region, sein lauter Ruf nach Gerechtigkeit und sein Widerstand gegen die unmenschliche Ausbeutung war den Reichen ein Dorn im Auge. Sie ließen Pedro Ventini umbringen und verfolgten seine Anhänger erbarmungslos. Seit dieser Zeit wird er besonders von all den Menschen verehrt, die fest an ein anderes Dasein auf Erden glauben. Denn immer wieder erscheint Prekarius und legt seine schützende Hand über alle, die für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen kämpfen, für billigen Wohnraum und für Bleiberechte.

Besonders in letzter Zeit wurde Prekarius auch in vielen Orten hier in Deutschland aktiv. Er verteilte spontan Kleidung aus Kaufhäusern an Bedürftige. Er verschaffte Hungrigen Zugang zu eigentlich unbezahlbaren Luxusrestaurants, öffnete die Tore von überteuerten städtischen Schwimmbädern und sorgte dafür, dass Kontrolleure in Bussen und Bahnen nicht zu übereifrig wurden. Den streikenden Arbeitern am Londoner Flughafen sprach der Heilige Prekarius Mut zu und scheinbar sozialen Unternehmen, die sich hemmungslos an Ein-Euro-Jobber bereichern, wie etwa die Caritas hier Köln, geißelt er für ihr schändliches Tun. Wo er nur kann, legt er diesem Treiben Steine in den Weg. Das ist mutig und für uns ein großes Vorbild. Er ist ein Wegweiser, wenn wir mal wieder nicht wissen, wie wir die Miete, den Einkauf oder etwa auch den Kinobesuch bezahlen sollen.

Leider ist es so, dass wir zwar alle wissen, dass Prekarius ein wahrer Heiliger ist, doch zur obersten Spitze der katholischen Amtskirche ist dies noch nicht ganz durchgedrungen. Vielleicht fürchtet sich auch so manch hoher Herr vor der offiziellen Anerkennung des vorbildhaften Lebens und den idealistischen Ideen vom Heiligen Prekarius. Weil die Not in diesen neoliberalen Zeiten aber so drückend ist, wollen wir das offizielle Prozedere ein wenig abkürzen. Wir alle zusammen sprechen deshalb an dieser Stelle Prekarius heilig. Die Statue verbleibt hier als ein Denkmal an diese visionäre Gestalt und als Zeugnis für einen wahren Heiligen.

Heiliger Prekarius, wir danken Dir für Dein Schaffen und werden Dich als Vorbild für weitere Taten nehmen.

Nach der Heiligsprechung löste sich die Prozession an dieser Stelle zunächst auf. Doch wenigstens eine Station hatte der Heilige Prekarius noch auf seiner Dringlichkeitsliste. Am späteren Abend führte er die Pilgerinnen und Pilger noch einmal in die Kölner Südstadt. Dort ging es u.a. am Kölner Hauptgebäude der Caritas vorbei. Diesen Scheinheiligen der Kirche, die Barmherzigkeit predigt und zugleich die Entrechteten für 1 Euro pro Stunde schuften lässt. Die Türen ließ dieses teuflischen Ortes ließ Prekarius spontan verriegeln und an den Wänden hinterließ er Botschaften seines Unmutes. Damit ging ein weiterer Tag im umtriebigen Leben von Sankt Prekarius und seinen Pilgerinnen und Pilgern zu Ende.

Noch steht den großen Übeln dieser Welt nur eine kleine Zahl Anhänger des Sankt Prekarius entgegen. Doch wenn am Sonntag 400.000 Pilger Köln wieder verlassen und in ihre Heimatstädte zurückkehren, werden nicht wenige von ihnen den Geist des Heiligen Prekarius in ihren Herzen tragen.

Quelle: de.indymedia.org


Das Prekarius-Wunder von Köln

Bericht von HP Fischer, 22.08.2005

Anlässlich des Weltjugentages in Köln hatten auch die Anhänger des Heiligen, Sankt Prekarius zu einer Prozession aufgerufen. Dem Ruf folgten rund 200 Pilger, die sich unter Bildern, Bannern und seiner Figur auf dem Rudolfplatz versammelten. Auch die Polizei wollte nicht abseits stehen und verfolgte die Ansammlung der Prekarianer höchst aufmerksam. Der illustre Haufen erschien sogar derart interessant, dass die Polizei die Videokamera zückte, um sich einen Erinnerungsfilm anzulegen. Als die Anhänger des Prekarius Lieder, Gebete und Fürbitten anstimmten, war plötzlich die Stimme des Herrn zu vernehmen. Allerdings die eines Herrn aus einem Polizeifahrzeug, der die Versammelten dazu aufrief, diese "nichtangemeldete Demonstration", wie er es nannte, aufzulösen. Doch der Glauben an den Heiligen Sankt Prekarius vereinte die Pilger und sie wichen nicht. Plötzlich setzte sich die Sänfte mit der Figur des Prekarius in Richtung Ampel in Bewegung, wartete bis diese grün zeigte und die Ringe Richtung Aachener Str. gefahrlos überquert werden konnten. Die Anhänger folgten ihrem Heiligen, auch als dieser den viel zu engen Bürgersteig verließ, um seine Prozession über die Aachener Str. zu führen.

Flankiert wurde der Tross nun von polizeilichen Einsatzkräften im Dauerlauf. Zunächst schien es, als ob auch sie dem Abbild des Heiligen möglichst nahe sein wollten, doch nein. sie bildeten eine Kette quer über die Straße und hinderten die Prozession an deren Vorankommen. Gleichzeitig riegelten Fahrzeuge der irdischen Einsatzkräfte den Weg zurück über die Ringe ab. Weitere Kräfte der irdischen Heerscharen bauten sich links und rechts der Prozession auf und umringten so die Gläubigen. An einem Fortführen des Pilgerweges war zunächst nicht zu denken, weshalb unmittelbar der Heilige angerufen wurde. Mit fröhlichen Gesängen, tanzen und hüpfen feierten ihn seine Anhänger und rückten in der Not immer enger zusammen. Die Gebete wurden erhöht, denn der Himmel schickte in Form eines kräftigen Gewitters Wasserwerfer gegen die in grün gekleideten Heiden. Da Prekarius, nicht über chirurgische taktische Waffen verfügt, traf dies zwar auch seine Anhänger, doch fühlten jene sich hierdurch gesegnet und kommentierte jeden vom Himmel gesschickten Blitz mit einem lauten "Hallelujah".

Dreißig Minuten stiller Andacht und lauter Lobpreisungen vergingen so, bis auch die der letzte bekehrt war. Die Prozession durfte ihren Weg fortsetzen und gelangte schließlich zu einer Filiale des Lidl. Dort wurde Passanten, Angestellten und Kunden deutlich gemacht, wie sich diese Handelskette an der Prekarisierung des Lebens beteiligt. Nach einer Reihe kritischer Worte und Vorführungen, wollten die Gläubigen den Ausgebeuteten der Firma Blumen überreichen, um ihnen zu zeigen, dass Prekarius auch mit ihnen ist. Leider wurde das sowohl von der Geschäftsleitung als auch von der Polizei nicht geduldet.

So zog die Prozession weiter über die Moltkestr., Richard-Wagner-Str, Ringe zurück zum Rudolfplatz wo die Abschlussfeier stattfand, bis sie aufgelöst werden musste. Als Resümee kann gezogen werden, dass der Heilige wieder ein Wunder tat, denn obwohl die Polizei die Prozession als "nicht angemeldete Demonstration" wertete und die Stadt zur Zeit in einer Art Belagerungszustand ist, konnten die Prekarianer ihre Prozession, wenn auch nicht im geplanten Umfang durchsetzen.

Ein weiteres Wunder geschah einige Zeit später bei der Caritas in der Südstadt, wo Anhänger des Heiligen Sankt Prekarius, wie aus dem Nichts auftauchten, die Tür mit Klebeband versiegelten ("Caritas sofort stilllegen") und ein großes Banner aufhängten, auf welchem eine Losung gegen deren unchristliche Ausbeutung der Ein-Euro-Jobber prangte.

Quelle: www.gemeinsam-gegen-sozialraub.de


Prekarisierung

Information der Veranstalter der Prozession

Unter Prekarisierung verstehen wir einen zunehmenden Prozess der Verunsicherung. Sie vollzieht sich in ökonomischen, politischen und sozialen Zusammenhängen.

Mensch wird in den Zustand der/des Bettelnden/Flehenden versetzt.

Aneignung: Wir setzen die Praxis der Aneignung der neoliberalen, globalen Enteignung entgegen. Wir meinen nicht nur die Aneignung von Dingen und Waren sondern auch die Aneignung von Räumen, Diskursen und Begriffen.

Wir wollen alles! Globale Soziale Rechte: Jeder Mensch hat das Recht auf ein würdevolles Leben. Ein Recht auf Nahrung, Gesundheit und alles was wir wollen.

Weltweiter Kampf um das Recht auf Rechte!

Quelle: www.sanktprekarius.tk/


St. Prekarius - der Schutzheilige der Armen und Entrechteten

Information der Veranstalter der Prozession

Pedro Lentini wurde um 1496 als Kind bäuerlicher Eltern in einen Dorf nahe Rom geboren. Noch bevor er das zwölfte Lebensjahr vollendete, starben seine Eltern. Eines Sonntags als er in die Kirche kam, hörte der kleine Pedro aus dem Evangelium die Botschaft: "Siehe, dass der Eine mit Mitteln reichlich gesegnet ist, während der andere im Schweisse seines Angesichts sein Dasein fristen muss, ist nicht von Gott gegeben" (Joh.6,36). Pedro fühlte, daß die Botschaft an ihn gerichtet war und gehorchte dem Wort Gottes. Von nun an widmete er sein Leben der Gerechtigkeit. Er predigte was ihm von Gott aufgetragen, und schnell fanden sich Anhänger um ihn ein, die ihn auf seinem Weg begleiteten. Sie nahmen von den Reichen und gaben es den Armen. Schnell verbreitete sich so die Kunde von den Taten Lentinis und seiner Anhänger.

Bald wurden die Reichen unruhig. Manch uneinsichtiger Wohlhabender trachtete danach das Handeln des Pedro Lentini zu unterbinden. Ihrer Ansicht nach, sollte ein jeder in harter Arbeit sein Leben fristen und sich verdingen müssen.

Im Jahre 1525 traf Lentini in Mühlhausen auf Thomas Münzer. Erzählungen zufolge ermutigten die Berichte über die Taten seiner Anhänger in südlicheren Regionen die Bauern dazu, gegen ihr bisheriges Leben zu rebellieren. Auch in anderen Teilen Europas folgten immer mehr Arme dem Beispiel des Pedro Lentini. Sie fassten Mut als sie sahen, dass ihr unsicheres und ärmliches Dasein nicht von Gott gegeben, sondern der ungerechten Verteilung der Mittel geschuldet war. Das Erstarken von Lentinis Anhängerschar und seiner Taten missfiel einigen mächtigen Fürsten zunehmend, so dass einer von ihnen schließlich einen Meuchelmörder anheuerte. Dieser machte dem Leben des Pedro Lentini in einer dunklen Nacht des Jahres 1529 ein Ende.

Seither wird er von seinen Anhängern als St. Prekarius verehrt. Dennoch ist eine offizielle Heiligsprechung durch den Papst ist bis heute ausgeblieben. Es gibt jedoch Gerüchte, die besagen, dass diese kurz bevorsteht.

St. Prekarius wird von allen Menschen verehrt, die fest an ein anderes Dasein auf Erden glauben. Immer wieder zeigt sich St. Prekarius den Menschen, die für ein Ende der Leiden auf Erden eintreten. Wieder und wieder legte er seine schützende Hand über die Menschen, die für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen, für billigen Wohnraum und Bleiberecht stritten.

So berichtete ein Augenzeuge: "...Am 6. November 2004 hat die erste landesweite Wallfahrt stattgefunden, zu der sich mehrere tausend Pilger in Rom zusammenfanden. Dabei ereignete sich das erste Prekarius-Wunder: Keiner der aus allen Landesteilen per Bahn angereisten Frommen brauchte einen Fahrausweis - zähneknirschend hat TrenItalia ihre Bußgelddrohung gegen die organisierten Freifahrer zurückgezogen. In Rom kam es auf Geheiß des Heiligen zu Gratiseinkäufen..."

Quelle: www.sanktprekarius.tk/


LiDL zur Hölle - wir ins Paradies

Gebet der Prozessionsteilnehmer

LiDL, wir sind die Anhängerinnen und Anhänger des Sankt Prekarius, dem Schutzheiligen der Entrechteten, und versammeln uns heute hier vor deinen Toren.

Denn LiDL, deine unermesslich scheinende Gewinnspanne basiert zum einen auf deiner billigen Produktpalette, für die du die Produzenten und Produzentinnen in den Ländern des Südens schuften lässt ohne ihnen faire Preise zu zahlen.

Und auch hier betrügst du deine Belegschaft um den ihnen zustehenden Lohn . Doch besinne dich, LiDL: Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert , so verkündet es Lukas.

Wir Gläubigen arbeiten nicht alle bei dir, LiDL , wir studieren, arbeiten im Call Center oder als Selbständige, beziehen Hartz IV, jobben in Kneipen, fahren Taxi, ziehen Kinder groß: häufig vieles davon gleichzeitig.

Aber doch begreifen wir all diese Arbeits- und Lebensverhältnisse als Ausdruck desselben profitorientierten Systems , in dem Menschen nur als gesichtsloser auszubeutender Rohstoff vorkommen.

Und du, LiDL, du stellst dich ihnen allen voran: Schlecker, Aldi und Walmart, die immer unerträglichere Arbeitsbedingungen zu unverschämt niedrigen Löhnen durchzudrücken versuchen .

Halte ein! Rufe die Arbeiter und gib ihnen den Lohn , das fordern wir wie Matthäus!

Und darum sind wir alle heute hier und schließen uns im Namen des Sankt Prekarius zusammen, der seinen Mantel schützend über uns breitet.

Denn wir wollen nicht vereinzelt um unsere Arbeitsplätze fürchten, nein, wir werden gemeinsam für eine bessere Welt kämpfen , in der Milch und Honig in Strömen fließt.

Der Prediger verkündet: Alle Arbeit des Menschen ist für seinen Mund. Doch was berichten uns deine Angestellten, LiDL? Ich habe ganze Monden vergeblich gearbeitet , so sagen sie es uns mit Hiobs Worten.

Denn morgens in der Früh und abends spät müssen sie unbezahlte Überstunden leisten.

Von eurer Arbeit soll nichts gemindert werden , so bezeugt es Moses. Doch LiDL, bei dir werden Arbeitsrechte als teurer Firlefanz betrachtet , den man sich um der Gewinne willen nicht mehr leisten mag.

Betriebsräte, die Arbeitnehmerschutz und Tarifansprüche durchsetzen, weißt du bisher systematisch zu verhindern.

Und mit Recht, denn bei dir, LiDL, gehört Schikane gegenüber deinen Angestellten anscheinend zum Geschäft. In vielen Läden herrscht Angst. Wer als Verkäufer oder Verkäuferin dem hohen Leistungsdruck nicht standhält, der läuft Gefahr, aussortiert zu werden.

Betroffen davon sind vor allem Frauen , die meistens in Teilzeit- oder Minijobs bei dir arbeiten. Und ihres Arbeitens ist kein Ende, so hat es schon der Prediger vorausgesehen.

Dafür lässt du, LiDL, sogar das moderne Teufelswerk der Kameraüberwachung im Dunkeln der Nacht installieren, womit du den Kassiererinnen auf die Finger gucken kannst. So scheinst du jeden Bezug zu Gott verloren zu haben!

Neben den Kameras sind es deine dämonischen Filialleiter, die ihre Mitarbeiter überwachen.

Der Fürst der Finsternis selbst scheint in sie gefahren zu sein, wenn sie die Spinde, Taschen und Autos von Angestellten kontrollieren , ob kein LIDL-Produkt sich in sie verirrt haben möge, und dahingehen und Hausbesuche machen, um die Richtigkeit einer Krankmeldung zu erspitzeln.

LiDL, unerbittlich gehst du gegen Grundrechte und Mitbestimmung deiner Mitarbeiter vor.

Und jene, die sich für ihre Rechte und die ihrer Kolleginnen einsetzen und auf die Gründung von Betriebsräten pochen, eben jenen drohen inquisitorische Verhöre, Mobbing und die Kündigung.

Doch selig sind, die um der Gerechtigkeit Willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Reich der Himmel.

Und so bitten wir dich, Sankt Prekarius, steh jenen bei, die Betriebsräte gründen , um die Rechte der Angestellten einfordern und verteidigen zu können!

Und du LiDL, wandele nicht im dunklen Tal , besinne dich auf geltende Arbeitsrechte! Wie Amos können wir sagen, ich weiß, euer Freveltaten sind viele.

Und damit sind wir nicht alleine. Erzürnt hast du die Brüder und Schwestern von ver.di , deine Vergehen sammelten in ihren Schriften.

Unversöhnlich stehen dir die Überflüssigen gegenüber:"Gehe einmal nicht in die LiDL-Filiale, sondern direkt ins Paradies" so forderten sie es in Berlin.

Den "Big Brother Award 2004" in der Kategorie "Arbeitswelt" erhieltest du für den nahezu sklavenhalterischen Umgang mit deinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

In den letzten Tagen wandte sich die Katholische Arbeitnehmerbewegung gegen dich, und auch die attac-Sommerakademie beschäftigte sich händeringend mit deinen zahlreichen Sünden.

--- In unserer christlichen Solidarität und Nächstenliebe wollen auch wir diese nicht dulden!

Hilf uns, Sankt Prekarius, denn wir haben einen langen dornigen Pfad vor uns, fordern wir doch die sofortige Verdopplung der Stundenlöhne bei LiDL!

--- Die LIDL-Zwangsverhältnisse gehören hinweggefegt, ebenso wie alle anderen prekären Arbeits- und Lebensverhältnisse, die ein Paradies auf Erden verhindern.

Höret dies, so zürnt auch Amos , die ihr den Armen zertretet und die Elenden im Lande bedrückt. Die ihr das Recht in Wehrmut verkehrt und die Gerechtigkeit zu Boden werft! Euch werden wir entgegentreten und das einfordern, was uns zusteht!

... Und darum höre auch du, oberster Hirte des LiDL-Konzerns , der du nach der Farbe Luzifers Schwarz heißt... Höre, welche Botschaft wir Anhänge­rinnen des Sankt Prekarius dir heute mitgebracht haben:

"FAHR ZUR HÖLLE, LIDL!"
"Lidl zur Hölle - wir ins Paradies"

Quelle: www.sanktprekarius.tk/


Prekarius bei Lidl

Predigt im Rahmen der Prozession

Der Heilige Prekarius ist heute in Lidl Supermärkten in Köln zu Gast!

Freuet Euch, aber freuet euch nicht zu früh!!

Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

(Ich bin der Trompeter von Jericho und der heilige Prekarius schickt mich zu schauen, ob ich auch hier Kraft meiner Trompete Mauern zum Einstürzen bringen muß.)

Liebe Beschäftigte, fürchtet euch nicht!

Wir sind geschickt vom Heiligen Prekarius, der heute die Stadt Köln besucht. Wir suchen die Geschäftsführung und den Vorarbeiter oder die Vorarbeiterin dieses Lidl-Supermarktes. Wo hat er sich versteckt? Die Dreifaltigkeit ist abgesandt worden, um der hiesigen Geschäftsleitung ein klitzekleines Ultimatum zu stellen.

Wir haben schlimme Dinge von Lidl gehört!

Unter dem Motto "LIDL ist billig!" wächst der Einzelhandelsriese in ganz Europa und fährt dabei prächtige Gewinne ein. Doch diese Billig-Strategie geht auf Kosten von Mensch und Umwelt:

LIDL- MitarbeiterInnen werden
  • Überstunden gezwungen,
  • durch unangekündigte Testkäufe gestresst,
  • regelmäßig wegen "Diebstahlverdachts" durchsucht
  • und bei Kritik oder Organisierung schnell entlassen.
Billig auf Kosten der Beschäftigten

Bis heute gibt es nur in 8 von 2.600 Filialen Betriebsräte. Wenn wie in München sich die Beschäftigten trauen, einen Betriebsrat zu wählen, werden die AktivistInnen fristlos entlassen.

In Calw wird sogar die Schliessung der Filiale angekündigt. "Grund": Die Filiale sei nicht mehr zeitgemäss. Das bedeutet das Aus für die 15-köpfige Belegschaft mit Betriebsrat.

Der Heilige Prekarius ist sehr zornig

Er möchte wissen, wer dafür verantwortlich ist, wer schikaniert die Beschäftigten, wer drangsaliert und bedroht die VerkäuferInnen. Entlastet euer Gewissen und eure Herzen. Wie heißt der Ungäubige, der da wagt die Menschenürde mit üssen zu treten, der wagt die Betriebsratswahl zu verhindern, der da so keck Taschenkontrollen durchührt?

Der Heilige Prekarius ist sehr neugierig

Wie sieht er aus, wo ist sein Haus, welcher Name steht an seinem Klingelschilde, welches Auto steuert er nach Haus. Der Heilige Prekarius möchte alles wissen. Wenn ihr Klage führen wollt, aus dem Verborgenen und im Gebet, dann saget und schreibet uns, was euch widerfahren ist.

Der Heilige Prekaris liest gerne e-Mails: Schreibt anonym an prekarius@yahoo.de oder schreibt bei http://www.verdi-blog.de/lidl/

Der Heilige Prekarius ist sehr ungeduldig

Er sagt zur Geschäftsleitung, ich gebe euch 4 Monate Zeit und bis dahin müssen sich Dinge zum Besseren entwickeln.

Der Heilige Prekarius ist sehr gnädig

Wenn bis zum 1. Advent in diesem Lidl-Markt ein Betriebsrat gewählt ist, die Überstunden freiwillig bezahlt werden, die Testkäufer nie wieder auftauchen und das Betriebsklima zu aller Zufriedenheit gediehen ist, dann sagen wir euch die Absolution zu. Dann ist die Geschäftsleitung frei von Sünde, und der Heilige Prekarius wird an eurer Weihnachtsfeier teilnehmen.

Der Heilige Prekarius kann aber auch sehr böse sein

Dann helfen dann auch keine Gebete mehr, sondern nur noch Wunder wie es im Evangelium des Matthäus geschrieben steht:

Heilet Kranke, weckt Tote auf, reiniget Aussätzige, treibet Dämonen aus! Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebet es!

Solidarische Grüße an die Lidl-Belegschaften in München und Calv

Es grüßt euch der Heilige Prekarius und seine konsum- und kapitalismuskritische Himmelsschar

Quelle: www.sanktprekarius.tk/


Caritas

Lobpreisung im Rahmen der Prozession

Wir wollen unsere hiesige Zusammenkunft mit einer Lobpreisung beginnen.

Oooooh heilge Caritas, sei gepriesen für Deine Verantwortung gegenüber den Alten und Gebrechlichen

Du bist es, die im kirchlichen Antlitz der Ausgrenzung der Alten aus dem Arbeitsmarkt ein Ende bereiten will. Sei gepriesen , denn sie arbeiten bis zum Tod.

Laudato sii o mio lavoro!

Ooooh heilige katholische Kirche, sei gepriesen weil Du den Armen Arbeit gibst. Deine heiligen Verbände Sozialdienst kath. Männer, Sozialdienst kath. Frauen, inVia MädchenSozialarbeit und Caritas gründeten in Köln die Allerhand gGmbH, die für alle Mühseligen und Beladenen großartige Ein-Euro Jobs anbietet: Schrott sortieren, auf SchülerInnen aufpassen (damit die nicht soviel blaumachen), Müll aufsammeln und Blumen gießen.

Laudato sii o mio lavoro!

Ooooh heilige Caritas, sei gepriesen für Dein bundesweit einmaliges Engagement.

Als Deutschlands größter Arbeitgeber trägst Du das Ein-Euro Heilsversprechen in alle Gemeinden und Verbände hinein. Du förderst das Verarmungsprogramm der Bundesregierung hier in Deiner Ein Euro Bundeszentrale. Hier sorgst Du für reibungslose Vorsortierung und Verteilung der Arbeitslosen:

Die Willigen in Töpfchen - die Schlechten ins Kröpfchen. Auch Weiterbildung lässt Du den "fehlgeleiteten Schäfchen" angedeihen. Sie dürfen bei Dir das zeitige Aufstehen lernen.

Laudato sii o mio lavoro!

Quelle: www.sanktprekarius.tk/


Caritas

Predigt im Rahmen der Prozession

Liebe PrekariusanhängerInnen, liebe Ungläubige, liebe Gläubige

Ich spreche hier zu Euch als Glaubens- und Handelnsbruder im Orden der Dissidentiner - einer Gemeinschaft, die sich dem Studium der Lehre - vor allem aber der Praxis des Heiligen Prekarius verschrieben hat. Es hat einen besonderen Grund warum wir hier an diesem unseeligen Ort innehalten.

Not sehen und handeln!

Das will man uns glauben machen, sei die Maxime der Caritas, die weltweit als Arm der katholischen Kirche aus Nächstenliebe allen Menschen hilft, die Hilfe benötigen.

Not sehen und ausnutzen!

Das ist die bittere Praxis des Deutschen Caritasverband, vor dessen arbeitspolitischer Zentrale wir hier stehen. Die Caritas war Vorreiter als es um die Einrichtung der entrechteten Ein-Euro Zwangsdienste ging und die Caritas ist weiterhin Vorreiter wenn es nun um die "effektive Vergabe" der Ein-Euro-Stellen geht.

Wir die Pilger und PilgerInnen des heiligen Prekarius erwidern das unseelige Streben der vielen Scheinheiligen in der Caritas. Wir erwidern das Bellen der vielen "neufreiheitlichen" Hassprediger aus den Reihen der christlichen Gotteshäuser selbst.

Ihr Irrgläubigen, noch schlimmer - ihr Irrwissenden heckt unter dem Deckmantel der Nächstenliebe in teuflischer Zusammenarbeit mit dem Bundeswirtschaftsministerium ein gigantisches Programm der Verarmung und Ein-Euro Disziplinierung aus. Versteckt Euch nicht hinter den Gesetzesgebern! Sagt nicht, Euch seien die Hände gebunden! Denn wir wissen, dass Ihr die Unwahrheit sprecht. Eure gespaltene Zunge unterdrückt und will gefügig machen - Tag für Tag.

Doch wären wir Anhänger des heligen Prekarius, wenn wir nur beklagen und anklagen würden?

Wir dürfen mit Freude berichten, dass die Kunde des heiligen Prekarius und die vielen Praxen der Dissidentiner auch hier in Köln schon Einzug gehalten haben.

Als zu Anbeginn diesen Jahres die Arbeitsagentur ihr noch mehr Kummer und Leid versprechendenes Werk in die Tat umsetzte, da waren viele von Euch zur Stelle.

Und auch als den gierigen und skrupellosen Ein-Euro-Beschäftigungsträgern neben den vielen Besuchen ein Denkzettel verpasst wurde.

Und als Kölns CDU-Bürgermeister Müller früh morgens geweckt wurde und Dreck vor die Türe gefegt bekam, weil er es war, der den perfiden Vorschlag machte, die Arbeitslosen unter uns für alle sichtbar im eigenen Wohnviertel für Sauberkeit sorgen zu lassen.

An diesen Stätten der konfliktreichen Begegnung und des praktisch werdenden Glaubens an Veränderung lebt Sankt Prekarius in uns und mit uns weiter!

Wir streiten für ein Grundeinkommen ohne wenn und aber, ohne Ein-Euro Gängelei oder sonstige Zwänge, ohne nach unserer Herkunft zu fragen, ohne uns unser Leben vorschreiben zu lasssen, ein ansehnliches Auskommen damit wir in Freiheit tätig und untätig sein können.

Und liebe Caritas, möge Dich unsere Botschaft erreichen: Weh Euch, die Ihr den Menschen wissentlich Lasten auferlegt, die sie weder tragen wollen noch können. Wir rufen Euch zu und wir warnen Euch zugleich hier von der Prozession der Prekarisierten aus:

Kehret um!

Quelle: www.sanktprekarius.tk/


INTERNATIONALER PILGERMARSCH FÜR DEN SCHUTZHEILIGEN DER PREKARISIERTEN IN KÖLN

Gebet im Rahmen der Prozession

Heiliger Prekarius, Saint Precarious, San Precario,

aus der ganzen Welt pilgern wir nach Köln und rufen Dich an:

Heiliger Prekarius - erhöre uns!

Wir sind die Prekarisierten in dieser globalisierten Welt.

Wir sind die Überflüssigen und Verzweifelten, die Gestressten und Rechtlosen.

Heiliger Prekarius – erhöre uns!

Unsere Verträge laufen bald aus – doch welchen Job bekommen wir danach?

Unser Leben ist ein ständiger Konsumzwang – doch wie sollen wir das bezahlen?

Unsere Wohnungen werden immer teurer – doch wo sollen wir zukünftig leben?

Unsere Bildung wird ständig rationalisiert – doch wie können wir noch ungestört lernen?

Unsere Gesundheitskosten explodieren – doch wer pflegt uns im Krankheitsfall?

Unsere Innenstädte sind fest in privater Hand – doch wohin sollen wir sonst gehen?

Unsere städtischen Dienste werden verkauft – doch wer schützt uns vor steigenden Preisen?

Unser Schlaf wird immer kürzer und Urlaub knapper – doch wann können wir uns ausruhen?

Unsere Rechte am Arbeitsplatz schwinden – doch wer schützt uns in der betrieblichen Not?

Unsere Leben wir immer einsamer – doch wie finden wir noch Solidarität und Freundschaft?

Heiliger Prekarius – erlöse uns!

Wir bitten Dich, hilf all denen, deren Verträge nicht verlängert werden und schenke den gestressten

Seelen mehr Freizeit, eine längere Mittagspause und eine würdevolle Arbeit! Lass die vereinsamten

Menschen nicht in der Isolation und Hilflosigkeit versinken! Lass ihre Kreativität nicht verkümmern,

ihre Gefühle und Ideen nicht funktionalisieren! Beende die mörderische Konkurrenz untereinander!

Gib den prekären Seelen den nötigen Widerstandswillen gegen die Ungerechtigkeiten und schütze sie

vor den Härten ihres Alltags.

Heiliger Prekarius – erlöse uns!

Gib uns die Kraft, eine bessere Welt ohne Krieg und Ausbeutung zu erschaffen!

Heiliger Prekarius,

Wir pilgern nach Köln und beten für gleiche Arbeits- und Grundrechte für alle Menschen -

ob mit oder ohne Aufenthaltgenehmigung.

Wir beten für eine selbstbestimmtes und angenehmeres Leben, das nicht von Armut oder andauernder

Angst vor sozialem Abstieg geprägt ist!

Wir beten für ein Ende des neoliberalen Traums!

Wir beten für ein Wunder, dass uns unser Leben wieder zurück gibt!

Heiliger Prekarius,

wir sind im Streben um globale Gerechtigkeit eins mit Dir! Deine Worte sind auch unsere Worte.

Deine Taten sind auch unsere Taten! Und so sei es jetzt wie am Anfang unserer Tage und in Ewigkeit:

Omnia sunt communia – alles gehört allen!

Quelle: www.sanktprekarius.tk/