Bonn, 2.1.2008 - Aktion gegen das Massaker Israels an der palästinensischen Bevölkerung in Gaza und Übergabe einer Protestnote an die Vereinten NationenBilder

"Stoppen Sie diesen Krieg!"

Eingabe der Palästinensischen Gemeinde Deutschland e.V. und der Palästinensischen Studenten in Deutschland e.V. an den Generalsekretär der Vereinten Nationen

Bonn, den 2. Januar 2009

S. E. dem Generalsekretär der Vereinten Nationen
Herrn Ban Ki-Moon
New York

Sehr geehrter Herr Generalsekretär

Mit maßloser Empörung und großer Sorge verfolgen wir Palästinenser und Palästinenserinnen in Deutschland die Entwicklungen in dem von der israelischen Blockade eingeschlossenen Gaza-Streifen.

Seit dem 27. Dezember 2008 bombardieren israelische Kampfflugzeuge mit gewaltiger Übermacht Ziele im Gaza-Streifen. Das Ergebnis ist verheerend, 400 Tote, 2.000 Verletzte, die meisten davon sind unschuldige Kinder und Frauen (Stand vom 01.01.2009). Die Angreifer machen vor nichts halt, Moscheen, die Universität, Krankenhäuser, sogar Krankenwagen sind ihre Ziele und werden bombardiert.

Sehr geehrter Herr Generalsekretär,

wie Sie sicher wissen, verhängte die israelische Armee vor mehr als sechs Monaten eine vollständige Blockade über den Gaza-Streifen. Unter dieser hermetischen Abriegelung sind die Bewohner von Gaza nicht in der Lage, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Mit der Unterbrechung der Wasser- und Stromverbindungen, mit der Abschnürung Gazas von der Zufuhr von Lebensmitteln, Medikamenten, Treibstoff und anderen Gütern des täglichen Bedarfes sollen sie langsam aber sicher ausgehungert, demoralisiert und ihr Wille zum Widerstand gegen die israelische Besatzungsmacht gebrochen werden.

Man wirft der Hamas vor, sie habe mit ihren vergleichsweise harmlosen Raketenangriffen auf Israel die brutale Aktion Israels provoziert. Diese Kritiker vergessen leider die Ursache dafür: 6 Monate totale Blockade, 6 Monate Ausweglosigkeit, 6 Monate, in denen man nicht weiß, wie die Familie und alle Menschen in Gaza überleben können. Dies sind die wahren Gründe.

Sehr geehrter Herr Generalsekretär,

wir appellieren an Sie, schnellstens zu handeln und alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um
  • diesen unmenschlichen und barbarischen Krieg sofort, sofort zu stoppen,
  • die Grenzen und Übergänge zum Gaza-Streifen öffnen zu lassen, um die medizinische und humanitäre Versorgung zu ermöglichen,
  • den Menschenrechten und dem internationalen Recht auch für die Palästinenser Geltung zu verschaffen,
  • damit die über 100 UNO-Resolutionen erfüllt werden, die Israel auffordern, sich aus den besetzten palästinensischen Gebieten auf die Grenzen vor 1967 zurückzuziehen,
  • eine sofortige Entsendung von UNO Schutztruppen nach Gaza/Palästina zu veranlassen.
Es sind genug Menschen gestorben, viele sind bis an ihr Lebensende verkrüppelt und gezeichnet, es ist genug Leid geschehen.

Sehr geehrter Herr Generalsekretär,

wir Palästinenserinnen und Palästinenser in Deutschland bitten Sie nochmals: Stoppen Sie diesen Krieg!

Mit freundlichen Grüßen

Palästinensische Gemeinde Deutschland e.V.
(George Rashmawi)

Palästinensische Studenten in Deutschland e.V.
(Mohammad Jamal)


Worauf es ankommt

Überreichtes Gedicht von Erich Fried

Es kommt im Augenblick
nicht darauf an
wann es war
daß die Unterdrückerregierung
in Israel
sich verwandelt hat
in eine Verbrecherregierung

Aber es kommt darauf an
zu erkennen
daß sie jetzt
eine Verbrecherregierung ist

Es kommt auch nicht mehr
darauf an
darüber zu streiten
nach welchem Vorbild
sie ihre Verbrechen begeht
Diese Verbrechen selbst
tragen sichtbar
die Spur ihres Vorbilds

Aber es kommt darauf an
nicht nur klagend oder erstaunt
den Kopf zu schütteln
über diese Verbrechen
sondern endlich
etwas dagegen zu tun

Es kommt nicht darauf an
was man ist
Moslem, Christ, Jude, Freigeist:
Ein Mensch
der ein Mensch ist
kann nicht schweigen
zu dem was geschieht

Erich Fried (jüdischer Dichter)
(1929 – 1981)