Düsseldorf, 12.4.2010 - Schenkungsaktion des Bündnisses der freien Kunstszene 'Freiräume für Bewegung' |
Düsseldorf hat Übergewicht – "Dickes D., du tust weh!" Mitteilung des Bündnisses 'Freiräume für Bewegung' vom 13.4.2010 über die Aktion vom Vortag „Freiräume“ sorgen für Bewegung: Düsseldorfer sollen selbst über Oberbürgermeister-Porträt entscheiden. Schön war´s. Bei der 2. Schenkungsaktion des Bündnisses „Freiräume für Bewegung“ kamen ca. 250 Kunstfreunde und -freundinnen zusammen, um auf dem Rathausplatz die feierliche Übergabe des Meisterporträts unseres ehemaligen Oberbürgermeisters Joachim Erwin mitzuerlebten. Carsten Johannisbauer vom Metzgerei Schnitzel Kunstverein e.V., der diese Schenkung im Rahmen des Bündnisses „Freiräume für Bewegung“ ausführte, und Klaus Klinger vom Farbfieber e. V. trugen das Werk feierlich auf einer Staffelei und umhüllt von rotem Samt durch die belebte Innenstadt vor das Rathaus. Umrahmt von der musikalischen Begleitung einer Blaskapelle weilten etwa 250 Kunstfreunde und -freundinnen aus Düsseldorf und der ganzen Welt der Schenkung des Gemäldes an Vertreter der Stadt bei und lauschten der wohl temperierten Ansprache von Laudator Hans Hoff, der Düsseldorf als Stadt beschrieb, die aufgrund ihrer fiskalischen Situation „wie ein aufständisches Dorf aus dem großen Pleiteland herausragt.“ Gleichzeitig mahnte er aber auch vor den Gefahren dieses Komforts und zeigte den Ausweg auf: „Der Zaubertrank Geld macht träge und dick. Düsseldorf hat Übergewicht. Dickes D., du tust weh…Düsseldorf, lerne ein bisschen Bescheidenheit, ein bisschen Demut. Düsseldorf, halte ein im ewigen Streben nach immer mehr. Mach nicht noch eine Baustelle auf. Du hast längst genug davon. Sieh lieber zu, dass du dich auf deine wahren Werte besinnst: auf deine Großzügigkeit, auf deine Toleranz, auf dein weites Wesen. Genau dafür soll dieses Porträt von Joachim Erwin stehen.“ Carsten Johannisbauer vom Metzgerei Schnitzel Kunstverein e.V. stellte in seiner Ansprache erfreut fest: „Wenn Markus Lüpertz nun Ende Mai mit seiner Version des Erwin Porträts fertig wird, hat die Stadt die Wahl zwischen zwei Kunstwerken, die ihren ehemaligen Oberbürgermeister repäsentieren. Welche Stadt kann sich einen solchen Luxus schon erlauben. Typisch Düsseldorf.“ Wobei er zu bedenken gab, ob es wirklich notwendig sei, immer Prominente mit solchen Aufträgen zu betreuen, wenn die Stadt selbst so viele talentierte Künstler und eine so lebendige Kunstszene habe. Johannisbauer schlug daher vor, die Düsseldorfer selbst entscheiden zu lassen, welches Porträt ihnen besser gefällt. Als Höhepunkt wurde das Porträt mit großer Geste enthüllt und an die Stadt, repräsentiert durch den Fraktionssprecher der Grünen im Rat, Günter Karen-Jungen, sowie den Fraktionssprecher der Linken, Frank Laubenburg, übergeben, die sich über das Geschenk außerordentlich freuten. Danach wurde mit einem frisch gezapften Alt auf das rundum gelungene Porträt angestoßen. Bereits im Vorfeld der Aktion rauschte es ordentlich im Blätterwald der lokalen Presse, nicht nur weil sich OB Elbers als Kunstkritiker versuchte und das Werk einer Immendorff-Meisterschülerin laut einem Bericht der RP als „despektierlich und unwürdig“ bezeichnete. Er untersagte außerdem der gesamten Verwaltung die Entgegennahme des Gemäldes. Das Bündnis „Freiräume für Bewegung“, zusammen mit dem Kunstverein Metzgerei Schnitzel e.V., findet dies schade, freut sich aber auch, dass Markus Lüpertz, welcher die Anfertigung eines Erwin-Porträts schon vor zwei Jahren zusagte, durch die öffentliche Diskussion über die Schenkung der Beendigung seines Werkes nun endlich ein festes Datum gesetzt hat. Die Verwaltung hat dadurch die Möglichkeit, in einem Akt der Demokratie, die Düsseldorfer Bürgerinnen und Bürger darüber entscheiden zu lassen, welches Werk den ehemaligen Oberbürgermeister besser darstellt und somit im Saal des Ältestenrats hängen soll. Die Kosten, die möglicherweise durch das Porträt von Herrn Lüpertz entstehen, könnten im ohnehin schmalen Haushaltsbudget nutzbringender und für die gesamte Stadt bereichernder der freien Kulturszene zur Verfügung gestellt werden. Viele Kulturvereine kämpfen in unserer Stadt, die sich mit ihrer lebendigen Kunstszene nach außen schmückt, aktuell ums Überleben. Es ist an der Zeit auch nach innen zu beweisen, dass Düsseldorf zu dieser kulturellen Vielfalt steht, sie fördert und zu bewahren weiß – und dies nicht nur mit schönen Worten. Düsseldorf, möchte man im Sinne von Hans Hoff rufen, beweg dich mal wieder! Quelle: freiraum-bewegung.de Es ist unsere Stadt - Wir schenken sie Euch Brief des Bündnisses 'Freiräume für Bewegung' an die Stadt Düsseldorf - den Oberbürgermeister, die Ratsfraktionen Nur durch politische Selbstbestimmung, konkrete Mitgestaltung und aktive Teilnahme kann sich die Stadt zu einem lebenswerten Ort für alle entwickeln. Wir wollen Kultur und Leben selbst organisieren und eigene Orte gestalten - für uns und für alle. Wir schenken unserer Stadt und Ihren BürgerInnen kreative Freiräume - abwechslungsreich, bunt und innovativ, abseits von Konsumkult und Umsatzbestrebungen. Alle sind eingeladen, an unserer Stadt teilzuhaben. Sehr geehrter Oberbürgermeister, sehr geehrte Mitglieder der Ratsfraktionen, wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass ein bedeutendes Kunstwerk der Gegenwart in den Besitz der Stadt übergehen wird. Wir schenken Ihnen das Portrait Der Arkaden Prinz - Ein Kniefall in Öl Portraitiert wurde der damalige Oberbürgermeister Joachim Erwin von einer Meisterschülerin Jörg Immendorffs. Das Kunstwerk wurde mehreren tausend Besuchern in einer Ausstellung während der Langen Nacht der Museen 2007 gezeigt. Das Gemälde geht einen Schulterschluss mit den Porträts ehemaliger Bundeskanzler ein, die von berühmten, deutschen Malern porträtiert wurden, und versteht sich in dieser Tradition. Leider ist bis heute der entsprechende Platz im Saal des Ältestenrats des Rathauses in Düsseldorf leer geblieben, da der Malerfürst Markus Lüpertz das bei ihm in Auftrag gegebene Bild nicht vollendet hat. Diesen Platz füllen wir gerne mit unserem Geschenk. Lange diskutierten Galeristen und Künstler darüber, was mit dem Bild geschehen soll, gerade in Anbetracht das der Portraitierte verstorben ist. Wir haben davon Abstand genommen das Bild auf dem Kunstmarkt zu verkaufen. Zum Missfallen einiger Sammler und Galeristen. Wegen der offiziellen Annahme des Geschenkes, am Mo. 12.04.2010 um 17.00 Uhr im Rathaus, bitten wir um Antwort bis zum 01.04.2010. Ansprechpartner: Carsten Johannisbauer (1.Vorstitzender), Metzgerei Schnitzel Kunstverein e.V., Tel.: 0211-255877, e-mail: brausepost@metzgereischnitzel.de Quelle: freiraum-bewegung.de |