Köln, 30.4.2010 - Aktionen der Coordination gegen BAYER-Gefahren bei der Bayer-HauptversammlungBilder

Für Menschenrechte, Frieden, Ökologie und soziale Gerechtigkeit

Auf der Hauptversammlung der BAYER-AktionärInnen gehaltene Rede von Axel Köhler-Schnura (Coordination gegen BAYER-Gefahren)

Der BAYER-Konzern ist einer der größten Chemie- und Pharma-Konzerne der Welt. Mit 108 Tsd. Beschäftigten werden in allen Ländern der Erde 32 Milliarden Euro Umsatz erzielt. Mit dem BAYER-Kreuz verbinden sich tödliche Pestizide, die gefähr-liche Gentechnik und neuerdings die noch völlig unabschätzbare Nanotechnologie. Als Marktführer im Bereich Pestizide ist BAYER verantwortlich für jährlich tausende von Toten und gesundheitlich Geschädigte in aller Welt. BAYER-Medikamente fordern auf Grund gefährlicher und auch tödlicher Nebenwirkungen Opfer. Die Profite des Konzerns beruhen auf Ausbeutung der Menschen bis hin zu Kinderarbeit. Die Umwelt wird im großen Stil geschädigt und der Weltfrieden gefährdet.

Seit 1978 arbeitet das ehrenamtliche Netzwerk der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), seit 1983 besuchen „Kritische AktionärInnen“ die BAYER-Hauptversammlung und thematisieren die Kehrseite der Profit-Medaille. Auf der BAYER-Hauptversammlung am 30. April 2010 sprachen 15 KritikerInnen. Themen waren die klimaschädigenden Emissionen, die Todesfälle durch die BAYER-Antibaby-Pille Yasminelle, der Duogynon-Skandal (PRIMODOS schädigte mehr Kinder als CONTERGAN), die Katastrophe im BAYER-Werk Institute (USA), BAYER-Gen-Reis, das Bienensterben durch BAYER-Pestizide, die tödliche BAYER-CO-Pipeline in Deutschland u.v.a.m.

Axel Köhler-Schnura ist Gründungsmitglied der CBG und spricht seit 1983 regelmäßig zu den AktionärInnen. Wir dokumentieren hier seine Rede im Jahr 2010.

Meine Damen und Herren, guten Tag,

mein Name ist Axel Köhler-Schnura. Ich bin ehrenamtlich im Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Auch bin ich Gründungsmitglied des Dachverbandes der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Meine Damen und Herren,

bevor ich zu meinen eigentlichen Fragen komme, möchte ich Herrn Marijn Dekkers begrüßen, der heute als kommender Vorstandsvorsitzender an der Hauptversammlung teilnimmt. Herr Dekkers, zeigen Sie sich doch mal bitte, damit wir Aktionäre Sie schon mal kennen lernen.

Meine Damen und Herren,

mit Herrn Dekkers wird bei BAYER eine jahrhundertealte Tradition beendet. Es war seit 1862 immer so, dass der Vorstandsvorsitzende des Konzerns aus dem „eigenen Stall“ kommt. Herr Dekkers kommt erstmals von außen.

Wenn wir uns fragen, weshalb dieser Tabubruch, dessen Zeuge wir Aktionäre und Aktionärinnen gerade werden, vollzogen wird, dann lautet Antwort unübersehbar: Mit der Einsetzung von Herrn Dekkers soll der Umbau des BAYER-Konzerns hin zu einer der großen internationalen Profit-Maschinen noch massiver voran getrieben werden als das bisher schon der Fall ist. Nicht zufällig gibt es inzwischen für die Öffentlichkeit anonyme Großaktionäre, die an diesem Konzern fünf und zehn Prozent des Kapitals in einer Hand besitzen. Und die haben endgültig an nichts mehr Interesse außer an Profiten.

Vor diesem Hintergrund ist auch unser Gruß zu verstehen, der bereits vor der Halle auf den Transparenten und Flugblättern zu lesen war. Wir rufen Ihnen niederländisch zwar nicht ganz korrekt, aber unmissverständlich entgegen:

Opgepast Herr Dekkers,
Profijte sin niet lekkers!

Herr Dekkers, Sie wissen, dass der profitorientierte Umbau – und darüber informieren wir als kritische AktionärInnen hier seit Jahren – verheerende Folgen für die Beschäftigten, die soziale Sicherheit der Bevölkerung, das internationale Rechtssystem, die Demokratie, die Umwelt und den Weltfrieden hat. Deshalb fordern wir Sie heute schon auf, sorgen Sie dafür, dass der BAYER-Konzern angesichts der Tatsache, dass diese unsere Welt am Rande des Kollaps steht, endlich einen wahrhaft zukunftsorientierten Kurs einschlägt. Einen Kurs, bei dem Solidarität, Umweltschutz, Menschenrechte, Frieden und soziale Gerechtigkeit Priorität vor Profit und Ausbeutung von Mensch und Umwelt haben!

Ebenso wie ihren Vorgängern von Haberland über Grünewald, Strenger und Schneider bis hin zu Wenning werden wir Ihnen, Herr Dekkers, auf die Finger schauen und Ihnen nichts durchgehen lassen.

Meine Damen und Herren,

wenn ich die Vorstandsvorsitzenden der letzten 30, 40 Jahre gerade angesprochen habe, so gilt für sie all, wie auch ihre Vorgänger in den Jahrzehnten davor ein Satz, der Sie zunächst sicher verstören wird. Der Satz entstammt Hollywood und lautet: Leichen pflastern ihren Weg!

Um Ihnen den Satz verständlich zu machen erinner ich daran, dass für den Massenmord mit chemischen Kampfstoffen sowohl der Nobelpreisträger Haber als auch der BAYER-Vorstand Carl Duisberg seinerzeit auf die Liste der Kriegsverbrecher des Ersten Weltkriegs gesetzt wurden.

Ich erinnere daran, dass Carl Krauch, Fritz ter Meer und andere Vorstände mit Entwicklung und Lieferung von ZYKLON B an die Nazi-Schergen die Verantwortung für den Holocaust tragen.

Ich erinnere daran, dass das bekannte bundesdeutsche Leitmedium „Stern“ im Zusammenhang mit dem Verbrechen, dass dieser Konzern noch bis in die 90er Jahre hinein HIV-verseuchte Bluterpräparate in vollem Wissen um ihre tödliche Wirkung vermarktet hat, von „vorsätzlichem Mord“ sprach.

Ich erinnere daran, dass dieser Konzern mit seinen sogenannten Holzschutzmitteln Tausenden und Abertausenden Menschen die Gesundheit und vielen davon auch das Leben raubte und es damit einmalig in der Nachkriegsgeschichte des Konzerns in den 80er Jahren zu staatsanwaltlichen Aktenbeschlagnahmungen in Leverkusen sowie mit vielen tausend Opfern zum größten Umweltprozess der Geschichte kam.

Ich erinnere daran, dass BAYER immer wieder im Zusammenhang mit tödlichen chemischen Waffen in die Schlagzeilen gerät.

Ich erinnere daran, dass es der BAYER-Konzern war, der die profitable aber tödliche Idee hatte, chemische Kampfstoffe in bunte Dosen zu packen, Insekten zu „Schädlingen“ zu erklären und diese chemischen Waffen bis zum heutigen Tag als Pestizide zu vermarkten. Mit der Folge in Summe aller Pestizideinsätze von jährlich tausenden Toten und hunderttausenden in ihrer Gesundheit Geschädigten in aller Welt.

In diesem Zusammenhang erinnere ich übrigens auch daran, dass Sie da oben von der Vorstandsriege, insbesondere Sie Herr Schneider, versprochen haben, die gefährlichsten Ihrer Kampfstoff-Pestizide bis zum Jahr 2000 vom Markt zu nehmen und bis heute dieses - Ihr eigenes Versprechen - Jahr für Jahr brechen.

Und um die Sprache in der langen Reihe der tödlichen Auswirkungen von BAYER-Produkten auf ein top-aktuelles Beispiel zu bringen: Meine Damen und Herren, der BAYER-Konzern vermarktet trotz seiner tödlichen und schweren gesundheitsschädigenden Wirkungen die Antibabypillen Yasmin, Yaz und Yasminelle.

Ist es schon ein Skandal, tödliche Wirkstoffe auf die Menschheit loszulassen, so ist es geradezu - und Herr Wenning, auch wenn Sie nachher in Ihrer Antwort wieder Anstoß nehmen an dieser Vokabel - ist es geradezu menschenverachtend, die Zugangsschwellen für diese Stoffe über verharmlosende Werbung etc. herunterzusetzen.

Und noch schändlicher ist es, Herr Wenning, wenn Ihr Konzern das Ganze noch regelmäßig toppt, indem nach Eintritt der Schadens- und Todesfälle jede Verantwortung geleugnet, die Opfer oftmals sogar verhöhnt und Entschädigungen verweigert werden, wie wir das auch heute wieder bei Yasmin und bei Primodos hören werden.

Und aprospos Herr Wenning: Weshalb weigert Ihr Konzern sich aktuell öffentlich, die Entschädigungen für Opfer Ihrer tödlichen und gesundheitsschädigenden Bluter-Produkte aufzustocken, nachdem der durch massivste öffentliche Proteste erzwungene erste Vermögensstock aufgezehrt ist?

Meine Damen und Herren,

damit komme ich zu meinen bzw. unseren Anträgen. Diese Anträge stellen mit mir die Coordination gegen BAYER-Gefahren und viele AktionärInnen, die mich bzw. uns beauftragt haben.

Zunächst zum Gewinnantrag:

Wir beantragen die Kürzung der Dividende von 1,30 Euro auf 10 Cent je Aktie. Die frei werdenden Milliarden sollen verwendet werden
  • für Erhalt und Schaffung sicherer Arbeitsplätze und für die Zahlung sozial gerechter Löhne;
  • für einen Fonds zum angemessenen Ausgleich von Schäden, die infolge der Geschäftstätigkeit an Mensch und Umwelt eingetreten sind;
  • für den umfassenden ökologischen und sozialen Umbau des Konzerns ohne doppelte Standards.
  • und schließlich für die Zahlung von Wiedergutmachungen für die Verbrechen von BAYER und des von BAYER mitbetriebenen IG FARBEN-Zusammenschlusses an die Opfer bzw. deren Angehörige und Nachkommen.
Es sei wie jedes Jahr angemerkt, daß wir durchaus auch den völligen Verzicht auf jede Dividendenausschüttung im Sinne der erläuterten Sozial-, Menschenrechts- und Ökologie-Leistungen beantragen würden, doch nach der Lage der Gesetze ist das nicht möglich.

Meine Damen und Herren,

wir stellen weiterhin die Anträge, den Vorstand nicht zu entlasten und auch dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Wir begründen diese Nicht-Entlastungen damit, dass beide Gremien ihrer Verantwortung im dargelegten Sinne in keiner Weise gerecht wurden und uns zudem hier im Saal in die Irre führen.

Meine Damen und Herren Kleinaktionäre und Kleinaktionärinnen,

sollten Sie die HV vorzeitig verlassen, aber dennoch mit uns stimmen wollen, so lassen Sie Ihre Aktien nicht von BAYER unten am Ausgang vertreten, sondern von uns. Lassen Sie sich auch nicht von BAYER-Mitarbeitern bedrängen, die Ihnen die Stimmrechte abfordern, wenn Sie den Saal verlassen. Es ist Ihr gutes Recht, uns Ihre Stimmrechte zu übertragen. Sie finden uns hier vorne, von Ihnen aus gesehen links.

Stärken Sie mit ihren Aktien das wichtige Signal für soziale Sicherung, Umweltschutz und Menschenrechte. Stimmen Sie bei ALLEN Tagesordnungspunkten als Ausdruck Ihres Einsatzes für Umwelt, soziale Sicherheit und Frieden mit NEIN!

Vielen Dank.

Der Vorstandsvorsitzende des BAYER-Konzerns, Herr Wenning, kommentierte diese Rede mit der Bemerkung, es handle sich um nichts als „kommunistische Propaganda“. Meist willig fügen die Medien sich dem Druck der BAYER-Werbemilliarden und berichten kaum oder gar nicht über die KritikerInnen und die wohl ungewöhnlichste AktionärsHauptversammlung der Welt. Dennoch haben viele traditionelle AktionärInnen Axel Köhler-Schnura und der Coordination gegen BAYER-Gefahren - wie auch in den Jahren zuvor - vor und auf der Hautpversammlung 2010 ihre Stimmrechte übertragen. Bei den Abstimmungen erhielten die Anträge des Konzerns bis zu 6 Millionen Gegenstimmen. Das bedeutet, dass mehrere Tausend der ca. 450 Tausend AktionärInnen mit den KritikerInnen stimmten. Aufgrund der Ballung der Aktien bei Banken und Großkapital - alleine zwei Großaktionäre halten 25 Prozent des gesamten Kapitals in Händen - stimmten weit über 90 Prozent für den Konzern.

Unterstützen auch Sie den Widerstand gegen Konzernwillkür und die Bemühungen für Menschenrechte, Frieden, Ökologie und soziale Gerechtigkeit. Die CBG arbeitet seit 1978 als internationales Netzwerk auf ehrenamtlicher Basis. Die CBG bekommt keinerlei finanzielle Unterstützung für ihre wichtige Arbeit zu einem der größten Konzerne der Welt. Spenden Sie für die Arbeit der Coordination gegen BAYER-Gefahren (GLS-Bank 8016 533 000 BLZ 430 609 67), abonnieren Sie „Stichwort BAYER“ oder werden Sie Fördermitglied.

Weitere Informationen über die Aktionen der Kritiker zur Hauptversammlung des BAYER-Konzerns, weitere Redebeiträge und auch Fotos auf der Internetseite www.CBGnetwork.org


"Mein Leben haben Sie schon zerstört"

Auf der Hauptversammlung der BAYER-AktionärInnen gehaltene Rede von Felicitas Rohrer (Opfer der Pille Yasmin)

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Felicitas Rohrer, ich bin 25 Jahre alt und komme aus Bad Säckingen.

Zunächst möchte ich aus dem Begleitheft der Antibabypille Yasminelle, die von Bayer vertrieben wird, zitieren:

„Yasminelle – mehr als eine neue Pille. Die niedrige Dosierung soll für eine gute Verträglichkeit sorgen und das Drospirenon hat ein paar hilfreiche Zusatznutzen auf Lager:
  • Smile-Effekt – und du fühlst dich rundum wohl in deiner Haut.
  • Feel-Good-Faktor: Yasminelle verbessert körperliches und seelisches Befinden.
  • Figur-Bonus: Yasminelle hilft, das Gewicht stabil zu halten.
Mit Yasminelle kannst du das Leben und die Liebe so richtig genießen. Mit Yasminelle kannst du zu jeder Zeit im Zyklus singen: I feel good…“

Ich bin im Juli des vergangenen Jahres fast an einer doppelten Lungenembolie gestorben. Ursache dafür war genau diese in dem Begleitheft so angepriesene Antibabypille Yasminelle. Von Ihrer Firma.

Am 11. Juli 2009 war ich zufällig mit meinem Freund in Freiburg. In der dortigen Universität wurde mir plötzlich schwindlig bevor ich ohnmächtig zusammengesackt bin. Mein Freund konnte mich gerade noch auffangen und es gelang ihm nach einiger Zeit mich aus der Ohnmacht zurückholen. Aber ich hatte furchtbare Schmerzen, ein enormes Druckgefühl auf dem Oberkörper und ich konnte kaum noch atmen. Jede Sekunde wurde es schlimmer und ich drohte zu ersticken. Den hinzugerufenen Rettungssanitätern gelang es nicht mich zu stabilisieren, da ich erneut ohnmächtig wurde. Der Notarzt ließ mich sofort in die Uniklinik einliefern.

Dort haben im Schockraum bereits etwa fünfzehn Ärzte auf mich gewartet. Mir wurden die Kleider vom Leib geschnitten. Die Schmerzen wurden so stark, dass ich nicht mehr liegen bleiben konnte. Dann weiß ich bis zum nächsten Tag nichts mehr.

Aus den Arztberichten weiß ich heute, dass mein Herz aufgehört hat zu schlagen und dass ich blau angelaufen bin. Zu diesem Zeitpunkt kannten die Ärzte die Ursache hierfür noch nicht. Sie sahen nur ein 25-jähriges Mädchen mit akutem Herzversagen vor sich liegen. Ich wurde vergeblich defibrilliert. Alle Reanimationsversuche scheiterten. Daraufhin entschlossen sich die Ärzte meinen Brustkorb zu öffnen. Durch einen 15cm langen Schnitt wurde mir das Brustbein geöffnet und zur Seite gebogen. Während ich operiert wurde, hielt ein Arzt mein Herz in seinen Händen und versuchte es auf diese Weise zu pumpen. Zwei Nierenschalen voller Blutgerinnsel befanden sich in beiden Lungenflügeln. Nachdem diese entfernt waren, wurde ich an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Weder mein Herz noch meine Lunge waren in der Lage eigenständig zu funktionieren. Ab dem Zeitpunkt, an dem mein Herz stehen blieb bis zur Eröffnung des Brustkorbes vergingen 20 min, in denen mein Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt war. 20 min, in denen mein Herz nicht schlug. Ich war 20min lang klinisch tot.

Nach der Operation lag ich einen Tag im Koma, bevor ich dann auf der Intensivstation aufgewacht bin. Ich war so erschöpft, hatte solche Schmerzen, dass selbst das stärkste Schmerzmittel, ein Morphinderivat, nicht ausreichte meine Schmerzen zu lindern. Die Sekunden, die das Schmerzmittel brauchte, um im Blut verteilt zu werden, kamen mir wie eine qualvolle Ewigkeit vor. Wissen Sie wie das ist, wenn man vor Schmerzen nur noch schreien kann? Wenn die Familie hilflos am Bett steht und alles, was sie tun können ist meine Hand zu halten, während ich schreie und weine?

Ich hatte sechzehn Infusionen und sechs schmerzende Narben am ganzen Körper. Mir fehlte die Kraft mich zu bewegen, ich konnte kaum sprechen, konnte nicht richtig essen, weil das Kauen und Schlucken zu anstrengend waren.

Währenddessen musste meine Familie hilflos mit ansehen, wie ihre 25 jährige Tochter, die kurz zuvor scheinbar kerngesund nach Freiburg fuhr, nun hier lag und um ihr Leben kämpfte. Sie wussten in den kommenden Tagen nie, ob ich diesen Kampf gewinnen würde.

Viele von Ihnen im Vorstand haben Töchter. Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie vor einem Operationssaal warten müssten, stundenlang, während ihr Kind darin um ihr Leben kämpft?

Ich bin 25 Jahre alt. Ich habe fünfeinhalb Jahre Tiermedizin studiert, war gerade mit dem Studium fertig geworden und stand mitten im Leben. Mein Leben sollte endlich richtig beginnen und nun, völlig unerwartet, konnte ich mich nicht einmal mehr selbständig bewegen. Zu merken, dass mein ganzer Körper richtig kaputt war, war grausam. Als nach ein paar Tagen versucht wurde, mich in einen Stuhl zu setzen, fehlte meinem Oberkörper nach wenigen Minuten die Kraft sich aufrecht zu halten und sackte zur Seite weg. Ich konnte mich nicht selber waschen, nicht auf die Toilette gehen, mich nicht aufsetzen. Ich war auf einen Rollstuhl angewiesen und musste immer einen Apparat mit Blutverdünnern und Schmerzmitteln mit mir führen. Laufen musste ich erst wieder lernen. Es war die Hölle.

Und heute? Heute stehe ich hier vor ihnen. Ich stehe hier, weil ich das Glück hatte zu überleben. Wäre ich an dem Tag nicht in Freiburg sondern wie gewöhnlich an meinem Heimatort gewesen, wäre nicht mein Freund dabei gewesen, hätten die Ärzte nicht so schnell und vor allem richtig reagiert, wäre ich gestorben. Mit 25. Eine doppelte Lungenembolie überleben nur weniger als 20%. Patienten, die eine Operation über sich ergehen lassen müssen, wie sie bei mir durchgeführt wurde, haben eine Überlebenschance von 3%. Meine behandelnden Ärzte sprachen von einem Wunder, dass ich überlebt habe. Und es darf doch kein Wunder sein, es darf doch nicht vom Glück abhängen, ob man überlebt oder nicht!

Ich habe überlebt. Aber ich werde für den Rest meines Lebens geschädigt sein. Ich muss Marcumar nehmen, das mein Blut verdünnt. Die Nebenwirkungen sind heftig und vor allem ist es ein großer Einschnitt in mein Leben. Ich muss ständig meinen Blutgerinnungswert im Auge behalten und messen. Ich muss darauf achten, was ich esse und trinke und auf viele Dinge, die ich so gern hatte, muss ich ganz verzichten. Die Gefahr innerer Blutungen ist ständig gegeben und ich darf entgegen meinem großen Wunsch keine Kinder bekommen.

Meine Venen im linken Bein sind irreparabel zerstört und ich habe immer noch einen Thrombus in der Beckenvene, der nicht operabel ist. Aufgrund dessen kann mein Blut nicht richtig zurückfließen, weshalb ich einen Kompressionsstrumpf tragen muss, den Sie hier sehen können. Jeden Tag, mein Leben lang. Ich muss deshalb auf Sommerurlaube verzichten und muss neue Kleidung und neue Schuhe kaufen. Ich habe Lymphabflussstörungen im Bein, muss deshalb mindestens zweimal die Woche zur Lymphdrainage. Meine Herz- und Lungenfunktion ist eingeschränkt. Ich habe zahlreiche Narben, die größte von hier oben bis runter zum Bauch. Alle Narben müssen mit Ultraschall, Salben und Narbenpflastern behandelt werden. Können Sie es sich vorstellen, was es für eine junge Frau bedeutet in den Spiegel zu schauen und diese Narben zu sehen? Ich kann weder längere Zeit sitzen noch lange stehen, daher ist es fraglich, welchen Beruf ich einmal ausüben kann. Ich bin Tierärztin, aber es ist nicht daran zu denken in diesem Beruf zu arbeiten. Dazu kommt, dass ich aufgrund des instabilen Brustbeines körperlich nicht belastbar bin. Ich weiß nicht wie es mit mir weitergehen soll.

Bei mir ist es zweifelsfrei erwiesen, dass die Pille die Ursache für meine Lungenembolie war. Mein Blut wurde auf jede mögliche Gerinnungsstörung untersucht - ich habe keine. Ich habe nie geraucht, bin nicht übergewichtig und habe immer Sport gemacht. Es gibt keinen anderen Grund für die Embolie als die Pille. Die Pille, die von Ihnen so angepriesen wird, die doch so toll für den Körper sein soll und sich insbesondere an junge Erstanwenderinnen wendet wie ich es war. Sie ködern junge Mädchen mit der absurden Werbung sie würden nicht an Gewicht zunehmen, könnten ihr Hautbild verbessern und dass die Pille besonders gut verträglich sei. Dabei ist gerade Yasminelle wie die anderen Pillen der dritten und vierten Generation auch besonders gefährlich für Erstanwenderinnen unter 30 Jahre. Das Hormon Drospirenon, das die Yasminelle und andere Pillen dieser Generation beinhalten, entzieht dem Körper besonders viel Wasser. Dadurch verdickt sich das Blut und das Thromboserisiko erhöht sich enorm. Diese Thrombosen können zu solchen Embolien führen. Lungenembolie, Herzembolie, Hirnembolie.

Und ich bin bei weitem kein Einzelfall:
  • Nach mir wird eine junge Frau sprechen, die ebenfalls durch die Pille dauerhaft geschädigt ist.
  • In der Schweiz ist ein junges Mädchen nach der Einnahme der Pille Yaz gestorben. Yaz ist ebenfalls eine Pille der 3. Generation, die von Bayer vertrieben wird.
  • Die damals 16-jährige Celine war gerade frisch verliebt und nahm deshalb Yaz. Heute, nachdem sie die Pille ganze 4 Wochen lang eingenommen hatte, ist sie spastisch behindert, an einen Rollstuhl gefesselt und wird nie wieder sprechen oder laufen können. An die Herren des Vorstandes: Gehen Sie ins Internet, geben Sie in eine Suchmaschine „Celine“ und „Pille“ ein und schauen Sie sich die Bilder an. Schauen Sie sich die Fotos an! Und dann sagen Sie noch einmal, dass Ihre Pille besonders verträglich sei, wie es Ihr Chef-Mediziner Dr. Malik sagt. Wenn Sie so überzeugt von Ihrem Produkt sind, dann besuchen Sie Celine, gehen Sie zu ihr hin und sagen Sie ihr ins Gesicht, dass sie ganz alleine Schuld an ihrem Schicksal ist. Wenn Sie so überzeugt von der Pille sind, warum haben Sie dann zwei Jahre lang die Krankenhauskosten für Celine bezahlt? Stillschweigend und unter der Hand? Das ist doch ein Schuldeingeständnis!
  • In Deutschland ist im September 2009 eine junge Frau an einer Lungenembolie gestorben. Auch sie nahm die Pille ein.
  • In den USA sind derzeit 50 Todesfälle bekannt, die wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Einnahme der Pille stehen.
Durch Berichte in den Medien auf mich aufmerksam geworden, melden sich immer mehr Mädchen bei mir, die das gleiche Schicksal erlitten haben. Die Dunkelziffer ist enorm hoch. Und es wird weiter gehen.

Deshalb frage ich Sie: Wann werden Sie etwas unternehmen und die Pillen der dritten und vierten Generation vom Markt nehmen? Wie viele Todes- und Erkrankungsfälle wollen Sie noch abwarten? Sie machen mit den Pillen Yaz, Yasmin und Yasminelle einen jährlichen Umsatz von über einer Milliarde Euro und riskieren nicht nur das Leben von jungen Mädchen, nein sie zerstören auch die Zukunft vieler junger Frauen und Familien wie in meinem Fall.

Herr Dr. Dekkers, Sie werden ab Oktober der neue Vorstandsvorsitzende von Bayer sein. Sie haben drei Töchter. Würden sie Ihnen die Yasminelle guten Gewissens empfehlen?

Können Sie sich in die Lage der Väter und Mütter versetzen, die stundenlang vor dem OP warten müssen und jedes Mal, wenn ein Arzt den OP verlässt, müssen sie damit rechnen, dass der Arzt sagt, dass sie den Kampf verloren hat. Oder dass er ihnen sagt, dass, sollte Ihre Tochter überhaupt überleben, sie dann aufgrund des Sauerstoffmangels dauerhafte Gehirnschäden haben wird? Können Sie sich das vorstellen? Mein Vater musste das erleben, meine Mutter, meine Geschwister und mein Freund. Alle Menschen, die ich liebe und die mich lieben mussten damit rechnen, dass ich sterben würde. Ohne nochmal die Möglichkeit gehabt zu haben sich zu verabschieden. Und viele Mädchen hatten die Möglichkeit nicht mehr.

Sie haben es zu verantworten, dass das Leben junger Frauen zerstört ist oder nicht mehr existiert. Wie können Sie morgens überhaupt in den Spiegel schauen???

Ich stand mitten im Leben und Ihre Pille hat mich da herausgerissen, mir Qualen und unerträgliche Schmerzen zugefügt und mich geschädigt hinausgespuckt in ein neues Leben, in dem ich Schwierigkeiten habe zurecht zu kommen. Schon auf der Intensivstation habe ich deshalb psychologische Betreuung erhalten und ich brauche auch heute noch eine Psychologin.

Sie haben mir meine Gesundheit genommen und dazu hatten Sie kein Recht. Sie bewerben die Pille als Produkt, nicht einmal als Medikament, sondern als Produkt, das dem ganzen Körper wohltut. Stattdessen sterben Mädchen deswegen und Sie verdienen Unmengen von Geld damit. Das ist menschenverachtend. Warum stellen Sie eine Antibabypille her, die Nebenwirkungen hat, die für die Verhütung nicht notwendig sind?

Wie erklären Sie es sich, dass meine Frauenärztin nachdem sie über die ersten Zwischenfälle der Pille in der Schweiz gelesen hat ihren Bayer-Vertreter, einen ihrer Studienkollegen, diesbezüglich befragte, dieser jedoch abgewiegelt und die Unbedenklichkeit der Pille weiterhin angepriesen hat?

Ich fordere Sie auf Verantwortung zu übernehmen. Hören Sie auf so zu tun als gäbe es uns nicht. Hören Sie auf uns zu verhöhnen, indem Sie sagen, dass alle Geschädigten Einzelfälle sind, Vorerkrankungen hatten und dass die Schäden nicht von der Pille kommen. Bedenken Sie, dass auch sie Vater oder Mutter eines solchen „tragischen Einzelfalls“ werden könnten. Reagieren Sie auf die Opfer, nehmen Sie die Pillen vom Markt und sprechen Sie mit uns. Im Moment schweigen Sie uns im wahrsten Sinnen des Wortes tot. Lassen Sie keine jungen Frauen mehr sterben. Mein Leben haben Sie schon zerstört.


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