Stuttgart, 26.-28.11.2010 - Palästina-Solidaritätskonferenz "Getrennte Vergangenheit - Gemeinsame Zukunft" (erste Auswahl)Hintergrund-Information

1 Palästina-Solidaritätskonferenz - "Für EINEN säkularen, demokratischen Staat" (Resümee)

2 Felicia Langer, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und Schirmfrau der Veranstaltung: "Ich habe verstanden, daß die Massaker, die Vertreibung und die Enteignung der Palästinenser durch Israel wieder gut gemacht werden müssen, daß man die Schuld bekennen, das Rückkehrrecht der Palästinenser anerkennen muß, um Frieden und Versöhnung schaffen zu können."

3 Palästina-Solidaritätskonferenz - "Für EINEN säkularen, demokratischen Staat" (Resümee)

4 Ilan Pappe, israelischer Historiker: "Wenn wir das Rückkehrrecht der Palästinenser unterstützen... sagen wir etwas ganz Einfaches: Nein zum Rassismus, Nein zum einzigen rassistischen Staat im Nahen und Mittleren Osten... Der einzige Weg, den Rassismus anzugreifen, ist das Rückkehrrecht zu fordern..."

5 Palästina-Solidaritätskonferenz - "Für EINEN säkularen, demokratischen Staat" - Ilan Pappe: "Die Unterstützung eines rassistischen Staates ist nicht akzeptabel, besonders nicht in dieser Zeit."

6 Haidar Eid, Al Aqsa Universität Gaza: "Was wir erkennen müssen: einen Elefanten und eine Maus in einen Raum zu bringen und zu verlangen, daß sie verhandeln - einen 'fairen' Löwen dazu zu bringen, eine Maus zu unterstützen, ist genau das, was seit 1993 geschehen ist: die israelische Armee, die viertstärkste der Welt mit 400 Atomsprengköpfen, und auf der anderen Seite die Palästinenser, die nahezu gar nichts haben..."

7 Karin Gerster (Palästinakomitee Stuttgart), Felicia Langer, Haidar Eid (Gaza) und Mazin Qumsiyeh (Westbank) - Haidar Eid: "Es war bereits Arafats Illusion zu glauben, die USA würden einen unabhängigen, palästinensischen Staat zulassen. Der Moment der Wahrheit kam im Jahr 2000 (Camp David), als er erkennen mußte, daß er gar nichts bekommen würde..."

8 Haidar Eid: "Das Problem ist, daß die palästinensische Führung Unabhängigkeit zum Fetisch gemacht hat - anstatt auf Befreiung zu setzen. Wofür wir kämpfen müssen, ist Befreiung, nicht Unabhängigkeit. Wir können ein palästinensisches Imperium haben - bestehend aus Flüchtlingslagern. Das aber ist eine Farce. Nelson Mandela sagte: nur freie Menschen können verhandeln. Und die Palästinenser sind nicht frei..."

9 Palästina-Solidaritätskonferenz - Sophia Deeg, Ilan Pappe und Ali Abunimah

10 Norman Paech, Professor für Völkerrecht und ehem. außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der Partei 'Die Linke': "Was ist im Oktober 2010 in der Westbank geschehen? 'Gezielte Tötungen': sieben Palästinenser, zwei Kinder sind ermordet worden... Die Holy-Bible-Kirche in Ost-Jerusalem ist von israelischen Siedlern mit Molotow-Cocktails angezündet worden. 240 palästinensische Bürger sind inhaftiert worden, darunter 100 palästinensische Kinder aus Silvan, dem Stadtteil Jerusalems, der zur Zeit von Palästinensern gesäubert wird. Siedler haben mehr als 3500 Olivenbäume ausgerissen..."

11 Norman Paech: "Ich will ein Argument hinzufügen, warum die Ein-Staaten-Lösung letztlich überzeugend ist... Der Staat Israel ist als kolonialer Fremdkörper in eine Umgebung eingepflanzt worden - mit keiner Bemühung, sich irgendwie zu integrieren. Wer sich in eine fremde Umgebung hineinbegibt, der kann dort nur friedlich und gleichberechtigt leben, wenn er bereit ist, sich in diese Umgebung zu integrieren."

12 Mazin Qumsiyeh, Birzeit Universität Ramallah: "Boykott, Kapitalabzug und Sanktionen (BDS: boycott, divestment and sanctions) sind der Schlüsselweg, auf dem jeder von Euch uns helfen kann - wie in Südafrika - durch Druck, moralischen Druck auf die israelische Elite. Es war nicht der ökonomische Druck, der in Südafrika die Apartheid zu Fall brachte. Es war der moralische Druck. Wir brauchen jetzt die Free-Palestine-, die BDS-Kampagne gegen die Apartheid. Dabei könnt Ihr uns helfen."

13 Ilan Pappe, israelischer Historiker: "Die Zionisten sprechen eine andere Sprache... Sie haben keine Probleme mit dem, was sie tun... Sie tun es seit 60 Jahren. Sie werfen Menschen hinaus und sagen: es ist niemand auf der anderen Seite, mit dem man sprechen könnte. Und wenn doch jemand da ist, mit dem sie sprechen könnten, töten sie ihn und sagen: es ist niemand da, mit dem man sprechen könnte..."

14 Annette Groth, menschenrechtspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Partei 'Die Linke': "Die israelische Regierung testet die internationale Gemeinschaft aus. Und wenn wir jetzt nicht Stop sagen, ist es vielleicht zu spät..."

15 Palästina-Solidaritätskonferenz - Antoine Elias Raffoul (Palästina)

16 Jörg Lang, Rechtsanwalt, nennt die Auseinandersetzung um die Ein- oder Zwei-Staatenlösung eine nicht sehr "hilfreiche Diskussion", zu der er sich nicht äußern wolle, und stößt damit auf deutlich hörbaren Widerspruch aus dem Publikum.

17 Ali Abunimah, palästinensisch-amerikanischer Journalist (electronic Intifada): "Wie in Deutschland müssen wir auch in Palästina das Unerwartete erwarten... Das System der Unterdrückung kann beendet werden. Und es wird beendet werden. Wir müssen mit dem beginnen, was unsere Vision ist: getrennt in der Gegenwart und zusammen in der Zukunft."

18 Attia Rajab, Bauingenieur, Palästinakomitee Stuttgart: "Der 'Wald der Deutschen Länder' des Jewish National Fund dient als Erholungsgebiet für die jüdischen Siedlungen im Negev... Unter denen, die dafür spenden, sind auch viele deutsche Politiker. Sie sind damit in die Siedlungs- und Verdrängungspolitik im Negev verwickelt."

19 Attia Rajab zitiert Theodor Herzl: "Will man heute ein Land gründen, darf man es nicht in der Weise machen, die vor tausend Jahren die einzig mögliche gewesen wäre... Kämen wir beispielsweise in die Lage, ein Land von wilden Tieren zu säubern, würden wir es nicht in der Art der Europäer aus dem fünften Jahrhundert tun. Wir würden nicht einzeln mit Speer und Lanze gegen Bären ausziehen, sondern eine große, fröhliche Jagd veranstalten, die Bestien zusammentreiben und eine Melinitbombe unter sie werfen."

20 Ali Abunimah, palästinensisch-amerikanischer Journalist (electronic Intifada): "Die Lösung 'eine Person - eine Stimme' ist die Lösung, die am praktikabelsten ist und am besten moralischen Ansprüchen gerecht wird. Die deutsche Geschichte zeigt uns: wir müssen nicht nur das Unerwartete erwarten, sondern auch auf das Unerwartete vorbereitet sein."

21 Palästina-Solidaritätskonferenz - rechts: Annelise Butterweck (Frauen in Schwarz) und Ellen Rohlfs (Gush Shalom)

22 Verena Rajab, Journalistin, Palästinakomitee Stuttgart: "Der Jewish National Fund betreibt ein Projekt: bis 2013 sollen 250.000 jüdische Siedler in den Negev gebracht werden... Der Großteil der nicht anerkannten palästinensischen Dörfer soll nach diesem Plan zerstört werden... die Haus- und Dorfzerstörungen beschleunigen sich..."

23 Palästina-Solidaritätskonferenz - Ali Abunimah, Ilan Pappe und Sophia Deeg

24 Gilad Atzmon, britischer Jazzmusiker israelischer Herkunft, in seinem Grußwort: "Wir stimmen alle überein, was die Ein-Staaten-Lösung angeht. Wir stimmen alle darin überein, daß dies wahrscheinlich die einzige ethische und universelle Herangehensweise zur Lösung des Konflikts ist."

25 Lubna Masarwa, Passagierin auf der von Israel angegriffenen Mavi Marmara: "Ich erwarte, daß Ihr vom täglichen Kampf der Palästinenser lernt und dafür sorgt, daß der Kampf weitergeht... Ihr müßt einfallsreich sein. Ihr müßt Eure mentale Grenze überschreiten. Deutschland muß der erste Staat sein, der dies tut - wegen Eurer Schuld, wegen Eurer Geschichte. Diese Dinge wiederholen sich in Gaza und Palästina. Ihr müßt das tun, nicht für uns, sondern für Eure Würde und Euer Schicksal in Frieden und Gerechtigkeit."

26 Palästina-Solidaritätskonferenz - Annelise Butterweck (Frauen in Schwarz)

27 Evelyn Hecht-Galinski, Publizistin: "Weisen wir als deutsche und europäische Bürger jeden Versuch zurück, berechtigte Kritik an der israelischen Besatzungs- und Unrechtspolitik mit der allseits gefürchteten Antisemitismus-Anschuldigung zu unterdrücken. Wir sollten auf sämtlichen Rechten bestehen, die uns allen zustehen: gegen Unrecht aufzustehen, wo immer und von wem immer es begangen wird."

28 Evelyn Hecht-Galinski, Publizistin: "Israel hält sich für den Hüter aller Juden. Aber nur wenige Israelis sind religiös. Dennoch glauben fast alle, daß Gott ihnen das Land gegeben hat. Dem widerspreche ich. Israel spricht nicht in meinem Namen. Schon säkulare Politiker wie Ben Gurion... mißbrauchten die Theologie für den Zionismus..."

29 Evelyn Hecht-Galinski, Publizistin: "...und schufen damit die Grundlage für das Projekt Groß-Israel, das bis heute noch perfider verfeinert wird - in der neuen Formel - nicht mehr Israel als Staat - was längst geschehen ist - sondern als jüdischen Staat anzuerkennen. So werden die Hürden immer höher gesetzt und unannehmbarer für jeden Palästinenser. Daher sage ich als deutsche Bürgerin und unabhänigige jüdische Stimme: es geht nicht mehr um das Existenzrecht Israels, es geht um das Existenzrecht Palästinas..."

30 Palästina-Solidaritätskonferenz - links: Lubna Maraswa, Passagierin auf der von Israel angegriffenen Mavi Marmara

31 Julianna Herzberg spielt 'Reise nach Jerusalem'

32 Julianna Herzberg spielt 'Reise nach Jerusalem'

33 Julianna Herzberg spielt 'Reise nach Jerusalem'

34 Norman Paech, Inge Höger, Lubna Masarwa und Annette Groth - TeilnehmerInnen der Free-Gaza-Flottille

(Schlußdokument der Konferenz)