Köln, 14.9.2001 - Schweigemarsch für die Opfer von New York und WashingtonHintergrund-Information

Wir sind alle erschüttert

Auszüge aus der Ansprache von Oberbürgermeister Fritz Schramma 14.9.2001 auf dem Roncalliplatz

Wir sind alle erschüttert. Wir alle trauern. Wie sollen wir auf solch unfassbare, grausame und menschenverachtende Geschehnisse in Amerika reagieren? Hilflosigkeit, Ohnmacht, Betroffenheit, Trauer und Wut vermischen sich mit Solidarität, Anteilnahme und Verbundenheit mit den unschuldigen Opfern und deren Angehörigen.

Damit zeigen wir gemeinsam mit allen freiheitlichen Demokraten unsere Verachtung von Terror, Hass und Gewalt.

Die Terroristen konnten das World Trade Center zerstören. Aber was sie nie zerstören können, ist unsere Hoffnung und unseren Wunsch auf ein friedliches, freiheitliches und demokratisches Miteinander.

Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt allen Opfern von Terror und Gewalt. Wir werden still demonstrieren. Und obwohl wir still sind, erheben wir damit laut unsere Stimme und senden sie hier vom Kölner Dom hinüber in die USA nach New York und Washington und sagen: Wir sind bei Euch in diesen schweren Tagen.

Ich finde es wichtig, in einer Millionenstadt wie Köln, wo so viele ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger, insbesondere Moslems leben, deutlich Toleranz zu demonstrieren und auch klar zu machen, dass diese Menschen sich von den terroristischen Fundamentalisten - welch religiöser Gruppierung auch immer - unterscheiden. Besonnenheit und Vernunft sind im zwischenmenschlichen Miteinander ebenso wie in der Politik gerade jetzt gefordert.


Bundeskanzler Schröder:
"Wir leisten Beistand"

Erklärung des Bundeskanzlers vom 13.9.2001 nach der Ausrufung des Bündnisfalls durch die NATO-Staaten

Wie Sie wahrscheinlich wissen, hat der NATO-Rat soeben beschlossen, angesichts der schwerwiegenden terroristischen Angriffe von gestern auf die Vereinigten Staaten von Amerika, seine volle Solidarität auf Grundlage von Artikel 5 des NATO-Vertrages zu erklären.

Die Urheber der terroristischen Anschläge stehen bisher nicht fest. Konkrete Aktionen hat die NATO daher heute (Mittwoch) nicht beschlossen. Über den Inhalt und über das Ausmaß eines möglichen deutschen Beistandsbeitrags werden wir also noch zu entscheiden haben und dies in unserer eigenen Verantwortung. Wir werden aber mit unseren Partnern in der NATO - speziell mit unseren Freunden in den Vereinigten Staaten - weiterhin ganz eng zusammenarbeiten und uns ganz eng abstimmen. Das ist übrigens auch der Wunsch des amerikanischen Präsidenten, mit dem ich vor ein paar Stunden telefoniert habe und der in dem Gespräch deutlich gemacht hat, daß seine Bereitschaft zu Konsultationen mit den Bündnispartnern, also auch mit uns, außer Frage steht und dies auf allen Ebenen, die in Frage kommen.

Natürlich erfolgte die Zustimmung der deutschen Bundesregierung - meine Weisung also - an den Vertreter Deutschlands in der NATO auf der Grundlage eines Beschlusses des deutschen Bundessicherheitsrates. Ich habe dann die Partei- und Fraktionsvorsitzenden im Deutschen Bundestag informiert, ganz einfach, weil ich möchte, daß in dieser so wichtigen Frage ein möglichst großer Konsens in Deutschland besteht. Ein Konsens, der ja auch in den Erklärungen, die abgegeben worden sind heute morgen, sehr, sehr deutlich geworden ist. Es ist ein hohes Gut, das zeigt, wie geschlossen Deutschland in solchen Fragen sein kann.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, das werden Sie ebenfalls schon wissen, ist befaßt worden und hat sich außerordentlich klar gegen jede Form von Terrorismus ausgesprochen und hat sehr deutlich gemacht, wo er in dieser Frage steht, nämlich an der Seite der Vereinigten Staaten.

Mir liegt daran, noch einmal zu betonen, daß es für uns Deutsche, für mich selbst, aber ich denke auch für eine ganz große Mehrheit in unserem Land hier nicht um die formale Erfüllung einer übernommenen Bündnisverpflichtung allein geht. Ich habe immer wieder deutlich gemacht, und dabei bleibe ich und das unterstreiche ich noch einmal, daß die terroristischen Anschläge, die so unsäglich viele Leben gekostet haben, nicht nur Anschläge gegen die Menschen in den Vereinigten Staaten, gegen unsere Freunde in Amerika selbst sind, sondern auch Anschläge gegen die gesamte zivilisierte Welt. Also auch Anschläge gegen unsere eigene Freiheit, gegen unsere eigenen Werte. Werte, die wir mit dem amerikanischen Volk teilen. Deshalb leisten wir Beistand und werden Beistand leisten in völliger Übereinstimmung mit unseren eigenen moralischen Wertvorstellungen.

Es geht hier um die Verteidigung all dessen, was unsere freiheitliche und offene Gesellschaft im Kern begründet und das dürfen wir in unserem eigenen Interesse nichtpreisgeben. Als es um die Verteidigung der Freiheit Berlins ging, hat John F. Kennedy gesagt - Sie kennen diesen berühmten Satz: Ich bin ein Berliner. Das war der Ausdruck einer unglaublichen Solidarität. Heute, denke ich, haben wir Anlaß - gerade wir Deutschen - diese Solidarität zurückzugeben, indem wir sagen: Wir sind solidarisch mit dem amerikanischen Volk.

veröffentlicht in 'junge Welt' vom 14.09.2001


"Sie können das Fundament Amerikas nicht erschüttern"

Fernsehansprache des US-Präsidenten George W. Bush am 12.9.2001

Nach den Terroranschlägen auf New York und Washington hat sich US-Präsident George W. Bush am Dienstag abend (Ortszeit) in einer Fernsehansprache an die Bevölkerung gewandt. jW dokumentiert im folgenden die Rede.

Heute sind unsere Bürger, unsere Lebensweise, ja, unsere Freiheit mit einer Serie von mutwilligen und tödlichen Terroranschlägen attackiert worden. Es gab Opfer in Flugzeugen und in Büros: Sekretärinnen und Geschäftsleute, Mitarbeiter des Militärs und der Bundesbehörden, Mütter und Väter, Freunde und Nachbarn. Tausende Menschenleben wurden plötzlich ausgelöscht von bösen, niederträchtigen Terrorakten.

Die Bilder von Flugzeugen, die in Gebäude fliegen, von lodernden Flammen, von riesigen Gebäudestrukturen, die kollabieren, haben uns mit Fassungslosigkeit erfüllt, mit schrecklicher Trauer und mit einem stillen, unnachgiebigen Groll.

Dieser Massenmord sollte dazu dienen, unsere Nation einzuschüchtern und in Chaos und Resignation zu treiben. Dies ist nicht gelungen. Unser Land ist stark. Ein großes Volk ist dazu angespornt worden, eine große Nation zu verteidigen.

Terroristische Anschläge können zwar die Fundamente unserer größten Gebäude erschüttern, aber nicht das Fundament Amerikas. Sie können Eisen und Stahl zerbersten lassen, aber sie können der eisernen Entschlossenheit Amerikas nichts anhaben.

Amerika wurde zum Angriffsziel, weil wir in der Welt die strahlendste Fackel der Freiheit und der Selbstverwirklichung sind. Und niemand wird den Glanz dieses Lichtes auslöschen.

Heute hat unsere Nation das Böse gesehen, die schlimmste Seite der menschlichen Natur, und wir haben geantwortet mit der besten Seite Amerikas, mit der Risikobereitschaft unserer Rettungskräfte, mit der Hilfsbereitschaft für Fremde und Nachbarn auf seiten derjenigen, die freiwillig Blut gespendet und in jeder anderen Weise geholfen haben, die ihnen möglich war.

Unmittelbar nach dem ersten Angriff habe ich das Notfallprogramm unserer Regierung in Gang gesetzt. Unsere Streitkräfte sind stark, und sie sind auf alles vorbereitet. Unsere Notfallteams sind in New York und Washington im Einsatz, um bei den Rettungsarbeiten vor Ort mitzuhelfen.

Unsere erste Priorität besteht darin, all denen Hilfe zukommen zu lassen, die verletzt wurden, und jede Vorsichtsmaßnahme zu ergreifen, um unsere Bürger zu Hause und in der ganzen Welt vor weiteren Angriffen zu schützen.

Unsere Regierungsgeschäfte werden ohne Unterbrechung fortgesetzt. Bundesbehörden in Washington, die heute morgen evakuiert wurden, werden in Schlüsselbereichen noch heute abend ihre Arbeit wieder aufnehmen und werden morgen geöffnet sein.

Unsere Finanzinstitutionen bleiben stark, und auch die amerikanische Wirtschaft wird ihre Geschäftstätigkeit fortsetzen.

Die Suche nach den Hintermännern dieser Übeltaten läuft. Ich habe sämtliche Ressourcen mobilisiert, damit unsere Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden die Verantwortlichen ausfindig machen und vor Gericht bringen können. Wir werden keinen Unterschied machen zwischen den Terroristen, die diese Taten begangen haben, und denjenigen, die sie unterstützen.

Ich weiß es sehr zu schätzen, daß Kongreßabgeordnete mir darin gefolgt sind, diese Angriffe aufs schärfste zu verurteilen. Und im Namen des amerikanischen Volkes danke ich den vielen Staats- und Regierungschefs in aller Welt, die uns ihr Mitgefühl bekundet und ihre Hilfe angeboten haben.

Amerika und seine Freunde und Verbündeten schließen sich mit all denen zusammen, die Frieden und Sicherheit in der Welt verteidigen wollen, und wir stehen zusammen, um den Kampf gegen den Terrorismus zu gewinnen.

Heute abend bitte ich Sie darum, zu beten für alle, die trauern, für die Kinder, deren Welt erschüttert wurde, für alle, die sich jetzt in ihrer Sicherheit und Geborgenheit bedroht fühlen. Und ich bete darum, daß sie Trost finden in einer Macht, die größer ist als wir alle, wie es von alters her zum Ausdruck kommt in Psalm 23 ("Der Herr ist mein Hirte"): "Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unheil: Denn du bist bei mir."

Dies ist der Tag, an dem alle Amerikaner aus allen Lebensbereichen zusammenstehen in ihrer Entschlossenheit, für Gerechtigkeit und Frieden einzutreten. Amerika hat schon in der Vergangenheit über Feinde obsiegt und wird es auch diesmal wieder tun.

Niemand von uns wird diesen Tag jemals vergessen, dennoch schreiten wir voran, um unsere Freiheit zu verteidigen und alles, was in unserer Welt gut und gerecht ist.

veröffentlicht in 'junge Welt' vom 13.09.2001


Ein Geschenk für die Rechte

Artikel von Noam Chomsky (*) aus dem Internet-Magazin ZNet, übersetzt von Rainer Rupp, veröffentlicht in 'junge Welt' vom 14.9.2001

Zu befürchtende Folgen der Bombenangriffe in den USA


Die terroristischen Angriffe auf die USA gehören in die Kategorie der bedeutenden Greueltaten. In ihrem Umfang erreichen sie aber möglicherweise nicht die Bedeutung vieler anderer Greueltaten, wie zum Beispiel die Bombardierung des Sudans durch US-Präsident William Clinton. Ohne glaubwürdigen Vorwand wurde damals die Hälfte der pharmazeutische Produktion des Landes zerstört, was für eine große, aber unbekannte Zahl von Menschen den Tod bedeutete. - Niemand kennt die genaue Zahl, weil die USA eine entsprechende Anfrage in der UNO blockierten und auch niemand Wert darauf legt, die Frage weiter zu verfolgen. - Um nicht von noch viel schlimmeren Fällen zu sprechen, an die man sich leicht erinnert.

Daß es sich bei den Angriffen auf New York und Washington um ein abscheuliches Verbrechen handelt, steht außer Zweifel. Die meisten Opfer kommen aus der arbeitenden Bevölkerung: Hausmeister, Sekretärinnen, Feuerwehrmänner, usw. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich der Anschlag auch für die Palästinenser und andere arme und unterdrückte Völker als vernichtender Schlag erweisen. Wahrscheinlich ist auch, daß dies zu verschärften Sicherheitsmaßnahmen und Kontrollen führen wird, möglicherweise mit vielfältigen Auswirkungen zur Untergrabung der Bürgerrechte und der innerstaatlichen Freiheiten.

Die Ereignisse decken auch auf dramatische Weise die Dummheit des Projektes für die "Nationale Raketenverteidigung" (NMD) auf. Von Anfang an war es offensichtlich und es war auch immer wieder von strategischen Analytikern betont worden, daß es in hohem Maße unwahrscheinlich ist, daß, wenn jemand den Vereinigten Staaten unermeßlichen Schaden zufügen will - einschließlich des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen - er dies nicht mit einem Raketenangriff versuchen wird, wodurch seine eigene sofortigen Zerstörung garantiert wäre.

Statt dessen gibt es unzählig viele einfachere Methoden, die im Grunde genommen nicht aufzuhalten sind. Aber die jüngsten Ereignisse werden sehr wahrscheinlich dazu ausgenutzt werden, um den politischen Druck zur Entwicklung und Dislozierung des NMD-Systems noch zu verstärken. "Verteidigung" ist ein fadenscheiniger Vorwand für die Pläne zur Militarisierung des Weltraums. Und mit guten Public Relations werden sogar die dünnsten Argumente in der erschreckten Öffentlichkeit Gewicht bekommen. Mit anderen Worten, das Verbrechen ist ein Geschenk für die chauvinistische, hurrapatriotische Rechte, für all jene, die nur darauf warten, Gewalt einsetzen zu können um ihre Interessen zu schützen.

Die wahrscheinliche Reaktion der USA wird jedoch nur noch mehr Angriffe wie diese - oder noch schlimmere - auslösen. Jetzt erscheinen die Aussichten für die Zukunft sogar noch ominöser, als sie es vor den jüngsten Greueltaten waren. Wenn es darum geht, wie wir reagieren sollen, dann haben wir eine Wahl. Wir können unserem gerechtfertigten Horror Ausdruck verleihen, oder wir können versuchen zu verstehen, was die Gründe für diese Verbrechen sind; was dazu geführt hat.

Das bedeutet, daß wir uns bemühen müssen, uns in die Vorstellungswelt der potentiellen Täter zu begeben. Falls wir den zweiten Weg wählen, dann können wir - meiner Meinung nach - nichts besseres tun, als uns die Worte von Robert Fisk zu verinnerlichen, dessen direkte Kenntnisse und dessen großer Einblick in die Probleme der Region nach vielen Jahren hervorragender Berichterstattung nicht zu übertreffen sind. Nachdem er "die Gemeinheiten und ungemeinen Grausamkeiten gegen ein unterdrücktes Volk", die Palästinenser, beschrieben hat, fährt er fort: "Dies ist nicht der Krieg der Demokratie gegen den Terror, was der Weltöffentlichkeit in den nächsten Tagen glaubhaft gemacht werden soll. Vielmehr geht es hier um amerikanische Raketen, die ein palästinensisches Haus zerstören, es geht auch um US-Hubschrauber, die 1996 Raketen auf libanesische Krankenwagen abfeuerten, und es geht um amerikanische Granaten, die im Dorf mit dem Namen Qana einschlugen, und es geht um libanesisch- christliche Milizen, die - von Amerikas israelischem Verbündeten bezahlt und uniformiert - sich hackend, raubend, vergewaltigend und mordend ihren Weg durch Flüchtlingslager bahnten. Und es geht noch um viel mehr."

Nochmals, wir haben eine Wahl: Wir können entweder versuchen zu verstehen oder es bleiben lassen, um damit jedoch die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, daß noch viel schlimmeres auf uns zukommen wird.

(*) Noam Chomsky ist Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und einer der prominentesten Kritiker der Außenpolitik seines Landes


Amerikanischer Wahn - USA wollen einige Staaten 'auslöschen'

Kommentar von Werner Pirker in 'junge Welt' vom 15.9.2001

US-Präsident Bush hat angekündigt, die Welt zum Sieg zu führen. Wie dieser menschheitliche Siegeszug der USA aussehen soll, erläuterte der amerikanische Vizeaußenminister Paul Wolfowitz in knapper Kommandosprache: Staaten, die den Terror unterstützen, seien auszulöschen. Die siegreiche Welt würde somit aus ein paar Ländern weniger als bisher bestehen.

An die Aushebelung des auf dem Prinzip der Gleichberechtigung von Staaten beruhenden Völkerrechtes durch die US-beherrschte Weltordnung hat sich das Publikum bereits gewöhnt. Doch zu Beginn des 21. Jahrhunderts steht nicht mehr bloß die nationale Souveränität von Ländern auf dem Spiel, sondern deren physische Existenz. Zwar war das bereits im Krieg der NATO gegen Jugoslawien der Fall, wenngleich nicht als erklärtes Kriegsziel. Nun ist auch diese letzte Hemmschwelle weggefallen, der Völkermord wird quasi regierungsamtlich verlautbart. Eine schlimmere Bedrohung für die menschliche Zivilisation als dieser Kreuzzug zur Rettung der "zivilisierten Welt" läßt sich kaum noch denken. Die zivilisatorische Katastrophe vom 11. September 2001, als einer terroristischen Macht ihre eigene Melodie vorgespielt wurde, könnte zur Katastrophe ohne Ende werden.

Wohin immer die Spurensuche auch führen mag, die Schuldigen waren als Schurkenstaaten bereits vorverurteilt, noch lange bevor die Kamikaze-Flieger die Türme des World Trade Center zum Einsturz gebracht hatten. Die einzigen konkreten Spuren scheinen indes in ein Land zu führen, das von antikommunistischen Glaubenskriegern terrorisiert wird, deren reaktionäre Energie der Westen im Kampf gegen die Sowjetunion und das progressiv- laizistische Regime in Kabul jahrelang zu nutzen wußte. Nun ist das gepeinigte Land am Hindukusch zur Zielscheibe amerikanischer Rache geworden. Pakistan indessen, das die Taliban-Milizen materiell und ideell zum Marsch auf Kabul rüstete und dessen Geheimdienst sie bis zuletzt mit Waffen und Know-How versorgt hatte, hat den USA seine volle Unterstützung im Kampf gegen den Terror zugesagt. Es ist daher nicht zur Auslöschung als Staat, sondern als Teilnehmer an diesem Vernichtungsprogramm vorgesehen.

Ebenso Saudi-Arabien, das Herkunftsland der "Moslembrüder" als der Keimzelle des islamistischen Terrorismus. Die Legitimationskrise der Schurkenstaaten- Theorie dürfte den Aktivismus der Rächer des Imperiums kaum behindern. "Beweise" gegen geächtete arabische Staaten wie Irak, Syrien, Libyen und Libanon sowie den Iran werden sich schon finden lassen, falls man sich überhaupt dieser Mühe unterzieht.

Ob das Weltkriegsszenario Wirklichkeit wird, hängt maßgeblich von den Verbündeten ab, die den USA ihren Beistand erklärt haben. Wird sich die NATO zum Adjutanten eines durchgedrehten Offiziers degradieren lassen, der seine Stars und Stripes über verbrannter Erde wehen sehen will, oder läßt sich amerikanischer Wahn zügeln? Zu großer Hoffnung besteht kein Anlaß.


"Es wird ein Feldzug"

Presse- und andere Stimmen zum Anschlag in den USA und zu möglichen Reaktionen - veröffentlicht in 'junge Welt' vom 15.9.2001

Die Welt dreht sich nicht um die USA
Die Amerikaner müssen sich jetzt einige Fragen stellen, die sie früher aus reiner Selbstgefälligkeit ignorierten. Weshalb ist der Anti-Amerikanismus so stark in aller Welt? Woher kommt der Haß auf den "Großen Satan"? Es ist Zeit für die USA, in der internationalen Politik Abschied vom System des Ptolemäus zu nehmen, wonach sich Amerika als Nabel der Welt betrachtet. Als ob sich alle anderen um Amerika drehen wie die Planeten um die Erde bei Ptolemäus. Das Jahrhundert des Kopernikus hat längst begonnen.
('Wremja', Moskau)

Maß der Arroganz
Wird irgend jemand in den USA ernsthaft die Antworten auf die schwierige Frage suchen, ob die US-Außenpolitik solche Verzweiflungsangriffe herausfordert und anspornt? Warum hat sich fast in der gesamten Welt so viel Schadenfreude gegenüber den USA angehäuft? Ist das nicht alles ein Beweis dafür, daß die einzige Supermacht das Maß ihrer Arroganz überschritten hatte, den ganzen Planeten nach eigenen Vorstellungen zu formen?
('Vreme', Belgrad)

Staaten ausschalten
Es wird ein Feldzug (campaign) und keine einzelne Aktion. Die USA werden die Vergeltungsaktion gegen die Verantwortlichen und deren Helfer so lange fortführen, bis der Terror aufhöre. Es geht darum, Staaten auszuschalten (ending states), die Terrorismus unterstützten.
(Paul Wolfowitz, Stellvertreter des US-Verteidigungsministers)

Warnung
Ich erwarte keine schnelle Aktion ohne Vorliegen von Beweisen. Wenn Amerika dennoch angreift, verübt es selbst einen Terroranschlag.
(Abdul Salam Saif, Botschafter der Taliban in Pakistan)

Erinnerung
Die terroristischen Anschläge vom 11. September und die von US-Präsident George W. Bush angekündigte Vergeltung werden dazu führen, daß sich die westlichen Staatsmänner mit der Definition des Terrorismus auseinandersetzen müssen. Hinter diesem Wort verbergen sich höchst unterschiedliche Vorstellungen, nicht nur diesseits und jenseits des Atlantik, sondern auch unter den 15 EU-Partnern. Aber wie soll man etwas bekämpfen, dessen Definition nicht klar ist? An Beispielen wie dem Baskenland, Nordirland, Tschetschenien und dem Nahen Osten haben die westlichen Staaten vorgeführt, daß sie vom Terrorismus und den Beziehungen zu Terroristen unterschiedliche Vorstellungen haben. Jetzt, wo sich der Verdacht auf den Milliardär Bin Laden richtet, muß daran erinnert werden, daß eben dieser Bin Laden einst vom US- Geheimdienst eingesetzt wurde, um die sowjetische Invasion in Afghanistan zu bekämpfen.
('Le Monde', Paris)

Veraltetes Weltbild
Seit dem Massenmord in New York und Washington findet zunehmend eine Sprache Verwendung, die aus der Zeit des Kalten Krieges stammt. Aus jenen Tagen, als Ronald Reagans "Reich des Bösen" in aller Munde war. Nach dem Schock vom 11. September ist selbst das Vokabular von liberalsten Politikern gespickt mit kriegerischen Ausdrücken. (...) Die Rhetorik, die in diesen schweren Tagen aus dem Weißen Haus zu vernehmen ist, läßt die Vermutung aufkommen, daß ein veraltetes Weltbild heraufbeschworen werden soll. Nur: Das Böse läßt sich heute nicht so eingrenzen wie damals. Der Feind unserer Tage agiert global und ist in Zellen und Banden organisiert. Mit dem Denkmuster aus dem Kalten Krieg wird er nicht zu besiegen sein.
('Tages-Anzeiger', Zürich)

Schwarz-Weiß-Denken
Es gibt Situationen, in denen man sich im Wissen um die ganze Kompliziertheit der Welt entscheiden muß für Gut oder Böse, Schwarz oder Weiß.
('Die Welt', Berlin)

Kühle Vernunft
Sofern sich auf seiten der Terroristen ein Staat oder eine Regierung als beteiligt herausstellen sollte, so kann daraus ein Krieg entstehen. Deshalb ist um so mehr kühle Vernunft geboten.
(Helmut Schmidt, Ex-Bundeskanzler)

Poetische Kostbarkeit
New York, man kann dich in drei Elemente unterteilen. Zuerst bist du das Wasser, denn du bist eine Insel im Fluß. Dann dein Licht, am Tag wie in der Nacht. Tagsüber reflektieren deine himmelhohen gläsernen Häuser die Sonne, als gäbe es sie millionenmal. Nachts flimmerst du wie Millionen Glühwürmchen. Aber dein drittes und schönstes Element ist die Sehnsucht. Du bist die Sehnsuchtsstadt unseres Orbits. Wer sich zu dir retten konnte, war gerettet. Und nun müßt ihr euch selber retten.
(Franz Josef Wagner, 'Requiem für New York' in der Bild-Zeitung)

Proklamation
(...) Deshalb proklamiere ich, George W. Bush, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, aufgrund der mir durch die Verfassung und die Gesetze der Vereinigten Staaten verliehenen Vollmacht, Freitag, den 14. September 2001 als Nationalen Tag des Gebets und Gedenkens an die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001. Ich rufe das amerikanische Volk und alle Andachtsorte auf, an diesem Nationalen Tag des Gebets und Gedenkens um 12.00 Uhr mittags Gedenkgottesdienste abzuhalten, die Glocken zu diesem Zeitpunkt zu läuten und abends Gedenkwachen mit Kerzen abzuhalten. Ich bitte die Arbeitgeber, ihren Angestellten über Mittag freizugeben, so daß sie an den Gottesdiensten teilnehmen und für unser Land beten können. Ich lade alle Menschen auf der Welt ein, unsere Trauer mit uns zu teilen und gemeinsam mit uns an diesem feierlichen Gedenken teilzunehmen.
Zu Urkund dessen setze ich an diesem dreizehnten Tag im September im Jahre des Herrn zweitausendeins und im zweihundertsechsundzwanzigsten Jahr seit der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten meine Unterschrift unter dieses Dokument.
(George W. Bush)


Bush: Wir werden die Täter zur Strecke bringen

Aus dem Kölner Stadt-Anzeiger vom 12.9.2001

In einer ... Fernsehansprache sagte Bush: "Unbekannte Feiglinge haben heute morgen die Freiheit selbst angegriffen. Täuscht euch nicht: Die Vereinigten Staaten werden diejenigen, die für diese feigen Taten verantwortlich sind, zur Strecke bringen und bestrafen."

Die Entschlossenheit Amerikas sei auf die Probe gestellt. "Aber wir werden der Welt zeigen, dass wir diesen Test bestehen."


"Kriegserklärung gegen die gesamte zivilisierte Welt"

Erklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder vom 11.9.2001

"Wir alle - alle Deutschen - sind voller Entsetzen über die terroristischen Anschläge in den Vereinigten Staaten. Dies ist eine Kriegserklärung gegen die gesamte zivilisierte Welt. Wer diesen Terroristen hilft oder sie schützt, verstößt gegen alle fundamentalen Werte, die das Zusammenleben der Völker, auch untereinander, begründen.

Das deutsche Volk steht in dieser Stunde, die so schwer ist für die Menschen in den Vereinigten Staaten, fest an der Seite der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich habe dem amerikanischen Präsidenten George W. Bush die uneingeschränkte Solidarität Deutschlands zugesichert. Selbstverständlich stehe ich auch weiterhin in Verbindung mit meinen europäischen Kolleginnen und Kollegen, und soweit das geht, auch mit der Regierung der Vereinigten Staaten. Die Anteilnahme aller Deutschen gilt den Opfern und den Angehörigen der Opfer."

Quelle: www.bundesregierung.de


Rudolf Scharping:
"Nicht vor einem Krieg"

Verteidigungsminister Rudolf Scharping in der ARD am 12.9.2001:

"Ich hoffe, daß wir alle die Besonnenheit behalten, jetzt nicht von einem Alarmzustand oder irgendetwas zu reden. Wir stehen nicht vor einem Krieg. Wir stehen vor der Frage: was ist eine angemessene Antwort - nicht im Sinne von Rache und Vergeltung, sondern um die Dimension des internationalen Terrors, seine Brutalität, seine Wirksamkeit auf Dauer bekämpfen und brechen zu können. Und dazu muß man mehr tun als militärisch handeln. Allerdings: man muß in einzelnen Fällen wahrscheinlich auch militärisch handeln."


Erklärung des Nordatlantikrates

NATO-Generalsekretär George Robertson, Brüssel, 12.9.2001, in dpa-Übersetzung

"Am 12. September ist der Nordatlantikrat erneut zusammengetroffen, um auf die entsetzlichen Angriffe, die gestern auf die Vereinigten Staaten von Amerika verübt wurden, zu reagieren. Der Rat stimmte überein, dass - falls ermittelt wird, dass dieser Angriff von außerhalb der Vereinigten Staaten gesteuert wurde - er als eine Aktion angesehen wird, die unter Artikel 5 des Washingtoner Vertrages fällt; dieser stellt fest, dass ein bewaffneter Angriff gegen einen oder mehrere der Bündnispartner in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen alle angesehen wird.

Die im Washingtoner Vertrag enthaltene Verpflichtung zur gemeinsamen Selbstverteidigung wurde eingegangen unter Umständen, die sich sehr von den heutigen unterscheiden; aber sie bleibt heute nicht weniger gültig und nicht weniger wichtig, in einer Welt, die der Geißel des internationalen Terrorismus ausgesetzt ist.

Als sich die Staats- und Regierungschefs der NATO 1999 in Washington trafen, würdigten sie den Erfolg des Bündnisses, das die Freiheit seiner Mitglieder während des Kalten Krieges sicher gestellt und ein einiges und freies Europa ermöglicht hat. Aber sie erkannten auch die Existenz einer großen Bandbreite von Gefahren für die Sicherheit, von denen sich einige deutlich unterscheiden von jenen, die zur Gründung der NATO geführt hatten. Deutlicher gesagt, sie (die Staats- und Regierungschefs) verurteilten Terrorismus als eine ernste Bedrohung für Frieden und Stabilität und bekräftigten ihre Entschlossenheit, ihn gemäß ihrer gegenseitigen und internationalen Verpflichtungen sowie nach ihren nationalen Gesetzen zu bekämpfen.

Artikel 5 des Washingtoner Vertrages verlangt, dass im Fall von Angriffen, die in seinen Rahmen fallen, jeder Bündnisstaat dem angegriffenen Land mit den Mitteln hilft, die er für notwendig hält. Entsprechend stehen die Verbündeten der USA in der NATO bereit, die Hilfe zu leisten, die in der Folge dieser Barbarei angefordert werden könnte."

Quelle: www.ksta.de, 12.09.01, 23:05h


Bündnisfall

Artikel 5 des NATO-Vertrages (zum Ernstfall der kollektiven Verteidigung der NATO-Staaten):

"Die Parteien vereinbaren, dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird; sie vereinbaren daher, dass im Falle eines solchen bewaffneten Angriffs jede von ihnen in Ausübung des in Artikel 51 der Satzung der Vereinten Nationen anerkannten Rechts der individuellen oder kollektiven Selbstverteidigung der Partei oder den Parteien, die angegriffen werden, Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, um die Sicherheit des nordatlantischen Gebiets wiederherzustellen und zu erhalten.

Von jedem bewaffneten Angriff und allen daraufhin getroffenen Gegenmaßnahmen ist unverzüglich dem Sicherheitsrat Mitteilung zu machen. Die Maßnahmen sind einzustellen, sobald der Sicherheitsrat diejenigen Schritte unternommen hat, die notwendig sind, um den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit wiederherzustellen und zu erhalten."


USA bereiten Vergeltung vor - Kongress bewilligt 40 Milliarden Dollar

Aus dem Kölner Stadt-Anzeiger vom 13.9.2001

Die USA wollen die Terroranschläge von New York und Washington mit massiver militärischer Vergeltung beantworten.

Der stellvertretende Verteidigungsminister Paul Wolfowitz kündigte am Donnerstag an, es werde nicht bei einem Vergeltungsschlag bleiben: "Es wird ein Feldzug und keine einzelne Aktion".

Bush sprach vom "ersten Krieg des 21. Jahrhunderts".

"Ich bin fest entschlossen, diesen gegen Amerika erklärten Krieg zu gewinnen", erklärte Bush.

Seine Regierung werde sich darauf einstellen und andere Staaten bitten, sich den USA anzuschließen. Die NATO stellte erstmals in ihrer Geschichte den kollektiven Verteidigungsfall fest und sagte den USA Unterstützung zu.

Quelle: www.ksta.de, 13.09.01, 17:12h


Bush: Ich will den Krieg gewinnen

Aus dem Kölner Stadt-Anzeiger vom 14.9.2001

In Gesprächen mit mehreren Staats- und Regierungschefs hat Bush nach eigenen Worten Unterstützung für jede Art von Vergeltung erhalten, die er anordnen werde. Dies sagte Bush während einer Telefonkonferenz mit dem Gouverneur das Staates New York...

"Ich bin fest entschlossen, diesen gegen Amerika erklärten Krieg zu gewinnen", erklärte Bush. "Es ist eine neue Art von Krieg."

Seine Regierung werde sich darauf einstellen und andere Staaten bitten, sich den USA anzuschließen.

Schon zuvor hatte sich Verteidigungsminister Donald Rumsfeld an die amerikanischen Truppen in aller Welt gewandt. In einer Videobotschaft an alle Soldaten und Beschäftigten des Verteidigungsministeriums sagte Rumsfeld, "in den kommenden Tagen" würden sich die Männer und Frauen in Uniform in die "lange Geschichte amerikanischer Militärhelden" einreihen.

"Wir stehen mächtigen und furchtbaren Feinden gegenüber, Feinden, die wir besiegen wollen", sagte Rumsfeld.

"Die Aufgabe, diese schrecklichen Feinde zu besiegen - und das amerikanische Volk und das Gut der menschlichen Freiheit zu schützen - wird Ihnen zufallen."


Amerika ruft nach Vergeltung

Aus dem Kölner Stadt-Anzeiger vom 14.9.2001

Nach dem ersten Entsetzen ruft Amerika nun nach Vergeltung für den beispiellosen Terrorangriff. Fast 90 Prozent der Bevölkerung fordern in Umfragen, militärisch zurückzuschlagen - auch wenn es Krieg bedeutet. Selbst wenn dabei das Blut unschuldiger Zivilisten fließt, sollen die Terroristen und ihre Helfer bezahlen, meinen zwei Drittel. Eine patriotische Woge überschwemmt das Land. Läden melden Absatzrekorde amerikanischer Flaggen, die von zahllosen Häusern wehen. Freiwillige bestürmen die Rekrutierungszentren der Streitkräfte.

Die Stimmung ist so radikal umgeschlagen, dass anders als bei Konflikten in der jüngeren Vergangenheit auch Tote aus den eigenen Reihen bei einem Gegenschlag in Kauf genommen werden.

"Es wird nicht mehr zu Protesten führen, sollten Leichensäcke heimgebracht werden", sagt der konservative Republikaner und Ex-Minister William Bennett von der Organisation "Empower America".

Der Blutzoll an den Terror in New York und Washington habe allen die Gefahr von Nachgiebigkeit vor Augen geführt. Hart und schnell und tödlich müsse die Antwort auf die bisher größte Herausforderung des internationalen Terrorismus sein.

"Wir müssen killen", verlangt Bennett.

Rufe nach Mäßigung sind kaum zu hören. Regierung und Kongress steuern entschlossen Konfrontationskurs. Präsident George W. Bush hat einen "monumentalen Kampf" gegen das Böse ausgerufen.

Außenminister Colin Powell will den Terrorismus "mit Stumpf und Stiel ausrotten".

Einen Mittelweg gebe es nicht mehr. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ruft das Pentagon und die Truppe dazu auf, sich "auf gefährliche Arbeit" einzurichten. "Sehr, sehr viel wird von euch in den nächsten Wochen und Monaten verlangt werden. Das gilt vor allem für diejenigen draußen im Feld."

Zuerst aber, so Rumsfeld, müsse die Regierung "ein starkes Fundament" bilden.

Quelle: www.ksta.de, 14.09.01, 16:34h


Bush: "Wir sind im Krieg"

Aus dem Kölner Stadt-Anzeiger vom 15.9.2001

Vor einer Krisensitzung mit seinen engsten Beratern forderte Bush am Samstag in seinem Landsitz Camp David alle US-Bürger in Uniform auf, sich bereitzuhalten. "Wir sind im Krieg", sagte Bush. Wann der Vergeltungsangriff stattfinde, werde verkündet, "wenn der Moment gekommen ist".

"Wir werden die Täter finden und sie in ihren Löchern ausräuchern", sagte Bush in Camp David im Bundesstaat Maryland.

Es handele sich um einen Konflikt "ohne Schlachtfelder und Brückenköpfe", in dem sich die Gegner für unsichtbar hielten.

"Diejenigen, die gegen die USA Krieg führen, haben ihre eigene Vernichtung gewählt", sagte Bush weiter.

Gegen den Terrorismus könne nicht in einer einzigen Schlacht gekämpft werden, sondern mit einer "Serie gezielter Aktionen gegen Terrorganisationen" und gegen diejenigen, die sie unterstützten.

Russland brachte seine ausdrückliche Unterstützung für alle Angriffe gegen Afghanistan zum Ausdruck.

"Das Böse muss bestraft werden", sagte Präsident Wladimir Putin.

Außenminister Igor Iwanow betonte, dem Treiben von Terroristen dort dürfe nicht tatenlos zugesehen werden.

Quelle: www.ksta.de, 15.09.01, 19:59h


NATO-General: Opfer bei Militärschlägen unvermeidbar

Aus einer Meldung von Reuters, Wien vom 18.9.2001

Der NATO-Oberkommandierende in Europa, US-General Joseph Ralston, hält Opfer bei den US- Streitkräften im Falle eines Militärschlages wegen der Attentate in den USA für unvermeidlich. Ralston sagte am Dienstag in Wien vor Journalisten:

"Wir müssen alle einsehen, dass es sich bei der bevorstehenden Operation nicht um eine risikofreie handelt. Es wird Opfer geben."

Dies gehöre zwangsläufig zu jeder Militäroperation. Ralston bekräftigte zudem, der Kampf gegen den Terrorismus erfordere nicht nachlassende Bemühungen. Die Menschen sollten nicht glauben, ein Schlag und das Problem sei gelöst.

Quelle: Lycos News, 18.09.2001, 11:09h


Pentagon-Falke denkt an Auslöschen von Staaten

Aus einem Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger vom 18.9.2001

Im Chor der wortstarken Ankündigungen des kommenden Krieges gegen den Terrorismus ragte eine Stimme heraus: "Ending states" wurde in deutschen Zeitungen auf englisch zitiert und bedeutet:

"Staaten auslöschen, die Terroristen und Terrorismus fördern", forderte Paul Wolfowitz, Vize-Verteidigungsminister der USA.


Der Kampf der Zivilisation

Auszüge aus der Rede von US-Präsident George W. Bush, vor dem US-Kongress, Washington, 20.9.2001, 21 Uhr (Ortszeit)

Wir werden jedes Mittel in unserer Macht einsetzen - jedes Mittel der Diplomatie, jede Möglichkeit der Geheimdienste, jedes Instrument der Strafverfolgung, jeden finanziellen Einfluss und jede notwendige Waffe des Krieges -, um das globale Netzwerk des Terrors zu zerstören und zu besiegen.

Unsere Antwort beinhaltet mehr als einen sofortigen Gegenschlag und einzelne Angriffe. Amerikaner sollten nicht eine einzige Schlacht erwarten, sondern einen langen Feldzug, wie wir ihn bisher noch nicht erlebt haben...

Jede Nation, in jeder Region, muss sich nun entscheiden: Entweder sind Sie mit uns oder mit den Terroristen. Von diesem Tag an werden die Vereinigten Staaten jede Nation, die weiterhin Terroristen beherbergt oder unterstützt, als feindliches Regime betrachten...

Und heute abend, ein paar Meilen vom beschädigten Pentagon entfernt, habe ich eine Botschaft an unsere Soldaten. Seid bereit... Die Stunde wird kommen, in der Amerika handeln wird, und ihr werdet uns stolz machen.

Das ist allerdings nicht nur Amerikas Kampf. Und nicht nur Amerikas Freiheit steht auf dem Spiel. Das ist der Kampf der Welt. Das ist der Kampf der Zivilisation. Das ist der Kampf aller, die an Fortschritt und Pluralismus glauben, an Toleranz und Freiheit...

Die zivilisierte Welt schließt sich Amerika an. Sie versteht, dass wenn der Terror unbestraft davon kommt, ihre eigenen Städte, ihre eigenen Bürger als nächste an der Reihe sein könnten...


Zwillingstürme

Text des israelischen Friedenskämpfers Uri Avnery, 15.9.2001, aus dem Englischen von Hermann Kopp

Wenn sich der Qualm verzogen, der Staub gesetzt hat und die anfängliche Wut verraucht ist, wird die Menschheit aufwachen und eine neue Tatsache wahrnehmen: es gibt auf dieser Erde keinen sicheren Ort.

Eine Handvoll von Selbstmordattentätern hat die Vereinigten Staaten lahmgelegt, den Präsidenten veranlasst, sich im Bunker unter einem entlegenen Berg zu verstecken, hat der Wirtschaft einen schrecklichen Schlag versetzt, alle Flugzeuge auf den Boden gezwungen, die Ämter des ganzen Landes leergefegt. Das kann in jedem Land passieren. Die Zwillingstürme sind überall.

Nicht nur Israel, die ganze Welt ist voll von Gerede über „Kampf gegen den Terrorismus“. Politiker, „Terrorismusexperten“ und ähnliche Leute wollen ihn zerschlagen, zerstören, vernichten usw. - und zugleich dem „Aufklärungsapparat“ weitere Milliarden zuschustern. Sie machen glänzende Vorschläge. Aber nichts dergleichen wird den bedrohten Staaten helfen, so wenig wie es Israel geholfen hat.

Es gibt kein Patentmittel gegen Terrorismus. Das einzige Gegenmittel ist, seine Ursachen zu beseitigen. Man kann eine Million Moskitos totschlagen, Millionen weiterer werden sie ersetzen. Um sie loszuwerden, muss man den Sumpf trockenlegen, der sie hervorbringt. Und das ist immer ein politischer Sumpf.

Niemand wacht eines Morgens auf und sagt sich: Heute werde ich ein Flugzeug kapern und mich töten. Und niemand wacht eines Morgens auf und sagt sich: Heute jage ich mich in einer Tel-Aviver Disco in die Luft. Eine solche Entscheidung wächst im Kopf eines Menschen langsam heran, braucht Jahre. Und sie kann national oder religiös, sozial und spirituell motiviert sein.

Kein Untergrund kann ohne Wurzeln in der Bevölkerung kämpfen und ohne eine unterstützende Umgebung, die für neuen Nachwuchs, Hilfen, Verstecke, Geld und Propagandamittel sorgt. Eine Untergrundorganisation möchte Popularität gewinnen, nicht verlieren. Deshalb führt sie Anschläge durch, wenn sie glaubt, dass es das ist, was ihre Umgebung möchte. Terroranschläge spiegeln immer eine verbreitete Stimmung wider.

Das gilt auch in diesem Fall. Die Initiatoren der Angriffe entschieden sich für die Verwirklichung ihres Plans, weil Amerika weltweit ungeheueren Hass provoziert hat. Nicht seiner Macht wegen, sondern wegen der Art, in der es diese Macht gebraucht. Es wird gehasst von den Gegnern der Globalisierung, die es für den schrecklichen Abgrund verantwortlich machen, der sich zwischen den Reichen und den Armen dieser Welt auftut. Es wird gehasst von Millionen Arabern, weil es die israelische Besatzung unterstützt und damit das Leiden des palästinensischen Volkes. Es wird gehasst von einer Unzahl von Muslimen wegen seiner anscheinenden Unterstützung der jüdischen Herrschaft über die islamischen Heiligtümer in Jerusalem. Und es gibt noch viel mehr zornige Menschen, die glauben, dass Amerika denen hilft, die sie quälen.

Bis zum 11. September 2001 - ein Tag, an den man sich erinnern wird - konnten die Amerikaner die Illusion hegen, dass all dies nur andere betrifft, an weit entlegenen Orten jenseits der Ozeane, dass es ihr geschütztes Leben zuhause nicht berührt. Jetzt nicht mehr.

Das ist die andere Seite der Globalisierung: alle Probleme der Welt betreffen alle. Jegliche Ungerechtigkeit, jegliche Unterdrückung. Der Terrorismus, die Waffe der Schwachen, kann leicht jeden Fleck der Erde erreichen. Alle Gesellschaften können sein Ziel werden, und je entwickelter eine Gesellschaft ist, desto mehr ist sie in Gefahr. Es bedarf immer weniger Menschen, um immer mehr Menschen Leid zuzufügen. Bald wird eine einzige Person ausreichen, einen Koffer mit einer winzigen Atombombe in der Hand, um eine Megastadt mit zig Millionen zu zerstören.

Dies ist die Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts, das diese Woche wirklich begonnen hat. Es muss zur Globalisierung aller Probleme und zur Globalisierung ihrer Lösungen führen. Nicht auf abstrakte Weise, durch alberne Deklarationen in der UNO, sondern durch das weltweite Bemühen, unter Einbeziehung aller Nationen - mit den USA in einer zentralen Rolle -Konflikte zu lösen und Frieden zu schaffen, wobei spielen.

Seitdem die Vereinigten Staaten eine Weltmacht geworden sind, haben sie sich von dem Weg entfernt, den ihre Gründer vorgezeichnet hatten. Es war Thomas Jefferson, der einmal gesagt hat: Keine Nation kann ohne gebührende Achtung für die Meinung der Menschheit auskommen. (Ich zitiere aus dem Gedächtnis.) Als die US-Delegation die Weltkonferenz von Durban verließ, um die Debatte über die Übel der Sklaverei scheitern zu lassen und der israelischen Rechten einen Gefallen zu tun, muss sich Jefferson im Grab umgedreht haben.

Wenn es sich bestätigen sollte, dass die Angriffe auf New York und Washington von Arabern durchgeführt wurden - und selbst wenn nicht! -, muss die Welt endlich die schwärende Wunde des israelisch-palästinensischen Konflikts versorgen, die den gesamten Körper der Menschheit vergiftet. Einer von den Schlaumeiern in der Bush-Administration sagte erst vor wenigen Wochen: „Lassen wir sie doch bluten!“, und meinte damit die Palästinenser und die Israelis. Jetzt blutet Amerika. Wer vor dem Konflikt flieht, den verfolgt er, selbst bei sich zuhause. Die Amerikaner, und auch die Europäer, sollten diese Lektion lernen.

Von Jerusalem bis New York ist es nicht weit, und es ist nicht weit von New York bis Paris, London und Berlin. Nicht nur multinationale Konzerne umspannen den Erdball, sondern auch Terrororganisationen. Und ebenso müssen auch die Instrumente zur Lösung von Konflikten globaler Natur sein.

Statt der zerstörten Türme von New York müssen jetzt die Zwillingstürme von Frieden und Gerechtigkeit gebaut werden.


Der Preis der Lüge - oder: Die Schatten der Geschichte

Essay von Gabriele Gillen in der WDR5-Sendung 'Neugier genügt' vom 14.9.2001 10:40 Uhr

Beginnen wir mit einem einfachen Gedanken: Ein Verbrechen gegen ein menschliches Wesen steht einem anderen Verbrechen gegen ein menschliches Wesen in nichts nach. Ein Mensch ist so viel wert wie ein anderer. Denn:

"Alle Menschen sind gleich geschaffen", so steht es auch in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 und die Vereinten Nationen beginnen ihre "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte", die nun schon älter als 50 Jahre ist, mit der feierlichen Formulierung von der "Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte" - eine Anerkennung, die die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden bilde.

Schauen wir uns um auf der Welt: Nein, die Menschen sind nicht gleich. Gleich geboren, aber nicht gleich ernährt; gleichermaßen würdig, aber nicht gleichermaßen beschützt; gleichberechtigt, aber nicht gleich behandelt.... Wer hungert, wird eben nicht satt. Wer zwischen Folterkellern lebt, lebt in der täglichen Angst um seine Haut. Wer verfolgt wird, kann sich kein Wohnzimmer einrichten. Wer keine Macht hat, ist ohnmächtig. Und wer sich verachtet fühlt, lernt den Hass.

Alle Menschen sind gleich. Aber erleben wir ein Massaker an Afrikanern oder Arabern als die gleiche Katastrophe wie ein Massaker an Europäern oder US-Amerikanern? Ist es nicht so, dass wir dort in Afrika oder im Nahen Osten den rohen Umgang miteinander beinah für normal halten? Doch würden wir es verstehen, wenn ein Afrikaner oder ein Palästinenser ein Blutbad in Europa oder in den USA schlicht für das selbstverständliche Produkt einer Zivilisation hielte, die Auschwitz oder Hiroshima hervorgebracht hat?

Der Umfang und die Heftigkeit der Anschläge gegen die USA mögen überraschend gewesen sein, doch überrascht es auch, dass die USA in diesen Zeiten das Opfer von gewalttätigen Attacken wird? Muss es uns wundern, dass in den durch Kriege und Armut und Umweltzerstörung verwüsteten Teilen der Erde nach einfachen Lösungen gerufen wird, nach Rache? Wollen wir nicht begreifen, dass der Terror nicht nur eine bösartige, sondern auch eine verzweifelte Antwort auf die Aufteilung der Welt in Arm und Reich, in Sklaven und Herrscher ist? Alle Menschen sind gleich.

Doch die Geschichte der Eroberung Amerikas ist bis heute eine lange blutige Geschichte über die Missachtung von Menschenrechten und den Missbrauch von Macht: Die Ausrottung der Indianer, die Unterdrückung der Schwarzen, Hiroshima und Vietnam, Chile und der Nahe Osten, die Verweigerung von Schuldenerlassen oder Umweltauflagen. Überall auf der Welt leben Menschen in einer Situation der permanenten Demütigung und des ökonomischen Desasters. Und überall mischen die USA mit - selbstlegitimiert durch die vermeintliche Verteidigung der Freiheit, aber in Wahrheit immer auf der Seite des Geldes und besessen von der Durchsetzung des eigenen Werte- und Wirtschaftssystems. Die Verbrechen der Macht stehen in nichts den Verbrechen der Ohnmacht nach.

Worum weinen wir in diesen Tagen? Für wen oder was legen wir Gedenkminuten ein, feiern wir Trauergottesdienste, sagen wir Gartenpartys, Sportveranstaltungen und Haushaltsdebatten ab? Warum unterbrechen wir Wahlkämpfe und warum legen wir gedämpfte Musik auf die Plattenteller der Rundfunkanstalten? Trauen wir tatsächlich um die Toten in den USA? Doch wann haben wir je in dieser Form auf die Bombardierungen von kurdischen Dörfern, auf das Massensterben im hungernden Afrika, auf die Erschießung von palästinensischen Kindern reagiert? Auf das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens, auf das Gemetzel der Taliban in Afghanistan, auf die durch Selbstmordattentäter zerfetzten Menschen in Jerusalem?

Oder auf den Völkermord in Ruanda 1994, bei dem eine Million Frauen, Männer und Kinder ermordet wurden. Die gerade jetzt so viel beschworene Menschenverachtung erleben wir schließlich Tag für Tag. Was erschüttert uns also so in diesen Tagen?

Die Ahnung, dass die Spirale aus Gewalt und Gegengewalt immer seltener vor den Türen der "Ersten Welt" halt machen wird? Das plötzliche Wissen um die Zerbrechlichkeit unserer mit Beton und Konsum und Seifenopern von Elend und realer Verzweiflung abgeschirmten Welt?

Oder erschüttert uns vielleicht auch die Erkenntnis, dass unsere sogenannte Zivilisation auf einer Lüge aufgebaut ist; dass wir unsere Hände nicht länger in Unschuld waschen können; dass das World Trade Center und das Pentagon nicht nur für Tausende von unschuldigen Opfern, sondern auch für Tausende von Tätern stehen, die Kriege inszenieren, Waffen verkaufen und Hungersnöte in Kauf nehmen, wenn es den Börsenkursen dient?

Die terroristischen Anschläge in den USA ein Menetekel, eine Unheil kündende Prophezeiung? Doch wem oder was sagt die mit Flammen und Rauchzeichen in den Himmel geschriebene Geisterschrift dieses Mal ihren Untergang voraus? Der letzten Großmacht USA oder der zügellosen Gewalt des Geldes? Was können wir erkennen im globalen Nebel zu Beginn des 3. Jahrtausends?

Trotz der pausenlosen Wiederholung dieser Floskel in den vergangenen Tagen - es stimmt nicht, dass sich die Welt durch den Zusammenbruch des World Trade Centers verändert hat. Verändert hat sich die Silhouette von New York. Ansonsten ist die Welt die gleiche geblieben. Überall Probleme, für die niemand eine Lösung hat oder auch nur zu haben vorgibt. Die selben Kriege, der selbe Hunger, die selbe Hoffnungslosigkeit... Die dramatischen Anschläge in den USA verändern nichts, sie zeigen nur, dass immer aufgefeiltere Waffensysteme im Besitz der Nato oder anderer Staaten immer ausgefeiltere Terroraktionen bedingen. Die Kriegserklärung gegen die USA hat eine Vorgeschichte. Denn Terroraktionen dieser Art entstehen auf einem politischen, sozialen und ideologischen Nährboden, in einem Klima aus Hass und Intoleranz und Rassismus. Wenn Bundeskanzler Schröder nun von einer "Kriegserklärung an die gesamte zivilisierte Welt" spricht, schreibt er die Spaltung der Welt schon wieder fort. Wer nicht zu uns gehört, ist also unzivilisiert. Nein, die Welt hat sich nicht verändert. Sie ist leider genau so wie zuvor. Meistens jedoch sterben die Menschen stiller und nicht so spektakulär.

Ich stehe, trotz aller Beschwörungen der Anständigen, nicht auf der Seite von Amerika und ich empfinde die grausamen Terroranschläge auch nicht als einen Anschlag auf mein moralisches Wertesystem. Ich halte die USA nicht für eine Demokratie und ihre Regierung nicht für eine Hüterin der Menschenrechte, nicht für moralisch legitimiert, moralische Urteile zu fällen.

Aber ich trauere um die Toten in New York und Washington - so wie um die zivilen Opfer im Kosovo-Krieg oder die verbrannten Flüchtlinge in deutschen Asylbewerberheimen... Wenn wir aber in Deutschland die Musterschüler im symbolischen Trauern mimen wollen, dann bin ich dafür, alle Sportveranstaltungen und Oktoberfeste und Messe-Galas abzusagen bis zu jenem Tag, an dem es Gerechtigkeit gibt auf der Welt. Und bis zur Einlösung der UNO-Erklärung zu den Menschenrechten plädiere ich auch für die dauerhafte Unterbrechung von inhaltsleeren Wahlkämpfen und für tägliche Gedenkminuten.

Ohne Gerechtigkeit keine Sicherheit. Nicht noch mehr Waffen, nicht noch mehr Sicherheits-Kontrollen, nicht noch mehr Mauern gegen die Armut und das Fremde machen die Welt und unser Leben sicherer, sondern sozialer und ökonomischer Ausgleich, der entschiedene und demokratische Kampf gegen die Verwüstungen des Kapitals, Toleranz und Kultur... Auch wir hier in den Medien sind gefordert. Wir müssen die Täter und die Zusammenhänge beim Namen nennen: Wer profitiert von Massenentlassungen oder Hungersnöten, wer verweigert des Profites wegen welche Medikamente für Afrika, wer hat die Albaner in Mazedonien eigentlich bewaffnet - und wer die Gefolgsleute des Terroristen Bin Laden? Waren das nicht die Deutschen und die USA? Wir müssen uns der Propaganda und der freiwilligen Gedankengleichschaltung entziehen. Und schon jetzt unsere Stimmen gegen einen drohenden Krieg erheben. Und dagegen, dass die USA gemeinsam mit ihren Verbündeten hinter der Pose der Betroffenheit und auf der Suche nach Schuldigen gegen jeden vorgehen, der berechtigt gegen die politische Dominanz der USA kämpft.

Wie könnten wir besser der vielen Toten gedenken, der zahllosen Opfer von sinnloser Gewalt und gezieltem Terror, als mit dem gemeinsamen Bemühen darum, dass sich die Welt tatsächlich ändert?!


Links

Kölner Aktionsbündnis gegen Krieg und Rassismus
Friedenskooperative
Friedenspolitischer Ratschlag
www.antimilitarismus.de
Website zu Krieg und Frieden, Ökonomie und Politik
Informationsstelle Militarisierung IMI e.V.
Pax An - Arbeitskreis Frieden Köln
Kölner Friedensforum
Friedensbildungswerk Köln