Köln, 3.5.2002, Kongress 'Fit for Fair'
für faire Arbeitsbedingungen in der weltweiten Sportartikel-Produktion
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'Fit for Fair' Kongress erfolgreich

Pressemitteilung des Kongressbüros 'Fit for Fair' vom 04.05.2002

Kampagne für 'Saubere' Kleidung - Für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der weltweiten Sportswear-Industrie

'Fit for Fair' Kongress erfolgreich: Deutscher Sportbund und Puma wollen mit der 'Kampagne für Saubere Kleidung' zusammenarbeiten

Der 'Fit for Fair' Kongress in Köln hat es gezeigt: Nike, adidas und Puma können sich nicht mehr drücken.

Es ist eine Premiere, dass die großen Marken mit allen Akteuren auf einmal zu tun bekamen: Sportverbände, Politikerinnen und Arbeiterinnen aus Indonesien, Bulgarien und Mittelamerika forderten Verbesserungen in den Fabriken. Die 'Kampagne für 'Saubere' Kleidung' (CCC) und der Asta der Deutschen Sporthochschule brachten sie an diesem Wochenende zusammen.

Über 200 TeilnehmerInnen aus 13 Ländern hörten Zeuginnenberichte aus Zulieferbetrieben in Zeiten der Globalisierung. So schilderte Sonia Lara Campos aus El Salvador, wie die Lungen junger Arbeiterinnen innerhalb dreier Jahre durch das Einatmen von Flusen ruiniert werden. Sie selbst hatte als Näherin monatelang ihr Kind nicht sehen können, weil sie zu Überstunden gezwungen wurde - 16 Stunden waren keine Seltenheit. Die Bilanz der Betroffenen ergab: für das Gros der Sportswear-Arbeiterinnen in den Ländern des Südens und Ostens haben sich die Arbeitsbedingungen nicht gebessert. Wo dies in Einzelfällen geschah, war es aktivem Widerstand vor Ort und internationaler Unterstützung zu verdanken.

Während Adidas und Nike kein Signal zur Zusammenarbeit mit der seit nun zehn Jahren aktiven 'Clean Clothes Campaign' gaben, kündigte Reiner Hengstmann für Puma an, ein Pilotprojekt zum unabhängigen Monitoring mit der Kampagne für 'Saubere' Kleidung noch dieses Jahr zu verabreden. Bislang sind für 150 Puma-Zulieferer weltweit acht Kontrolleure eingesetzt - laut Hengstmann halten sie sich 'mehr in der Luft als auf dem Boden' auf.

Friedhelm Kreiß bedauerte im Namen des Präsidiums des Deutschen Sportbundes, dass der DSB das Thema bisher vernachlässigt hat, und versprach, künftig werde er sich aktiv am 'Runden Tisch Verhaltenskodizes' beteiligen. Sein Verband werde Sportler und Sportlerinnen über die schlechte Arbeitssituation bei den Markenfirmen aufklären. Kreiß plädiert dafür, in die Ausrüsterverträge von Sportvereinen einen Passus über Sozialstandards bei der Produktion ihrer Sportsachen aufzunehmen.

Der Prorektor der Deutschen Sporthochschule, Prof. Dr. Volker Rittner, will das Thema 'Verhaltenskodizes' zum Ausbildungsinhalt machen. Laut Sigrid Skarpelis-Sperk, SPD-Abgeordnete im Deutschen Bundestag und Mitglied der Enquete-Kommission 'Globalisierung', muss eine unabhängige Überprüfung von Sozialstandards gesetzlich verankert werden.

Insgesamt ein gutes Ergebnis des 'Fit for Fair' Kongresses, bilanzierte Ingeborg Wick im Namen der 'Kampagne für 'Saubere' Kleidung.

Christiane Schnura

Fotos des Kongresses finden Sie auf der Homepage: www.arbeiterfotografie.com/galerie/reportage


Beschaffungsethik von Sportmultis auf dem Prüfstand

Pressemitteilung vom 19.04.2002 zum Internationalen Sportkongress, Köln, 3./4. Mai 2002

Eine neue Studie belegt: die großen Sportartikelhersteller der Welt Nike, adidas und Reebok lassen in einem Zulieferbetrieb produzieren, in dem gewerkschaftliches Engagement zu Misshandlungen bis hin zu Morddrohungen führt.

Liebe Redakteure und Redakteurinnen,

Vier Wochen vor der Fussballweltmeisterschaft findet in Köln ein internationaler 'Sportkongress' statt. Das Thema: Wie erreichen wir menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der weltweiten Sportartikelindustrie? Der Kongress bringt zum ersten Mal Adidas- und Puma-Manager, PolitikerInnen, ArbeiterInnen aus Billiglohnländern, SportlerInnen und KonsumentInnen zusammen. André Gorgemans vom Weltverband der Sportartikelhersteller und David Husselbee, der Weltdirektor für Umwelt und Soziales bei adidas - Salomon, werden mit dem Bericht einer indonesischen Arbeiterin konfrontiert. Wie können die Arbeitsbedingungen verbessert werden? Diese Frage diskutieren unter anderem IOC-Mitglied Roland Baar und die Bundestagsabgeordnete Sigrid Skarpelis- Sperk auf dem Abschlußpodium. Die Kampagne für `Saubere´ Kleidung möchte dazu beitragen, dass das Motto der Hochsprungweltmeisterin Heike Henkel Realität wird: 'Hungerlöhne sind nicht fair! Da sollten Sportartikelhersteller nicht mitspielen!'

Der Kongress 'Fit for Fair' findet am 3 und 4. Mai in der Deutschen Sporthochschule in Köln statt. Carl-Diem-Weg 6, 50933 Köln. Am Freitag, den 3. Mai um 11 Uhr findet das Pressegespräch statt. Ort: Domforum gegenüber dem Kölner Dom

'We are not machines' ist der Titel einer aktuellen Studie des Australiers Tim Connor. Bis Anfang des Jahres hat er die Arbeitsbedingungen in Zulieferbetrieben der Weltmarkenfirmen in Indonesien untersucht. Der Autor steht während des Kongresses als Interviewpartner zur Verfügung. Zwar wurde unter anderem von Nike ein Verhaltenskodex unterzeichnet, der die Arbeitszeit auf maximal 60 Wochenstunden festlegt, doch ohne Überstunden verdienen die NäherInnen nicht genug für ihr Leben und das ihrer Kinder. Arbeiter des Nike- Zulieferbetriebes PT Nikomas Gemilang in Serang, Indonesien wagten eine Demonstration für bessere Bezahlung. Einigen wurde das Haus verwüstet, der Arbeiter Julianto erhielt Morddrohungen. Ein Organisator der Demonstration wurde krankenhausreif geprügelt und kurze Zeit später zusammen mit 20 weiteren Arbeitern gezwungen zu kündigen.

Mit freundlichen Grüssen
Ingeborg Wick


Globalisierung konkret

Einladung zur Pressekonferenz am 3. Mai 2002 um 11 Uhr im Kölner Domforum

GLOBALISIERUNG KONKRET:
SPORTMULTIS STELLEN SICH DER KRITIK
EIN THEMA FÜR SPORT, POLITIK UND WIRTSCHAFT

Sehr geehrte Damen und Herren,

anläßlich des Internationalen Kongresses 'Fit for Fair' - Für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der weltweiten Sportswearindustrie' am 3.-4. Mai 2002 in der Deutschen Sporthochschule in Köln laden wir Sie zu einer Pressekonferenz ein.

Hier haben Sie die Gelegenheit, mit Ngadinah Bintu Abu Mawardi, einer Näherin aus Indonesien zu sprechen. Letztes Jahr wurde sie von ihrer Firma -einem Adidaszulieferer - wegen ihrer Gewerkschaftsarbeit angezeigt und verhaftet. Nur durch internationalen Druck, selbst von adidas, wurde Ngadinah schließlich freigesprochen.

Auf der Pressekonferenz am Freitag treffen Sie außerdem
  • den Australier Tim Connor, Autor der aktuellen Studie 'We are not machines'
  • die Wissenschaftlerin Ingeborg Wick, die im Auftrag des Instituts 'Südwind' bis vor zwei Monaten in Indonesien recherchiert hat
  • die ExpertInnen für Arbeitsverhältnisse in Südamerika Sonia Lara Campos und Maik Pflaum
Auf dem Kongress, der am Freitag um 18.30 Uhr in der Deutschen Sporthochschule beginnt, werden der Weltverband der Sportartikelindustrie sowie die Markenfirmen adidas, Nike und Puma mit aktuellen Recherchen in der Branche konfrontiert.

Die VeranstalterInnen möchten mit Unterstützung des Sports, die Markenfirmen dazu bringen, ihre Zulieferbetriebe unabhängig kontrollieren zu lassen. IOC-Mitglied Roland Baar sowie Friedhelm Kreiß vom Deutschen Sportbund werden am Samstag von 14.30 bis 16.30 auf dem Podium mitdiskutieren.

Auf der Pressekonferenz am Samstag, den 4. Mai um 16.30 in der Deutschen Sporthochschule Köln erfahren Sie die Ergebnisse der Konferenz mit den Gästen Sandra Ramos aus Nicaragua und Verka Vassileva aus Bulgarien.

Gerne vermitteln wir Ihnen Interviews mit Gästen des Kongresses. Das Programm erhalten Sie im Internet unter www.saubere-kleidung.de oder über das Kongressbüro.

Mit freundlichen Grüßen
Christiane Schnura


Markenware und Menschenwürde

Erklärung anläßlich des Sportkongresses zum Thema Globalisierung - 'Fit for Fair' - für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der weltweiten Sportswear-Industrie

'Für den organisierten Sport ist es selbstverständlich, auch auf internationaler Ebene für die Menschenwürde einzutreten. Dazu gehört neben vielen anderen Dingen die Garantie für menschenwürdige Arbeitsplätze. Der Deutsche Sportbund jedenfalls will bei solchen Anliegen stets ein ernstzunehmender Partner sein.' Manfred von Richthofen, Präsident des Deutschen Sportbundes zum 'Fit for Fair Kongress' Die einen nähen Sportkleidung für 70 Cent pro Arbeitsstunde und können trotzdem kaum genug zu essen für ihre Familie kaufen, die anderen sahnen ab.

Gloria Delgado aus San Salvador gehört zu ersteren. An ihrem Arbeitsplatz und sogar auf der Toilette folgt ihr stets das Auge der Überwachungskamera: 'Das machen sie, damit wir während der Arbeit keine Zeit verlieren. Das ist eine Form des Drucks, damit wir die hohen Stückquoten erfüllen können.'

Oliver Kahn, Torhüter des FC Bayern, der von den Glorias der Welt genähte Sportbekleidung trägt, verdient mehr als das 2000fache. Dank adidas. Die Weltfirma lässt so billig produzieren, dass die Lohnkosten weniger als ein Prozent vom Ladenpreis ihrer Markenartikel ausmachen. Sportler wie Kahn sponsert sie als Werbeträger mit Millionen.

Ob in Mittelamerika, Asien oder Osteuropa: Die Arbeitsbedingungen in den Weltmarktfabriken sind höchst problematisch. Obwohl die Konzerne regelmäßig darauf verweisen, dass sie die Bedingungen stetig verbessern, belegen aktuelle Rechercheergebnisse der Christlichen Initiative Romero über Zulieferbetriebe von adidas, Nike, Puma und Co. in Mittelamerika das Gegenteil. Nach wie vor werden elementare Arbeitsrechte verletzt: Sehr oft ist es unmöglich, eine Gewerkschaft zu gründen. Wer dies versucht, wird entlassen. Erzwungene Überstunden oder Entlassung bei Schwangerschaft sind an der Tagesordnung. Mit Schreien und Schlägen werden die Frauen angetrieben, schneller zu arbeiten. Selbst das Wasser, das die ArbeiterInnen trinken, ist in einigen Fabriken stark verschmutzt. Doch der Widerstand wächst.

Berichte über skandalöse Arbeitsbedingungen wie bei der Firma Chi-Fung finden immer öfter Eingang in die Medien und das öffentliche Bewusstsein. Seit über zehn Jahren regt sich Protest gegen diese Ausbeutung in den Weltmarktfabriken. 1989 gründeten kritische KonsumentInnen in Holland die Clean-Clothes-Campaign. Die Kampagne für 'Saubere' Kleidung (kurz: CCC) arbeitet heute in zehn Ländern Europas. 250 Organisationen sind Mitglieder. Mit Informationskampagnen und Druck über die KundInnen wollen sie große Konzerne wie adidas, Nike oder die KarstadtQuelle AG zu einer 'sauberen' Produktion ohne Verletzung der Arbeitsrechte bewegen.

Die CCC fordert die Konzerne auf, den Verhaltenskodex der CCC zu unterzeichnen. Damit verpflichtet sich ein Unternehmen, ArbeiterInnen, die für sie produzieren, die wichtigsten Arbeitsrechte (der internationalen Arbeitsorganisation ILO) zu gewährleisten. Damit dies nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch Anwendung findet, sieht der Kodex der CCC eine unabhängige Kontrolle der Arbeitsbedingungen unter Beteiligung lokaler Gruppen vor.

Im WM-Jahr 2002 nimmt die CCC die Produzenten von Sportbekleidung besonders in den Fokus. 'Fair play', so die CCC, 'darf nicht auf den Sport begrenzt bleiben. Spaß und ein gesundes Leben soll nicht nur den KäuferInnen der Sportartikel offeriert werden, sonder muss auch für diejenigen möglich sein, die diese Artikel herstellen.' Gerade die Sportartikelhersteller werben mit Slogans über Sportlichkeit und Teamgeist. An diesen Aussagen müssen sie sich auch messen lassen, wenn es um die Arbeitsbedingungen in den Produktionshallen geht.

Der 'Fit for Fair' Kongress bringt die Beteiligten zusammen. Manager, Arbeiterinnen, Gewerkschaften, Sportverbände, die 'Kampagne für ´'Saubere'` Kleidung', PolitikerInnen und VerbraucherInnen diskutieren, was geschehen soll, damit Sportartikel das Label 'menschenwürdig' verdienen. Welche Konzepte versprechen Erfolg? Reichen freiwillige Vereinbarungen oder sind Gesetze nötig? Was können PolitikerInnen tun?

'Fit for Fair' macht die Globalisierung konkret zum Thema. Dabei helfen die Weltmeisterin im Degenfechten Claudia Bokel und die Weltmeisterin im Einradfahren Monika Zygmann. Beide sind im Mai dabei. Dabei helfen zwei Podiumsdiskussionen und vier workshops an zwei ereignisreichen Tagen. Dabeisein wird u.a. auch 'attac'. Moderieren wird WDR-Fernsehstar Jean Pütz, Schirmherrin ist die Bundesministerin für Verbraucherschutz Renate Künast.

Ziel der Veranstaltung ist es, gemeinsam zu überlegen, wie die Arbeitsbedingungen der NäherInnen in aller Welt verbessert werden können. Und das durchaus mit Aussicht auf Erfolg. Vor wenigen Jahren haben die Sportartikelkonzerne das Anliegen der 'Kampagne für Saubere Kleidung', die den Kongress zusammen mit dem Asta der Deutschen Sporthochschule veranstaltet, noch schlichtweg ignoriert. Heute ist dies anders. Sie mussten erkennen, dass sie ihr mit Werbemilliarden teuer erkauftes Image riskieren, wenn skandalöse Arbeitsrechtsverletzungen weiterhin die KundInnen verunsichern und eventuell gar vom Kauf abhalten. Mittlerweile haben sich die Sportartikelmultis eigene Verhaltenskodizes gegeben, in denen die Rechte der ArbeiterInnen festgeschrieben stehen. Auch der Weltverband der Sportartikelindustrie verfügt über einen eigenen Kodex. Seine Stärke ist, dass er die Standards der internationalen Arbeitsorganisation ILO als Grundlage benennt. Schwach hingegen, dass er keinerlei unabhängige Kontrolle für die Umsetzung vorsieht und auch nur die Zahlung eines Mindestlohns fordert, der in der Regel nicht ausreicht, um die Grundbedürfnisse der ArbeiterInnen zu befriedigen. Damit die Kodizes nicht nur dem Image dienen, sondern für spürbare Verbesserungen in den Weltmarktfabriken sorgen, braucht es auch weiterhin die Unterstützung durch die KonsumentInnen. Und öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie den 'Fit for Fair'Kongress. Im Rahmenprogramm gibt es ein Straßentheater in der Kölner Innenstadt, eine Inliner-Demo und allerlei Überraschungsevents am Rande.

Der Kongress 'Fit for Fair” - für menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der weltweiten Sportswear-Insdustrie

Am 3. und 4. Mai findet in der Deutschen Sporthochschule Köln ein internationaler Kongress statt. Veranstalter ist der ASTA der Sporthochschule in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kampagne für 'Saubere' Kleidung. Nähere Informationen erhalten sie im Kongressbüro unter der Rufnummer 0221 / 3382124 oder per E-mail: fit-for-fair@web.de

'Fit for Fair' tagt, um menschenwürdige Arbeitsbedingungen bei der Herstellung von Sportartikeln weltweit durchzusetzen - auch in der Zulieferindustrie von Markenfirmen wie adidas, Nike und Puma.

Da gibt es weiterhin befohlene Überstunden, Unterbezahlung, drakonische Strafen für kleine Fehler, verordnete Schwangerschaftstests, sexuelle Übergriffe usw. usf. Die Verhaltenskodizes der Markenfirmen die eine Einhaltung von sozialen Standards festschreiben sind den Arbeiterinnen oft nicht mal bekannt. Und wie sieht es mit unabhängigen Kontrollen aus? Dies alles diskutieren wir bei 'Fit for Fair'. Eingeladen sind alle Beteiligten: Sportartikelhersteller, SportlerInnen, Sportverbände, Arbeiterinnen, GewerkschafterInnen, VerbraucherInnen und PolitikerInnen. Der Kongress thematisiert die Globalisierung konkret.