Offener Aufruf zur Zensur
Über den arte-Themenabend von Daniel Leconte mit dem Titel 'Was uns auf den Nägeln brennt: Verschwörungstheorien - das jüngste Gerücht' mit der Sendung 'Der 11. September fand nicht statt' von Barbara Necek und Antoine Vitkine, ausgestrahlt am 13.4.2004
| arte-Online-Aufmacher am 13.4.2004 |
Vorankündigung des Themenabends:
Verschwörungstheorien und paranoide Gerüchte gab es schon immer. So hieß es: "Die Freimaurer stehen hinter der Französischen Revolution", "Hitler hat den Krieg überlebt", "Kaspar Hauser ist ein Sohn des Königs", "Prinzessin Diana wurde vom englischen Geheimdienst umgebracht", "Der Mensch hat den Mond nie betreten". Heute hören oder lesen wir: "Der 11. September war eine Verschwörung des amerikanischen Geheimdienstes, um anschließende Militärinterventionen zu legitimieren" oder "der 11.09. geht auf das Konto Israels" oder auch "Bin Laden gibt es gar nicht". Je komplexer die Welt wird und Informationsmittel - auch unkontrollierbare - explosionsartig zunehmen, desto besser gedeihen Verschwörungstheorien. Hinter den Theorien steht der Gedanke der Beherrschung der Welt durch geheime und gesichtslose Gruppen. Im Gegenzug glauben viele Menschen heute, dass "man uns alles verheimlicht". Der Themenabend sucht nach den Ursachen für dieses Phänomen.
Vorankündigung der Sendung 'Der 11. September fand nicht statt':
Mit 350.000 in Frankreich verkauften Exemplaren und Übersetzungen in rund 20 Sprachen ist das Buch "Der inszenierte Terrorismus - Auftakt zum Weltenbrand?" von Thierry Meyssan ein weltweiter Erfolg. Der Autor behauptet, dass kein Flugzeug auf das Pentagon stürzte und dass der 11. September ein Schlag der Amerikaner war. Meyssan beschloss erst nach dem Erfolg seiner im Internet verbreiteten Thesen, das Buch zu veröffentlichen. Als deutsche Gegenstücke zu Meyssan sind das Buch von Andreas von Bülow "Die CIA und der 11. September" (105.000 verkaufte Exemplare in zehn Monaten, 32. Neuauflage) und Gerhard Wisnewskis "Operation 11. September" zu nennen, das zum vierten Mal neu aufgelegt wird. Wie entstehen solche Verschwörungstheorien und wie verbreiten sie sich? Zwei Fragen, denen die Dokumentation nachgeht.
Einführung in den Themenabend
| Aus der Eröffnungseinstellung des arte-Themenabends |
| Daniel Leconte spricht über etwas, was er Verschwörungstheorien nennt. Neu seien "die Mittel, mit denen solche Theorien heute verbreitet werden, und das Ausmaß dieser Manipulationsversuche. Wie schaffen es diese Leute, Millionen von Menschen plötzlich daran zweifeln zu lassen, daß die wahren Urheber der Anschläge vom 11. September wirklich bekannt sind... Wer hat ein Interesse daran, solche Phantastereien zu verbreiten, die ja alle eines gemein haben, sie sähen Zweifel daran, daß in unseren demokratischen Gesellschaften alles mit rechten Dingen zugeht..."
Anmerkung: Damit wird klar, was Herrn Leconte und diejenigen, denen sich Herr Leconte verpflichtet fühlt, stört: der zunehmende Verlust an Vertrauen in die Staatsform, die sich das Etikett der westlichen Demokratien gegeben haben. Es darf nicht deutlich werden, daß unter dem Deckmantel dessen, was sich Demokratie nennt, es Entscheidungsstrukturen gibt, die sich jeglicher demokratischer Kontrolle entziehen. Gegen das Offenbarwerden dieser Erkenntnis kämpft arte und sein Herr Leconte wie ein Don Quichote gegen die Flügel der berühmten Windmühle - mit allen Mitteln. |
Einführung in die Sendung 'Der 11. September fand nicht statt'
| Aus der Eröffnungseinstellung der Sendung 'Der 11. September fand nicht statt' |
| Juxig kommt er mit seiner Mimik daher, der Herr Leconte. So will er offenbar sein Publikum erreichen:
"Von allen schlechten Scherzen, die immer mal wieder unters Volk gestreut werden,... ist einer besonders perfide, weil es um ein ganz spezielles Ereignis geht und da die Theorie so völlig abstrus ist: die Rede ist vom 11. September 2001. Sie erinnern sich vielleicht.
Einige Monate nach den Terroranschlägen in den USA kursierte plötzlich eine andere Version der Ereignisse im Internet. Gestützt auf Pseudobeweise behaupteten Buchautoren und Herausgeber, Politiker, ja sogar manche Journalisten, alles, was man uns erzählt habe, sei erfunden und erlogen. Der 11. September sei in Wirklichkeit kein von bin Laden und seinen Mordkumpanen eingefädelter Terrorangriff gewesen, um die USA in die Knie zu zwingen, sondern vielmehr eine gigantische Manipulation, meisterlich ausgedacht, geplant und inszeniert von der amerikanischen Armee, um den Menschen einen so massiven Schock zu versetzen, daß sie schließlich den Einmarsch im Irak und die politische Umgestaltung des mittleren Ostens durch die USA rückhaltlos unterstützen würden.
Weit hergeholt das Ganze. Aber irgendwo bleibt trotzdem was in den Köpfen hängen. Was ist da passiert, daß so viele Leute plötzlich so hanebüchenen Unsinn verbreiten und auch glauben? Und wie kann es sein, daß auch Massenmedien sich dafür als Sprachrohr hergeben, über das ein Millionenpublikum erreicht werden kann?"
Anmerkung: Das ist ja interessant. Herr Leconte muß ganz besondere Beziehungen zum FBI haben. Die der Weltöffentlichkeit vorenthaltenen Beweise für die These, es seien die 19 vom FBI aufgelisteten Personen arabischer Herkunft gewesen, die die Anschläge vom 11. September 2001 verübt haben, müssen ihm ganz persönlich vom FBI vermittelt worden sein. Denn sonst könnte er sich kaum so sicher sein und sich über all die erheben, die daran zweifeln. Beruhigend zu wissen, das es Menschen gibt, die (fast) allen anderen überlegen sind. |
Die Buchautoren, die als 'Verschwörungstheoretiker' an den Pranger gestellt werden sollen:
| "Thierry Meyssan"
Französischer Autor der Bücher 'Der inszenierte Terrorismus' und 'Pentagate' (zusammen mit Pierre-Henri Bunel) |
| "Andreas von Bülow"
Autor des Buches 'Die CIA und der 11. September' |
| "Mathias Bröckers"
Autor der bei 'Zweitausendeins' erschienenen Bücher über den 11. September, darunter 'Fakten, Fälschungen und die unterdrückten Beweise des 11.9.' (zusammen mit Andreas Hauß) |
Diejenigen, die arte an den Pranger stellen will, werden jeweils gleich bei ihrem ersten Erscheinen gewissermaßen abgestempelt. Die Namenseinblendung, die sonst überlicherweise dezent an den Bildrand platziert wird, wird ihnen hier mitten auf den Körper gesetzt. Die Buchautoren werden damit als diejenigen herausgestellt, die es in erster Linie zu bekämpfen gilt.
Und die Förderer der 'Verschwörungstheoretiker', die an den Pranger gestellt werden sollen:
| "Patrick Pasin, Verleger"
(von Thierry Meyssan in Frankreich, Carnot-Verlag) |
| "Pierre Krebs, Verleger"
(von Thierry Meyssan in Deutschland, Verlag 'editio de facto') |
| "Klaus Stadler, Verleger"
(von Andreas von Bülow, Piper-Verlag) |
| Vertreter der Universität, an der Mathias Bröckers die Ergebnisse seiner Untersuchungen darstellt |
Und hier diejenigen, die dazu auserkoren sind, die 'Wahrheit' zu verbreiten:
| "Pierre Lagrange, Soziologe"
Er kennt sich aus mit Menschen, die an UFOs glauben. |
| "Gunther Latsch, Journalist, 'Der Spiegel'"
Er war im Jahr 2003 drei Wochen lang zuständiger Koordinator einer Kampagne des 'Spiegel' gegen die so genannten Verschwörungstheoretiker (siehe Rezension 'Der Angriff auf die Köpfe wird intensiver' über die Spiegel-Titelstory vom 8.9.2003). Er redet von kritischem Potential, das "in dieser Scheiße stundenlang, tagelang" verschwendet werde. |
| "Henryk Broder, Publizist"
Er meint, es mache den Deutschen großen Spaß, Amerika mit allem zu verknüpfen, was böse ist. Der deutsche Studienrat könne die Kränkung nicht hinnehmen, von einem Kaugummi kauenden amerikanischen Neger aus Nebraska befreit worden zu sein. Das verlange nach Rache. Das führe zu einer Auschwitz-Lüge bezogen auf den 11. September.
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| "David Welsh, US-Botschafter in Kairo"
Er nimmt wegen des Ausuferns von 'Verschwörungstheorien' öffentlich Stellung und empfiehlt ein gewisses Augenmaß bei der Verbreitung von Unsinn.
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| "Volker Steinhoff, Journalist, Panorama" (ARD-Magazin)
Er rühmt sich, mit 'Panorama' der erste gewesen zu sein, der Front gegen die so genannten Verschwörungstheoretiker gemacht und damit zehnmal mehr Mut bewiesen habe als diejenigen, die George Bush kritisieren. (siehe Rezension 'Meisterwerk der Manipulation' über die Panorama-Sendung vom 21.8.2003)
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| "Montasser Al Zayat, Anwalt"
Er meint, daß die Anschläge die Handschrift von Al Qaida tragen.
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Querschnitt durch die Sendung 'Der 11. September fand nicht statt'
Der Film beginnt mit einer Sequenz in blau, einer Schilderung des 11. September 2001.
| "8.00 AM New York"
An einem scheinbar ganz normalen Morgen, an dem die New Yorker wie gewohnt zur Arbeit gehen |
| "8.02 AM Washington"
Doch die New Yorker wissen nicht, daß im Weißen Haus der Führungsstab zusammengetreten ist. In einer Viertelstunde - so formuliert arte - beginne die wichtigste militärische Operation in der Geschichte der USA, eine streng geheime Operation, beschlossen und befohlen vom Präsidenten persönlich. |
| "8.46 AM New York"
In den Nordturm des World Trade Centers schlägt die Maschine von Flug AA11 ein. 4000 Juden - so führt arte weiter aus - seien an diesem Tag nicht zur Arbeit erschienen. Der Mossad habe sie tags zuvor gewarnt. |
| "9.03 AM New York"
In den Südturm des World Trade Centers schlägt die Maschine von Flug UA175 ein. |
| "9.30 AM Washington"
Der amerikanische Führungsstab schießt - so arte - eine Rakete ab, in Richtung Pentagon. Sie habe ihr Ziel planmäßig um 9.40 Uhr erreicht. |
| "10.00 AM New York"
Der Südturm des World Trade Centers stürzt ein. |
| "10.10 AM Shanksville"
Washington - so formuliert arte weiter - schießt eine zweite Rakete ab, die in Pennsylvania in der Nähe von Shanksville einschlägt. |
| "5.00 PM Washington"
Nun könne das FBI Suchmeldungen an die Presse geben, die schon seit Wochen bereit liegen. 19 Islamisten um Osama bin Laden wurden als Sündenböcke für den Anschlag auserkoren. |
| "6.00 PM US Stratetic Command / Nebraska"
Mission erfüllt. Die Bilanz: 3000 Tote. Die Rechnung von George W. Bush und seinen Falken sei aufgegangen. Jetzt können sie sich in aller Ruhe um die Neuordnung im Nahen Osten kümmern. So beeendet arte die Darstellung des 11. September 2001. |
Doch damit niemand diese Darstellung für bare Münze nimmt, stellt ein Sprecher klar, daß sich der 11. September so nicht abgespielt habe:
"Natürlich ist das alles frei erfunden. Solche Schauermärchen wurden jedoch tatsächlich geschrieben, veröffentlicht und auf der ganzen Welt verbreitet. Wer aber steckt hinter diesen unglaublichen Geschichten? Wie war es möglich, daß den Scharlatanen Tür und Tor geöffnet wurden? Darum geht es in diesem Film. Eine Geschichte von der Kapitulation der Vernunft."
In der Tat können wir von einer 'Kapitulation der Vernunft' sprechen. Die Frage ist nur, worauf wir diese Einschätzung beziehen sollen.
Titelsequenz
| Titeleinstellung der Sendung 'Der 11. September fand nicht statt'
'arte' beweist mit dieser Einstellung seine besondere Kreativität. Das Bild wird nicht nur auf den Kopf gestellt - wie beim 'Spiegel' auf der Titelseite eines Heftes zur Eindämmung so genannter Verschwörungstheorien - es wird darüber hinaus auch noch farblich invertiert. Damit demonstriert 'arte' Verbundenheit mit dem 'Spiegel' und schwingt sich noch dazu eine Stufe empor. |
Thierry Meyssan
Am Anfang steht eine Sequenz mit Straßenszenen aus New York, aufgenommen im Zeitraffer. Dazu hören wir folgenden Text:
"Die große Verschwörung der amerikanischen Regierung: kein Flugzeugabsturz über dem Pentagon. Angebliche Selbstmordattentäter noch am Leben. Zu hunderttausenden mußten wir derlei Katastrophenmeldungen in der ganzen Welt über uns ergehen lassen. Nach dem 11. September brach weltweit ein wahres Verschwörungsfieber aus. Dies ist die Geschichte über einen inszenierten Terrorismus, eine Geschichte, an deren Anfang ein Franzose namens Thierry Meyssan steht."
| Über Thierry Meyssan hören wir: "Der 11. September hat also wenigstens einen glücklich gemacht. Thierry Meyssan ist heute steinreich. Sein Glück verdankt er einer unglaublichen These, kein Flugzeug sei über dem Pentagon abgestürzt..." |
| arte informiert: das Buch 'Der inszenierte Terrorismus' ist in 28 Sprachen übersetzt und in mehr als 50 Ländern verkauft. |
| Thierry Meyssan äußert sich über den Anschlag auf das Pentagon wie folgt:
"Dieser Anschlag konnte nur mit einer Rakete verübt werden. Also muß es im Führungsstab des amerikanischen Militärs und im Weißen Haus innerhalb der Bush-Regierung zumindest Komplizen geben."
Die Äußerungen Thierry Meyssans werden mit einer rückwärts ablaufenden Szene, die George W. Bush rückwärts gehend erscheinen läßt, gewissermaßen kommentiert. Weiter Thierry Meyssan:
"Ich denke, diese Anschläge sollten eine Wende in der amerikanischen Innen- und Außenpolitik rechtfertigen. Präsident Bush sollte sich zu dieser Wende gezwungen sehen."
Im Laufe des Gesprächs mit Thierry Meyssan wird auch dessen Präsentation im Internet thematisiert, eine website die zeitweise 85.000 Besucher pro Tag verzeichnete und damit zur erfolgreichsten Internet-Seite des Jahres geworden sei. Erwähnt wird das so genannte Spiel der sieben Irrtümer, in dem der Anschlag auf das Pentagon kritisch beleuchtet wird. Dazwischen geschnitten wird eine kurze Einstellung Thierry Meyssans mit den beiden Worten "Sehr dubios", als würde er damit selbst die Zweifelhaftigkeit seiner Darstellung zum Ausdruck bringen wollen. |
| Es wird dann eingeflochten, seine 'Verschwörungstheorie' stütze sich auf ein einziges Foto vom Anschlag auf das Pentagon, auf dem keine Flugzeugtrümmer zu sehen seien.
Thierry Meyssan: "Wenn man sich die offiziellen Fotos nach dem Attentat anschaut, dann stellt man fest, daß das Ding, das für den Anschlag benutzt wurde, ins Erdgeschoß des Pentagon einschlug, und zwar über ein Zufahrtstor, daß gewöhnlich dazu dient, kleine Lieferwagen einzulassen. Der Rahmen des Tores wurde dabei jedoch nicht beschädigt. Eine 30 Meter lange und 12 Meter hohe Boeing könnte unmöglich durch dieses kleine Tor einschlagen." |
| Der als Soziologe bezeichnete Pierre Lagrange beschäftigt sich mit Menschen, die an UFOs glauben. Er meint, Parallelen zwischen deren Rhetorik und der von Thierry Meyssan erkannt zu haben. Er äußert sich sich wie folgt:
"Uns fehlt der Reflex zu sagen, das, was ich sehe, ist zwar eigentümlich, aber vielleicht verfüge ich nicht über die Mittel es zu verstehen... Und die Realität wird völlig auf den Kopf gestellt." |
| 'arte' kommentiert: "Die Suche nach einem Verleger, der eine so unseriöse These veröffentlicht, gestaltet sich schwierig", um so Patrick Pasin, Thierry Meyssans Verleger in Frankreich, den Leiter des Carnot-Verlags einzuführen. Im Carnot-Verlag seien auch Bücher über UFOs und Prinzessin Diana erschienen, erfahren wir. |
| "Pierre Henri Bunel, ehemaliger Soldat"
Patrick Pasin habe die Thesen von einem Experten überprüfen lassen, und zwar von Pierre Henri Bunel. Aber dann kommt es dank 'arte' ans Licht: Pierre Henri Bunel sei ein ehemaliger Offizier der französischen Armee, der wegen Spionage-Tätigkeit für 'die Serben' während des 'Kosovo-Kriegs' zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde.
Damit ist dann alles klar. Pierre Henri Bunel ist ein gefährlicher Krimineller. Und das mit großem Aufwand aufgebaute Feindbild 'Die Serben' tut dabei seine zusätzliche 'hervorragende' Wirkung.
Was wir bei 'arte' nicht erfahren: "Pierre-Henri Bunel [ist] ein ehemaliger französischer Geheimdienstoffizier [...] Für seine Geheimdiensttätigkeit 1995 in Bosnien erhielt er das Abzeichen der Ehrenlegion, die höchste militärische Auszeichnung Frankreichs. Mitte 1996 gehörte er der französischen NATO-Delegation in Brüssel an, wo er als Stabschef für den führenden Militärberater der Delegation, General Pierre Wiroth, arbeitete. Er hatte Zugang zu fast allen vertraulichen NATO-Informationen. [...] Bunel wird vorgeworfen, dem serbischen Geheimdienst schon ein Jahr, bevor die Bombardierung Jugoslawiens im Frühjahr 1999 begann, geheime Pläne für die Luftschläge der Allianz mitgeteilt zu haben. Am 19. Oktober 1998 wurde Bunel in Paris ohne Gerichtsverfahren inhaftiert [...] In einer Erklärung seiner Verteidiger heißt es: 'Was er getan hat, war kein Akt des Verrats. Seine Handlungen wurden durch einen französischen Dienst unterstützt.' [...] Bunel: 'Ich habe Dokumente übergeben, um gewisse Schlüsselnachrichten zu überbringen. Sie beinhalteten, dass Frankreich an dem Konflikt teilnehmen werde, dass fünf wichtige NATO-Länder eine Übereinstimmung getroffen hätten, gegen Jugoslawien loszuschlagen, und dass, wenn Milosevic seine Truppen nicht zurückzöge, das Blutbad schrecklich sein werde.'"
Das erfahren wir aus einem Artikel von Francis Dubois und Paul Stuart vom 11.12.2001 (Quelle: www.wsws.org). Und bereits am 24.6.2000 konnten wir im 'Tagesspiegel' lesen: "Ein ehemaliger französischer Geheimdienstoffizier erhebt schwere Vorwürfe gegen sein Land und gegen die Nato. Frankreich habe sich bereits vor der Kosovokonferenz in Rambouillet Anfang 1999 auf Luftschläge gegen Serbien festgelegt." (Quelle: archiv.tagesspiegel.de bzw. kollektiv-bewusstsein.de) Von 'arte' erfahren wir das nicht. 'arte' geht es lediglich darum, Pierre-Henri Bunel als Kriminellen unmöglich zu machen. Diese hier angerissenen Zusammenhänge darzustellen, wäre für 'arte' natürlich viel zu kompliziert, und der Effekt der Verunglimpfung ginge verloren. Der Effekt würde möglicherweise gar in sein Gegenteil umschlagen. Geheimdienste sollen nach den Vorstellungen von 'arte' mit dem 11. September ja gerade nicht in Verbindung gebracht werden.
Zudem kann von einer Spionage-Tätigkeit während des 'Kosovo-Kriegs' nicht die Rede sein. Der Krieg der Nato gegen die Bundesrepublik Jugoslawien hat 1999 stattgefunden. Wie kann Bunel wegen einer Tat inhaftiert worden sein (am 19. Oktober 1998), die er noch gar nicht begangen hat, weil der Zeitpunkt der Tat in der Zukunft liegt (während des Krieges 1999)? Das ist nur bei 'arte' möglich. |
| Und wir erfahren von 'arte', Pierre Henri Bunel schreibe für die rechtsradikale Gruppierung 'Jeune Résistance', die ein Attentat auf Jacques Chirac geplant habe (links Bilder, die aus diesem Zusammenhang stammen sollen). Dies ist eine Behauptung, die von 'arte' in die Welt gesetzt zu sein scheint. Zumindest ergeben Recherchen im Internet keinen Hinweis für solch eine These. Es wäre bei der Bedeutung des Falls Bunel verwunderlich, wenn bisher niemand auf einen solchen Zusammenhang hingewiesen hätte. |
| Der Erfolg für Thierry Meyssan kam mit der Samstagabend-Show 'Tout le monde en parle' mit Thierry Ardisson als Moderator und Thierry Meyssan als Gast. In der Woche nach dem Fernsehauftritt gingen beim Verlag 130.000 Bestellungen ein, was ein absoluter Rekord im französischen Buchhandel gewesens sei, stellt 'arte' mit Bedauern fest. |
| Nochmals kommt Pierre Lagrange als 'Experte' zu Wort. Ihm kommt die Aufgabe zu, die Argumentation Thierry Meyssans zu bewerten. Bezugnehmend auf dessen Auswertung von Bildmaterial sagt er:
"Und schon befindet man sich in der Diskussion über eine wissenschaftliche Beweisführung. Dabei merkt man gar nicht, daß man gerade über etwas diskutiert, das gewissermaßen indiskutabel ist. Und genau darin besteht das Problem."
Das ginge ja nun auch wirklich zu weit. Wie kann es jemand wagen, sich Gedanken zu machen, die indiskutabel sind. Aber es ist beruhigend zu erfahren, daß es Menschen auf der Welt gibt, die zweifelsfrei in der Lage sind zu beurteilen, welche Gedanken diskutabel und welche indiskutabel sind. Wir werden später sehen, was laut 'arte' bei der Verbreitung indiskutabler Gedanken zu erfolgen hat: Zensur! |
| "Pierre Krebs, Verleger"
Pierre Krebs, Verleger von Thierry Meyssan in Deutschland, kommt folgendermaßen zu Wort: "Ich wollte eine Reihe von Büchern veröffentlichen, die zeigen sollten, daß der Anspruch Amerikas auf die Weltherrschaft ein Anspruch ist, der - das kann man wirklich sagen - auf verbrecherischem Fundament steht und eine Gefahr für die ganze Welt ist." |
| 'arte' zeigt Symbole, die einer website von Pierre Krebs entnommen sind. Pierre Krebs sei Vorsitzender des Thule-Seminars, eines rechtsextremistischen Geheimbunds. |
| Und 'arte' fragt: "Sind Sie Präsident des..." Doch während die Frage noch nicht zu Ende gestellt ist und die Frage ausgeblendet wird, hören wir Pierre Krebs fünfmal schnell nacheinander 'JA' sagen. Während dessen sehen wir die Frage als Einblendung komplett: "Sind Sie Präsident des Thule Seminars?"
Der flüchtige Zuschauer erkennt diese Manipulation nicht. Aber es ist eindeutig: so kann das Gespräch tatsächlich nicht gelaufen sein.
Es ist die Frage: wozu diese Manipulation? Offensichtlich hat sie keinen Sinn. Denn Pierre Krebs ist tatsächlich Vorsitzender des Thule-Seminars. Und seine Auffassung vom Menschen ist eine rassische. "Die Befürworter der Menschenrechte und der multirassischen Gesellschaften [sind] die eifrigsten Totengräber des elementarsten Rechtes jedes einzelnen auf diesem Planeten: das Recht zu sein, was man ist, d.h. das Recht in einer Rasse und Kultur verwurzelt und beheimatet zu sein und zu bleiben", äußerst er sich in einem Interview in der 'Deutschen Stimme'.
Eine Frage, die 'arte' nicht stellt und nicht beantwortet, ist die, wie es zu dieser Verbindung zwischen Thierry Meyssan und Pierre Krebs gekommen ist, wer auf wen zugegangen ist. Definitiv ist der Verlag 'editio de facto' von Pierre Krebs keine sonderlich gute Adresse für die Verbreitung von Thierry Meyssans Büchern. So sind sie in Deutschland gewissermaßen ins Aus befördert worden. Die Frage ist, ob Thierry Meyssan in eine (bewußt aufgestellte) Falle geraten ist. Wären da nicht insbesondere die Autoren Andreas von Bülow, Gerhard Wisnewski und Mathias Bröckers/Andreas Hauß, hätten die kritischen Analysen zum Thema 11. September in Deutschland kaum eine Chance gehabt. |
Andreas von Bülow
| Über Andreas von Bülow hören wir: "Obwohl er dieses Buch selbst geschrieben hat, kann er uns kaum etwas dazu sagen." 'Belegt' wird diese Aussage mit einer Szene, in der er nach Worten sucht. Es folgen zusammengeschnittene Sätze und dann die Äußerung von Andreas von Bülow: "Beweisen kann man das nicht." Diese Aussage soll den Eindruck erwecken, als bezöge sie sich auf alles bisher gesagte.
Auf die Frage, wie er gearbeitet habe, ob er in Amerika gewesen sei, antwortet Andreas von Bülow: "Nein, nein, nein, ich kenne das schon. Wenn es kritisch wird, wird man von Amtsleuten belogen. Das ist ihre Aufgabe. Geheimdienstleute müssen ableugnen. Was zu Lasten des eigenen Staates fällt, muß plausibel ableugenbar sein. Davon hat man nichts. Das Internet hat sich als eine unglaublich gute Quelle erwiesen."
'arte' baut auf das weit verbreitete Vorurteil gegenüber dem Internet. Sicherheitshalber werden die weiteren Erläuterungen von Bülows zu diesem Thema weggeschnitten. Wie es möglich ist, aus dem Internet aufschlußreiche Information zu beziehen, soll besser nicht vermittelt werden. |
| Die gegen die USA vorgebrachten Vorwürfe seien "Anschuldigungen ohne jeden Beweis", die dennoch im 'angesehenen Piper-Verlag' veröffentlicht seien. |
| Klaus Stadler vom Piper-Verlag kommt wie folgt zu Wort: "Wir waren auf den ersten Plätzen der Sachbuch-Bestseller-Liste im 'Spiegel'... und wenn man es salopp sagen würde, könnte man sagen, George W. Bush hat uns geholfen, viele Bücher zu verkaufen. Was ist daran schlecht?"
Und 'arte' weiß darauf die passende Antwort: "Das Problematische daran ist, daß ein angesehenes Verlagshaus auf diese Weise wirren Thesen einen intellektuellen Anstrich verpaßt."
Damit meint 'arte' offensichtlich alles gesagt zu haben und die von Andreas von Bülow in seinem Buch 'Die CIA und der 11. September' angestellten Recherchen und Betrachtungen mit einem Schlag weggewischt zu haben, ohne auch nur auf ein einziges Argument eingegangen zu sein. |
Mathias Bröckers
| Mathias Bröckers wird als Autor über Hanf als Nutzpflanze und als Verfasser des Essays 'Können Tomaten träumen?' vorgestellt. |
| Desweiteren wird Mathias Bröckers bei einer Vorlesung gezeigt. Er behaupte 6 der 19 angeblichen Attentäter seien noch am Leben. Deshalb müsse es sich bei den Ereignissen des 11. Septembers um einen Komplott handeln. Die Szene im Hörsaal endet mit einer Zeitrafferszene, die Mathias Bröckers als Hampelmännchen erscheinen läßt, kommentiert mit den Worten "Und so geht es noch stundenlang." 'arte' fällt offensichtlich immer weniger ein und entlarvt sich wieder einmal selbst. 'arte' geht es nicht um den Austausch von Argumenten, sondern um Diskriminierung. |
| Ein namentlich nicht genannter Vertreter der Universität wird mit dem Satz gebracht: "Er argumentiert doch wissenschaftlich, sehr akribisch und sorgfältig." Und dann ist es für 'arte'an der Zeit für die Frage: "Haben die Deutschen alle den Verstand verloren?" Wer den Verstand verloren hat, bleibt noch zu beantworten. |
Ausführungen über noch lebende Attentäter
| Said al Ghamdi, von CNN präsentiert (unten links und oben) bzw. gemäß FBI
In Zusammenhang mit der Frage, ob es noch lebende Attentäter gibt, will 'arte' mit Hilfe des 'Spiegel' die 'Chronologie einer schrecklichen Verwechslung' aufgedeckt haben. CNN habe versehentlich das Bild eines Mannes veröffentlicht, der den gleichen Namen wie einer der angeblichen Attentäter habe. Die beiden auf den beiden Bildern dargestellten Personen hätten nichts miteinander zu tun (Sonst ist der 'Spiegel' beim Vergleich von Personen übrigens nicht so genau. In der Spiegel-TV-Sendung vom 26.10.2003 z.B. gelten Personen als identisch, die noch viel unterschiedlicher aussehen.). Eine arabische Zeitung habe behauptet, mit der von CNN dargestellten Person ein Interview geführt zu haben, woraufhin von BBC verbreitet worden sei, daß diese noch am Leben sei.
Schließen läßt sich daraus nichts: weder, daß die Person, von der das FBI behauptet, sie sei in einem der Flugzeuge gewesen, lebt noch daß diese Person an den Anschlägen tatsächlich beteiligt war. Für die von Daniel Leconte wie selbstverständlich vertretene These, es sei klar, daß diejenigen, von denen das FBI behauptet, sie seien es gewesen, es tatsächlich gewesen sind, geben diese Erkenntnisse nichts her, überhaupt nichts. Allenfalls wird hier eine Argumentationsschwäche einer der Kritiker der offiziellen Darstellung angedeutet aber keineswegs nachgewiesen. |
Ausführungen über 'antisemitische' Gerüchte
| "Mohammed Bakri, 'Al Manar', Kairo"
'arte': "4000 Juden sind an jenem 11. September nicht zur Arbeit erschienen, weil sie vom Mossad gewarnt wurden - die populärste Verschwörungstheorie in der arabischen Welt. Erste vage Gerüchte tauchten am 17. September beim libanesischen Fernsehsender 'Al Manar' auf, dem Parteisender der islamistischen Hisbollah." |
| 'arte': "Tage später wird es vom arabischen Vorzeigesender Al Dschasira aufgegriffen."
arte zeigt Szenen mit folgender Einblendung: "Aus denselben Quellen war zu vernehmen, dass 4000 Israelis auf Weisung Israels ihrer Arbeit im WTC ferngeblieben sind."
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| "Ein israelisches Opfer am 11.9."
'arte' zeigt Zwischenüberschriften aus dem Buch von Andreas von Bülow. |
| Andreas von Bülow wird gefragt: "Woher wissen Sie das vom Mossad? Wie sind Sie darauf gekommen?" Er antwortet, er habe die Information aus Zeitungen. Daraus sei zu entnehmen, daß die israelische Seite relativ detailiert gewarnt habe.
Abschließend bringt 'arte' sein Top-Argument: "Um diesem unseligen Gerücht entgegenzutreten, hat eine New Yorker Vereinigung die jüdischen Opfer gezählt: mehr als 400 sind in den Türmen umgekommen."
Damit soll jetzt wohl alles gesagt sein. Doch was ist daraus tatsächlich zu schließen? Ist damit die Information von dem einen israelischen Opfer als Falschimformation überführt? Andreas von Bülow schreibt von Israelis, während 'arte' von Juden spricht. Für 'arte' ist das anscheinend ein und dasselbe.
Ralph Kutza hat sich intensiv mit diesem Themenkomplex befaßt. Er führt aus, auf einer ausdrücklich den Opfern des 11. September 2001 gewidmeten website ( www.september11victims.com) seien - soweit zum 21.09.2002 (also gut ein Jahr später) bekannt - die nachgewiesenen Opfer nach ihrer Staatsangehörigkeit (known foreign citizenship) und Land (known country) aufgeschlüsselt. Bei 'known country' steht bei Israel die Zahl 1. Ein Blick auf die genannte website bestätigt diese Darstellung. Und die entspricht genau der von 'arte' herausgehobenen Zwischenüberschrift in Andreas von Bülows Buch.
Ralph Kutza recherchiert dann die Herkunft der Zahl 4000. Der 'Spiegel' hatte in seiner Ausgabe zum 11. September 2003 den libanesischen Sender al-Manar als Urheber des 'perfiden Gerüchts' darstellt, eine Behauptung, die hier bei 'arte' wieder aufgegriffen wird. Ralph Kutza findet als ursprüngliche Quelle für die Zahl 4.000 die israelische Tageszeitung Jerusalem Post. Am 12. September 2001 berichtete sie unter der Schlagzeile 'Tausende Israelis vermisst nahe WTC, Pentagon', dass das israelische Außenministerium bislang die Namen von 4.000 Israelis erhalten habe, von denen man glaube, sie seien zur Zeit des Angriffs in der Gegend des WTC und des Pentagons gewesen. Als Quelle seien das israelische Außenministerium und das 'Armee-Radio' genannt. Der libanesische TV-Sender al-Manar habe speziell auf israelische Medien als Quelle seiner entsprechenden Berichterstattung Bezug genommen, wenngleich er dies sicher propagandistisch zu nutzen versucht habe.
Hat 'arte' ergebnisoffene Recherchen angestellt? Wohl kaum. Lieber unterstellt 'arte' 'den Europäern', sie wollten mittels der so genannten Verschwörungstheorien ihre 'antiamerikanischen und antisemitischen Gefühle' ausleben. |
Schlußszene der Sendung
| 11. März 2004 7.35 AM Madrid
"Eine weitere Verschwörung des Mossad oder der CIA?" fragt 'arte' abschließend.
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Mittel, mit denen die arte-Sendung arbeitet
- Zeitraffer, z.B. um die Verbreiter 'indiskutabler' Gedanken wie Mathias Bröckers lächerlich zu machen
- Rückwärts abspielen einer Szene, um die 'Unsinnigkeit' der Äußerungen Meyssans zu 'illustrieren'
- Bilder auf den Kopf stellen und invertieren, um die Zuschauer visuell auf die kommenden 'Verschwörungstheorien' einzustimmen
- Einfrieren einer Szene, um einer ungünstig wirkenden Pose zu noch besserer Wirkung zu verhelfen
- 'Geschickte' Beleuchtung, um z.B. eine dämonische Wirkung zu erzeugen
- 'Geschickte' Perspektivwechsel (bei Interviews zwischengeschnittene Totalen), um Distanz zu den Kritikern der offiziellen Darstellung aufzubauen
- Szenen ohne Ton, um den Kritikern der offiziellen Darstellung fehlende Argumente zu unterstellen
- 'Trickreicher' Schnitt von Gesprächspassagen, um einen bestimmten gewollten Eindruck zu erwecken, z.B. Aussagen in Beziehung zu setzen, die so nicht in Zusammenhang gestanden haben
Sind das Mittel, die für einen 'seriösen' öffentlich-rechtlichen Sender wie 'arte' an der Tagesordnung sind?
Auszug aus dem abschließenden Gespräch von Daniel Leconte mit Gunther Latsch vom 'Spiegel' und Philippe Val, Chefredakteur des Polit-Satire-Magazins 'Charlie Hebdo'
Philippe Val, bezugnehmend auf eine Sendung in 'France 2' mit Thierry Meyssan als Gast: "Schlimm ist aber auch, daß die Verantwortlichen eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders - wie in diesem Fall 'France 2' - nicht heftiger, nicht stärker reagiert haben, wenn solche Lügen verbreitet werden, die ja nun durchaus Konsequenzen haben. Das ist Propaganda für eine gefährliche Sache, für Terrorismus... In einem solchen Fall haben wir eine echte Krise, solche Lügen zu verbreiten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, ohne daß das kritisiert wird, ohne daß das richtig gestellt wird. Das geht gegen den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Das ist regelrecht obszön gewesen..."
Daniel Leconte: Dazu darf ich Ihnen sagen, daß in Deutschland beispielsweise der WDR bei einer Sendung im Fernsehen, in der eben auch Lügen verbreitet wurden über den 11. September, dann sofort eine Sondersendung nachgeschoben hat, in der die Dinge kritisch beleuchtet wurden und die Wahrheit im Grunde offenbart wurde. Also, da muß man sagen: Kompliment an die Kollegen vom WDR!"
Philippe Val: "Genauso hätten wir das auch machen sollen."
Anmerkung: Was hier gesagt wird, ist der Aufruf zur Zensur. Nicht gesagt wird an dieser Stelle, um wen und welche WDR-Sendungen es sich handelt, daß es sich um die TV-Dokumentation 'Aktenzeichen 11.9. ungelöst - Lügen und Wahrheiten zum 11. September 2001' von Gerhard Wisnewski und Willy Brunner (siehe Besprechung) und die Sendung 'Täuschung oder Wahrheit? - Verschwörungstheorien zum 11. September' mit Gerhard Wisnewski handelt (siehe Besprechung), mit der dieser demontiert werden sollte, und daß den beiden Autoren dann vom WDR Beschäftigungsverbot erteilt wurde, ein Vorgang, über den der Fernsehdirektor des WDR nicht bereit ist, ein Interview zu geben. (siehe auch weiter unten die Texte von Gerhard Wisnewski). Gerhard Wisnewski und Willy Brunner nicht zu nennen, ist konsequent. Denn die Produzenten des arte-Films hatten entgegen ursprünglichen Bekundungen beschlossen, den Fall Wisnewski/Brunner in der Sendung nicht zu thematisieren.
Resümee
Informationsmittel müssen kontrolliert werden - sollen wir erkennen. Unkontrollierbare Informationsmittel - wie das Internet - führen zur Verbreitung von Gedanken, die das herrschende Gedankengebäude unterminieren. Sie müssen als Verschwörungstheorien gebrandmarkt werden. So entnehmen wir es dem Einführungstext zum Themenabend. Es gibt diskutable und indiskutable Gedanken. Indiskutabel sind Gedanken, die die herrschende Sichtweise in Frage stellen. Das entnehmen wir der Sendung 'Der 11. September fand nicht statt'. Es ist zu verurteilen, wenn Verleger oder andere Personen mit Zugang zur Öffentlichkeit mithelfen, indiskutable Gedanken in Umlauf zu bringen. Solche Personen müssen stigmatisiert werden. Auch das gehört zum Gehalt der Sendung. Der WDR sei ein Musterbeispiel, erfahren wir im abschließenden Gespräch. Denn der WDR verhindert mittlerweile die Weitergabe indiskutabler Gedanken, u.a. durch Erteilung von Beschäftigungsverboten. Endlich - so müssen wir erkennen - haben wir mit 'arte' einen Sender gefunden, der offen zur Zensur aufruft und für Zensurmaßnahmen Belobigungen ausspricht. Zensur, wem Zensur gebührt - ist die Devise.
Die Achse der Propaganda
Kommentar von Gerhard Wisnewski vom 14.4.2004
An dieser Stelle sollte eigentlich eine Kritik stehen, aber es ist fast der Mühe nicht wert. Miserable Machart, Polemik und Verleumdung feierten in dem arte-Feature "Der 11. September fand nicht statt" fröhliche Urständ. Schon der Titel war falsch, denn daß der 11. September "nicht stattfand" hatte bisher ja noch niemand behauptet. Statt sich einer sachlichen Auseinandersetzung zu stellen, versuchten die arte-Autoren die eigene Sprachlosigkeit mit jeder Menge brauner Soße zu übertünchen, je mehr, desto besser. Die "Verschwörungstheoretiker" sollten als Antisemiten und Rechtsextreme verleumdet werden.
Sachargumenten standen die arte-Autoren dagegen hilflos gegenüber. Als Thierry Meyssan gleich zu Beginn darauf aufmerksam machte, daß sich die Boeing 757 im Pentagon durch ein großes Garagentor geschlichen haben mußte, ohne dabei den Rahmen zu beschädigen, folgte darauf nicht etwa ein Gegenargument (es gibt ja auch keins, man kriegt eine Boeing 757 nun mal nicht durch ein Garagentor), sondern nur Polemik.
Alles in allem war der arte-Beitrag ein Beispiel, wie tief öffentlich-rechtliches Fernsehen sinken kann. Hinter all den Klagen über die Behauptungen der Verschwörungstheoretiker steckten mehr oder weniger schlecht kaschierte Aufforderungen zur Zensur. Da wurden Moderatoren skandalisiert, die 9/11-Skeptikern ein Forum geboten hatten, und da wurde beklagt, daß Leute wie Meyssan und von Bülow überhaupt einen Verlag und eine Öffentlichkeit finden.
Der Gedanke, daß bei arte ein unabhängiges Autorenteam zugange war, zerplatzte spätestens, als man einschlägig bekannte Mitglieder der "Achse der Propaganda" im Bild entdeckte, die hier ihre sinnfreien Behauptungen zum besten geben durften - Angehörige der Achse Spiegel, Panorama, Broder nämlich. Die hatten bereits im Sommer 2003 ganz ungeniert für die Bush-Version des 11. September die Werbetrommel gerührt, und bei arte durften sie sich mal richtig austoben. Daß Bush und die offizielle Version des 11.9. inzwischen als Auslaufmodell gelten können, störte dabei keineswegs, alles in allem kam mir Broder vor, wie ein Aufziehmännchen, das auch dann noch sein Antisemitismus-Zeug runterrattert, wenn sämtliche Züge längst abgefahren sind.
Besonders peinlich die abschließende Gesprächsrunde, bei der man natürlich nicht das Risiko eingegangen war, einen 9/11-Skeptiker einzuladen. Statt dessen klopften sich ein Spiegel-Reporter, der Moderator und zwei andere, deren Namen ich vergessen habe, gegenseitig auf die Schulter. Das Schlimme ist: das Ganze war sogar schon zu blöd, um sich aufzuregen. Eigentlich hatte ich mich schon auf diverse Adrenalin-Schübe eingestellt, aber was dann kam, brachte mich nicht mal vom Sofa hoch. Unverständlich auch, warum man den stammelnden WDR-Fernsehdirektor rausgeschnitten hat. Dadurch wäre das Niveau auch nicht mehr weiter gesunken.
Betrachtung von Gerhard Wisnewski vom 8. und 13.4.2004
Eigentlich, erzählte sie mir, wollte die arte-Autorin Barbara Necek einen Film über jenen Medienkrieg machen, der nach der Veröffentlichung von Büchern wie "Operation 9/11", "Die CIA und der 11. September" von Andreas von Bülow oder von Filmen wie "Aktenzeichen 11.9. ungelöst" (von Willy Brunner und Gerhard Wisnewski) einsetzte. Ein Höhepunkt dieses Medienkrieges war das vom WDR verhängte Beschäftigungsverbot über die Filmautoren Brunner und Wisnewski - eine in dieser Form wohl einmalige Zensurmaßnahme.
Wie das in solchen Fällen nun mal üblich ist, meldete sich Necek bei beiden Seiten zum Interview an. So vereinbarte Necek sowohl einen Termin mit mir, als auch mit WDR-Fernsehdirektor Ulrich Deppendorf. Doch während ich Frau Necek vor der Kamera etwa eineinhalb bis zwei Stunden lang Rede und Antwort stand, lief das Interview bei WDR-Mann Deppendorf ganz anders ab. Der Fernsehdirektor, so Necek, habe nur rumgestammelt und hauptsächlich die Worte "Kein Kommentar" rausgebracht. Weil ihm so gar nichts zur Rechtfertigung des Beschäftigungsverbotes gegen Willy Brunner und mich einfiel, hat er das Interview nach wenigen Minuten abgebrochen.
Ursprünglich, sagt sie, war es Neceks Absicht gewesen, diesen Vorgang so zu schildern, wie er sich abspielte: also ausführliche Antworten von mir und ein abgebrochenes Interview beim WDR. Sie habe auch erwogen, das abgebrochene Interview als Filmdokument so zu senden, wie es war. Aber dafür lieferte der WDR-Fernsehdirektor gleich noch ein Paradebeispiel für jene Zensurmaßnahmen hinterher, die angeblich Thema in Neceks Film sein sollten. Laut Necek schickte er der Autorin ein Fax hinterher, in dem er verlangt habe, sie dürfe das Interview (wenn man es denn so nennen kann) nicht verwenden. Damit nicht genug, wollte Deppendorf dies auch noch schriftlich bestätigt haben. Soviel Angst hat der Mann vor seinem eigenen Interview. Ihre Produktionsfirma, so Necek, habe daraufhin gleich das ganze Thema "Beschäftigungsverbot" aus dem Film gekippt, so daß der WDR mit seinen Zensurmaßnahmen wieder einmal einen vollen Erfolg verbuchen konnte. Auch ihr Versprechen, mir eine Abschrift des "Interviews" mit Deppendorf zur Verfügung zu stellen, konnte sie nicht mehr einlösen. Diesen Vorgang bestätigte mir Necek erneut in einer E-Mail:
----- Original Message -----
From: "Barbara Necek"
To: <104706.120@compuserve.com>
Sent: Tuesday, April 06, 2004 1:49 PM
Subject: RE: Abschrift
Lieber Herr Wisniewski! (sic)
Tut mir leid, dass ich mich erst so spät melde. Ich befürchte, ich war mit meinem Versprechen etwas voreilig. Ich habe mit meinem Produzenten gesprochen, der leider sein Einverständnis für die Abschrift nicht geben will. Wir hatten ja "Briefverkehr" mit Deppendorf, der schriftlich bestätigt haben wollte, dass dieses Interview in keiner Weise verwendet werden würde.
Es ist ja auch nicht im Film drinnen. Sie werden verstehen, dass ich meinen Produzenten in dieser Sache wirklich nicht hintergehen will. Alles was ich Ihnen sagen kann ist, dass Herr Deppendorf zunächst in ein Interview zum Thema "Verschwörungstheorien" eingewilligt hat. Ich hatte im Anfragefax und kurz vor Interviewbeginn noch ausdrücklich erwähnt, dass ich über die Sendung "11.9 Aktenzeichen" und "Herrn Wisniewski" sprechen wollte. Die Antworten, die ich (auf Fragen wie beispielsweise: welche Lehre zieht der WDR aus dieser Geschichte? oder Wird Herr Wisniewski für Sie arbeiten?) erhielt waren alle einsilbig oder beschränkten sich auf "kein Kommentar". Nach 4-5 Minuten brach er das Interview ab, mit dem Argument, dass er nicht nur über diese Affaire sprechen wollte.
Soviel kann ich Ihnen dazu sagen. Können Sie mir Bescheid sagen, falls Sie davon in Ihrem Buch berichten?
Grüsse aus Paris, Barbara Necek
Was von Neceks Ansatz, den Medienkrieg rund um den 11.9. zu schildern, übrig geblieben ist, wird man in ihrer Dokumentation am 13.4.04 um 20.45 auf arte besichtigen können. Angesichts solcher Zensurmaßnahmen ist es natürlich kein Wunder, wenn Autoren auch bei gutem Willen letztlich nichts anderes senden können, als die übliche Hetze über "Verschwörungstheorien".
Wie gut der Wille von Necek wirklich war, darf aber inzwischen bezweifelt werden. Journalisten haben das Stück bereits gesehen, und selbst die Mainstream-Presse findet an dem Machwerk keinen Gefallen, zum Beispiel die Frankfurter Rundschau: "Im Arte-Feature 'Der 11. September fand nicht statt' kanzeln Antoine Vitkine und Barbara Necek die Verfasser der Konspirations-Schmöker als Scharlatane ab, die um hoher Verkaufszahlen willen jede journalistische Ethik sausen lassen."
Tatsächlich ist ja auch der Titel des Films schon völlig daneben: Daß der 11. September "nicht stattfand", hat schließlich noch niemand behauptet.
"Es ist legitim", so die Rundschau, "Spekulationen dieser Art als gefährlich oder paranoid darzustellen. Ob man das in überheblichem Tonfall und mit formalen Mätzchen machen sollte, ist aber fraglich - eine Szene etwa zeigt drei Buchautoren nebeneinander in Split-Screen, wie sie in Endlosschleife immer dasselbe reden. Ärgerlich aber wird der Film, als er den Grund für den angeblich großen Erfolg der Verschwörungstheorien zum 11. September aufdecken will: 'Den Europäern geben sie Gelegenheit, ihre antiamerikanischen und antisemitischen Gefühle auszuleben, und der arabischen Welt nehmen sie die Schuldgefühle', so der Off-Kommentar."
"Die Mühe, für ihre These wenigstens den Ansatz einer schlüssigen Begründung zu bieten, machen sich die Autoren nicht", schreibt die Frankfurter Rundschau in ihrer Ausgabe vom 13.4.04. Die arte-Autoren verhielten sich ebenso unseriös, wie die, die sie an den Pranger stellen.
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