1. Rezensionen zu Veröffentlichungen von Juni bis August 2003: |
2. Rezensionen zu Veröffentlichungen vom 21. August bis 8. September 2003: |
3. Rezensionen zu Veröffentlichungen am 9. September 2003: |
4. Rezensionen zu Veröffentlichungen am 10. September 2003: |
5. Rezensionen zu Veröffentlichungen vom 11. September bis 22. Oktober 2003: |
6. Rezensionen zu Veröffentlichungen vom 26. bis 27. Oktober 2003: |
7. Rezensionen zu Veröffentlichungen ab Dezember 2003: |
8. Rezensionen zu Veröffentlichungen ab April 2004: |
9. Rezensionen zu Veröffentlichungen ab August 2004: |
10. Rezensionen zu Veröffentlichungen ab Februar 2005: |
Mythos 9/11 - Der Wahrheit auf der Spur Erdrückende Beweislast - über das zweite Buch von Gerhard Wisnewski in Sachen 11. September
Gerhard Wisnewski entwickelt ein stichhaltiges, aufschlußreiches Gedankengebäude und zieht dabei eine Bilanz von erschreckender Klarheit. Er analysiert auf verschiedenen Ebenen: juristisch, kriminalistisch, psychologisch, medienpolitisch und machtpolitisch. Die Antwort auf die Frage, ob die offizielle, vom überwiegenden Teil der Medien verbreitete Version der Vorgänge vom 11. September zutrifft, kann ganz eindeutig mit Nein beantwortet werden. Nach der Lektüre können sich die Leser sicher sein: die Frage ist nicht ob, sondern auf welche Weise die USA in die Anschläge vom 11. September 2001 verwickelt sind. Nichts spricht dafür, daß es sich bei den Maschinen, die im World Trade Center und im Pentagon eingeschlagen sind, und bei der Maschine, die bei Shanksville einen Krater erzeugt hat, um die behaupteten Maschinen gehandelt hat. Und nichts spricht dafür, daß sich in den Maschinen, wie behauptet, Menschen befunden haben. Uns ist zwar per Medium Fernsehen im nachhinein vorgeführt worden, daß etwas in den Nordturm des World Trade Center einschlug, und uns ist gesagt worden, worum es sich dabei angeblich gehandelt hat, aber erkennen konnten wir von dem anfliegenden Flugobjekt fast nichts. Lediglich von dem Flugzeug, das in den Südturm des World Trade Center flog, gibt es Aufnahmen, auf denen die Maschine zu erkennen ist. Und was den Anschlag auf das Pentagon und den behaupteten Absturz bei Shanksville betrifft, sind wir ganz allein auf Behauptungen angewiesen, die wir glauben sollen, für die es aber keinerlei Beweise gibt. An keinem der drei Orte sind die Leichen der Insassen oder Teile der Maschinen glaubwürdig identifiziert worden. Auf der anderen Seite ist die Beweislast erdrückend. Was Gerhard Wisnewski insbesondere in Zusammenhang mit dem angeblichen Absturz bei Shanksville an Zeugenaussagen und Indizien zusammenträgt, wiederlegt die offziellen Behauptungen von US-Regierungsseite, wie es überzeugender kaum möglich ist. Dabei geht es um die Beschaffenheit des Flugzeugs, die Art, wie das Flugzeug geflogen ist, die Beschaffenheit des Kraters, der eine Absturzstelle sein soll, die gefundenen bzw. nicht gefundenen Überreste der angeblich hier abgestürzten Maschine, die gefundenen bzw. nicht gefundenen Leichenteile hinsichtlich Menge, Beschaffenheit und Alter. Es sind ganz unterschiedliche Personen, die sich zu den verschiedenen Aspekten des Geschehens äußern, darunter der Feuerwehrchef von Shanksville und der zuständige Leichenbeschauer des Bezirks Somerset. Ihre Aussagen zu studieren, kann spannender und aufschlußreicher kaum sein. Darüberhinaus analysiert Gerhard Wisnewski die Glaubwürdigkeit bestimmter Aussagen, insbesondere der von Lee Purbaugh, einem ehemaligen Angehörigen der Navy, der einen Tag vor dem 11.9.2001 in der Nähe der 'Absturzstelle' einen Job annimmt und später spurlos verschwindet. Er ist der einzige, der den 'Absturz' unmittelbar beobachtet haben will. Und Gerhard Wisnewski macht deutlich, wie im Rahmen verschiedener Veröffentlichungen beim Zitieren nachgeholfen wurde, um den Eindruck zu erwecken, die offizielle Darstellung der Ereignisse treffe zu. Er kommt insgesamt zu dem Schluß: "Der Absturz von Shanksville ist ein Hirngespinst." Es muß sich um eine Simulation gehandelt haben - in Anlehnung an die Operation Northwoods etwa wie folgt: Flug UA93 schaltet auf dem Weg von Newark nach San Francisco seinen Transponder aus, geht in Tiefflug über und verschwindet, stattdessen steigt ein Erdkampfbomber vom Typ A-10 Thunderbolt auf, läßt bei Shanksville zusammen mit Müll und evtl. Leichenteilen eine Bombe fallen und verschwindet ebenfalls. Das Ganze wird dann als Absturz ausgegeben, mit dem ein Anschlag auf das Kapitol oder das Weiße Haus verhindert werden konnte. Besonders interessant ist die Auswertung von Aufnahmen der Maschine, die in den Südturm des World Trade Center eingeschlagen ist. Filmaufnahmen, die unmittelbar vor dem Einschlag von unten aufgenommen sind, zeigen unter dem Rumpf des Flugzeugs, das angeblich eine Boeing 767-222 sein soll, eine untypische Verdickung, die an einen Tank erinnert. Damit liegt der Schluß sehr nahe, daß es sich bei dem einschlagenden Flugzeug nicht um Flug UA175 gehandelt hat. Auf Anfrage von 'La Vanguardia', einer der fünf bedeutendsten Tageszeitungen Spaniens, in dieser Sache reagiert Boeing (gemäß 'La Vanguardia' vom 22.6.2003), man könne darauf aus Gründen der nationalen Sicherheit nicht antworten. Das ist eine Antwort, die aufschlußreicher fast nicht sein kann. Wie kann die Beantwortung der Frage die nationale Sicherheit berühren, wenn es eine simple Erklärung gäbe. Damit könnte zutreffen, was die BBC schon lange behautptet, aber als unglaubwürdig anzusehen ist, wenn wir die offizielle Darstellung der Ereignisse für bare Münze nehmen: daß das einschlagende Flugzeug mehr Sprit an Bord hatte, als eine Boeing 767 beim Start maximal mit sich zu führen in der Lage ist. Sollte die BBC besser informiert gewesen sein als viele andere? In allen vier Fällen erhärten Gerhard Wisnewskis Analysen die Annahme, daß die Passagierflugzeuge gegen unbemannte, ferngesteuerte Flugzeuge ausgetauscht wurden. Auch die Gerichtsverfahren um die angeblichen Unterstützer der Hijacker - Zacarias Moussaoui in den USA, Mounir Al-Motassadeq und Abdelghani Mzoudi in Deutschland - bringen keinerlei Beweise für die 'Beihilfe zum Mord in über 3000 Fällen' und für die angeblich von den 19 Hijackern begangene 'Haupttat' schon gar nicht. Alle drei Verfahren scheitern. Doch das Buch 'Mythos 9/11' beleuchtet darüber hinaus eine Reihe weiterer entscheidender Aspekte: den religiösen Fundamentalismus insbesondere bei Bush und seinem Redenschreiber Michael Geerson, die Mechanismen des Schweigens, die Funktionsweise von Orwells Zwiedenken und Doppelsprech, die psychologische Wirkung und Wirkungsweise der Anschläge sowie die Rolle von funktionalen und dysfunktionalen Enthüllungen. Dysfunktional sind z.B. die Betrachtungen von Gerhard Wisnewski selbst. Sie laufen der beabsichtigten Funktionsweise der Anschläge vom 11.9.2001 zuwider. Funktional sind z.B. die Enthüllungen der 'Nationalen Kommission zur Untersuchung der Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten' mit ihrem Abschlußbericht vom 22.7.2004. Indem ausgeführt wird, es seien von allen zuständigen Stellen Fehler gemacht worden und man habe zu wenig gegen Al-Qaida unternommen, wird die offizielle Darstellung des 11.9.2001 bestätigt, und es wird der Eindruck erweckt, als sei das Phantom Al-Qaida Wirklichkeit, das es mit einem Mehr an Investitionen in die Geheimdienste wirksamer zu bekämpfen gelte. Und dann geht es bei Gerhard Wisnewski um die Gefahr eines weiteren Anschlags, diesmal mit Massenvernichtungswaffen und eine damit drohende Militärdiktatur im Rahmen eines globalen Notstands. Zitiert wird George Soros (internationaler Finanztycoon): Die Wahlen in den USA im Herbst 2004 seien einzigartig, es gehe nicht nur um die USA, sondern auch um den Rest der Welt. Die Wahlen seien eine Frage von Leben und Tod. Tommy Franks (leitender US-General für die Invasion in Afghanistan und im Irak) sieht für das Wahljahr 2004 die Möglichkeit eines terroristischen Anschlags mit Massenvernichtungwaffen, wodurch die US-Verfassung durch eine Militäregierung außer Kraft gesetzt werden könnte. Damit ende dann jenes großartige Experiment, das wir Demokratie nennen. David J. Rothkopf (Professor für internationale Beziehungen und Managing Director der geoökonomischen Beratungsfirma Kissinger Associates) führt am 23.11.2003 in der Washington Post aus: Maßgebliche Vertreter aus dem Bereich von Wirtschaft und Regierung prophezeihen einen terroristischen Anschlag, größer als der vom 11.9.2001, wahrscheinlich mit Massenvernichtungswaffen. Es herrsche Konsens, daß ein solcher Anschlag zusätzliche Unterstützung für Präsident Bush mobilisieren würde. Und am 26.7.2004 lesen wir zu einem Zeitpunkt, wo das Buch von Gerhard Wisnewski bereits erschienen ist, bestätigend im 'Spiegel' die Äußerung von Thomas Kean, Vorsitzender der 'Nationalen Kommission zur Untersuchung der Terroranschläge auf die Vereinigten Staaten': "Ein noch schrecklicherer Angriff ist möglich und sogar wahrscheinlich." World Trade Center Nordturm (in den Flug AA11 eingeschlagen sein soll) Gerhard Wisnewski leitet sein Buch ein mit einer Betrachtung zu der Filmsequenz, die den Mythos 9/11 in zauberhafter Weise begründet.
World Trade Center Südturm (in den Flug UA175 eingeschlagen sein soll) Gerhard Wisnewski analysiert Bildmaterial, auf dem das Flugobjekt kurz vor dem Einschlag in den Südturm zu erkennen ist, und kommt zu dem Schluß: nichts spricht dafür, daß es sich wie behauptet um Flug UA 175 gehandelt hat.
Eine Anmerkung am Rande: In den Filmaufnahmen von Naudet, die ebenfalls den Einschlag von unten zeigen, ist die Perspektive eine etwas andere. Zu sehen ist während des geschwungenen Anflugs auf das World Trade Center nur der rechte Flügel des Flugzeugs. Der Rest des Flugzeugs ist vom Gebäude verdeckt. Ohne ersichtlichen Grund erfolgt im Moment des Einschlags ein abrupter Schwenk nach unten, obwohl dort nichts relevantes zu sehen ist und das eigentlich Spektakuläre oben geschieht. Nach einem kurzen Schnitt ist die Kamera dann wieder nach oben gerichtet (dorthin, wo die Explosion sich entwickelt). Hatte der Dokumentator die Befürchtung, etwas Verräterisches zu zeigen? Insgesamt entsteht der Eindruck, als seien die Aufnahmen im Großen und Ganzen im vorhinein geplant (Nordturm, Südturm, Gebäude 7). World Trade Center Für die beiden Türme des World Trade Center läßt sich zusammenfassen:
Pentagon (in das Flug AA77 eingeschlagen sein soll) Am 11.9.2001 um 9.41 Uhr gibt es am Pentagon einen lauten Knall, und Rauchwolken steigen auf. (S.169) Das dürfte als erwiesen gelten, aber viel mehr nicht:
Die Beweislast ist erdrückend. Was Gerhard Wisnewski an Zeugenaussagen und Indizien zu den Ereignissen bei Shanksville zusammenträgt, wiederlegt die offziellen Behauptungen von US-Regierungsseite, wie es überzeugender kaum möglich ist. Hier ein kleiner Auszug:
Gerhard Wisnewski kommt insgesamt zu dem Schluß: "Der Absturz von Shanksville ist ein Hirngespinst." Bei dem Absturz muß es sich um eine Simulation gehandelt haben, etwa wie folgt: Flug UA93 schaltet auf dem Weg von Newark nach San Francisco (in Anlehnung an die Operation Northwoods) seinen Transponder aus, geht in Tiefflug über und verschwindet, stattdessen steigt ein Erdkampfbomber vom Typ A-10 Thunderbolt auf, läßt bei Shanksville zusammen mit Müll und evtl. Leichenteilen eine Bombe fallen und verschwindet ebenfalls. (S.157/159) Die Hijacker Gerhard Wisnewski stellt die Frage nach den Hijackern. Es ist unklar, ob sie heute noch leben, ob sie tot sind oder ob es noch etwas dazwischen gibt. (S.113) Durchaus denkbar ist, daß ein Teil von ihnen nur in Form synthetischer Bilder mit erfundenen Namen und Daten existiert hat.
Die Maschinen Hinsichtlich der Maschinen faßt Gerhard Wisnewski zusammen, was er teils bereits in seinem ersten Buch 'Operation 9/11' umfangreich ausgeführt hat:
Mechanismen des Schweigens
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Monitor im Fahrwasser von SpiegelTV Über den Beitrag 'Mit Computer und Kalaschnikov - Der heilige Krieg im Internet' von Asiem el Difraoui, Markus Schmidt und Markus Zeidler in der ARD-Sendung 'Monitor' vom 9.9.2004 Ankündigungstext: "Beim Terroranschlag von Madrid starben im März 2004 mehr als hundert Menschen. Ein Anschlag, der bereits im Dezember 2003 im Internet angekündigt worden war. Nach der Zerschlagung von Trainingscamps und der Verhaftung vieler Aktivisten hat sich das weltweite Computernetz zum Rückrat der Terroristen entwickelt. Alles läuft online: Strategie, Ausbildung, Kommunikation. Polizei und Geheimdienste stehen dieser neuen Entwicklung weitgehend machtlos gegenüber." Und hier ein kommentierter Streifzug durch den Beitrag (Zitate aus dem Beitrag kursiv):
Einer der Autoren dieses Beitrags ist Asiem el Difraoui. Ihn finden wir auch als Autor bei SpiegelTV und eines von Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust mit herausgegebenen Buches mit dem Titel 'Irak - die Geschichte eines modernen Krieges'. 'Spiegel' bzw. 'SpiegelTV' und 'Monitor': das waren bisher zwei Pole in der Medienlandschaft: Propaganda und Aufklärung. Sollte sich hier eine Angleichung vollzogen haben? Was sind das für Mechanismen, die zu dieser Entwicklung bei Monitor geführt haben? Dieser Beitrag kann und darf nicht die neue Linie von Monitor sein. Aufgabe von Monitor - nach bisherigem Verständnis - wäre, Begriffsbildungen wie das Wort 'Islamismus' als das zu entlarven, was sie sind, nämlich Propaganda, um ein Feindbild zur Führung weltweiter Kriege aufzubauen. Aufgabe von Monitor wäre, Terror als das darzustellen, was es in hohem Maße ist, nämlich ein Instrument imperialistischer Staaten, vor den Augen der Öffentlichkeit ihre Kriege zu rechtfertigen. Aufgabe von Monitor wäre, aufzuzeigen, wie mit verdeckten Operationen unter Einbeziehung von instrumentalisierten, inszenierten oder fingierten Terroranschlägen Weltpolitik gestaltet wird. Das vollständige Manuskript ist abrufbar unter: |
Einblicke in die Funktionsweise der Machtapparate Eine Betrachtung zur Ausstellung über die Kriegsberichterstattung der Agentur VII im Rahmen der 'Visual Gallery', Photokina, Köln 2004 In verwinkelten Gängen tauchen wir ein in fast vollkommene Dunkelheit. Alles ist schwarz verkleidet. Eine Chance zur Orientierung geben uns nur die hell leuchtenden Bilder, die eine Art Fenster zur Welt bilden. So sieht offenbar das Konzept der Ausstellungsmacher aus. Zwei Fotografen und Kriege in drei Ländern seien hier herausgegriffen und stellvertretend betrachtet. Um die Aussage der Ausstellung nicht zu verfälschen, werden hier alle von dem jeweiligen Fotografen mit einem bestimmten Krieg in Zusammenhang stehenden Bilder mit den Original-Bildlegenden in die Rezension einbezogen. (Original-Bildlegenden: kursiv, rechts neben den Bildern) Irak Mit fünf Bildern von James Nachtwey befaßt sich die Ausstellung der Agentur VII mit dem Irak im Jahr 2003, dem Jahr als die USA mit ihrer 'Koalition der Willigen' in dieses Land mit militärischer Gewalt eingefallen sind - mit dem Ergebnis von bislang 100.000 Toten auf Seiten der irakischen Bevölkerung (gemäß einer Studie, die am 29.10.2004 von der britischen Medizinzeitschrift 'The Lancet' veröffentlicht wurde: Von immerhin einem getöteten irakischen Soldaten erfahren wir in der Ausstellung (Bild 1). Dabei wird dieser eine Tote nicht gezeigt. Und es bleibt verschwommen, wer für seinen Tod verantwortlich ist. Von Toten in der irakischen Zivilbevölkerung erfahren wir nichts.
Eins weiteres Bild aus dem Irak (Bild 5) zeigt folgende Szene: Ein US-Elite-Soldat hat einen Mann an Armen und Kopf gefaßt, hält ihm dabei die Augen zu und lacht dabei. Der Fotograf steht unmittelbar davor. Aber es ist etwas anderes, was sich neben dem Fotografen befinden muß, auf den der Blick des Soldaten gerichtet ist. Es bleibt also im Unklaren, wem er mit seinem Lachen seinen Gemütszustand vermitteln will. Auch warum er in dem Moment lacht, als er den Mann gefaßt hält, ist dem Foto nicht zu entnehmen. Weit weg im Hintergrund ist eine Menschenmenge zu erkennen, deren Verhalten aber auf dem Foto nicht zu beurteilen ist. Was in der Folge mit dem Gefaßten geschehen wird, ist nicht zu erschließen. Es sind weder weitere Soldaten zu sehen, auch kein Fahrzeug, in daß der Gefaßte abgeführt werden könnte. Es ist nicht auszuschließen, daß der Gefaßte im nächsten Moment sich wieder frei bewegen wird. Das Bild wirkt inszeniert. In der Ausstellung lesen wir dazu: "Ein US Marine von der 3/4-Marine-Einheit bezwingt einen Plünderer während einer Patrouille zum Schutz vor Plünderei, Angriffen auf irakische Bürger und feindliche Angriffe auf die Marines in Bagdad. Eine Menschenmenge hat sich versammelt, um zuzusehen. Sie jubelt den Marines zu. 14. April 2003." Was ist daraus zu entnehmen? Was ist das für eine Patrouille? Sie wird durchgeführt erstens zum Schutz vor Plünderei. Dann dient die Patrouille dem Schutz vor Angriffen auf irakische Bürger. Hier stellt sich die Frage, wer irakische Bürger angreift. Angegriffen ist der Irak durch die USA und ihre Koalition der Willigen. Der Soldat, dem wir gegenüber stehen, ist also Teil der Angreifenden. Und dieser Soldat soll nun die irakischen Bürger vor dem Angriff schützen, an dem er selbst beteiligt ist. Folgen wir dieser Logik, dann heißt das: er wird im nächsten Moment auf seine Kameraden losgehen und sie aus dem Land werfen. Und dann dient die Patrouille dem Schutz vor Angriffen auf feindliche Angriffe auf die US-Marines. Hier geraten wir ins Stocken. Was soll mit dieser komplizierten Formulierung zum Ausdruck gebracht werden? Also: es gibt offensichtlich Angriffe auf die US-Soldaten. Auf diese Angriffe wird mit Angriffen reagiert. Das wäre aus Sicht des US-Militärs nachvollziehbar. Nun soll aber die US-Patrouille vor diesen Angriffen des US-Militärs schützen. Wir sind verwirrt. Doch dann löst sich die Verwirrtheit zugunsten einer klaren Erkenntnis: das Vorgehen des US-Soldaten findet die Zustimmung der irakischen Bevölkerung. Sie jubelt den US-Elite-Soldaten zu. Wir sind erlöst. Unser Weltbild stimmt wieder. Wir werden bestätigt in unserer Auffassung, wer die Guten und wer die Bösen sind. Und James Nachtwey stellt sich auf die Seite der 'Guten'. Die Propagandisten des völkerrechtswidrigen Raubüberfalls der USA auf den Irak können zufrieden sein. Afghanistan James Nachtwey ist auch dazu bestimmt, uns mittels zweier Bilder den Krieg zu vermitteln, den die USA und ihre Verbündeten - u.a. mit Unterstützung Deutschlands - gegen Afghanistan geführt haben, basierend auf der in den Raum gestellten, unbewiesenen Behauptung, von hier aus seien die Anschläge vom 11. September 2001 geplant worden.
Auf dem einen Bild (Bild 6) sehen wir einen mit seinem Oberkörper aus einem Panzer ragenden Soldaten, der in einer Art, die einer Verrenkung nahekommt, nach oben blickend einen Arm in etwa senkrecht gen Himmel ausgestreckt hält. Im Hintergrund der weiten Landschaft sehen wir Rauchschwaden. Zu diesem Bild lesen wir in der Ausstellung: "Ein Mitglied einer anti-talibanischen Panzer-Crew zeigt seinen Kameraden einen amerikanischen Jet, der Al-Kaida-Stützpunkte in den Bergen in der Nähe von Tora Bora angreift. Der Angriff ist im Hintergrund zu sehen. Dezember 2001." Warum jemand mit derartigen Verrenkungen auf etwas aufmerksam machen will, was die anderen, die wir nicht sehen, wahrscheinlich ohnehin mitbekommen, bleibt unklar. Auch dieses Bild wirkt inszeniert: eine spektakuäre Pose für den berühmten Fotografen.
Das zweite Bild (Bild 7) zeigt einen am Boden liegenden, wahrscheinlich toten oder fast toten Menschen, auf den ein Gewehrlauf gerichtet ist. Dazu lesen wir: "Ein tödlich verwundeter Taliban Kämpfer, der am Kriegsschauplatz liegen gelassen wurde. Vorbeiziehende Menschen sehen zu, wie der Mann stirbt. 26. November 2001." Vorbeiziehende und dabei zusehende Menschen sehen wir nicht. Von wem der Mensch am Boden umgebracht wurde, erfahren wir nicht. Und wer das Gewehr auf den am Boden Liegenden gerichtet hält, bleibt uns ebenso verborgen. Es sieht fast so aus, als könnte der am Boden Liegende gerade mit Kugeln aus dem Gewehrlauf liquidiert worden sein. Insgesamt erfahren wir über den Krieg, den die USA und ihre Verbündeten gegen ein Land führen, das die USA nicht angegriffen hat, fast nichts - nichts über die Brutalität der Bombenangriffe mit ihren Opfern und nichts über die Hintergründe. Wiederholt wird die gebetsmühlenartig vorgetragene Behauptung, es gäbe hier Stützpunkte einer Al-Kaida genannten Organisation mit Verbindungen zu den Taliban. Ob davon irgendetwas zutrifft, wird nicht hinterfragt. Indem das nicht geschieht, werden die vorgeschobenen Kriegsgründe als Tatsache dargestellt und damit der Angriffskrieg gegen Afghanistan legitimiert. James Nachtwey wird damit wiederholt zum Propagandisten für einen Krieg, den 'sein' Land führt und zu verantworten hat. Jugoslawien Für die Vermittlung der Kriege in Jugoslawien, insbesondere des Krieges, den die NATO 1999 unter Mißachtung der Vereinten Nationen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien geführt hat, ist der für 'Newsweek' arbeitende Ron Haviv auserkoren. Seine Sicht ist eindeutig: die Brutalität geht von den Serben aus. Opfer gibt es ausschließlich auf der anderen Seite, bei den Kroaten, Bosniern und Kosovo-Albanern. Gezeigt wird (Bild 10) u.a. ein Lager, das in den Medien eine überdurchschnittliche Aufmerksamkeit erfahren hat und das uns noch als ein von den Serben betriebenes Konzentrationslager in Erinnerung ist - eine Behauptung, die sich im nachhinein als Fälschung herausgestellt hat. Fliehen müssen (Bild 11) die Kosovo-Albaner - vor den Serben. Daß die Ursachen für die Flucht keineswegs eindeutig nur auf der serbischen Seite zu suchen sind, wird uns verschwiegen. Es gibt ethnische Säuberungen. Opfer sind die Kroaten. Verantwortlich sind - die Serben (Bild 13). Ein Moslem wird bedroht - von Serben (Bild 14). Es sind Kosovo-Albaner, die verbrannt werden - von Serben (Bild 9). Und wir sehen (Bild 12) eine Menschenmenge, die dem Fotografen - teils weinend - gegenübersteht. Dieses Bild steht gemäß Bildlegende in Zusammenhang mit den Ereignissen von Srebrenica, die als eins der schlimmsten, von Serben begangenes Massaker in unseren Köpfen verankert sind, über die bis heute keine Klarheit besteht, die aber der NATO die Legitimation verschafft haben, auf der Seite der bosnischen Muslime militärisch einzugreifen. Im August 1995 bombardierten US-Kampfflugzeuge zwei Wochen lang serbische Stellungen. Mit ihrer Unterstützung konnten muslimisch-kroatische Bodentruppen fast ein Fünftel des Landes erobern. Und Ex-Präsident Milosevic, der entgegen der jugoslawischen Verfassung außer Landes gebracht wurde und der bis heute nicht beweiskräftig verurteilt ist, blickt gewissermaßen aus der Wand als derjenige, der als der 'Schlächter' für all das Leid verantwortlich ist (Bild 8). So einfach ist das.
Auf der Eingangstafel zur Ausstellung insgesamt lesen wir: "VII setzt sich aus einer Gruppe von etablierten Fotografen zusammen, von denen die meisten eng mit bekannten Nachrichtenmagazinen zusammenarbeiten, sowohl in den USA als auch in Europa. Diese Fotografen werden in die Welt hinausgeschickt, um über die akutellen Themen zu berichten - sei es über Jugoslawien, Albanien, Afghanistan, Tschetschenien und zuletzt auch den Irak - und prägen so die Bilder der Gegenwart." Besonders eine Formulierung darin ist interessant und aufschlußreich: die Fotografen werden geschickt. Es sind also andere, die bestimmen, wer wohin geschickt wird und wo die Fotografen fotografieren und wo nicht. Und diese gesteuerten Fotografen prägen dann unser Bild von der Gegenwart. James Nachtwey und Ron Haviv sind zwei davon. Ungewollt gibt der Text zur Ausstellung uns so einen tiefen Einblick in die in den kapitalistischen Medien herrschenden Mechanismen. "Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit den Kriegsberichterstattern selbst... Wir können uns ein Bild von ihrer Arbeit machen, von ihren Methoden und ihren Freiheiten sowie ihrer Rolle als Bindeglied zwischen Medien und Politik." So heißt es dann. Obwohl wir eben gelernt haben, wie die Fotografen gesteuert werden, ist hier die Rede von ihren Freiheiten. Das irritiert. Die Fotografen seien ein Bindglied zwischen Medien und Politik. Was kann das heißen? Fotografen sind unzweifelhaft Bestandteil der Medien. Und trotzdem sollen sie ein Bindeglied zwischen sich selbst und der Politik darstellen. Vielleicht ist gemeint, sie seien ein Bindeglied zwischen den Führungsetagen der Medienkonzerne, die sie schicken, und der Politik. Das hieße dann: sie funktionieren als Elemente im Wechselspiel zwischen den verschiedenen Teilen des Machtapparats, den Medien, die uns die Sicht der Mächtigen als die unsere verkaufen soll, und den Politikern, die im Auftrag der Mächtigen die Politik umsetzen. Wir können Gabriel Bauret, dem Autor der Eingangstafel, dankbar sein für die Darstellung von Zusammenhängen, die uns sonst eher verborgen bleiben.
Alles in allem: der Schlußpunkt, den diese Ausstellung der Agentur VII innerhalb der 'Visual Gallery' auf der Photokina 2004 gebildet hat, verstärkt das herrschende Weltbild als das Bild der Herrschenden. Grundsätzliche Fragen bleiben unberührt. Krieg ist furchtbar, aber aus dem Blickwinkel der Herrschenden bisweilen notwendig. |
Gespaltene Wahrnehmung Über das Ende 2004 erschienene Buch 'Bilder des Krieges - Krieg der Bilder' von Gerhard Paul
Das umfangreiche, mit viel Bildmaterial ausgestattete Buch befaßt sich mit einer großen Zahl von Kriegen - von ca. 1850 bis ins begonnene Jahrhundert. Zwei davon seien herausgegriffen: der Krieg der NATO von 1999 und der so genannte "Krieg gegen den Terror", mit dem wir seit 2001 konfrontiert sind. Pauls Einschätzung des Krieges der NATO gegen die Bundesrepublik Jugoslawien von 1999 ist klar. Er verwendet den Begriff zwar nicht, aber was er beschreibt, umreißt den Tatbestand des Kriegsverbrechens klar und deutlich. "Statt auf die gegnerischen Streitkräfte" habe der Krieg "vor allem auf den Durchhaltewillen der serbischen Bevölkerung" gezielt. "Seine vorrangigen Angriffsziele waren daher Einrichtungen der Infrastruktur und der Medien." Er befindet sich damit in Übereinstimmung mit Bundeswehr-Offizier Jürgen Rose, der die in Jugoslawien und Afghanistan angewandte Warden-Doktrin beschreibt und formuliert: "Hervorzuheben ist, daß diese Luftkriegsdoktrin ganz bewußt auf die Zerstörung der Lebensgrundlagen eines Staates abzielt und insbesondere auch die Zivilbevölkerung selbst zum expliziten Ziel deklariert." Die Truppen des Feindes sind in diesem Modell der konzentrischen Ringe das am wenigsten wichtigste Ziel. Paul schreibt sogar vom "Gesicht des totalen Krieges mit Opfern unter der Zivilbevölkerung, zusammenbrechender Infrastruktur und einem vom Krieg durchdrungenen Alltag". Und er formuliert ohne jede Einschränkung den Straftatbestand nach §80 des Strafgesetzbuches der Bundesrepublik Deutschland, dem gemäß die führenden deutschen Politiker Schröder, Fischer und Scharping zu mindestens 10jähriger wenn nicht lebenslanger Haft verurteilt werden müssen: "Für die NATO wurde die 'Operation Allied Force'", wie die militärische Operation gegen Jugoslawien genannt wurde, "ihr erster Angriffskrieg". Und es war ihr "erster Cyber- und Medienkrieg". Gemäß NATO-Sprecher Jamie Shea habe es gegolten, "'die Medienkampagne zu gewinnen', die nach seiner Meinung 'genauso wichtig' war wie die militärische Kampagne." "Im Vorfeld des Krieges heizte man daher die Stimmung in Europa visuell auf, inszenierte man eine mediale Realität, die das völkerrechtliche Nichteinmischungsgebot erfolgreich relativierte und den Krieg als Akt des Widerstandes und 'humanitäre Intervention' scheinbar legitimierte." Als einen der wichtigsten Akteure benennt Paul das 1998 in London gegründete Kosovo-Crisis-Center (KCC), das "die Medien weltweit mit Bildern und Nachrichten aus dem Umfeld der kosovo-albanischen UCK versorgte." "Vor allem dem Kampf der Bilder wurde nun eine zentrale Aufgabe zugewiesen. Um der bildpublizistischen Offensive des Milosevic-Regimes zu begegnen, gab Jamie Shea die Devise aus: 'Wir müssen Bilder mit Bildern bekämpfen.' ... Im Zeitalter des Fernsehens seien 'Bilder das, was zählt'. 'Bilder sind Waffen', befand auch Sheas deutscher Partner Walter Jertz. Walter Jertz: '...Das Leid war zunächst gesichtslos. Erst als die Welle der Vertreibungen weiter anstieg, die Menschen auf der Flucht abgebildet wurden..., gewann die Öffentlichkeitsarbeit der NATO allmählich verlorenes Terrain zurück.'" "Da die behauptete ethnische Säuberung selbst nur wenige Bilder produzierte... besann man sich wie weiland am Golf auf die Möglichkeit selbst Bilder zu schaffen. Hierzu gehörten die Satellitenaufnahmen angeblicher Massengräber, die auf der bloßen Behauptung ihrer Beweiskräftigkeit beruhten, sowie vor allem Bilder traumatisierter Flüchtlinge." "An der Grenze zu Mazedonien und Albanien warteten ganze Scharen von Bildreportern auf die herausströmenden Opfer."
Soweit können wir den Ausführungen Pauls folgen. Unbegründet und nicht nachvollziehbar erscheint indes seine Einschätzung der bekannten Fotografen David Turnley, Peter Turnley und James Nachtwey. Ihre Bilder vom "Flüchtlingselend", auf das sie sich mit ihrer Arbeit konzentriert hätten, bezeichnet Paul als "anspruchsvoll" und "beeindruckend". Gerade weil das so ist - müssen wir erkennen - entfalten die Bilder ihre propagandistische Wirkung im Sinne der NATO. Die Bilder mögen von außerordentlicher gestalterischer Qualität sein. Aber genau das macht ihre Gefährlichkeit aus. Im letzten Kapitel des Buches mit dem Titel "Angriff in Echtzeit und der unsichtbare Gegenschlag in Afghanistan" befaßt sich Gerhard Paul mit dem 11. September 2001 und dem nachfolgenden Krieg, für den die Ereignisse dieses Tages der Auslöser sind. Hier löst er ein erhebliches Erstaunen aus. Hat er noch gerade bei der Analyse des Krieges gegen Jugoslawien die Propaganda als solche entlarvt, schreibt er jetzt: "Erstmals wurden Passagierflugzeuge von islamistischen Selbstmordkommandos zur mörderschen Waffe umfunktioniert. Die terroristische Botschaft - auch ein Novum - reduzierte sich auf die symbolische Tat und deren Bilder ohne jeden erläuternden Subtext: das Bild als Kriegserklärung." Wie kann es sein, daß Gerhard Paul die über die Medien verbreitete Darstellung der Ereignisse vom 11. September im Kern unreflektiert als Tatsache hinnimmt. Woher nimmt er die Gewißheit? Es gibt nur ein Geflecht von Behauptungen, das voller Widersprüche ist. Beweise für die Richtigkeit der Darstellung finden wir nirgends. Wenn er auch nicht wissen kann, was sich genau wie von wem geplant ereignet hat, so wäre es doch das Mindeste, die verbreitete Darstellung als ungeklärt zu bezeichnen, von Behauptungen zu sprechen, so wie er im Fall Jugoslawien von 'behaupteten ethnischen Säuberungen' spricht - und nicht von tatsächlichen. Gerhard Paul meint zu wissen, daß Mohammed Atta im dem Flugzeug gesessen hat, das am 11. September 2001 in den Nordturm des World Trade Center geflogen ist und steigert sich dabei zu der Aussage: "Mit einem Hieb hatten Mohammed Atta und seine Gefolgsleute ganz in der Tradition des islamistischen Ikonoklasmus dem Leviathan der kapitalistischen Weltherrschaft den Kopf abgeschlagen." Solche Sätze, die auf unbelegten Annahmen beruhen, schaden der Glaubwürdigkeit des sonst aufschlußreichen Buches. Das ist schade. Warum zitiert er z.B. ohne jede Distanz Telepolis-Chefredakteur Florian Rötzer, der vom 'Aufmerksamkeitsterror' gesprochen habe, "der von den Terroristen bewußt einkalkuliert und über die Medien in aller Welt vermittelt worden sei", ohne die Frage zu stellen, wer die Terroristen tatsächlich sind. Und warum macht er sich die zweifelhafte Ideologie eines Samuel Huntington mit seinem 'Kampf der Kulturen' zueigen, indem er eine "ikonologiosche Korrespondenz zwischen den von den Taliban in Afghanistan zerstörten Zwillingsstatuen der Buddhas bei Bamijan und den Zwillingstürmen des World-Trade-Center" zu erkennen glaubt und damit meint, "die Anschläge des 11. September... als Teil eines sehr viel allgemeineren global ausgerichteten islamistisch-fundamentalistischen Kulturkampfes" deuten zu müssen. "Die Planung und Dramaturgie der Ereignisse zeigten symptomatisch, 'dass die Bildgestaltung der Massenmedien nicht nur unsere Weltwahrnehmung bestimmt, sondern die Weltereignisse strukturiert.'" So zitiert Paul aus einem Aufsatz von Joan Kirstin Bleicher. Man mag sich fragen, was es denn heißt, daß die Bildgestaltung die Weltereignisse strukturiert. Interessanter ist der Titel des Aufsatzes, den wir zwar nicht im Text des Kapitels, aber in den Fußnoten finden. Er lautet: "Terror made in Hollywood". Folgt das Drehbuch des 11. September nun also dem Islamismus - was immer dieser urplötzlich gestreute Begriff auch bedeutet - oder doch vielmehr der perversen Gedankenwelt der Medienmaschinerie Hollywoods? "Aus dem Schrecken der Sichtbarkeit sei die Sichtbarkeit des Schreckens getreten." "Spätestens seit dem 11. September wissen wir... dass der reale Schrecken den Schutzschild des Bildschirms durchschlagen kann." "Nie zuvor wurde ein Massenmord live ausgestrahlt..." "Der 11. September [habe uns] die Macht des Fernsehens demonstriert." Es kommt zu einer "Live-Schaltung, die die Attentäter durch ihr Timing und die ganze Anlage dieses Großattentats mit uns, den Hirnen der Fernsehzuschauer der Welt hergestellt hatten." So versucht Gerhard Paul uns über das Zitieren verschiedener Autoren klar zu machen, mit welcher Macht die Medien die Menschen erreicht haben - uns alle und auch ihn. "Zum bewegendsten Dokument dieser anderen Perspektive wurde gewiss der Film der Brüder Jules und Gedeon Naudet 'Der 11. September. die letzten Stunden im World Trade Center'", lesen wir ohne jede kritische Distanz. Dabei ist der Film ein geschickt gemachtes Propagandawerk zur Rechtfertigung des geplanten Krieges, das in der Aussage gipfelt: "Nach allem, was ich hier gesehen habe, gehe ich auch töten, wenn mein Land mich schickt." Und - wer sich nicht durch die Propaganda des Films vereinahmen läßt - kann erkennen, daß dieser Film eine Schlüsselszene enthält, die in zweierlei Hinsicht zur Irritation Anlaß gibt. Gemeint ist die Szene vom Einsturz von World Trade Center Gebäude 7, der am späten Nachmittag des 11. September stattgefunden hat. Der Film zeigt, wie das Gebäude viele Stunden nach dem Einsturz von Nord- und Südturm ohne ersichtliche Ursache exakt senkrecht in sich zusammenfällt. Und die Autoren des Films sind angeblich genau im richtigen Moment zur Stelle, haben die Kamera auf das Gebäude ausgerichtet, bevor der Einsturz beginnt. Das muß einen kritischen Geist, der sich von Propaganda nicht gefangen nehmen läßt, doch zum Nachdenken bringen. Erstaunlich ist auch folgende Erkenntnis: die gigantischen, den kapitalistischen Interessen verpflichteten Medien lassen sich - wie wir den Ausführungen Pauls entnehmen können - vereinnahmen durch ihre Feinde. Die Mediengiganten werden zu "ungewollten Komplizen" der Terroristen. Sie sitzen in einer "doppelten Falle". Das Fernsehen wird zu einer "willig gekidnappten Apparatur". An anderer Stelle lesen wir von einer "erzwungenen Komplizenschaft". "Die Attentäter hatten [den Medien]... ohne jegliche Vorankündigung den Handlungsablauf diktiert" schreibt er, um dann unmittelbar fortzufahren: "die US-amerikanischen Networks monopolisierten das Bildmaterial... Die international von US-amerikanischen Agenturen und Networks offerierten Bilder [erwiesen sich] ... aus 'patriotischen Gründen' als gefiltert und gereinigt." Auf der einen Seite werden die US-Medien zu Opfern und lassen sich angeblich den Handlungsablauf diktieren, auf der anderen Seite greifen sie weltweit steuernd ein und lassen nur eine Sicht der Dinge zu. Wie kann das zusammenpassen? Hätte Gerhard Paul als Beispiel für die Berichterstattung die Titelseite des 'Express' vom 12.9.2001 analysiert, so wie er den 'Express' mit Scharpings Lügengeschichten aus dem Krieg der NATO gegen Jugoslawien in seine Betrachtungen einbezogen hat, dann wäre von der Verlogenheit bei der Darstellung des 11. September möglicherweise einiges klar geworden. Auf der Express-Titelseite wäre ihm ein Bild mit jubelnden Palästinensern aufgefallen, das sich in der präsentierten Form als Fälschung herausgestellt hat. Er hätte sich dann erinnert, das Bilder dieser Art noch am 11. September auch im Fernsehen eine gewichtige Rolle gespielt haben. Sodann wäre bei ihm die Frage aufgekeimt, wer für das In-Umlauf-Bringen der gefälschten Bilder verantwortlich gewesen ist. Und er hätte sich anhand der Express-Titelseite fragen können, wie es möglich ist, daß noch am Tag des Geschehens eine Figur namens Osama bin Laden ohne ein vorliegendes Bekenntnis als Verantwortlicher benannt wird. Zumindest hätte er sich gewundert, daß es Journalisten mit übermenschlichen Fähigkeiten gibt.
Gerhard Paul schreibt: "Nur wenige Medien entzogen sich der herrschenden Logik und verweigerten sich der Komplizenschaft." Und dann behauptet er: "Hierzu zählten in Deutschland Zeitungen wie die 'tageszeitung' und 'Jungle World', die auf ihren Titelseiten bewußt auf die spektakulären Bilder vom Einschlag des zweiten Flugzeugs verzichteten..." Sehen wir uns die Titelseite der 'tageszeitung' vom 12.9.2001 an. Keineswegs läßt sich behaupten, sie würde aus der nazu gleichgeschalteten Presselandschaft ausscheren. 'Krieg gegen die USA' titelt die 'taz' und fährt damit auf der gleichen Schiene wie der 'Express'. Und sie zeigt sehr wohl ein Bild, das denen auf den Titelseiten der meisten anderen Zeitungen in nichts nachsteht. Das ist an diesem Tag auch keine Ausnahme. Wie wir immer wieder feststellen müssen, ist die 'taz' bei weltpolitisch entscheidenden Fragen im wesentlichen auf Linie.
Und die von Paul erwähnte 'Jungle World' ist eine Zeitung, die in keiner Weise vorbildhaft ist - die mit ihrer 'anti-deutschen' Haltung die aggresive Politik der USA und Israels verteidigt und jeden Versuch, die offizielle Darstellung des 11. September in Frage zu stellen, mit unsachlichen Behauptungen und Verleumdung ins Abseits zu rücken versucht. Das Kapitel über den 11. September spart alle Unstimmigkeiten, die das verbreitete Bild von den Ereignissen ins Wanken bringen könnten, aus. Es könnte sich der Eindruck einstellen, als hätte jemand dem Autor einen Streich gespielt und in das Buch ohne dessen Wissen Passagen hineingepflanzt, die alles andere in diesem Buch in einem fragwürdigen Licht erscheinen lassen sollen. Es kann doch nicht sein, daß ein Autor, der vielfach erkannt hat, wie die Menschen mittels der Medien und der dahinter stehenden Kräfte mit dem Ziel der Legitimation von Kriegen bewußt desinformiert werden, keinen Gedanken daran verschwendet, daß hier mit Hilfe der Medien eine gigantische Lüge verbreitet worden sein könnte. Eine solch gespaltene Wahrnehmung ist kaum erklärbar. Gerhard Paul kommt abschließend auf den Krieg in Afghanistan zu sprechen. Wenn er dabei auch von einem "ziellosen Krieg" spricht, als hätten die USA mit diesem Krieg keinerlei Ziele vefolgt, und mit Anton Holzer über einen "fundamentalistischen Bildersturm der Taliban" spekuliert, der "sich mit dem militärischen Bilderverbot des Westens verbunden hätte", so vermittelt er uns in Zusammenhang mit diesem Krieg dennoch wichtige Erkenntnisse über die Rolle der Bilder. "Nie zuvor in einem Krieg sei das gegnerische Gelände derart umfassend ausgeleuchtet gewesen wie in diesem Krieg und sei die Öffentlichkeit zugleich so sehr im Dunkel gelassen worden." "Der Krieg in Afghanistan sei zu 'unkonvertionell' als dass Journalisten der freie Zugang zum Kampfgeschehen erlaubt werden könnte", wird aus einer Erklärung des Pentagon zitiert. Bis heute seien "dem globalen Publikum die Aufnahmen verschiedener Massaker im Norden Afghanistans an Taliban- und Al Qaida-Kämpfern" vorenthalten worden, "die nachweislich von Kamerateams gemacht worden waren. Rechercheure, die diesen Bildern auf der Spur waren, seien bedroht, zusammengeschlagen und ermordet worden." (Jamie Doran in 'Das Massaker in Afghanistan', ARD, 18.12.2002) "Der Verlauf der Militäraktion blieb im Dunkeln, nichts war nachprüfbar. Dieser Krieg berührte die Zuschauer im Westen nicht wirklich. Die PR-Abteilungen der Amerikaner und der NATO hatten ihren Job gut gemacht. Die Mär vom sauberen Krieg in Afghanistan zu entzaubern, war für die Medien nachträglich kaum möglich: keine Bilder, keine öffentliche Empörung." (Astrid Frohloff, 'Fälscher an der Front', 'Die Zeit', 3.4.2003) Sein Buch schließt mit der Aufforderung, die Abrüstung in den Köpfen beginnen zu lassen und so den Kriegen der Zukunft bereits im Vorfeld die Grundlage zu entziehen. Das ist ein schöner Gedanke, dem wir uns - auch wenn er nach den bisherigen Erfahrungen eher illusionär anmutet - durchaus anschließen können. Allerdings sollten wir dabei unsere Kritikfähigkeit nicht in dem einen Fall ein- und in dem anderen Fall ausschalten. Auf eine gespaltene Wahrnehmung müssen wir verzichten. |
>>> Nicht Angegriffene bezeichnen sich als angegriffen und greifen an. Warum? >>> |