Medien und Krieg - Der Fall Milosevic |
Die Ku-Klux-Klan-Logik zu Den Haag Rainer Rupp in 'junge Welt' vom 15.3.2006 »Erstaunlich geschickt, wie sich dieser Selbstmörder dreimal in den Rücken geschossen und dann auch noch aufgehängt hat«. So ähnlich protokollierten vor nicht allzu langer Zeit rassistische Sheriffs im Süden der USA vom Ku-Klux-Klan begangene Morde. An diese Logik erinnert die Stellungnahme des »unabhängigen« holländischen Toxikologen Donald Uges, der sich über die Geschicklichkeit »wunderte«, mit der Jugoslawiens Expräsident Slobodan Milosevic verbotene Medikamente in seine Zelle in einem Hochsicherheitsgefängnis geschmuggelt habe, um sich durch die Zerstörung seiner Gesundheit »eine Fahrkarte nach Moskau« zu erselbstmorden. Uges folgte damit der von Chefanklägerin Carla del Ponte vorgegebenen Marschrichtung, Milosevic habe als »letzten Akt des Trotzes Selbstmord begangen«. Unangenehm nur, daß Spuren eines nicht verordneten Medikamentes auch in alten Blutproben von Milosevic entdeckt wurden. Warum hatte man darauf nicht vorher reagiert? Unangenehm auch, daß Milosevic seinen Verdacht, man versuche ihn zu vergiften, in einem Brief an die russische Botschaft eine Woche vor seinem Tod schriftlich festgehalten und um eine Untersuchung gebeten hat. »Es wäre besser, wenn Milosevic auf der Anklagebank stirbt, denn wenn das Verfahren bis zum Ende weitergeht, dann könnte es gut sein, daß er nur wegen relativ geringer Vergehen verurteilt wird«, hatte James Gow bereits 2004 in einem Fernsehinterview im britischen Channel 4 gesagt. Gow wurde dort als »Experte für Kriegsverbrechen« und Unterstützer des Haager Gerichtshofs präsentiert. In der Tat stand es um die Beweisführung des Internationalen Strafgerichtshofs sehr schlecht, sonst wäre in staatstragenden Medien mehr darüber zu lesen gewesen. Immer deutlicher wurde, daß die Anklage das Papier nicht wert war, auf dem sie stand. Ein Freispruch für Milosevic wäre jedoch zugleich »ein Schuldspruch für die NATO-Aggression gegen Jugoslawien« gewesen«, so der russische General Iwaschow, für den feststeht, daß Milosevic deshalb ermordet wurde. So wie Iwaschow dürften die meisten Serben denken. Auf zwischen 200 000 und zwei Millionen Menschen schätzte ein Korrespondent die Menge, die zur Bestattung Milosevics erscheinen würde, wenn diese in Belgrad stattfinden würde. Für die derzeit dort herrschenden Westmarionetten Grund genug, um sie zu verhindern. Die in Aussicht gestellten EU-Wirtschafts- und Finanzleistungen für die neue herrschende Klasse könnten gefährdet werden. Sie, die der serbischen Bevölkerung ständig neue Entbehrungen auferlegt, hat sehr berechtigte Sorge, daß die Beerdigung zu einer mächtigen Demonstration der betrogenen Massen gegen den Westen werden und die angestrebte Integration Serbiens in die neue Weltordnung von EU und NATO gefährden könnte. Quelle: http://www.jungewelt.de/2006/03-15/053.php Anhang Milosevics letzter Brief abgeschickt am 8.3.2006, Eingang in der russischen Botschaft am 11.3.2006 - aus 'junge Welt' vom 15.3.2006) Sehr geehrte Damen und Herren, ich übermittele Ihnen meine Danksagung für die Solidarität, die Sie zum Ausdruck gebracht haben, indem Sie sich einverstanden erklärten, mich für eine medizinische Behandlung aufzunehmen. Ich möchte Sie über Folgendes informieren: Ich glaube, die Beharrlichkeit, mit der die medizinische Behandlung in Rußland verweigert wurde, ist in erster Linie in der Befürchtung begründet, daß bei einer sorgfältigen Untersuchung entdeckt werden würde, daß aktive und mutwillige Schritte unternommen wurden, meine Gesundheit zu zerstören. Diese könnten vor russischen Spezialisten nicht verborgen werden. Um meine Anschuldigungen zu belegen, präsentiere ich Ihnen ein einfaches Beispiel, das Sie im Anhang finden. Dieses Dokument, das ich am 7. März erhalten habe, zeigt, daß am 12. Januar ein ausgesprochen starkes Medikament in meinem Blut gefunden wurde, das - wie sie selbst sagen - zur Behandlung von Tuberkulose und Lepra eingesetzt wird, obwohl ich selbst während dieser fünf Jahre in ihrem Gefängnis niemals irgendein Antibiotikum genommen habe. Während dieser gesamten Zeit habe ich außer einer Grippe nie irgendeine ansteckende Krankheit gehabt. Auch die Tatsache, daß die Ärzte zwei Monate gebraucht haben (um über den Befund zu informieren, d. Red.), ist nur mit Manipulation zu erklären. Die dafür Verantwortlichen können gewiß nicht meine Krankheit behandeln; ebensowenig wie diejenigen, gegen die ich mein Land in Kriegszeiten verteidigt habe und die ein Interesse daran haben, mich zum Schweigen zu bringen. Sehr geehrte Herren, Ihnen ist bekannt, daß russische Ärzte zu dem Schluß gekommen sind, daß die Untersuchung und Behandlung der Probleme der Blutgefäße in meinem Kopf notwendig und dringend ist. Ich wende mich daher in der Erwartung an Sie, daß Sie mir helfen, meine Gesundheit gegen die kriminellen Aktivitäten in dieser Institution zu verteidigen, die unter dem Zeichen der UN arbeitet, und daß ich sobald wie möglich eine angemessene Behandlung in Ihrem Krankenhaus erhalte, in dessen Ärzte, wie in Rußland, ich vollkommenes Vertrauen habe. Hochachtungsvoll, Slobodan Milosevic Quelle: http://www.jungewelt.de/2006/03-15/003.php An den Gerichtstoxikologen Professor Dr. Donal Uges Schreiben von John Jefferies, Irische Sektion des Internationalen Komitees für die Verteidigung von Slobodan Milosevic (ICDSM) www.icdsmireland.org vom 14. März 2006, Übersetzung aus dem Englischen: Klaus von Raussendorff (Deutsche Sektion des ICDSM) Herrn Prof. Dr. Donald Uges, Professor für analytische Biochemie Universität of Groningen A Deuslinglaan 1 9713AV Groningen Niederlande D.R.A.Uges@rug.nl Sehr geehrter Professor Uges, Ich sehe mich genötigt, Ihnen zu schreiben in Anbetracht der Äußerungen, mit denen Sie in den internationalen Medien zitiert werden, darunter den Medien meines Landes, der Republik Irland, Äußerungen, die sich auf Ihre toxikologische Untersuchung der Leiche von Slobodan Milosevic beziehen. Zunächst möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich nicht auf Niederländisch schreibe, da ich diese Sprache nicht beherrsche, sodann aber auch für den Fall, dass Sie von den Medien falsch zitiert worden sind. Die Medienberichte, auf die ich mich beziehe behaupten, Sie hätten erklärt, dass Herr Milosevic absichtlich Medikamente zur Behandlung von Tuberkulose und Lepra in der Absicht eingenommen haben könnte, die Wirkung der ihm zur Behandlung seines Bluthochdrucks und seiner Herzschwäche zu konterkarieren. Wenn diese Bemerkungen richtig wiedergegeben worden sind, ist dies ganz bestimmt ein Fall, wo Sie Ihre Rolle als Gerichtstoxikologe bei weitem überschritten haben. Soweit ich verstanden habe, haben Sie eine Blutprobe von Präsident Milosevic lediglich untersucht, und sind auch nur gebeten worden, diese zu untersuchen. Ihre Rolle bestand also darin, herauszufinden, welche natürlichen oder sonstigen Giftstoffe in seinem Blut vorhanden sind. Wie Sie dann aber feststellen konnten, auf welche Weise solche Giftstoffe in die Blutprobe von Herrn Milosevic gelangt sind, ist eindeutig eine andere Sache. Sind Sie plötzlich Detektiv geworden statt Toxikologe? Wenn Sie nur die Blutprobe von Herrn Milosevic untersucht haben, wie können Sie dann mit scheinbarer Sicherheit erklären, dass Herr Milosevic absichtlich nicht verordnete Medikamente genommen hat, um sich selbst krank zu machen, und damit seinem Anliegen Nachdruck zu verleihen, zur Behandlung nach Moskau überführt zu werden, und sich vermutlich jener Gerichtsbarkeit zu entziehen. Es ist schier unglaublich, dass Sie als angesehener und weltbekannter Professor der analytischen Biochemie eine solche Erklärung abgeben konnten. Wie konnten Sie wissen, ob er dies absichtlich eingenommen hat oder ob er dies vermischt mit verordneten Medikamenten ohne sein Wissen verabreicht bekommen hat? Ich muss Ihnen in aller Deutlichkeit sagen, dass Ihre Erklärung, ob zutreffend wiedergegeben oder nicht, von den Medien weltweit an prominenter Stelle aufgegriffen worden und zweifellos dazu benutzt worden ist, den Behauptungen der Feinde von Herrn Milosevic Glaubwürdigkeit zu verschaffen und die Behauptungen seines Anwalts und seiner Familie zusammen mit denen des russischen Außenministeriums, dass Herr Milosevic vergiftet wurde, zu diskreditieren. Ihre Bemerkungen wurden benutzt, um ihn als einen Selbstvergifter darzustellen, der seinen eigenen Tod riskierte, um Krankheit vorzutäuschen und sich der „Gerechtigkeit“ zu entziehen. Vielleicht sind Sie von den internationalen Medien schrecklich falsch zitiert worden. Sollte dies der Fall sein, müssten Sie ihre Haltung sicher klären, um einen unbeschädigten Ruf als bekannter Toxikologe zu bewahren anstelle der Reputation eines voreingenommenen Mediziners, der seine Position benutzt, um in die politischen Arena abzuschweifen und dem Haufen Lügen gegen Herrn Milosevic eine weitere hinzuzufügen. Hochachtungsvoll John Jefferies |
Weiterer Beitrag zum Fall Milosevic: |
Nicht in die Knie gezwungen Ralph Hartmann, ehemaliger DDR-Botschafter in Belgrad, Auszüge aus der Rede zum Gedenken an Slobodan Milosevic, in 'junge Welt' vom 20.3.2006 |
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Milosevic ist schuldig - das steht fest - denn wäre er es nicht, wäre es die Nato Betrachtungen zu Jürgen Elsässers Buch 'Kriegslügen', Jugoslawien und dem Prozess gegen Slobodan Milosevic |
Propagandamaterial als Beweismittel im Prozeß gegen Ex-Präsident Slobodan Milosevic tagesschau.de zeigt das Propaganda-Bild unkommentiert, 14.2.2002 |
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Die Rolle von Srebrenica im Juli 1995 Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 22.09.2003 |
Fragen, was in Srebrenica geschah, bald strafbar? Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 19.2.2005 |
Ohne Beweis ein gesichertes Faktum? George Pumphrey über das 'Massaker von Srebrenica', 1999 |
Der Pressekodex gilt nicht mehr dpa-Journalist und Burda-Vorstandsmitglied kippen das Wahrheitsgebot, 15.3.2006 |
Ein fragwürdiges Video Artikel von Ralph Hartmann über das so genannte Srebrenica-Video - aus 'Ossietzky' vom 9.7.2005 |
Panther, Kaimane, Skorpione Artikel von Germinal Civikov über das so genannte Srebrenica-Video und den Prozeß gegen Slobodan Milosevic - aus 'Freitag' vom 1.7.2005 |
"Gefechtstote werden geleugnet" Gespräch mit Alexander Dorin in 'junge Welt' vom 10.7.2010 |
Was geschah in Srebrenica? Artikel aus Ossietzky 16/2009 |
Gegen die Manipulation der Wahrheit Interview mit Alexander Dorin zu Srebrenica, geführt von Kaspar Trümpy (Schweizer ICSM-Mitglied) am 12.09.2012 |