Medien und Krieg - Das 'Massaker von Srebrenica' |
Srebrenica, Frau Albright und die Satellitenbilder Betrachtungen zu einem 'Massaker', das genau zum richtigen Zeitpunkt kam, 17.3.2005 Srebrenica steht gemäß 'Spiegel' für "Europas schlimmstes Kriegsverbrechen seit dem Zweiten Weltkrieg". Für den 'grünen' Ludger Volmer hatte "die serbische Kriegführung... den Charakter des Völkermordes angenommen." Der SPD-Politiker Freimut Duve löst über die Formulierung "Rampe von Srebrenica" Erinnerungen an Auschwitz aus. Und Außenminister Joseph Fischer sieht in Srebrenica das 'Symbol des serbischen Faschismus'. Das sind einige Aussagen, die Jürgen Elsässer in seinem Buch 'Kriegslügen - Vom Kosovo-Konflikt zum Milosevic-Prozess' zusammengetragen hat und die deutlich machen, daß es bei dem, was mit dem Wort Srebrenica umrissen ist, um einen Vorgang von erheblichem Gewicht geht.
Das für den Umschlag des Buches 'Srebrenica - Ein Prozeß' verwendete Bild muß von besonderer Bedeutung sein. Sonst wäre es nicht derart prägnant verwendet. Deshalb interessiert uns, was darauf dargestellt ist. Wir suchen nach einer Erklärung. Nach längerem Suchen finden wir die Angabe, daß es von DPA stammt. Und dann entdecken wir die Information, daß der Umschlag nach einem Konzept von Willy Fleckhaus von Rolf Staudt gestaltet ist. Das Buch soll Aufschluß darüber verschaffen, was in Srebrenica geschah - lesen wir im einleitenden Text. Aber was das Bild angeht, ist das Buch zunächst sehr wenig aufschlußreich. "Lokalisiert werden die Massengräber der Ermordeten von Srebrenica mit Hilfe militärischer und nachrichtendienstlicher Luftaufnahmen sowie aufgrund der Aussagen Überlebender..." lesen wir mitten im Text auf Seite 23. Das gestattet die Vermutung, daß es sich bei dem Titelbild um eine derartige Aufnahme handeln könnte. Was auf dem Bild dargestellt ist, hat also etwas mit Massengräbern zu tun - könnten wir schließen. Aber eine eindeutige Bezugnahme unterbleibt. Wir versuchen die Annäherung über die in das Bild eingeblendeten Erläuterungen. Der gerade Pfeil weist offenbar auf etwas, was als kürzlich aufgewühlte Erde bezeichnet wird. Der gebogene Pfeil steht für etwas, was sich mit Fahrzeugtarnung oder Fahrzeugverkleidung übersetzen läßt. Was es damit auf sich hat, bleibt im Verborgenen. Warum helle Bildpartien zum einen auf aufgewühlte Erde und damit wohl auf Massengräber schließen lassen und zum anderen auf etwas, was auf irgendeine Weise mit Fahrzeugen zu tun hat, erfahren wir nicht. Wir bleiben mit unserem Verlangen nach Aufschluß stecken. Das Buch gibt uns keinerlei verlässliche Antworten. Wir müssen anderweitig suchen. Und tatsächlich finden wir das Bild unter der Bezeichnung 'srebair.jpg' bzw. 'srebair.gif' z.B. auf den websites von balkansnet.org und gendercide.org. Anhand dieses Bildes erkennen wir, daß die Umschlaggestalter an dem Bild Veränderungen vorgenommen haben und Teile weggeschnitten haben, darunter insbedondere den Teil, in dem steht: "Possible Mass Graves - Kasaba/Konjevic Polje Area, Bosnia - Jul 95 - Unclassified". Es handelt sich also um eine Aufnahme ohne Geheimhaltungsstufe, die im Juli 1995 entstanden sein soll und etwas zeigt, was - möglicherweise - Massengräber sein könnten. Auf den erwähnten websites ist allerdings ohne jede Relativierung von Massengräbern die Rede. Ob das zutrifft, können wir dem Bild aber in keiner Weise entnehmen. Eine Behauptung ist noch kein Beweis.
Versuchen wir uns dem, was in Zusammenhang mit Srebrenica passierte, systematischer zu nähern:
George Pumphrey stellt in einem Artikel, der im August 1999 in 'Konkret' erschien, die Frage, was die von Madeleine Albright präsentierten Fotos beweisen. Dort lesen wir: "Die Anschuldigungen gegen die Führung der bosnischen Serben stammen vom 10. August 1995, von einer geschlossenen Sitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, in der die damalige UN-Botschafterin der USA, Madeleine Albright, Luftaufnahmen von Spionagesatelliten präsentierte, die nach der Einnahme von Srebrenica angeblich 'massenhafte Greueltaten an bosnisch-muslimischen Zivilisten' durch bosnische Serben zeigten. Von den acht Fotos, die dem Sicherheitsrat vorgelegt wurden, bekam die Öffentlichkeit nur drei zu sehen. Die anderen wurden als vertraulich klassifiziert... Zu den Fotos mit der Beschriftung: 'Mögliche Massengräber; Kasaba/Konjevic Polje-Gebiet, Bosnien' tauchen etliche Fragen auf: Warum wurden dem Sicherheitsrat nicht die ursprünglichen Fotos gezeigt? Aufklärungsfotos weisen normalerweise eingebaute zeitliche und geographische Erkennungsmerkmale auf. Woher soll man wissen, daß diese Fotos in der Nähe von Srebrenica aufgenommen wurden? Und zu welcher Zeit? Der Titel und andere Bemerkungen über das, was man auf den Fotos erkennen soll, wurden nachträglich auf die Fotos geschrieben, während die zeitlichen und geographischen Erkennungsmerkmale wegretuschiert worden waren. Ohne diese Merkmale können die Fotos jedoch beliebig interpretiert werden... Die Bildershow der Madeleine Albright im Sicherheitsrat fand zu einem Zeitpunkt statt, als die bis dato größte ethnische Säuberung des gesamten jugoslawischen Bürgerkrieges ablief. Mehr als 250.000 Serben wurden mit aktiver US-Unterstützung von der kroatischen Armee in einer Blitzaktion aus ihrer angestammten Heimat und ihren Häusern in der Krajina vertrieben. Wer nicht gehen wollte, wurde ermordet." "Die Belgrader Menschenrechtsorganisation Veritas hat ermittelt, dass im Zuge der Offensive [Kroatiens in der Krajina] etwa 2.000 Zivilisten verschwanden oder ermordet wurden, der kroatische Helsinki-Ausschuss für Menschenrechte hat 410 Tote namentlich identifiziert." (Jürgen Elsässer am 18.07.2003 im 'Freitag') Weiter George Pumphrey: "Um von den massiven Verletzungen der Menschenrechte des kroatischen Alliierten abzulenken und um die anderen Mitglieder im Sicherheitsrat von Sanktionen gegen Kroatien abzuhalten, beeilte sich die US-Regierung, den Serben immer ungeheuerlichere Kriegsverbrechen vorzuwerfen. Die US-Regierung drängte dem Sicherheitsrat als 'geheim'eingestufte Satellitenfotos als 'Beweis' auf, schloß also jede unabhängige Prüfung dieser »Beweise« von vornherein aus, wohl wissend, daß sie von keiner Macht der Welt gezwungen werden kann, der Freigabe der Originalfotos zuzustimmen. Damit hat sich die US-Regierung einen gesetzlosen Raum geschaffen, in dem sie Beweise fabrizieren, manipulieren, vorlegen oder vorenthalten kann... Laut 'Taz' vom 17. Dezember 1997 wurden alle Srebrenica-relevanten Akten für die nächsten 30 bis 50 Jahre in der New Yorker Uno-Zentrale weggesperrt und dürfen auch dem Den Haager Tribunal nicht vorgelegt werden. Dies geschah auf Verlangen der ständigen Sicherheitsratsmitglieder USA, Frankreich und Großbritannien, die sich auf ihre nationalen Geheimschutzbestimmungen für Regierungsdokumente beriefen. Welche Rechtfertigung könnte es dafür geben, die Beweise von Verbrechen gegen die Menschheit als geheim einzustufen und für Jahrzehnte aus dem Verkehr zu ziehen?" Jürgen Elsässer kommt in 'Kriegslügen - Vom Kosovo-Konflikt zum Milosevic-Prozess' auf den eigenartigen Umstand zu sprechen, daß das, was als das 'Massaker von Srebrenica' bezeichnet wird, bereits im Vorfeld der Geschehnisse als Vorbedingung für einen gegen die Serben gerichteten Kriegseintritt der Nato bezeichnet worden ist. Jürgen Elsässer zitiert zwei Quellen, nach denen US-Präsident Clinton im Frühjahr 1993 bzw. der bosnische Präsident Izetbegovic im Herbst 1993 ein Massaker an 5000 Muslimen als Voraussetzung für den Kriegseintritt der Nato genannt haben. (siehe auch der nachfolgende Artikel 'Die Rolle von Srebrenica im Juli 1995') 30.000 Menschen sollen nach Aussage von Verteidigungsminister Rudolf Scharping bei Srebrenica von Serben getötet worden sein ("In Srebrenica mussten die UN-Truppen zusehen, wie 30.000 Menschen umgebracht wurden."). Jürgen Elsässer geht dem in seinem Buch nach: "Nach den offiziellen Zahlen des Internationalen Roten Kreuzes von Ende 1999 werden 7.333 Bewohner von Srebrenica vermißt. Wären alle tot, wäre dies die Maximalzahl der von Serben in jenen Tagen Getöteten. Die übrigen 22.667 Leichen gehen auf das Konto von Scharping." Aber auch die Zahl von 7.333 kann nicht als erwiesen betrachtet werden. "So hat Professor Milivoje Ivanisevic von der Universität Belgrad... herausgefunden, daß 500 der Vermißten schon vor der Einnahme von Srebrenica gestorben waren. Weitere 3.010 angeblich vermißte Personen sind auf der OSZE-Wählerliste des Jahres 1997 wieder aufgetaucht - zwei Jahre nach dem angeblichen Massaker... Stillschweigend hat der 'Spiegel' übrigens seine Srebrenica-Zahlen im Sommer 2000 auf 'mindestens 3.000' Tote reduziert. Noch im Herbst 1999 hatte er, wie fast alle Medien, über 7.000 'abgeschlachtete' muslimische Zivilisten berichtet." Die Beobachtungen der für den 'Debriefing Report' befragten niederländischen UNPROFOR-Soldaten - so Jürgen Elsässer - deuten "auf einige hundert bis eintausend Tote hin". Von den im Auftrag des Den Haager Kriegsverbrechertribunals exhumierten etwa 2000 Leichen sind nach Aussage eines mit den Grabungsarbeiten betrauten Spezialisten "70 namentlich identifiziert". Jürgen Elsässer fragt: "Ist es pro-serbisch, wenn man feststellt: Das Leid hatte auf beiden Seiten ungefähr dieselbe Dimension? ... Doch die muslimischen Leichenzahlen werden inflationiert, die serbischen ignoriert. So schärft sich das Feindbild..." So ist mit 'Srebrenica' ein Begriff entstanden, mit dem sich jede Diskussion im Keim ersticken läßt. 'Srebrenica' tötet - tötet das Denken und verlangt nach militärischem Eingreifen, nach Töten. |
Weiterer Beitrag zu Srebrenica: |
Die Rolle von Srebrenica im Juli 1995 Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 22.09.2003 |
Alle Beiträge zu Srebrenica im Überblick: |
Srebrenica, Frau Albright und die Satellitenbilder Betrachtungen zu einem 'Massaker', das genau zum richtigen Zeitpunkt kam, 17.3.2005 |
Die Rolle von Srebrenica im Juli 1995 Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 22.09.2003 |
Fragen, was in Srebrenica geschah, bald strafbar? Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 19.2.2005 |
Ohne Beweis ein gesichertes Faktum? George Pumphrey über das 'Massaker von Srebrenica', 1999 |
Der Pressekodex gilt nicht mehr dpa-Journalist und Burda-Vorstandsmitglied kippen das Wahrheitsgebot, 15.3.2006 |
Ein fragwürdiges Video Artikel von Ralph Hartmann über das so genannte ../srebrenica/srebrenica-Video - aus 'Ossietzky' vom 9.7.2005 |
Panther, Kaimane, Skorpione Artikel von Germinal Civikov über das so genannte ../srebrenica/srebrenica-Video und den Prozeß gegen Slobodan Milosevic - aus 'Freitag' vom 1.7.2005 |
"Gefechtstote werden geleugnet" Gespräch mit Alexander Dorin in 'junge Welt' vom 10.7.2010 |
Was geschah in Srebrenica? Artikel aus Ossietzky 16/2009 |
Gegen die Manipulation der Wahrheit Interview mit Alexander Dorin zu Srebrenica, geführt von Kaspar Trümpy (Schweizer ICSM-Mitglied) am 12.09.2012 |
Alle Beiträge zum Fall Milosevic im Überblick: |
Milosevic ist schuldig - das steht fest - denn wäre er es nicht, wäre es die Nato Betrachtungen zu Jürgen Elsässers Buch 'Kriegslügen', Jugoslawien und dem Prozess gegen Slobodan Milosevic |
Propagandamaterial als Beweismittel im Prozeß gegen Ex-Präsident Slobodan Milosevic tagesschau.de zeigt das Propaganda-Bild unkommentiert, 14.2.2002 |
Scharping, Milosevic und die Amselfeld-Propaganda Über zwei Zitate und den Vorwurf, Slobodan Milosevic sei ein Nationalist |
NATO-Flop am Amtsgericht Klaus Hartmann über ein Urteil, das die Sperrung der Spendenkonten für die Verteidigung von Slobodan Milosevic illegal nennt - 'junge Welt' vom 04.03.2006 |
Milosevic klagt an Anna Gutenberg über das Buch 'Die Zerstörung Jugoslawiens - Slobodan Milosevic antwortet seinen Anklägern', Zambon-Verlag 2006 - 'junge Welt' vom 04.03.2006 |
Die Ku-Klux-Klan-Logik zu Den Haag Rainer Rupp in 'junge Welt' vom 15.03.2006 |
Nicht in die Knie gezwungen Ralph Hartmann, ehemaliger DDR-Botschafter in Belgrad, Auszüge aus der Rede zum Gedenken an Slobodan Milosevic, in 'junge Welt' vom 20.3.2006 |
Mord in Den Haag Ralph Hartmann in 'Ossietzky' vom 17.3.2006 |
Alle Beiträge zu vergangenen Kriegen: |
Was Bilder beweisen - über die Funktion von Bildern im Krieg gegen Jugoslawien Artikel von Andreas Neumann, August 2000, aus der Zeitschrift Arbeiterfotografie, Ausgabe 88 |
Der Informationskrieg Artikel des Gegen-Informations-Büros zum Thema 'Propaganda und Krieg' |
Bilder, sagt man, lügen nicht - oder vielleicht doch? Artikel von Thomas Deichmann in der Weltwoche vom 9.1.1997 |
Unter den Trümmern der Dresden-Debatte liegen die Leichen des Jahres 1999 Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 14.2.2005 |
Sarajewo 5.2.1994 - Bomben für den Frieden Ralph Hartmann in 'Ossietzky', Ausgabe 8/2005 |