Medien und Krieg - Der Fall Milosevic |
Propagandamaterial als Beweismittel im Prozeß gegen Ex-Präsident Slobodan Milosevic tagesschau.de zeigt das Propaganda-Bild unkommentiert, 14.2.2002
Ohne auf die bewußte Manipulation einzugehen, die mit dem Videomaterial des britischen Fernsehsenders ITN betrieben wurde, greift 'tagesschau.de' ein Bild aus dem Videomaterial auf, das wie kaum ein anderes zur Stimmungmache gegen "Die Serben" verwendet wurde, indem es suggerierte, "Die Serben" würden Konzentrationslager errichtet haben. In der WDR-Sendung Polis vom 24.9.2001 heißt es dazu: "In Bosnien wurden 1992 Fernsehbilder aus angeblichen Folter-KZs ausgestrahlt - nicht nur wider besseres Wissen, sondern bewusst gefälscht. Ein bis auf die Knochen abgemagerter Mann mit nacktem Oberkörper hinter Stacheldrahtzaun wurde zum bekanntesten Bild des Krieges: ein britisches Kamerateam hatte die Aufnahmen gemacht, sie dienten lange Zeit als Beweis für die Existenz von Konzentrationslagern in Bosnien. Erst nach dem Krieg wurde die Szene als Fälschung entlarvt." Für 'tageschau.de' ist das alles offensichtlich "vergessen". Die Fragwürdigkeit des Beweismaterials wird in keiner Weise thematisiert. Stattdessen werden der WDR-Monitor-Beitrag über das angebliche Massaker von Racak vom 8.2.2001 und die entlarvende Dokumentation "Es begann mit einer Lüge" vom 8.2.2001, die Milosevic zu seiner Verteidigung heranzieht, in ihrer Aussagekraft relativiert. Im Monitor-Beitrag zu Racak war dargelegt: Die Ergebnisse legen den Schluß nahe, daß die Szene in diesem kleinen Tal arrangiert gewesen war, so die leitende Pathologin Dr. Helen Ranta, die im November 1999 die Untersuchungen an den Leichen durchgeführt hatte. Und diese Schlußfolgerung sei auch an den Gerichtshof in Den Haag weitergegeben worden. Dr. Helen Ranta: "Botschafter Walker kam am Samstag nach Racak, und es war seine persönliche Entscheidung von einem 'Massaker' zu sprechen." Und General a.D. Heinz Loquai (OSZE): "Walker hat etwa 30 Journalisten um sich versammelt, ist mit ihnen dahin gefahren, und hat nach kurzer Zeit verkündet, daß es sich um ein Massaker der Serben handele... Mit diesem Verhalten hat Walker die Lunte zum Krieg gezündet." Bei tagesschau.de dagegen heißt es: "Der frühere jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic hat bei seiner ersten Verteidigungsrede vor dem UN-Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag die gegen ihn erhobenen Vorwürfe pauschal zurückgewiesen. Der Prozess gegen ihn beruhe auf Lügengeschichten und sei "eine Schandtat gegen eine ganze Nation". Alle Anklagepunkte seien Fälschung. Milosevic warf der NATO Propaganda und Völkermord vor. Die NATO-Angriffe auf das Kosovo im Jahr 1999 stellten eine "Verletzung des internationalen Rechts" dar und seien deshalb als Kriegsverbrechen zu bewerten. NATO und Westen hätten den Krieg gegen Jugoslawien mit "einem Ozean von Lügen" gerechtfertigt. Als Untermauerung seiner Rede zeigte Milosevic ein Video, das Ausschnitte aus der WDR-Sendung "Monitor" vom 8. Februar 2001 und einem anschließend an die Sendung gezeigten Film "Es begann mit einer Lüge" enthielt. In der umstrittenen Dokumentation meldeten die WDR-Autoren Zweifel an der Berichterstattung über den Kosovo-Krieg an. Außerdem enthielt das Milosevic-Video Ausschnitte aus einem Film des britischen Senders BBC. Am Mittwoch hatte Milosevic das Tribunal erneut als nicht rechtmäßig bezeichnet. Richter May erklärte die Auffassung Milosevics über die Rechtmäßigkeit des Tribunals für belanglos. Das Gericht habe hierzu bereits alle Fragen entschieden. Zuvor hatte die Anklage beim UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ihre Vorwürfe gegen Milosevic mit drastischen Bildern und Videoaufnahmen untermauert. Milosevic muss sich seit Dienstag vor dem UN-Tribunal verantworten. Die Anklage wirft ihm vor, während der drei zwischen 1991 und 1999 geführten Kriege auf dem Balkan Kriegsverbrechen, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Milosevic wird für den Tod von 900 Kosovo-Albanern und für die Vertreibung von 800.000 Zivilisten verantwortlich gemacht. Zudem wird ihm der Tod Hunderter Kroaten und die Deportation von 170.000 Menschen aus Kroatien vorgeworfen. Die Anklage zum Bosnien-Krieg wirft Milosevic Völkermord vor und Schuld an der Vertreibung und Inhaftierung von mehr als 250.000 Menschen." |
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