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Libyen: Greueltaten erfunden Rainer Rupp am 09.03.2011 in 'junge Welt' über die angebliche Bombardierung von Demonstranten und andere Hintergründe der Kriegspropaganda Gut vernetzt - Der Mann Washingtons für Libyen Am 24. Februar, knapp eine Woche nach den Unruhen in der libyschen Hafenstadt Bengasi im Osten des Landes, veröffentlichte die russische Tageszeitung Prawda unter dem Titel »Die libysche Opposition organisiert ihre Proteste von Washington aus« einen Artikel über Ibrahim Sahad und die Nationale Front für die Rettung Libyens (NFSL). Sahad ist der Generalsekretär der NFSL. Unter seiner Führung wurde im Jahr 2005 die National Conference of the Libyan Opposition (NCLO) in London gegründet, natürlich unter den wohlwollenden Augen der CIA und anderer westlicher Geheimdienste. Obwohl man in der NCLO anfangs sehr bemüht war, jegliche Unterstützung durch Washington zu kaschieren, konnten die Verbindungen zu den US-amerikanischen Democracy-Kampfgruppen, die vornehmlich vom US-Außenministerium und den beiden großen Parteien finanziert werden, nicht lange verborgen bleiben. Als Geheimdienstoffizier der Armee des libyschen Königs Idris I. (1890–1983) hatte der aufstrebende junge Offizier Sahad in den 60er Jahren auch einige Zeit zur Ausbildung an der US-Militärakademie für Militäraufklärung in New Jersey verbracht. Es liegt nahe, daß er bei dieser Gelegenheit von den Amerikanern angeworben wurde. Als Oberst Muammar Al-Ghaddafi im September 1969 die seit 1951 regierende britische Marionette Idris vom Thron jagte, konnte sich Sahad behaupten und machte zuerst im Militär und dann im diplomatischen Dienst Karriere. Als seine Position zu stark gefährdet war, setzte er sich Anfang 1981 ab und schloß sich 1982 der NFLS an. Es war Sahads NCLO, die über moderne Kommunikationsmittel wie Twitter und Facebook die Libyer zum »Tag des Zorns« am 17. Februar aufrief, dem Beginn der aktuellen Revolte. Die US-amerikanischen Medien, die bemüht waren, die Aufmerksamkeit von der unter zunehmendem Druck stehenden US-Marionettenregierung in Ägypten abzulenken, brauchten sich bequemerweise nur über die Westgrenze Ägyptens nach Bengasi zu begeben, um ins Zentrum des Aufstandes zu gelangen. Dort wurden sie von Sahads Männern, die fließend englisch sprechen, in Empfang genommen und über alle Ereignisse »informiert«. Entsprechend voreingenommen und extrem einseitig ist die bisherige Berichterstattung der westlichen Konzernmedien ausgefallen. Wie schon 1999 erfundene Greueltaten zur Rechtfertigung des NATO-Angriffskriegs gegen Jugoslawien herhalten mußten, werden auch 2011 Lügengeschichten wie »Ghaddafis Luftwaffe bombardiert friedliche Demonstranten« von den medialen Höflingen ungeprüft verbreitet. Sahad blieb dagegen die ganze Zeit in Washington, von wo aus er mit Unterstützung seiner US-Helfer versucht, Einfluß auf die Entwicklung und die Richtung der Rebellion in Libyen zu nehmen. Das gelang ihm bislang jedoch nur mit mäßigem Erfolg, sofern man das Schwenken monarchistischer Fahnen durch einige Rebellen als solchen ansieht. Die meisten libyschen Gegner Ghaddafis sind schon seit Jahrzehnten außer Landes und haben so gut wie keine Kontakte zu den neuen Kräften der Opposition, die die Last des Kampfes tragen und die sich auf keinen Fall ihre »Revolution« von den Amerikanern oder dem Westen stehlen lassen wollen. Obwohl aber Sahad wenig Rückhalt bei den Rebellen hat, gilt er vielen US-Medien als Sprecher der gesamten libyschen Opposition. Bei Fernsehinterviews präsentiert sich Sahad gern symbolträchtig mit dem Weißen Haus in Washington als Hintergrund. Zu vernehmen ist bei diesen Gelegenheiten von ihm nur stets ein und dasselbe: die Forderung nach einer militärischen Intervention des Westens in Libyen. Quelle: www.jungewelt.de/2011/03-09/048.php Treibende Kräfte - Ein russischer Fernsehsender belegt: Die »Berichterstattung« westlicher Medien über den Bürgerkrieg in Libyen ist zum großen Teil Kriegspropaganda Am Dienstag drohte US-Präsident Barack Obama der Regierung Libyens mit völkerrechtswidrigen Militärinterventionen, falls die Gewalt in dem nordafrikanischen Land nicht aufhöre. Die Forderung kann Oberst Muammar Al-Ghaddafi nicht erfüllen, denn Libyen befindet sich inzwischen in einem Bürgerkrieg, d.h. die Gewalt geht von beiden Seiten aus. Der Friedensnobelpreisträger in Washington versuchte zugleich, den Bürgerkrieg anzuheizen, indem er westlichen Agenturmeldungen zufolge Saudi-Arabien bat, die Rebellen mit panzerbrechenden und anderen Waffen aller Art zu versorgen. Am selben Tag mußte der britische Außenminister William Hague im Londoner Unterhaus eingestehen, daß eine schwer bewaffnete Spezialeinheit der britischen Armee, angeblich begleitet von einem »Diplomaten« ihrer Majestät, in der Nähe des ostlibyschen Bengasi festgenommen wurde. Das unterstreicht, daß die westliche Aggression gegen Libyen längst begonnen hat. In einer neuen »humanitären Intervention« sollen offensichtlich die großen Energievorräte Libyens für das westliche Kapital befreit werden. Die Rechtfertigung für einen Militäreinsatz soll die von westlichen Medien und Regierungen aufgestellte Behauptung liefern, Ghaddafi bombardiere mit seiner Luftwaffe Zivilisten, die friedlich demonstrierten. Für diese These wurden bisher jedoch keine Beweise vorgelegt. Der von Moskau aus operierende internationale Nachrichtensender »Russia Today« (RT) hat westliche Meldungen dieser Art inzwischen als reine Kriegspropaganda entlarvt. Unter Berufung auf namentlich nicht genannte, hochrangige Quellen in der russischen Militäraufklärung berichtete RT, daß die von westlichen Medien und Politikern mit Empörung verurteilten Luftschläge gegen die Zivilbevölkerung in Bengasi nicht stattgefunden haben. Laut RT habe die militärische Führung Rußlands die Entwicklung in Libyen mit Hilfe moderner Aufklärungsmittel, inklusive Satellitenbeobachtung, von Anfang an genau verfolgt. Die angeblichen Angriffe der libyschen Luftwaffe auf demonstrierende Menschenmengen seien »reine Einbildung« westlicher Medien. Belegt sind allerdings einige Luftangriffe der Regierungstruppen auf von Rebellen eroberte Munitionslager. Keith Harman, ein unabhängiger Kriegskorrespondent aus den USA, der sich vor Ort in Libyen befindet, aber nicht für die großen Konzernmedien arbeitet, berichtete am Montag in einem RT-Interview von solch einem Angriff. Zuerst hätten die Rebellen das Waffendepot der Regierung gestürmt und erobert. Als die Regierung dann mit einem Luftangriff das Depot zerstörte, hätten viele westliche Journalisten, aber auch der im Emirat Katar stationierte Fernsehsender Al-Dschasira daraus einen Angriff auf Demonstranten gemacht. Ghaddafi sei zum Monster und Diktator abgestempelt worden, der sein eigenes Volk bombardiert. Die »friedlichen Demonstranten«, die bei dem Luftschlag auf das Munitionslager getötet wurden, waren demnach schwer bewaffnet. In einem Sonderbericht aus Bengasi und Tripolis zeigte RT am Montag darüber hinaus, daß derzeit das Leben in den beiden Hauptstädten friedlich verläuft. Beide liegen Hunderte Kilometer von der Frontlinie der sich bekämpfenden Lager entfernt. Bengasi gleicht laut RT einer Urlauberstadt am Meer, in der Kinder am Strand spielen und die Menschen in Ruhe ihren Einkäufen nachgehen. Die Straßen sind belebt, Angst vor Luftangriffen herrscht offenbar nicht. Allerdings werden die RT-Journalisten Zeugen, wie ein Al-Dschasira-Team auf einer etwas erhöhten Terrasse seine Kamera aufbaut und ein Mitarbeiter die Menschen auf dem Platz auffordert, nach vorn zu kommen um Anti-Ghaddafi-Parolen zu rufen. Der Al-Dschasira-Mann führt wie ein Dirigent Regie, während die Kamera die »Wut« der Massen in Bildern einfängt, die später um die Welt gingen. Janan Moussa, eine junge Korrespondentin für die Nachrichtenagentur Al Aan Network aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die in den letzten Tagen eigenen Angaben zufolge Hunderte von Kilometern die Rebellen an die Front begleitet hatte und dabei auch unter Beschuß gekommen war, erklärte gegenüber RT, sie verstehe die Empörung ihrer westlichen Kollegen nicht: »Wir sind hier im Krieg.« Beide Seiten seien schwer bewaffnet. »Es gibt eine Front, und dort wird geschossen«. Da müsse man mit Opfern rechnen. Aber die westlichen Journalisten hätten in ihrer Berichterstattung jede Verhältnismäßigkeit verloren. Ähnlich äußerte sich die RT-Korrespondentin in Bengasi: Die westlichen Journalisten seien »nicht nur Teil der Entwicklungen hier, sondern die eigentliche Kraft, die diese Entwicklungen vorantreibt«. Sie seien nicht daran interessiert, »wie man Blutvergießen und Gewalt verhindern« könne, sondern sie »fordern geradezu mehr davon«. Quelle: www.jungewelt.de/2011/03-09/047.php |
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