Rezensionen zum Thema Krieg |
Jürgen Elsässer: Auf den Pfaden der 9/11-Propaganda Besprechung des Buches 'Wie der Dschihad nach Europa kam' von Jürgen Elsässer - 12.8.2007
Jürgen Elsässers Buch erhält zahlreiche Rezensionen. 'Deutschlandfunk', 'Frankfurter Rundschau', 'Neues Deutschland', 'junge Welt', 'Schattenblick', 'Zeitfragen', 'Pfaffenhofener Kurier', 'taz', 'Der Standard', 'Rotfuchs', 'Lübecker Nachrichten', 'Vorwärts' befassen sich mit dem Buch und bewerten es überwiegend positiv. "Dem an brisanten Details der Geschehnisse auf dem Balkan interessierten Leser ist dieses Buch von Jürgen Elsässer sehr zu empfehlen." (Standard) "Vom Balkan ist selten die Rede, wenn es um den 11. September geht, und Elsässer kommt das Verdienst zu, diese Lücke mit einem gut lesbaren Buch geschlossen zu haben." (Frankfurter Rundschau) "Solche Eröffnungen gehen unter die Haut. Es ist das Verdienst Jürgen Elsässers, diese Fakten, das Ergebnis beinahe zehnjähriger journalistischer Recherche, in dieser nachvollziehbaren Buchform zusammengetragen zu haben." (Deutschlandfunk) "Spannend wie ein Thriller." (junge Welt) Im 'Freitag' erscheint ein Vorabdruck. Doch lesen wir selbst: Schlüsselpersonen des 11. September "An den Anschlägen des 11. September waren in Bosnien ausgebildete Mudschahedin beteiligt." (Buchrückseite) "Der neue Weltfeind Nr.1 war in der Lage, die Twin Towers dem Erdboden gleichzumachen. [...] Eine Flugstunde von München und Wien entfernt [in Bosnien] wurden [die Hauptverdächtigen des 11. September] im Hass auf alle 'Ungläubigen' geschult - und darin, sie zu töten." (Einleitung) "Die [...] fünf Genannten [Mohammed Atta, Hani Hanjour, Ziad Jarrah, Khalid al Midhar und Nawaf al Hazmi] saßen am 11. September im Cockpit von drei der vier Todesmaschinen. Von den sieben Schlüsselfiguren des 9/11-Plots [die fünf Genannten sowie Ramzi Binalshibh und Kahlid Scheich Mohammed] haben mindestens vier in den neunziger Jahren in Bosnien gekämpft. [...] Auch Atta selbst könnte in Bosnien gewesen sein." (Kapitel 'Sarajewo 9/11') "Nach fast drei Jahren wurde endlich eine offizielle Version über die genauen Abläufe präsentiert, die zu den Terroranschlägen des 11. September geführt haben sollen - der 9/11-Untersuchungsausschuss des US-Kongresses legte Ende Juli 2004 einen 560-seitigen Abschlussbericht vor. Demnach bildeten sieben Personen die Kerntruppe der Operation: die beiden Masterminds Khalid Scheich Mohammed und Ramzi Binalshibh sowie die wichtigsten Piloten und Logistiker Mohammed Atta, Hani Hanjour, Ziad Jarrah, Kahlid al Midhar und Nawaf al Hazmi. Worüber kaum gesprochen wird: Von diesen sieben Schlüsselpersonen kämpften mindestens vier in Bosnien gegen die Serben [...] Atta, der eventuell auch auf dem Balkan war und damit der fünfte wäre, ist zumindest von drei Bosnien-Mudschahedin auf den Terrorgeschmack gebracht worden [...]." (Kapitel 'Dick und Doof und ihre Helfer') Das sind vier Zitate aus Jürgen Elsässers Buch 'Wie der Dschihad nach Europa kam'. Damit wird den Lesern mindestens viermal als entscheidende Erkenntnis vermittelt, einige der Figuren, die in den Medien millionenfach als Täter des 11. September vorgeführt worden sind, hätten eine Vergangenheit in Bosnien gehabt und sie hätten tatsächlich eine entscheidende Funktion bei den Anschlägen vom 11. September ausgeübt. Die Figuren seien die Hauptverdächtigen, die Schlüsselfiguren, die Kerntruppe der Operation. Doch das ist eine Behauptung, die auf sehr fragwürdigen Quellen basiert. Quelle Peter Bergen Jürgen Elsässer schreibt, Bin Laden und dessen so genannter Stellvertreter Al Zawahiri hätten an 'wichtigen 9/11-Planungskonferenzen' teilgenommen und am 22. Februar 1998 die Bildung einer Internationalen Front 'gegen Juden und Kreuzfahrer' angekündigt, und hätten - was Jürgen Elsässer als Fakt bezeichnet - einen entsprechenden Aufruf, eine 'Kriegserklärung an die USA', unterschrieben. Diese 'Information' bezieht er von Peter Bergen, genauer gesagt aus dessen 2001 in New York erschienenem Buch 'Holy War, Inc. Inside the Secret World of Osama bin Laden', in Deutschland erschienen 2003 mit dem Titel 'Heiliger Krieg Inc. - Osama bin Ladens Terrornetz'. Peter Bergen - das erfahren wir bei Jürgen Elsässer nicht - ist so genannter Terrorismusexperte bei CNN, also bei einer Art von Propaganda-Abteilung der US-Regierung. Und die Behauptung, mit der 'Kriegserklärung an die USA' sei "die Verschmelzung des Islamischen Dschihad, den Zawahiri Ende der siebziger Jahre in Ägypten mit gegründet haben soll, mit Al Qaida vollzogen worden", entnimmt Jürgen Elsässer dem Abschlussbericht der fragwürdigen 9/11-Kommission des US-Kongresses. Quelle 'Der Spiegel' Jürgen Elsässer zitiert den 'Spiegel': "Demnach schlossen sich die späteren Todespiloten um Mohammed Atta in Hamburg zusammen, schmiedeten hier ihren Plan und baten erst anschließend Al Qaida um Hilfe. Nicht Bin Laden hat Atta rekrutiert, sondern Atta Bin Laden", um dann - gewissermaßen stolz, selber etwas dazu betragen zu können - daran anzuknüpfen: "Und Atta, so muss man ergänzen, wurde von Binalshibh rekrutiert." Quelle Dirk Laabs und Oliver Schröm Jürgen Elsässer entnimmt dem Buch 'Tödliche Fehler - Das Versagen von Politik und Geheimdiensten im Umfeld des 11.September' von Dirk Laabs und Oliver Schröm: "Die CIA wusste bereits im Voraus, dass [Kahlid al Midhar und Nawaf al Hazmi] an der 9/11-Planungskonferenz im Januar 2000 in Kuala Lumpur teilnehmen würden. Schon bei der Hinreise 'wird Al Midhar auf Schritt und Tritt überwacht [...]' Mit der Ankunft des Mannes auf dem Flughafen in Kuala Lumpur übernehmen die malaysischen Kollegen die Observation - 'pausenlos'. [...] 'Als die Terroristen am 8. Januar 2000 Malysia verlassen, stellt der malaysische Sicherheitsdienst die Ergebnisse der dreitägigen Beschattungsoperation der CIA zur Verfügung.'" Was ist das für ein Buch, aus dem Jürgen Elsässer diese 'Informationen' schöpft? Allein der Titel mit der Formulierung 'Versagen von Politik und Geheimdiensten' gibt zu denken. Es ist ein Buch, das parallel zur ARD-Sendung 'Die tödlichen Fehler der Schlapphüte - Wie die Todespiloten den Geheimdiensten entkamen' vom 14.8.2003 erschienen ist (www.ndrtv.de). 'Die Zeit' kommentiert: "Beginnen wir mit ... zwei journalistischen Kraftakten. Den einen stemmte die Spiegel-Redaktion... Eine weitere bedeutende Rechercheleistung haben Oliver Schröm und Dirk Laabs vorgelegt." Damit wird klar, was von dem Buch zu halten ist. Vom 'Spiegel' wissen wir, wie er mit allen Mitteln der Aufklärung des Falles 9/11 entgegenwirkt. Damit in einem Atemzug genannt zu werden, ist alles andere als eine Empfehlung. Wo ist dieses Buch erschienen? Es ist verlegt im Aufbau-Verlag. Auch das ist keine Empfehlung. Herausgeber der Sparte 'Politisches Buch' wurde im Herbst 2003 Michel Friedman, bekannter Kriegstreiber in Sachen Iran aus den Reihen der CDU. Und ein weiteres Mal baut Jürgen Elsässer auf die gleiche Quelle: "Die Buchautoren Schröm und Laabs recherchierten, dass [Kahlid al Midhar und Nawaf al Hazmi] auch am 11. September mit Tickets und Pässen, die auf ihren Namen ausgestellt waren, eingecheckt hatten. Dies gehe aus den Passagierlisten hervor." Jürgen Elsässer fragt nicht, wie das sein kann. Wo haben Dirk Laabs und Oliver Schröm Zugang zu Passagierlisten, die diese Information enthalten? Veröffentlicht sind ausschließlich Listen, die die angeblichen Hijacker gar nicht enthalten. Wie sieht die Recherche von Schröm und Laabs aus? Sie schreiben in 'Tödliche Fehler': "Mit größter Überzeugung berichtet [CIA-Chef] Tenet, daß Osama bin Laden hinter den Anschlägen stecke. Diesmal hat Tenet [...] schlagende Beweise. Auf den Passagierlisten für die Maschine AA 77, die sich in das Pentagon gebohrt hat, haben seine Leute die Namen von drei Personen entdeckt, die der CIA längst als Mitglieder der al-Qaida bekannt sind." (S.195) Eine Quelle geben Schröm und Laabs dafür nicht an. Aber einige Passagen später wird auf das 2002 erschienene Buch 'Bush at War' von Bob Woodward verwiesen. Dort ist (in der deutschen Ausgabe) folgende Passage zu finden: "Tenet berichtete, mit nahezu vollständiger Gewißheit stecke Bin Laden hinter den Anschlägen. Nach den Passagierlisten befanden sich beim American-Airlines-Flug 77 drei bekannte al-Qaida-Aktivisten an Bord der Maschine, die sich ins Pentagon gebohrt hatte." (S.42) Die CIA setzt es in die Welt. Bob Woodward schreibt es. Schröm und Laabs übernehmen es. Und dann taucht es bei Jürgen Elsässer auf und der attestiert Schröm und Laabs, sie hätten recherchiert. Bei Schröm und Laabs findet sich noch eine weitere Passage, in der es um die Passagierlisten geht: "7000 FBI-Agenten gehen [am 11.9.2001] in den folgenden Stunden jedem Hinweis nach, prüfen sämtliche Passagierlisten [...]. In einem auf dem Flughafenparkplatz [von Boston, wo Atta abgeflogen sein soll] abgestellten Mietwagen stoßen die Ermittler außerdem auf arabische Flugtrainingsbücher und Papiere, in denen dieselben arabischen Namen auftauchen, die auch in den Passagierlisten verzeichnet sind. Der Rest ist ein Kinderspiel. Bereits am Nachmittag des 11. September wissen sie, wer vermutlich die Entführer sind und das einige davon aus Deutschland kamen." (S.192/193) Eine Quelle für diese Information ist nicht angegeben. Was das für Papiere (mit den arabischen Namen) sind und wie die in den Wagen gelangt sind, bleibt (bewußt) unklar und ist damit nicht nachvollziehbar. Von einer Recherche-Leistung kann auch hier nicht guten Gewissens gesprochen werden. Jürgen Elsässer schreibt: "Auch nach meinen Recherchen [...] ergibt sich: Binalshibh hat die Hamburger Zelle zusammengeführt, er hat die angeblichen Hijacker Atta und Al Shehhi angeworben und fundamentalistisch indoktriniert, er hat mit Atta die Wohngemeinschaft in Harburg gegründet. Er [...] war es, der dort darauf gedrängt hatte, den Worten endlich auch Taten folgen zu lassen. Konkret verlangte er: 'Man muss in Bezug auf Amerika etwas tun!'" Als Quelle nennt Jürgen Elsässer im Anhang die Zeugenaussage von Shahid Nickels. Wer Shahid Nickels ist, ist dem Buch nicht zu entnehmen. "Man muss in Bezug auf Amerika etwas tun!" Das soll nach Aussage von Shahid Nickels Ramzi Binalshibh gesagt haben. Jürgen Elsässer bezeichnet diese Forderung als 'konkret'. Was daran konkret sein soll, bleibt sein Geheimnis. Vager kann eine Aussage kaum sein. Ein Blick in das 2003 erschienene Buch 'Al Qaida - Akteure, Strukturen, Attentate' von Oliver Schröm offenbart: die Formulierung 'konkret verlangte er' hat Jürgen Elsässer von Oliver Schröm übernommen (Aufbau-Taschenbuch, S.126) (Näheres zu Shahid Nickels im Anhang). Feindbild Islamismus Jürgen Elsässer gibt seiner 'Enthüllung', daß die 'Hamburger' in Bosnien ausgebildet worden seien, besonderes Gewicht, indem er sie und die sie ausbildenden 'Islamisten' als 'Teufel' tituliert, mit denen US-amerikanische Geheimdienste paktiert hätten. Er bezeichnet sie als fanatische Dschihad-Kämpfer, die in den neunziger Jahren auf dem Balkan trainiert worden seien. Bei seiner Beschreibung des 'Teuflischen' befaßt Elsässer sich auch mit der 'Islamischen Deklaration' des bosnisch-muslimischen Präsidenten Alija Izetbegovic. Er bezeichnet sie als fundamentalistisch. Einen Satz daraus gibt er als Beleg für die 'Intoleranz innerhalb der muslimischen Glaubensgemeinschaft' wie folgt wieder: "Der Muslim existiert überhaupt nicht als unabhängiges Individuum." In der englischsprachigen Veröffentlichung lautet dieser Satz: "A Muslim generally does not exist as an individual." Was ins Deutsche übertragen eher heißt: "Ein Muslim existiert im allgemeinen nicht als Individuum." Und die unmittelbar anschließenden Sätze, die Jürgen Elsässer nicht zitiert, lauten: "Wenn er als ein Muslim leben und überleben will, muß er ein Umfeld, eine Gemeinschaft, eine Ordnung schaffen. Er muß die Welt ändern, oder er wird selber geändert. Die Geschichte kennt keine wahre islamische Bewegung, die nicht gleichzeitig eine politische Bewegung war." (englische Fassung im Anhang) Diese Gedanken geben dem herausgegriffenen Satz eine deutlich andere Wendung, als Jürgen Elsässer sie suggeriert. An einer anderen Stelle heißt es in der englischsprachigen Fassung der 'Islamischen Deklaration' in einer auf Israel bezogenen Passage: "We hope that they will eliminate confrontation which they made by themselves, so the new road is open to a life on the common ground of Palestine." (Wir hoffen, daß sie [die Juden bzw. Zionisten in Israel] die von ihnen selbst hervorgerufene Konfrontation beenden, so daß sich eine neue Straße eröffnet - hin zu einem Leben auf dem gemeinsamen Boden Palästinas.) Doch genau diesen Satz mit der Vision eines gemeinsamen Lebens in Palästina läßt Jürgen Elsässer in der von ihm wiedergegebenen Passage weg. Bei Jürgen Elsässer lautet sie: "Wir würden gerne zwischen Juden und Zionisten unterscheiden, wenn die Juden selbst die Stärke hätten, diesen Unterschied zu machen. ... [hier fehlt der besagte und noch ein weiterer Satz] Wenn sie jedoch weiterhin auf ihrem hohen Ross sitzen, was im Augenblick wahrscheinlicher scheint, gibt es nur eine Lösung für die islamische Bewegung und alle Moslems in der Welt: den Kampf fortzusetzen, ihn auzuweiten und zu verlängern Tag für Tag, Jahr für Jahr, was immer die Opfer sein mögen und wie lange er dauern mag, bis sie gezwungen sind, jeden Zentimeter geraubten Bodens zurückzugeben. Jedes Verhandeln und jeder Kompromiss, der die elementaren Rechte unserer Brüder in Palästina aufs Spiel setzen könnte, ist Verrat, der das moralische System zerstören könnte, auf dem unsere Welt beruht." Jürgen Elsässer nennt diese Passage, die gewiß eine Kampfansage an ein arrogantes Israel ist, 'Hasstiraden'. Seine einleitenden Worte: "Izetbegovic [steigert] sich zu wahren Hasstiraden gegen Israel." Und damit auch jeder das Teuflische in der israel-bezogenen Passage der 'Islamischen Deklaration' erkennt, läßt Jürgen Elsässer noch einen Kommentar folgen: "Jeder Autor, der Ähnliches zu Papier brächte, würde sofort des Antisemitismus beschuldigt werden - und das zu Recht." So wirkt Jürgen Elsässer am Aufbau des Islamismus-Feindbildes mit. (Die Passage aus der 'Islamischen Deklaration' komplett in englischer Sprache im Anhang) Feindbild Iran Jürgen Elsässer erwähnt einen 'Bericht des US-Kongresses über Bosnien' vom Januar 1997, in dem Bosnien als 'militante islamische Basis' bezeichnet ist, und zitiert den folgenden Satz aus dem Bericht: "Die Iraner annektierten große Teile des bosnischen Sicherheitsapparates, der dann ihre eigenen geheimdienstlichen und terroristischen Aktivitäten besorgte." Statt diesen Satz kritisch zu hinterfragen, macht sich Jürgen Elsässer diese Darstellung ohne Not zu eigen, indem er dem Zitat folgenden Satz voranstellt: "Eine weit wichtigere Rolle als Bin Laden und als Al Zawahiri spielten die Iraner." Als einzigen Beleg für seine Behauptung führt er den Satz aus dem 'Bericht des US-Kongresses über Bosnien' an. Das aber ist keine Quelle, bei der unbesehen davon auszugehen ist, daß sie der Wahrheit entspricht. Auf diese Weise kann nicht ausgeschlossen werden, daß Jürgen Elsässer - gewollt oder ungewollt - ein weiteres Feindbild bedient: den Iran. Verfestigung der 9/11-Propaganda Es ist nicht zu verstehen. Jürgen Elsässer ist bekannt als ein an der Wahrheit orientierter Rechercheur und Journalist, der Feindbilder entlarvt und nicht dazu beiträgt, sie zu schaffen. Aber dieses Buch bestätigt diesen Eindruck nicht - leider. Immer wieder bezieht Jürgen Elsässer sich auf Quellen, die die 'offizielle' 9/11-Propaganda verbreiten, auf Peter Bergen, Dirk Laabs, Oliver Schröm, den 'Spiegel', den 9/11-Abschlussbericht des US-Kongresses, knüpft seine Argumentation an die fragwürdige Information dieser Quellen an. Möglicherweise ist das auch Jürgen Elsässer selbst bewußt. Jedenfalls baut er, indem er das ein oder andere in Frage stellt, hier und da - wie zu seiner Sicherheit - Schlupflöcher ein, durch die er sich für den Fall, daß es für ihn argumentativ eng werden könnte, davonstehlen kann. Doch indem er dies tut, zieht er sich den Boden unter den Füßen weg, und das Gebäude, das er aufwendig aufbaut, stürzt in sich zusammen. Das Buch wird damit zu einem Wechselspiel von Desinformation, Weiterführung der Desinformation und hin und wieder eingestreuten Infragestellungen, die aber in der Hauptargumentationslinie ohne Wirkung bleiben. Jürgen Elsässer verfestigt alles in allem die 'offizielle' 9/11-Propaganda. Immer wieder präsentiert er mit den 9/11-Propagandisten die 'Hamburger' als diejenigen, die tatsächlich eine entscheidende Rolle bei der Durchführung der 9/11-Operationen gespielt haben, als deren Schlüsselpersonen, anstatt in Betracht zu ziehen, daß es sich bei ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit um Sündenböcke handelt, denen die Schuld für die Verbrechen in die Schuhe geschoben wird, um von den tatsächlichen Verbrechern abzulenken. Jürgen Elsässer stellt nicht die Frage nach den tatsächlichen Tätern und den tatsächlichen Schlüsselpersonen. Anhang Näheres zu Shahid Nickels Bei tagesschau.de wird Nickels in einem mit 'Antisemitismus als Motiv' überschriebenen Absatz als ehemaliges Mitglied der Hamburger Gruppe um Mohammed Atta bezeichnet. Nickels wirft Atta vor, 'ein nationalsozialistisches Weltbild' gehabt zu haben. Laut Nickels habe Atta New York deswegen als Ziel ausgewählt, weil es für ihn 'das Zentrum des Weltjudentums' gewesen sei. (www.tagesschau.de) Und auch Matthias Küntzel, Protagonist der Antideutschen, die jeden Krieg der USA und Israels gut heissen, macht sich die Aussagen von Shahid Nickels im Prozess gegen Mounir El Motassadeq vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht zunutze, indem er ihn als "ein Mitglied von Mohammed Attas Kerngruppe von 1998 bis 2000" in einem Artikel mit dem Titel 'Islamischer Antisemitismus und seine Nazi-Wurzeln' wie folgt zu Wort kommen läßt: "Atta's Weltanschauung basierte auf einer nationalsozialistischen Art des Denkens. Er war überzeugt, daß 'die Juden' bestimmt wären, die Weltherrschaft zu erlangen. Er betrachtete New York als das Zentrum des Weltjudentums, das nach seiner Meinung der Feind Nummer Eins sei." Und weiter über die 'Hamburger Gruppe': "Sie waren überzeugt, daß die Juden die amerikanische Regierung als auch die Medien und die Wirtschaft der Vereinigten Staaten kontrollieren." (www.matthiaskuentzel.de) Und die Washington Post schreibt am 18.8.2004 in Zusammenhang mit dem Prozess: "Shahid Nickels, 23, erzählte dem Hamburger Oberlandesgericht, daß Mounir Motassadeq, 30, Teil einer kleinen Gruppe war, die den Heiligen Krieg gegen die Vereinigten Staaten und Israel erwog." (www.washingtonpost.com) Keiner - weder Jürgen Elsässer noch tagesschau.de noch die Washington Post noch Matthias Küntzel - stellt die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Aussagen von Shahid Nickels, der im Jahr 2000 die Gruppe verlassen hatte und sich von ihr distanziert, weil er - wie die 'Deutsche Welle' am 17.8.2004 berichtet - es nicht mehr aushalten konnte, von der Schuld der Juden zu hören ("I couldn't stand hearing any more about the guilt of the Jews") (www.dw-world.de). Keiner stellt die Frage nach den Motiven, die ihn bewegt haben können, derartige Vorwürfe zu erheben. Aus der 'Islamischen Deklaration' in der englischen Fassung (www.politikforum.de) "... The shortest definition of the Islamic order defines it as a unity of faith and law, upbringing and force, ideals and interests, spiritual community and state, free will and force. As a synthesis of these components, the Islamic order has two fundamental premises: an Islamic society and Islamic authority. The former is the essence, and the latter the form of an Islamic order. An Islamic society without Islamic power is incomplete and weak; Islamic power without an Islamic society is either a utopia or violence. A Muslim generally does not exist as an individual. If he wishes to live and survive as a Muslim, he must create an environment, a community, an order. He must change the world or be changed himself. History knows of no true Islamic movement which was not at the same time a political movement as well. This is because Islam is a faith, but also a philosophy, a set of moral codes, an order of things, a style, an atmosphere - in a nutshell, an integral way of life. ..." "... We would like to distinguish between Jews and Zionists, but only if Jews themselves find strength to find the difference. We hope that the military victories, which they had against quarrelling Arab regimes, (not against Arabs or against Muslims) will not blur their minds. We hope that they will eliminate confrontation which they made by themselves, so the new road is open to a life on the common ground of Palestine. If they, though, continue on the road of arrogance, which is more likely, then for the whole Islam movement, and for all muslims there is but one solution: to continue to fight, to stregthen and broaden it, from day to day, from year to year, no matter the victims and no matter the time it may last, until they are forced to return every inch of the occured land. Every negotiation and every compromise on this fundamental issue for our brothers in palestine, will be a treason which may destroy the very one core of the moral system of our world." Literaturangaben
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