Rezensionen zum Thema Krieg |
Was steckt hinter dem Oktoberfest-Attentat? Gladio? Anmerkungen von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann zur arte-Sendung "Gladio - Geheimarmeen in Europa", ausgestrahlt am 16.2.2011
Gladio: das ist die Bezeichnung für eine in West-Europa - insbesondere in Italien bekannt gewordene - mit Mitteln des inszenierten Terrors operierende, geheime Organisation der NATO, von der behauptet wird, sie sei geschaffen worden, um auf eine Invasion der Sowjetunion reagieren zu können (siehe im Anhang: Daniele Ganser, NATO-Geheimarmeen in Europa, Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung). Gladio: das ist der Titel einer arte-Sendung, die am 16.2.2011 ausgestrahlt worden ist [1] [2] [3] [4] [5] [6]. Stichtwortartig soll aufgeführt werden, was daran auffällt:
Gladio darf bei arte in Grenzen thematisiert werden, da es als etwas erscheint, was längst Geschichte ist. Und das, was thematisiert wird, bewegt sich im Rahmen vager Vermutungen und spart entscheidende Fragestellungen aus. Trotzdem bleibt eine gewisse Substanz, die durch entsprechende Einbettung der Sendung neutralisiert werden muß. Der Beantwortung der Frage, was hinter dem Oktoberfest-Attentat steckt, nähert sich die Sendung kaum. Auf die Frage, warum die Spuren - im Gegensatz zu Italien - in Richtung Rechtsextremismus gelegt worden sind und wem das genutzt haben könnte [19], erhalten wir von einem Kenner der Materie die folgende Antwort: "Weil das das Nazi-Gespenst am Leben erhält. Das ist für den Fortbestand unseres schlechten Gewissens nötig und macht uns wehrlos z.B. beim kostenlosen Verschenken von U-Booten, die dann sogar noch atomar hochgerüstet werden können. Und unsere Außenpolitik bleibt gefesselt. Ausserdem wollen viele vernünftige Menschen mit deutschem Hintergrund raus aus der Falle in Nahost. Die sollen fortwährend abgeschreckt werden." Das ist allerdings ein Gedankengang, der in der Sendung nicht im entferntesten anklingt. Er wird nachvollziehbar unter der Annahme, daß vonseiten der Planer hinsichtlich der Wirkung keine Fehleinschätzung zugrunde gelegen hat, daß es keine Gegenkräfte gegeben hat, die die Planung durchkreuzt haben, und daß eine Verhinderung eines Bundeskanzlers Franz Josef Strauß gewollt war, weil man sich so eine bessere Steuerbarkeit deutscher Politik versprochen hat. Fußnoten: [1] arte-Sendung "Gladio - Geheimarmeen in Europa" auf YouTube - Teil 1 www.youtube.com/watch?v=J7Q1lHCQKcc [2] arte-Sendung "Gladio - Geheimarmeen in Europa" auf YouTube - Teil 2 www.youtube.com/watch?v=3GAB7J9N5OE [3] arte-Sendung "Gladio - Geheimarmeen in Europa" auf YouTube - Teil 3 www.youtube.com/watch?v=TgUPCUI9JNs [4] arte-Sendung "Gladio - Geheimarmeen in Europa" auf YouTube - Teil 4 www.youtube.com/watch?v=D8XrDjRt4EM [5] arte-Sendung "Gladio - Geheimarmeen in Europa" auf YouTube - Teil 5 www.youtube.com/watch?v=tn-Er4ZlXyM [6] arte-Sendung "Gladio - Geheimarmeen in Europa" auf YouTube - Teil 6 www.youtube.com/watch?v=Py1TlCxiM-U [7] Nick Brauns bei 'hagalil.com' am 8.10.2000 (unter Verwendung von Quellen des Antifaschistischen Informations- und Dokumentationsarchiv A.I.D.A München): 13 Menschen starben noch am Ort der Explosion oder kurze Zeit später in den Rettungswagen und Krankenhäusern. 211 Personen erlitten Verletzungen, mehreren mussten beide Beine amputiert werden. Einer der Toten war dermaßen verstümmelt, dass die Ermittler darauf schlossen, er habe die Bombe zum Zeitpunkt der Detonation in der Hand gehalten. Ein Ausweis identifiziert ihn als den 21 jährigen Geologiestudenten Gundolf Köhler aus Donaueschingen. [...] entgegen der Prophezeiungen der CSU meldete der Leiter des Staatsschutzes im bayerischen Innenministerium Hans Langemann bereits am Samstag Vormittag, der Verdächtige Gundolf Köhler sei dem Verfassungsschutz als Anhänger der neofaschistischen Wehrsportgruppe Hoffmann bekannt. www.hagalil.com/archiv/2000/09/oktoberfestattentat.htm [8] 'Bild' am 16.09.2008: Köhler riss die Wucht der Explosion beide Arme ab. Nur durch seinen Reisepass konnte man seine vollkommen entstellte Leiche identifizieren. www.bild.de/BILD/muenchen/aktuell/2008/09/16/stasi-akten-ueber-wiesn-attentat/ neue-einsichten-aus-der-neonazi-szene.html [9] 'Der Spiegel' am 16.09.1985: Am Morgen nach dem Wies'n-Attentat, bei dem 13 Menschen getötet und über 200 verletzt wurden, erhielt [der Staatsschutz-Chef im bayerischen Innenministerium, Hans] Langemann einen ersten Hinweis [...]: Der mutmaßliche Bombenleger Gundolf Köhler, 21, dessen Personalausweis unweit seiner zerfetzten Leiche gefunden wurde, war "aktiver Anhänger" der Anfang 1980 verbotenen rechtsextremistischen Wehrsportgruppe (WSG) Hoffmann. www.spiegel.de/spiegel/print/d-13515403.html [10] Ulrich Chaussy in 'Die Zeit' am 12.9.2010: [Generalbundesanwalt Kurt] Rebmann hatte schon am Morgen nach der Tat in München die Ermittlungen an sich gezogen. Es gab alarmierende Erkenntnisse über einen der Toten: einen zum verbrannten Torso verstümmelten Mann mit Armstümpfen, den man nahe dem Papierkorb gefunden hatte, in dem die Bombe explodiert war. Er wurde als Gundolf Köhler identifiziert, 21 Jahre, Geologiestudent aus Donaueschingen. Köhler hatte im Augenblick der Explosion offenbar die Hände an der Bombe gehabt. Der Computer des Verfassungsschutzes spuckte über ihn gleich einen Treffer aus: »Köhler ist Anhänger der Wehrsportgruppe Hoffmann. Er war 1977 und 1979 in der wsg-Kartei erfasst, nach einer Notiz des Hoffmann auf der Karteikarte 1979 hat er an zwei Übungen teilgenommen.« www.zeit.de/2010/37/Oktoberfest-Attentat [11] Tobias von Heymann (Autor des Buchs 'Die Oktoberfest-Bombe') in einem EPD-Interview am 24.09.2010: Gundolf Köhler ist beobachtet worden, wie er mit einer Tüte zum Papierkorb am Haupteingang des Oktoberfestes gegangen ist, sie mit beiden Händen hineingelegt und daran hantiert hat. In der Hosentasche seiner Leiche fand man dann seinen Reisepass. Köhler war im Polizeicomputer registriert und seit Mitte der 70er-Jahre als einschlägiger Rechtsextremist beim Bundeskriminalamt (BKA) bekannt, beim militärischen Abschirmdienst und beim Verfassungsschutz. Er war mehrfach kriminell auffällig geworden, hatte mit Chemikalien experimentiert und sich theoretisch mit Bombenbau beschäftigt. Außerdem war er Mitglied der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann. [...] Das Attentat fiel in die heiße Phase des Bundestags-Wahlkampfes. Laut Zeugenaussagen aus seinem Umfeld hat Köhler davon gesprochen, wie man die Wahl zugunsten des CSU-Kanzlerkandidaten Strauss beeinflussen könnte. Die Idee war ein "Falsches-Flagge-Attentat", also eine Bombe zu legen und den Anschlag zum Beispiel der RAF in die Schuhe zu schieben. Die Menschen sollten denken, die Regierung sei zu schwach, um gegen den linksextremistischen Terror vorzugehen. Schon wenige Stunden nach dem Attentat war aber klar, dass der Anschlag von rechts gekommen war. www.epv.de/node/6659 [12] Daniele Ganser in "NATO-Geheimarmeen in Europa - Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung", Zürich 2008, Seite 321: Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, dass deutsche Rechtsextremisten diese Schreckenstat verübt hatten. Die Spur der Bombe führte zu Neonazi-Gruppen, unter denen auch die «Wehrsportgruppe Hoffmann» war. Gundolf Köhler, ein 21-jähriger Rechtsextremist und Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann, hatte nach den polizeilichen Ermittlungen die Münchner Bombe gelegt. Experten erklärten, dass die Bombe, die aus speziell präparierten Handgranaten in einem Feuerlöscher bestand, mit bemerkenswertem Expertenwissen gebaut wurde, und Zweifel kamen auf, ob Köhler eine solche Bombe selbst gebaut haben könne. Köhler konnte nicht befragt werden, denn er wurde selbst von der Bombe zerfetzt und war eines der 13 Todesopfer. Ignaz Platzer, der an diesem schicksalhaften Tag das Oktoberfest besuchte und bei diesem Anschlag seine zwei Kinder verlor, sagte 1996 der deutschen Tageszeitung 'Die Süddeutsche' [Ausgabe vom 27.09.1996], dass der Hintergrund des rechtsextremen Netzwerks, das für diesen Terroranschlag verantwortlich war, niemals untersucht wurde. «Sie haben nun seit Jahren die Wiederaufnahme des Ermittlungsverfahrens verlangt. Glauben Sie nicht, dass Gundolf Köhler der Täter war?», fragte der Journalist Platzer. «Nein, zu viele Anzeichen sprechen dagegen. Weshalb sollte jemand, der so etwas plant, einen Ausweis mit sich tragen, anhand dessen er sofort identifiziert werden konnte? Zumindest war er nicht allein», antwortete der Vater der Opfer. «Ich habe lange Zeit gekämpft, um zu erfahren, wer es wirklich war oder wer die Leute waren, die dahintersteckten. Ich musste jedoch lernen, dass ich auf diese Frage niemals eine ehrliche Antwort bekommen werde.» Worauf der Journalist nachfragte: «Sie haben aufgehört, eine Aufklärung zu fordern?» Worauf Platzer den Schluss zog: «Ich habe angefangen zu verstehen, dass man nur in Schwierigkeiten kommt, wenn man beharrlich bleibt.» [13] Andraes von Bülow in "Im Namen des Staates", München 2000, Taschenbuchausgabe, Seite 441-442: Führt man sich die Intensität der Destabilisierungsmethoden und -mittel vor Augen, die die amerikanischen Dienste in den befreundeten Staaten der NATO über die Jahre hinweg genutzt haben, berücksichtigt man die Forderung des FieldManuals 30/31 auf Nutzung terroristischer Gruppen und deren Einsätze zur Konditionierung der öffentlichen Meinung und der Regierung befreundeter Staaten, dann kann man aus dem Beobachtungswinkel einer weltweit operierenden Großmacht nur unterstellen, daß für jedes als wichtig erachtetes Land auf dem Globus entsprechende innenpolitische Hebel der Einflußnahme und Steuerung gesucht, gefunden und unterhalten werden. Alles andere würde eine Außerachtlassung dieser Vorschrift und damit ein Dienstvergehen der Verantwortlichen darstellen. 1981 werden nahe der innerdeutschen Grenze Waffenlager gefunden, auf die neonazistische Jugendgruppen bei ihren Waffenspielen zurückgreifen. Bundeswehroffiziere gehen mit rechtsradikalen Gruppen auf Wochenendübungen am Zonenrand. Und es werden stets neue faschistische Gruppen gebildet, bewaffnet und in ihren Führungskadern gut besoldet. Ähnliches kann auf österreichischem Boden beobachtet werden. Da finden wir in den Unterlagen italienischer Richter Hinweise auf die Verzahnung der meisten terroristischen Banden Europas. Die Roten Brigaden und die RAF werden bei den Palästinensern ausgebildet, denen wieder CIA-genutzte Zwischenhändler wie Al Kassar die Waffen liefern. Da gibt es die Hyperion-Sprachschule in Paris als Deckadresse zahlreicher CIA-Mitarbeiter, die mit internationalen Terrorbanden zusammenarbeitet. Die Querverbindungen reichen von dort zur irischen IRA, zur baskischen ETA und zur PLO und Al Fatah. Da findet sich bei der Wohnungsdurchsuchung in Paris in den Papieren Al Kassars die Adresse des deutschen rechtsradikalen Hepp. Da kommen Abmachungen der Wehrsportgruppe Hoffmann mit den christlichen Falangisten zutage, seinerzeit zum Teil rücksichtslos unterstützte Bündnispartner des Mossad und der CIA für die Ausbildung ihrer Kämpfer im Libanon. Einem sich um Feuchtbiotope auf der schwäbischen Alb kümmernden, mit der Wehrsportgruppe Hoffmann verkehrenden Zögling explodiert kurz vor den Bundestagswahlen 1980 auf dem Weg zu einem Abfallkorb eine Bombe in der Nähe des Eingangs zum Oktoberfest, 14 Menschen starben, mehr als 100 wurden verletzt. Kameraden, die die Szene beobachteten und möglicherweise die Sprengung fernzündeten, konnten entkommen. Die Tat wurde nie voll aufgeklärt, jedoch unmittelbar zum Wahlkampfthema hochgeputscht nach dem Muster „wen kann man der Schwäche in der Terrorbekämpfung zeihen?“. Während das Bundeskriminalamt von mehreren Tätern ausging, beharrte das bayerische Landeskriminalamt auf der These eines Einzeltäters, Franz Josef Strauß verdächtigte die DDR, die Wehrsportgruppe Hoffmann zu steuern. [14] Beispiel für taz-Desorientierung Vorsicht taz! - Arundhati Roy beim Weltsozialforum 2004 - Über die gefährliche Funktion einer vermeintlich links-alternativen Zeitung am Beispiel der Berichterstattung vom 19.1.2004 über Arundhati Roy beim Weltsozialforum www.arbeiterfotografie.com/medien/2004-01-20-weltsozialforum-roy.html [15] Beispiel für taz-Desorientierung Israel/Palästina - 'Stop the Wall': Will die als links-alternativ geltende 'taz' die bürgerliche Presse rechts überholen? - Über die Berichterstattung zur Konferenz 'Stop the Wall - Internationale Konferenz für einen gerechten Frieden in Palästina und Israel' am 5.6.2004 in Köln www.arbeiterfotografie.com/medien/2004-06-05-stop-the-wall.html [16] Beispiel für taz-Desorientierung Wer nicht mitspielt, ist Antisemit - Wie die 'taz' den Planungen der USA für einen Atomkrieg gegen den Iran begegnet, 22.4.2006 www.arbeiterfotografie.com/iran/index-iran-0014.html [17] Beispiel für taz-Desorientierung USA: Dialog mit Iran nutzlos - oder: Was ein Feindbild zunichte machen könnte, muß vernichtet werden - Der Brief des iranischen Präsidenten, Mahmud Ahmadinedschad, an den Präsidenten der USA, George W. Bush, von Anfang Mai 2006 und die Reaktionen darauf www.arbeiterfotografie.com/iran/index-iran-0017.html [18] Beispiel für taz-Desorientierung Aktionsfeld Tibet: Die Rolle der Medien bei den März-Unruhen in Tibet, 7.4.2008 www.arbeiterfotografie.com/tibet/index-tibet-0002.html [19] Operation Gladio Gemäß eines Artikels in 'Le Monde' vom 7.11.1990 sagt ein Gladio-Funktionär, daß "wir abhängig vom Fall extrem linken bzw. extrem rechten Terrorismus blockieren oder befördern": "...stay-behind movements sometime became linked to right-wing terrorism, crime and attempted coup d'états. Examples of this include the strategy of tension in Italy or the Oktoberfest bomb blast of 1980 in Munich, the explosives of which came from a Gladio cache, according to the perpetrator. Opposed to the Historic compromise between the PCI and the DC, Gladio in fact tried to influence policies using “false flag” operations. Aldo Moro’s murder, in 1978, by the Red Brigades effectively put an end to the PCI’s possible participation to the government. Indeed, in an November 7, 1990 article from French newspaper 'Le Monde', a Gladio official says that 'depending on the cases, we would block or encourage far-left or far-right terrorism'." tvwiki.tv/wiki/Gladio Anhang Empfehlenswerte Literatur:
Programminformation zur Sendung "Gladio - Geheimarmeen in Europa" im Magazin des Kölner Stadt-Anzeiger vom 16.02.2011 Geheimarmeen in Europa - „Gladio", die paramilitärische Organisation der Nato In Italien und Deutschland sterben in den 60er bis 80er Jahren zahlreiche Menschen bei Bombenanschlägen. Indizien belegen bestimmte Zusammenhänge, deren Spuren zu einer geheimen Struktur namens 'Gladio' führen. 'Gladio', die zuvor „Stay-behind-Organisation" hieß, war eine paramilitärische Geheimorganisation der Nato, der CIA und des britischen MI6 während des Kalten Krieges. Sie arbeitete in Westeuropa, Griechenland und der Türkei und sollte im Falle einer sowjetischen Invasion Sabotageakte durchführen. Die Autoren Wolfgang Schoen und Frank Gutermuth suchten in Archiven nach Dokumenten unter Verschluss. arte-Programminformation zur Sendung "Gladio - Geheimarmeen in Europa" unter arte.tv/de/ Die-Welt-verstehen/geschichte/Geschichte-am-Mittwoch/Geschichte-am-Mittwoch/3672954.html In Italien und Deutschland sterben in den 60er bis 80er Jahren zahlreiche Menschen bei Bombenanschlägen. Indizien belegen bestimmte Zusammenhänge, die Spuren führen zu einer geheimen Struktur namens "Gladio". Ursprünglich als Spionage- und Sabotageorganisation im Falle eines sowjetischen Angriffs gegründet, diente Gladio politischen Interessen und wird nun verdächtigt, im Umfeld rechtsradikaler Gruppen Gewalttaten im Auftrag politischer Interessen begangen zu haben. In den 60er bis 80er Jahren erschüttert eine Serie von Bombenanschlägen Italien. So sterben 1969 in Mailand 16 Menschen bei einem Bombenanschlag. Im August 1980 detoniert eine Bombe im Bahnhof Central in Bologna - 85 Menschen sterben. Im September des gleichen Jahres gibt es auch in Deutschland Bombenopfer. Beim schwersten Anschlag der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte sterben 13 Menschen auf dem Münchner Oktoberfest. Im Lauf der Jahre häufen sich die Indizien, dass diese Anschläge in einem bestimmten Zusammenhang stehen: Alle Täter kommen aus dem Umfeld rechtsradikaler Gruppen, mehrfach wird militärischer Sprengstoff benutzt. Die Spuren führen zu einer geheimen Struktur, koordiniert von der NATO und den nationalen Geheimdiensten - ohne parlamentarische Kontrolle. Ihr Name: "Stay behind", später auch "Gladio". arte-Programminformation zur Sendung "Gladio - Geheimarmeen in Europa" unter arte.tv/de/woche/244,broadcastingNum=1214846,day=5,week=7,year=2011.html Deutschland, 2010, 85mn, SWR, Regie: Frank Gutermuth, Wolfgang Schoen In Italien und Deutschland sterben in den 60er bis 80er Jahren zahlreiche Menschen bei Bombenanschlägen. Indizien belegen bestimmte Zusammenhänge, die Spuren führen zu einer geheimen Struktur namens "Gladio". Ursprünglich als Spionage- und Sabotageorganisation im Falle eines sowjetischen Angriffs gegründet, diente Gladio politischen Interessen und wird nun verdächtigt, im Umfeld rechtsradikaler Gruppen Gewalttaten im Auftrag politischer Interessen begangen zu haben. In den 60er bis 80er Jahren erschüttert eine Serie von Bombenanschlägen Italien. So sterben 1969 in Mailand 16 Menschen bei einem Bombenanschlag. Im August 1980 detoniert eine Bombe im Bahnhof Central in Bologna - 85 Menschen sterben. Im September des gleichen Jahres gibt es auch in Deutschland Bombenopfer. Beim schwersten Anschlag der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte sterben 13 Menschen auf dem Münchner Oktoberfest. Im Lauf der Jahre häufen sich die Indizien, dass diese Anschläge in einem bestimmten Zusammenhang stehen: Alle Täter kommen aus dem Umfeld rechtsradikaler Gruppen, mehrfach wird militärischer Sprengstoff benutzt. Die Spuren führen zu einer geheimen Struktur, koordiniert von der NATO und den nationalen Geheimdiensten - ohne parlamentarische Kontrolle. Ihr Name: "Stay behind", später auch "Gladio". Sie geht auf eine US-Initiative für "verdeckte Operationen" von 1948 zurück. Geheime Waffendepots werden angelegt und Agenten ausgebildet. Im Falle eines sowjetischen Angriffs auf Westeuropa sollten sie sich überrollen lassen und hinterrücks Sabotageakte und Guerillaoperationen durchführen. Doch der sowjetische Angriff blieb aus. Was aus den geheimen Strukturen wurde, ist weitgehend unbekannt. Spuren von Gladio finden sich in Italien. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Strukturen seit den 60er Jahren benutzt wurden, Regierungen an der Macht zu halten. Trotz massiver Behinderung der italienischen Justiz durch Geheimdienste und Behörden gelingt es, die Existenz von Gladio nachzuweisen. 1990 räumt der damalige italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti öffentlich ein, dass Gladio nicht nur in Italien, sondern europaweit existierte und existiert. Es wird umfassende Aufklärung gefordert - passiert ist wenig. So auch in der Bundesrepublik. Obwohl es Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Gladio und dem Attentat auf das Münchner Oktoberfest von 1980 gibt. Die Ermittlungen werden eingestellt. Die Asservate, die dank neuer, kriminaltechnischer Methoden Hinweise geben könnten, sind mittlerweile vernichtet. Haben Rechtsextremisten Gladio-Strukturen auch in Deutschland benutzt, um ihre politischen Ziele zu verfolgen? Die Frage bleibt offen. Die Wahrheit über Gladio findet sich in den Archiven - unter Verschluss. Nur deren Öffnung könnte Klarheit bringen. Aber bis heute fehlt der politische Wille zur Aufklärung. |
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