Israels Krieg im Nahen Osten |
"Rain Man" Bericht von Lama Hourani aus Gaza City vom 17. Oktober 2006, Übersetzung (aus dem Englischen) von Tina Salhi Alle fragen mich, warum ich in letzter Zeit kaum geschrieben habe. In diesen Tagen ist es sehr schwierig zu schreiben. Ich fühle, wie wir von außen und von innen gefangen sind. Was hier in den wenigen letzten Wochen geschehen sind, hat mir nicht einmal die Chance gegeben, mich über die Wiedervereinigung meiner Familie zu freuen. Aber ich möchte versuchen zu beschreiben, wie wir in diesen Tagen leben. Dabei handelt es sich um unterschiedliche Sachverhalte, die aber alle mit der israelischen Regierung und ihren unrechtmäßigen Angriffen auf uns zusammenhängen. Ich komme mir oft so vor, als lebten wir in einem Konzentrationslager während des Zweiten Weltkriegs. Wir leben in einem Lager mit zwei Toren, Erez und Rafah, die von Israelis kontrolliert werden. Wir haben unsere eigenen Führer in diesem Lager, die sich darum bemühen, die Ordnung einigermaßen aufrecht zu erhalten, trotz der Strategien der Befehlshaber draußen. Um Grundbedürfnisse zu stillen, ist es erlaubt, bestimmte Mengen in das Lager zu bringen.
Wir werden regelmäßig und systematisch von den Befehlshabern von außen angegriffen. Wir werden gejagt, ermordet, verhaftet, unsere Häuser und Wohnungen werden zerstört, ebenso wie unsere Lebensgrundlagen, unsere Infrastruktur, sogar die Bäume werden vernichtet. Was jetzt noch fehlt ist die bekannte gestreifte Kleidung, die die InsassInnen der Lager während des Zweiten Weltkriegs tragen mussten. "Rain Man" kommt mir dabei sofort in den Sinn - der berühmte Film von 1988 mit Dustin Hoffman und Tom Cruise. Hoffman hat für die Verkörperung seiner Rolle einen Oscar bekommen. Nein, ich spreche nicht über den Film, den ich so sehr mochte und mehr als zehn Mal gesehen habe, in Kinos oder wenn es möglich war im TV. Ich spreche über den Namen einer der "Operationen" der israelischen Armee im Süden des Gaza-Streifens, die letzte Woche stattgefunden hat. Ergebnis dieser Operation sind mehr als zehn Märtyrer (Tote) und etwa 100 Verwundete. Unter den Opfern beider Gruppen sind Kinder. Ich überlege mir, ob Dustin Hoffman, den ich - wie weltweit viele Menschen - sehr respektiere, von dieser militärischen Operation weiß. Ich wüßte gerne, wie seine Reaktion aussieht. Was würde er sagen? Wie könnte er reagieren? Würde er die israelische Armee verklagen, wegen Diebstahls des Filmtitels und dafür, dass sie ihn mit unmenschlichen, ungerechtfertigten, brutalen und barbarischen Aktionen gegen Zivilpersonen, Infrastruktur, Bäume, Tiere, also fast gegen alles, in Verbindung gebracht haben ? Interne Kämpfe zwischen Fatah und Hamas in den Strassen des Gaza-Streifens war ein anderer Vorgang der letzten Woche in Gaza. Ja, es ist schrecklich. Keine Palästinenserin und kein Palästinenser ist eigentlich mit diesem Konflikt einverstanden. Aber was erwarten wir von 1,5 Millionen Menschen, die in einem grossen Gefängnis eingepfercht sind, ohne finanzielle Mittel, ohne direkten Kontakt mit der Außenwelt und die von der israelischen Armee Tag und Nacht angegriffen werden? Jedes andere Volk, das für eine derartig lange Zeit unter ähnlichen Bedingugen wie wir zu leben gezwungen ist, würde vielleicht schlimmer reagieren. Es ist die logische Folge dieser Politik - dass wir dazu kommen, uns gegen einander zu wenden. Luai hat jetzt ein neues Wörterbuch: er kennt den Unterschied zwischen einer Pistole und einem Maschinengewehr, einem Panzer und einem Lastwagen, er kennt die Differenz zwischen israelischen Soldaten und der palästinensischen Polizei. Er weiß, dass uns die israelische Armee überfällt, bombardiert und sogar Kinder tötet. "Mami, fürchten sich die palästinensischen Soldaten, wenn gebombt wird? Laufen sie weg?", hat er mich vor ein paar Tagen beim Frühstück gefragt, bevor wir zu seinem Kindergarten gingen. Es gab ein Geräusch als würden wir bombardiert; es stellte sich aber heraus, dass es Donner war, weil es danach zu regnen begann. So kennt er etzt den Unterschied zwischen Bombardement und Donner. Der Ramadan geht langsam dem Ende zu. Üblicherweise ist der Ramadan der Monat in den islamischen Ländern, in dem am meisten konsumiert wird. Dieses Jahr war das schlechteste für die PalästinenserInnen. Unsere Wirtschaft ist fast vollkommen zerstört worden. BeamtInnen und Angestellte im öffentlichen Bereich haben bereits seit Monaten keine Gehälter mehr bekommen. Jetzt sind auf den Märkten Gazas kaum Einkaufende zu sehen. Normalerweise sind in den letzten Tagen des Ramadans die Strassen voller Menschen die Sachen für das Fest nach Ramadan (Eid) einkaufen. Diese Tage sind gewöhnlich fröhlich, hauptsächlich für die Kinder, die sich gewöhnlich neue Kleider kaufen können und zu dieser Zeit Geschenke und Geld bekommen. Dieses Jahr ist es sehr traurig. Die Märkte sind leer - es gibt keine KäuferInnen; viele junge Männer touren auf den Märkten herum, aber sie schauen nur und sind nicht in der Lage, etwas zu kaufen. Die Geschäfte sind auch fast leer, es gibt keine neuen Sachen, weil die israelische Regierung ja eine dauernde Abriegelung über den Gaza-Streifen verhängt hat. Die innere und äußere Unsicherheit, die in den Strassen von Gaza zu spüren ist, erlaubt es den Menschen nicht, wie sonst üblich auszugehen. Das Elektrizitätsproblem verschlimmert sich mehr und mehr und beeinflußt das Verhalten der Menschen. Jede und jeder ist angespannt und kann überall mit jemand Beliebigem in Streit geraten, zu Hause, bei der Arbeit oder auf der Strasse. Die Lebensgewohnheiten, die Routine des Lebens, hat sich geändert. Schlafenszeiten, Essenszeiten, Badezeiten, Lesezeiten, alles hat sich verändert und wird schwieriger, wenn du keinen Plan hast, dem du folgen kannst. Deshalb ist die Elektrizität noch immer eines der ersten Dinge über die wir am Morgen im Büro sprechen. Jede von uns erzählt, wieviele Stunden des Vortags sie zu Hause Elektrizität gehabt hat und was sie deshalb tun konnte. Eine Kollegin sagte, dass sie jetzt Kerzen anzündet. "Früher habe ich Kerzen verwendet, wenn ich ein romantisches Dinner mit meinem Mann hatte, aber jetzt zünde ich sie an und ich habe mich nicht so gefühlt, als könnte ich jemals wieder romantische Abende haben." Es gibt ein Gerücht in Gaza, dass das Elektrizitätsproblem diese Woche noch vor dem Fest (Eid) gelöst werden soll. Alle sprechen darüber und wir träumen von den Dingen, die wir tun würden, wenn wir wieder zu einem normalen Leben zurückkehren könnten. Dabei vergessen wir natürlich nicht, dass bei diesem 'normalen Leben' noch immer die täglichen Überfälle und Ermordungen durch die israelische Armee, die fast täglichen Zusammenstösse zwischen den beiden größten politischen palästinensischen Gruppen und bei den meisten Familien das Fehlen finanzieller Mittel dazu gehören wird. Trotz alledem, von Zeit zu Zeit bekommst Du doch gute Nachrichten, die dein Leben erhellen - in diesen Tagen aber sehr selten. Für mich persönlich war das die Rückkehr meines Mannes nach Gaza - nach zahlreichen Versuchen und Verhandlungen mit den israelischen Behörden, ihm die Erlaubnis zur Einreise zu erteilen. Aber das Fest (Eid) naht. Es ist wenigstens eine Woche Ferien, die Grenzübergänge sind geschlossen und es gibt keinen Weg für die Menschen (für jene, die es sich leisten könnten) den Gaza-Streifen zu verlassen, aber sogar innerhalb Gazas gibt es nicht viele unterhaltsame Orte für Erwachsene oder Kinder und kein Ort ist sicher. Ich hoffe, ich habe meine Niedergeschlagenheit und Verzweiflung nicht auf die Lesenden dieser Zeilen übertragen, aber ich wollte einige Vorgänge der letzten Wochen in Gaza beschreiben. Wir hoffen noch immer, dass bald eine Verbesserung der Situation kommen wird, aber es ist nicht wahrscheinlich. Vielleicht, wenn ein Prominenter wie Dustin Hoffman oder Tom Cruise etwas über die militärische Operation "Rain Man" hören sollte und über das was diese 'Operation' angerichtet hat, genauso zornig werden würde wie ich es bin, könnte mich das vielleicht für eine Weile aufrichten. Korrespondenz zu dem Artikel Reaktion von Mathias K. vom 11.12.2006: Hallo, nicht weniger schlimm wie die Leugnung des Holocaust ist seine Relativierung. Wer einen Bericht über ein palästinensisches Lager überschreibt „Als lebten wir im Konzentrationslager – Israels Krieg im Nahen Osten“ und dazu noch das Photo mit dem Eingangstor des KZ Buchenwald „Jedem das seine“ in den Artikel setzt, erfüllt objektiv die gleiche Funktion wie Horst Mahler und Konsorten. Wer das Vorgehen Israels im Nahen Osten mit der Vernichtungspolitik der Nazis vergleicht und auch in den direkten Bezug zum KZ setzt, der relativiert die Verbrechen des Faschismus und muss sich die Frage gefallen lassen, wessen Geschäft er betreibt. Ihr stellt die rhetorische Frage, warum Horst Mahler die Leugnung des Holocaust betreiben. Ich stelle die Frage, warum Ihr die Relativierung und damit die Verharmlosung des Holocaust betreiben dürft? Mit freundlichen Grüßen Mathias K. Unsere Antwort auf Mathias K. vom 11.12.2006: Lieber Mathias K., es geht uns nicht um Relativierung der Nazi-Verbrechen. Es gibt kaum etwas Schlimmeres in der Geschichte der Menschheit. Die Formulierung "Als lebten wir in einem Konzentrationslager" stammt aus dem Bericht einer Frau aus Gaza. Darin drückt sich das Empfinden von Menschen aus, die (fast) am Ende sind. Kannst Du Dir das vorstellen. Kannst Du Dir einen Moment lang die Ohmacht vorstellen, in der Menschen in Gaza sich befinden? Daraus resultieren derartige Extremäußerungen. Sie sind ein Hilferuf. Vielleicht kannst auch Du ihn als solchen wahrnehmen. Wir wünschten, die Situation wäre anders: die Menschen könnten Hoffnung schöpfen. Wir können nicht beurteilen, wie Menschen im KZ empfunden haben und Menschen in Gaza heute empfinden. Es liegt uns fern, daß vergleichend zu bewerten. Mit besten Grüßen Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann Reaktion von Mathias K. vom 12.12.2006: Hallo, es geht doch nicht um die Frage, was man sich vorstellen oder nicht vorstellen kann. Es geht um die Frage, ob man das, was mit den Menschen in Palästina geschieht in einem Atemzug mit dem Holocaust nennt. Da braucht Ihr Euch nicht hinter der Frau aus Gaza verstecken. Diese Frau hat sicherlich nicht Eure Website gestaltet, oder? Sie hat nicht das Photo des Eingangstores von Buchenwald in ihren Artikel eingefügt. Das habt Ihr gemacht. Ich rede über Euer politisches Verhalten. Am gleichen Tag, an dem man die widerwärtigen Nachrichten aus Teheran vernehmen muss, setzt Ihr in einen Bericht aus dem Gaza ein Photo aus Buchenwald. Das ist und bleibt eine Relativierung des Holocaust. Mit freundlichen Grüßen Mathias K. Unsere Antwort auf Mathias K. vom 15.12.2006: Lieber Mathias K., Du nimmts Anstoß an der Wiedergabe des Berichts einer Palästinenserin aus Gaza, in dem sie beschreibt, daß sie sich wie in einem Konzentrationslager vorkommt. Speziell nimmst Du Anstoß an der Tatsache, daß wir diese Äußerung hervorheben, insbesondere durch ein Bild vom Eingang des Konzentrationslagers Buchenwald. Du wirfst uns Relativierung und Verharmslosung des Holocaust vor. Du greifst uns an, indem Du unser Tun mit dem von 'Horst Mahler und Konsorten' gleichsetzt. Gegen diese Unterstellung protestieren wir. Das Bild vom KZ Buchenwald ist eine Illustration des Textes von Lama Hourani. Es geht in keiner Weise über das Geschriebene hinaus. Lama Hourani nimmt auch nicht zu irgendwelchen Konzentrationslagern Bezug, sondern zu denen des Zweiten Weltkriegs - also denen der Nazis. Lama Hourani schreibt: "Ich komme mir oft so vor, als lebten wir in einem Konzentrationslager während des Zweiten Weltkriegs. Wir leben in einem Lager mit zwei Toren, Erez und Rafah, die von Israelis kontrolliert werden... Wir werden regelmäßig und systematisch von den Befehlshabern von außen angegriffen. Wir werden gejagt, ermordet, verhaftet, unsere Häuser und Wohnungen werden zerstört, ebenso wie unsere Lebensgrundlagen, unsere Infrastruktur, sogar die Bäume werden vernichtet. Was jetzt noch fehlt ist die bekannte gestreifte Kleidung, die die InsassInnen der Lager während des Zweiten Weltkriegs tragen mussten." Natürlich haben wir das Bild ausgewählt. Unser Empfinden als Fotografen ist auch visuell geprägt. Unserer Meinung nach verlangten die Sätze von Lama Hourani nach einem derartigen visuellen Anknüpfungspunkt. Wie Deine Reaktion zeigt, scheint das ja auch gelungen zu sein. Es liegt uns fern, die Verbrechen der Nazis zu verharmlosen. Wir kennen - oder mittlerweile müssen wir leider sagen - wir haben viele Widerstandskämpfer persönlich gekannt, insbesondere aus dem Bereich der 'VVN - Bund der Antifaschisten', und haben mit Ihnen intensive Gespräche geführt. Sie haben uns viel zu sagen gehabt: "Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!" ist eine zentrale Botschaft. Das verpflichtet uns geradezu, nicht über Verbrechen hinwegzugehen, die heute begangen werden, auch nicht über die von Nachfahren der Opfer von damals begangenen. Das "Nie wieder!" ist universell. Es darf nicht für die einen gelten und die anderen nicht. Das entspräche der Verlogenheit der Ideologie derer, die zur Zeit insbesondere in Deutschland, den USA und Israel das Sagen haben - leider. Wir hatten Dir hinsichtlich der Äußerung von Lama Hourani geschrieben: "Darin drückt sich das Empfinden von Menschen aus, die (fast) am Ende sind. Kannst Du Dir das vorstellen. Kannst Du Dir einen Moment lang die Ohmacht vorstellen, in der Menschen in Gaza sich befinden? Daraus resultieren derartige Extremäußerungen. Sie sind ein Hilferuf. Vielleicht kannst auch Du ihn als solchen wahrnehmen." Darauf hast Du geantwortet: "Es geht doch nicht um die Frage, was man sich vorstellen oder nicht vorstellen kann. Es geht um die Frage, ob man das, was mit den Menschen in Palästina geschieht in einem Atemzug mit dem Holocaust nennt..." Was uns an Deiner Reaktion stört, ist nicht nur Dein Hinweggehen über die verheerende Situation der Palästinenser und Deine abwertende Relativierung von deren Leiden, sondern auch die Art, mit der Du uns attakierst. Das erinnert uns fast an Reaktionen aus dem so genannten antideutschen Spektrum und anderen Organisationen der USA-Israel-Lobby. Wenn wir richtig informiert sind, bist Du in der Friedensbewegung und in der antifaschistischen Arbeit aktiv. Das sind wir auch. Deshalb - denken wir - sollten wir auf eine Weise miteinander kommunizieren, die dem angemessen ist - also sachlich und an einem gemeinsamen Ergebnis orientiert. Du schreibst, ohne auf unsere Überlegungen, welche Rolle Horst Mahler insbesondere bei der Behinderung der Aufklärung des Falls 9/11 spielt, einzugehen: "Ihr stellt die rhetorische Frage, warum Horst Mahler die Leugnung des Holocaust betreiben [darf]. Ich stelle die Frage, warum Ihr die Relativierung und damit die Verharmlosung des Holocaust betreiben dürft?" Ein Vorschlag in diesem Zusammenhang: laß uns - statt Vorwürfe auszutauschen - gemeinsam die Rolle Horst Mahlers und die von Geheimdiensten in der Neonazi-Szene analysieren. Neben der Welt, die uns vorgegaukelt wird, gibt es die Welt der Geheimdienste. Das müssen wir mit in Erwägung ziehen. Es zu leugnen, wäre naiv. Und noch ein Vorschlag: laß uns gemeinsam den Aufruf von Prof. Rolf Verleger, Mitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden, zur Beendigung der israelischen Besatzungspolitik unterschreiben und verbreiten, zu dessen (jüdischen) Erstunterzeichnern neben Rolf Verleger die Hamburger Anitfaschistin Esther Bejarano, der Ehrenvorsitzende des Internationalen Auschwitz-Komitees Kurt Goldstein und der Verleger Abraham Melzer gehören. Wir fügen den Aufruf als PDF-Datei an... Mit besten Grüßen Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann Reaktionen auf die Korrespondenz mit Mathias K. Stellungnahme von Claudia Karas vom 17.12.2006: Matthias K. kenne ich nicht - seine (totschlags)argumente leider schon. Leute wie er sind die wirklichen Rassisten, weil ihnen das leiden anderer menschen erschreckend gleichgültig ist und sie rein gar nichts dagegen tun. warum darf man nicht vergleichen? vergleichen heißt schließlich, dass ich dinge miteinander vergleiche, was etwas ganz anderes ist als gleichsetzen! wenn sich Lama Hourani so vorkommt, als lebe sie in einem KZ, so ist dies ihr subjektives erleben, das wir gefälligst ernstzunehmen haben und es wäre die reinste menschenverachtung, ihre leiden zu relativieren und zu leugnen! 'Der Gaza-Streifen ist ein Gefängnis' sagte auch der UN-Sondergesandte für Menschenrechte, aber Matthias K. kümmert nicht die 1,4 Millionen Palästinenser, die Israel eingesperrt und von der außenwelt abgeschnitten hat. 'nie wieder' heißt für mich, nicht wegzuschauen, wenn menschen gequält werden. gegen das totschlagsargument des antisemitismus-vorwurfs gibt es leider kein gegenmittel. deshalb war für mich erhellend und hilfreich der text von michel warshawski 'Antizionismus ist nicht Antisemitismus', besonders seine Ausführungen zur 'Semantischen Verschiebung':
Natürlich kann man auf ein solches Argument nichts erwidern, denn jede Antwort wird, vielleicht unbewusst, zur Verteidigung des Antisemitismus. Das Argument der Bedeutungsverschiebung und der Rückgriff auf das Unterbewusste in der politischen Polemik beendet jede Möglichkeit der Debatte, egal zu welchem Thema im Übrigen... Diejenigen, die tatsächliche oder durch 'Wortbedeutungsverschiebung' unterstellte antisemitische Handlungen verurteilen und zu antiarabischen Exzessen schweigen, machen sich mitverantwortlich für die Kommunitarisierung und Ethnisierung der Köpfe und für die Verstärkung des Antisemitismus, denn sie bekämpfen nicht den Rassismus überhaupt, egal von wem er ausgeht und gegen wen er sich richtet, sondern ausschließlich den Rassismus der anderen." Es exisitert ein foto von einem checkpoint. darauf siehst du einen palästinenser geige spielen; israelische soldaten haben ihn dazu gezwungen! dieses foto wurde nie in deutschland gezeigt, aber in israel, wo die empörung riesengroß war. so ein bild ist ja eine tatsache und dokumentiert die ganze menschenverachtung mehr als das tor von buchenwald. ansonsten habt ihr absolut korrekt argumentiert. Stellungnahme von Thomas Immanuel Steinberg (SteinbergRecherche.com) vom 17.12.2006: ich habe den Beitrag gesehen, bevor Ihr mich auf die ausgelöste Korrespondenz aufmerksam gemacht habt. Mir war nicht wohl beim Anblick des Nazi-KZ-Tors. Das war eine spontane Reaktion. Den Abdruck des Artikels fand ich in Ordnung. Allerdings befasse ich mich sehr wenig mit den konkreten Leidensbedinungen der Palästinenser und kann dazu in der Sache weder kritisch noch zustimmend Stellung nehmen. Das ausgedrückte Gefühl kann ich aber nachempfinden. Ich halte es nicht nur für statthaft, sondern für geboten, Palästinenser mit ihrer Stimme in ihrer Stimmung zu Wort kommen zu lassen; wenn ihnen die Nazis einfallen, so ist das keineswegs verlogen, sondern einleuchtend. Zurück zum Tor: Vergleiche sind immer statthaft, wenn es denn irgendetwas gibt, was zwei Dinge auf eine Ebene hebt. Zahnschmerzen und Taschenrechner lassen sich schwer vergleichen, zwei Sperrgebiete mit Sperranlagen schon. Beide können auch KZs sein, zum Beispiel ist Guantanamo bestimmt ein KZ. Es hat alle Merkmale. Zu einem KZ gehört nicht zwingend, daß die Insassen dort getötet werden. In vielen KZs wurde und wird überwiegend gequält, ohne Morde wie in Sobibor oder Treblinka. Wer also sagt, Gaza ist ein KZ, der kann Recht haben, selbst wenn nur ab und zu darin Leute erschossen werden, und nicht systematisch. Richtig finde ich, das Lager vor dem Gaza-Eingang ein KZ zu nennen. Die Insassen sind völlig rechtlos, wie in Guantanamo. Ganz Gaza ist wohl kein KZ. Das Tor ist kein Vergleich, sondern soll eine Assoziation wecken. Die Assoziation, die mir dabei kommt, lenkt mich aber ab. Hättet Ihr ein Bild von der Kontrollstelle gehabt, von den Sperranlagen, es wäre die richtige Assoziation gewesen. So denke ich letztlich auch an die Massenmorde in Buchenwald und an die Vernichtungslager, die etwas anderes sind als Gaza. Aber das ist ein schwieriges Kapitel. Zum Beispiel könnte ich assoziieren, was in meiner Familie passiert ist. Mein Großvater mütterlicherseits wurde am 9./10. November 1938 abgeholt und nach einem knappen Monat aus Buchenwald wieder entlassen. Vermutlich wurde er dort gedemütigt und geschlagen - er hat nie darüber gesprochen. Meine Mutter sagt: Die Demütigung hat ihn fürs Leben gebrochen. Er starb 1964 eines natürlichen Todes. So. Was bitte anderes passiert denen im Gaza-Streifen, die gegriffen werden? Sie werden im Gefängnis/KZ gedemütigt und geschlagen. Da ist kein Unterschied zur Mißhandlung meines Großvaters. Also könnte ich auch Buchenwald assozieren und das Tor am Eingang, wenn ich von Palästina lese. Kurz: Ich bin so klug wie Ihr. |
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Wolf Biermann und 'Die Zeit' mißbrauchen Stolpersteinkünstler Gunter Demnig Betrachtungen zu einem Artikel in der 'Zeit' vom 26. Oktober 2006 |
Alle Beiträge zu Israel/Palästina im Überblick: |
Tagebuch Israel/Palästina Notizen zu Israels Krieg im Nahen Osten - insbesondere gegen die Bevölkerung Palästinas |
Eine schwarze Fahne Gideon Levy in der israelischen Tageszeitung Haaretz vom 9.7.2006 |
Wer hat begonnen? Gideon Levy in der israelischen Tageszeitung Haaretz vom 13.7.2006 |
Israels Kriegsführung gegen die (palästinensische) Infrastruktur Mike Whitney am 2.7.2006 auf der website 'Information Clearing House' |
Anhaltender Bomben-Terror Israels im Libanon ist keine Selbstverteidigung Offener Brief an die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland Angelika Merkel, Beirut, 15.7.2006 |
Kriegsanlaß durch Israel provoziert? Über den 'Ausbruch' von Israels Krieg gegen den Libanon am 12. Juli 2006 |
"Wir erkennen den Staat Israel nicht länger an" Auszüge aus dem in 'Aftenposten' vom 5.8.2006 erschienenen Artikel 'Gottes auserwähltes Volk' von Jostein Gaarder |
Antideutsche: deutscher Ableger der Neocons Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 2.8.2006 in einem Artikel mit dem Titel 'Alte Feinde, neue Feinde' |
Waffentest in Gaza Artikel von Andrea Bistrich und Interview mit Dr. Juma Al Saqqa, Facharzt für plastische Chirurgie und Sprecher des Schifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt |
"Rain Man" Bericht von Lama Hourani aus Gaza City vom 17. Oktober 2006 |
Wolf Biermann und 'Die Zeit' mißbrauchen Stolpersteinkünstler Gunter Demnig Betrachtungen zu einem Artikel in der 'Zeit' vom 26. Oktober 2006 |
Mekka entgegen - Muss ein Indianer das Existenzrecht der Vereinigten Staaten anerkennen? Artikel von Uri Avnery, israelischer Friedensaktivist bei Gush Shalom, vom 17.2.2007 |
Eingemauerte sieht man nicht Deutsche Bischöfe sprechen in Israel von Berliner Mauer und Warschauer Ghetto |
Palästina wird von der Landkarte getilgt Flugblatt der Friedensbewegung zum 60. Jahrestag der UN-Entscheidung zur Teilung Palästinas |
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"Erinnern ist nicht genug!" Interview mit der Holocaust-Überlebenden Hedy Epstein |
Das Wüten der Schlächter und die internationale Verantwortung Michael Warschawski, Alternative Information Center (AIC), 4. März 2008 |
Das Megagefängnis Palästina Ilan Pappe, israelischer Historiker, Vorsitzender der Geschichtsfakultät an der Universität Exeter, in 'The Electronic Intifada' vom 5. März 2008 |
Wir feiern Israels Geburtstag nicht Gemeinsamer Brief von über 100 prominenter britische Juden, veröffentlicht am 30. April 2008 im 'Guardian' |
Das gelobte Land? Obama, Emanuel und Israel John v. Whitbeck in 'Counterpunch' vom 7.11.2008 |
Eine bürgerliche Demokratie nur für Juden ist keine Demokratie Elias Davidsson im Interview mit Muslim-Markt, 2.8.2008 |
Eine Tasse Blut für die Bundeskanzlerin von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann am 2.1.2009 und vom Bundesverband Arbeiterfotografie am 4.1.2009 |
Hunderte protestieren in einem offenen Brief gegen Absetzung der Anne-Will-Sendung zum Thema Gaza Offener Brief an den ARD-Chefredakteur, den verantwortlichen Redakteur beim NDR und Anne Will |
'Kindermörder' Joachim Guilliard über die Dämonisierung der Hamas durch böswillig verzerrte Zitate - 7.2.2009 |
Gegen alle Regeln Norman Paech über Gaza und das Völkerrecht - veröffentlicht in 'junge Welt' vom 11.2.2009 |
Das 'Bekenntnis zu Israel' und die deutsche Staatsräson Angela Klein in der Sozialistischen Zeitung (SoZ), April 2009 |
Nakba-Gedenken in Israel bald strafbar? Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann über den Versuch, die Erinnerung auszulöschen, 1.6.2009 |
Protest gegen Israels Überfall auf Bil'in Offener Brief von Willi Übelherr vom 4.8.2009 an den Botschafter Israels in Deutschland |
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Kampf der Opfer gegen die Tätersicht Ausstellung „Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ in Köln - 15.6.2012 |
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Rassismus - Nicht in unserem Namen Protestaufruf der 'Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost' anläßlich des 3. Deutschen Israel-Kongresses, Berlin, 10.11.2013 |
Michael, gib den Preis zurück! Offener Brief des Bundesverbands Arbeiterfotografie an DGB-Chef Michael Sommer wegen dessen Auszeichnung im Rahmen des 3. Deutschen Israel-Kongresses, 15.11.2013 |
Song for Gaza Aus Anlaß der völkerrechtswidrigen israelischen Militär-Operation »Zuk Eitan« (Fester Felsen) gegen GAZA im Juli 2014 |
Das Massaker in Gaza beenden Offener Brief des Bundesverbands Arbeiterfotografie an die Repräsentanten des Staates Israel und seine Unterstützer, 11.8.2014 |
Gegen die Stützung von Rassismus und Kriegsverbrechen Offener Brief an Gregor Gysi, Petra Pau, Volker Beck, Reinhold Robbe und die Leitung der Volksbühne, 12.11.2014 |
Warum ich Gregor Gysi zur Rede stellen wollte Stellungnahme eines in Israel lebenden Juden, von David Sheen, 13.11.2014 |
Wenn Rechte sich als Linke tarnen Offener Brief an die Unterstützer von Rassismus und Kriegsverbrechen, von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann, 19.11.2014 |