Israels Krieg im Nahen Osten |
Gegen die Stützung von Rassismus und Kriegsverbrechen Offener Brief an Gregor Gysi, Petra Pau, Volker Beck, Reinhold Robbe und die Leitung der Volksbühne, 12.11.2014
Der Bundesverband Arbeiterfotografie mißbilligt mit aller Schärfe die von Ihnen betriebene Verhinderung der Veranstaltungen mit David Sheen (Israel) und Max Blumenthal (USA), die in der Berliner Volksbühne und in den Räumen der Links-Fraktion im Bundestag als Teilnehmer am Russell-Tribunal zu Palästina über die israelischen Kriegsverbrechen in Gaza berichten sollten. Dieses, Ihr Verhalten ist in einer Demokratie nicht hinnehmbar – es ist anti-demokratisch und unmoralisch. Ein solches Betreiben läßt erkennen, daß Sie die von Israel betriebene ethnische Säuberung Palästinas, die Behandlung von Palästinensern als Menschen zweiter Klasse ohne Existenzrecht und die israelischen Kriegsverbrechen decken. Das ist unseres Erachtens unzumutbar – insbesondere wenn Sie dies als Vertreter von Organisationen und Einrichtungen tun, die vorgeben, Rassismus, Antisemitismus, Menschenrechtsverletzungen und Krieg zu verurteilen. Anneliese Fikentscher, Senne Glanschneider, Andreas Neumann, Cindy Dillmann und Peter Betscher für den Bundesverband Arbeiterfotografie Köln, 12. November 2014 English version: Against Backing Racism and War Crimes Open letter to Gregor Gysi, Petra Pau, Volker Beck, Reinhold Robbe and the leadership of the Volksbühne The Federal Association of Workers Photography (Arbeiterfotografie) disapproves with all sharpness your prevention of the public events of David Sheen (Israel) and Max Blumenthal (USA) in the Volksbühne in Berlin as well as in the premises of the LINKE Group. As participants of the Russell Tribunal on Palestine they should have reported on Israel’s war crimes on Gaza. Your behaviour is unacceptable for a democracy – it is antidemocratic and immoral. Your behaviour reveals that you cover Israel’s policy of ethnic cleansing of Palestine as well as the treatment of Palestinians as second class citizens without the right to exist and Israel’s war crimes. In our view this is unreasonable – especially if you do this as representatives of organisations and institutions that pretend to condemn racism, anti-Semitism, violation of human rights and war. Anneliese Fikentscher, Senne Glanschneider, Andreas Neumann, Cindy Dillmann and Peter Betscher for the Federal Association of Workers Photography (Arbeiterfotografie) Cologne, November 12th, 2014 Anhang: Brief der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost an die beiden Bundestagsabgeordneten Petra Pau (Die Linke) und Volker Beck (Die Grünen) sowie an Reinhold Robbe (DIG), 13. November 2014 Sehr geehrte Frau Pau, sehr geehrter Herr Beck, sehr geehrter Herr Robbe, als Mitglieder der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V. (EJJP Deutschland) beziehen wir hiermit Stellung zu Ihrem Brief vom letzten Wochenende an die Leitung der Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz, der zu einer Absage der geplanten Veranstaltung mit den Journalisten Max Blumenthal und David Sheen führte. Sie werfen ihnen vor, antisemitische Ressentiments in Deutschland zu bedienen, behaupten sogar, dass Herr Blumenthal „konsequent antisemitische Vergleiche zwischen Israel und dem Nationalsozialismus zieht“, ja, dass er sogar dafür „bekannt“ sei. Bei wem bekannt schreiben Sie aber nicht. Sie geben auch keine Beispiele und nennen keine weiterführenden “Links“, sondern stellen einfach eine schwerwiegende Anschuldigung auf, ohne sie mit Beweisen zu belegen, bzw. ohne sich genötigt zu fühlen dies zu tun. Zudem verschweigen Sie die jüdische Herkunft der beiden für Sie scheinbar bedrohlichen Journalisten. Als deutsch-europäische und israelische Juden und Jüdinnen, die heute in Deutschland leben, protestieren wir vehement gegen diese Angriffe auf die Redefreiheit zweier jüdischer Referenten – David Sheen ist darüber hinaus auch israelischer Staatsbürger – ,die am Russell-Tribunal zu Palästina teilnahmen und ihre Erfahrungen in Gaza und Israel mitteilen wollten. Wir sehen Ihre Intervention als einen konkreten Versuch, jegliche Kritik an der verbrecherischen israelischen Politik zu unterbinden. Obwohl Sie zugeben, dass eine gewisse Kritik an der Politik der israelischen Regierung wohl berechtigt sein könnte, wollen Sie festlegen, wie genau diese Kritik auszusehen hätte. Vergleiche Ziehen ist noch lange nicht Gleichsetzung. Es ist sehr bedauerlich, dass Völkermord und die Ereignisse, die dazu führen, von Menschen begangen wurden und werden, die sich dazu verleiten lassen, nicht von einem Tag auf den anderen, sondern oft als Ergebnis eines längeren korrumpierenden Prozesses der Entmenschlichung, der in den Abgrund führt. Wir müssen alle darauf achten, dass solche Verbrechen nicht wieder begangen werden, egal wann, in welchem Land, von welchem Staat und gegen welche Bevölkerungsgruppe sie gerichtet sind. Das ist die Lehre von Auschwitz – die übrigens auch Max Blumenthal am vergangenen Sonntag zitierte. Es steht außer Frage, dass diese Aussage keine „antisemitischen Ressentiments“ bedient. In Israel wird heute nicht nur eine Politik von ethnischer Säuberung gegenüber Palästinensern und Palästinenserinnen betrieben, sondern es herrscht auch offenen institutionellen Rassismus gegen nicht-jüdische afrikanische Einwanderer, Juden und Jüdinnen arabischer und äthiopischer Herkunft. Auch davon haben die beiden jüdischen Referenten berichtet. Wir, als Juden und Jüdinnen, die fortwährend aufgefordert sind, den Staat Israel zu unterstützen, haben nicht nur das Recht, sondern auch die Verantwortung über dieses Vorgehen Bescheid zu wissen und dieses Wissen weiterzugeben. Sie, als deutsche Parlamentarier-innen, deren Regierung die rassistische Politik der israelischen Regierung lauthals unterstützt, und Israel die Waffen liefert, die die Verfolgung und Tötung unschuldiger Menschen ermöglichen, müssten dies ebenso erfahren und sich für eine entsprechende sinnvolle Politik einsetzen, die diese Verbrechen verhindert. Mit Recht zitieren Sie George Bernard Shaw: Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit. Das ist der Grund, weswegen die meisten Menschen sich davor fürchten. Leider trifft dies auch auf Sie zu. Mit freundlichen Grüßen Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost |
Weiterer Beitrag zum Thema Israel/Palästina: |
Warum ich Gregor Gysi zur Rede stellen wollte Stellungnahme eines in Israel lebenden Juden, von David Sheen, 13.11.2014 |
Alle Beiträge zu Israel/Palästina im Überblick: |
Tagebuch Israel/Palästina Notizen zu Israels Krieg im Nahen Osten - insbesondere gegen die Bevölkerung Palästinas |
Eine schwarze Fahne Gideon Levy in der israelischen Tageszeitung Haaretz vom 9.7.2006 |
Wer hat begonnen? Gideon Levy in der israelischen Tageszeitung Haaretz vom 13.7.2006 |
Israels Kriegsführung gegen die (palästinensische) Infrastruktur Mike Whitney am 2.7.2006 auf der website 'Information Clearing House' |
Anhaltender Bomben-Terror Israels im Libanon ist keine Selbstverteidigung Offener Brief an die Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland Angelika Merkel, Beirut, 15.7.2006 |
Kriegsanlaß durch Israel provoziert? Über den 'Ausbruch' von Israels Krieg gegen den Libanon am 12. Juli 2006 |
"Wir erkennen den Staat Israel nicht länger an" Auszüge aus dem in 'Aftenposten' vom 5.8.2006 erschienenen Artikel 'Gottes auserwähltes Volk' von Jostein Gaarder |
Antideutsche: deutscher Ableger der Neocons Jürgen Elsässer in 'junge Welt' vom 2.8.2006 in einem Artikel mit dem Titel 'Alte Feinde, neue Feinde' |
Waffentest in Gaza Artikel von Andrea Bistrich und Interview mit Dr. Juma Al Saqqa, Facharzt für plastische Chirurgie und Sprecher des Schifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt |
"Rain Man" Bericht von Lama Hourani aus Gaza City vom 17. Oktober 2006 |
Wolf Biermann und 'Die Zeit' mißbrauchen Stolpersteinkünstler Gunter Demnig Betrachtungen zu einem Artikel in der 'Zeit' vom 26. Oktober 2006 |
Mekka entgegen - Muss ein Indianer das Existenzrecht der Vereinigten Staaten anerkennen? Artikel von Uri Avnery, israelischer Friedensaktivist bei Gush Shalom, vom 17.2.2007 |
Eingemauerte sieht man nicht Deutsche Bischöfe sprechen in Israel von Berliner Mauer und Warschauer Ghetto |
Palästina wird von der Landkarte getilgt Flugblatt der Friedensbewegung zum 60. Jahrestag der UN-Entscheidung zur Teilung Palästinas |
Wenn die Leugnung der Nakba unter Strafe gestellt wäre Gedanken zum Buch 'Die ethnische Säuberung Palästinas' von Ilan Pappe - 12.12.2007 |
"Das machen wir selbst" Olympiade 1972 in München, 'Schwarzer September' und die Sabotage des Friedens |
"Erinnern ist nicht genug!" Interview mit der Holocaust-Überlebenden Hedy Epstein |
Das Wüten der Schlächter und die internationale Verantwortung Michael Warschawski, Alternative Information Center (AIC), 4. März 2008 |
Das Megagefängnis Palästina Ilan Pappe, israelischer Historiker, Vorsitzender der Geschichtsfakultät an der Universität Exeter, in 'The Electronic Intifada' vom 5. März 2008 |
Wir feiern Israels Geburtstag nicht Gemeinsamer Brief von über 100 prominenter britische Juden, veröffentlicht am 30. April 2008 im 'Guardian' |
Das gelobte Land? Obama, Emanuel und Israel John v. Whitbeck in 'Counterpunch' vom 7.11.2008 |
Eine bürgerliche Demokratie nur für Juden ist keine Demokratie Elias Davidsson im Interview mit Muslim-Markt, 2.8.2008 |
Eine Tasse Blut für die Bundeskanzlerin von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann am 2.1.2009 und vom Bundesverband Arbeiterfotografie am 4.1.2009 |
Hunderte protestieren in einem offenen Brief gegen Absetzung der Anne-Will-Sendung zum Thema Gaza Offener Brief an den ARD-Chefredakteur, den verantwortlichen Redakteur beim NDR und Anne Will |
'Kindermörder' Joachim Guilliard über die Dämonisierung der Hamas durch böswillig verzerrte Zitate - 7.2.2009 |
Gegen alle Regeln Norman Paech über Gaza und das Völkerrecht - veröffentlicht in 'junge Welt' vom 11.2.2009 |
Das 'Bekenntnis zu Israel' und die deutsche Staatsräson Angela Klein in der Sozialistischen Zeitung (SoZ), April 2009 |
Nakba-Gedenken in Israel bald strafbar? Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann über den Versuch, die Erinnerung auszulöschen, 1.6.2009 |
Protest gegen Israels Überfall auf Bil'in Offener Brief von Willi Übelherr vom 4.8.2009 an den Botschafter Israels in Deutschland |
Rechtsextreme Hetzjagd auf den Frankfurter Iman Sabahattin Türkyilmaz Betrachtungen zu einer von den Medien ausgelösten Kampagne - 27.2.2010 |
"Nicht länger schweigen, sondern intervenieren" Linke Israelis wenden sich mit einem offenen Brief an Die Linke in Deutschland - 27.3.2010 |
Zur offiziellen Anerkennung Israels Textentwurf für eine Erklärung zur gemeinsamen Unterzeichnung durch Islamische Vereine und die zuständige Stadtverwaltung - von Yavuz Özoguz - 12.11.2010 |
Stuttgarter Erklärung "Gleichheit – oder nichts" (Edward W. Said) Schlussdokument der Palästina-Solidaritätskonferenz „Getrennte Vergangenheit - Gemeinsame Zukunft“ - Stuttgart, 26.-28.11.2010 |
"Feigheit vor dem Freund" Kommentar von Evelyn Hecht-Galinski, 4.1.2011 |
Ausverkauf der Vichy-Regierung in Ramallah Kommentar von Evelyn Hecht-Galinski, 27.1.2011 |
Etwas ist faul im Apartheidstaate Israel – Keine Inszenierung für den Apartheidstaat! Offener Brief im Rahmen der BDS-Kampagne an das Berliner Theater 'Schaubühne' vom 2.5.2011 |
Israel mordet mit großer Vorsicht und Präzision! Kommentar von Evelyn Hecht-Galinski vom 21.3.2012 |
Kampf der Opfer gegen die Tätersicht Ausstellung „Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ in Köln - 15.6.2012 |
Stoppt den zionistischen Siegeszug des Antisemitismus Rede von Joseph Massad, gehalten am 10.5.2013 im Rahmen der zweiten Palästina-Solidaritätskonferenz in Stuttgart |
Rassismus - Nicht in unserem Namen Protestaufruf der 'Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost' anläßlich des 3. Deutschen Israel-Kongresses, Berlin, 10.11.2013 |
Michael, gib den Preis zurück! Offener Brief des Bundesverbands Arbeiterfotografie an DGB-Chef Michael Sommer wegen dessen Auszeichnung im Rahmen des 3. Deutschen Israel-Kongresses, 15.11.2013 |
Song for Gaza Aus Anlaß der völkerrechtswidrigen israelischen Militär-Operation »Zuk Eitan« (Fester Felsen) gegen GAZA im Juli 2014 |
Das Massaker in Gaza beenden Offener Brief des Bundesverbands Arbeiterfotografie an die Repräsentanten des Staates Israel und seine Unterstützer, 11.8.2014 |
Gegen die Stützung von Rassismus und Kriegsverbrechen Offener Brief an Gregor Gysi, Petra Pau, Volker Beck, Reinhold Robbe und die Leitung der Volksbühne, 12.11.2014 |
Warum ich Gregor Gysi zur Rede stellen wollte Stellungnahme eines in Israel lebenden Juden, von David Sheen, 13.11.2014 |
Wenn Rechte sich als Linke tarnen Offener Brief an die Unterstützer von Rassismus und Kriegsverbrechen, von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann, 19.11.2014 |