Drohender Kriegsschauplatz Iran |
Internationale jüdische Opposition gegen einen Angriff auf Iran - Jewish International Opposition Against Attack on Iran Erklärung jüdischer Organisationen und Einzelpersonen vom 11.8.2008 Deutsche Fassung Bemühungen, die Kriegstrommeln für einen Angriff auf Irans Kernkraftanlagen zu rühren, bestimmen das derzeitige Geschehen sowohl in den USA als auch in Israel. Nicht zuletzt die in der New York Times am 18.Juli veröffentlichte Auffassung des israelischen Historikers, Benny Morris, ist geeignet, jene politischen Kräfte zu stützen. Mit der vorliegenden Erklärung drückt die jüdische Opposition ihre Empörung aus, um diese entsetzlichen Vorschläge abzuwenden. Dem Trommeln für einen Angriff auf den Iran widersetzt sich nicht nur eine breite gesellschaftspolitische Opposition. Es läuft gegen die stille Diplomatie, die den Iran zu ständigen Austauschbeziehungen mit der Atomenergie Agentur der Vereinten Nationen und ebenso zu wirtschaftlichen Handelsgesprächen mit den USA selbst bemühen. Israel hat sich zu einer Feuerpause verpflichtet, die – sehr zur Erleichterung für die Bevölkerungen in Israel und im Gazastreifen – nunmehr seit einem Monat anhält. In Anbetracht der Entwicklung einer politischen Atmosphäre der Vernunft und Verhandlung ist die militaristische Geisteshaltung bestrebt, Krieggründe hochzutreiben, um die Vorbedingungen für einen weiteren Krieg zu schaffen. Morris versucht, solche Vorbedingungen zu fabrizieren und argumentiert: „Die Iraner werden – sei es aus ideologischen Gründen oder aus Angst vor einem nuklearen Präventivschlag der Israelis – jede von ihnen gebaute Bombe einsetzen. Darum ist ein israelischer Nuklearschlag, der die Iraner an ihren letzten Schritten zu einer Bombe hindert, wahrscheinlich. Die Alternative wäre, es zuzulassen, dass Teheran seine Bombe hat. So oder so, wäre in jedem der beiden Fälle ein mittelöstlicher Nuklear-Holocaust vorherbestimmt.“ (nytimes.com) Die Werbung mit dem Argument der Unvermeidbarkeit, spielt auf die jüdische und israelische Erinnerung an den Nazi-Holocaust an. Damit soll jede Unterstützung für einen israelischen Militärschlag gegen den Iran mobilisiert und so eine Reaktion provoziert werden, die, indem die USA hineingezogen werden, zu einem weiteren Krieg führt. Dies ist umso beklagenswerter, als immerhin 16 Geheimdienstagenturen der USA zu dem Schluss gekommen sind, dass der Iran ein Atomwaffenprogramm nicht hat und auch in den vergangenen fünf Jahren nicht hatte. Wir feiern den heldenhaften Mut des israelischen Atom-Informanten, Mordechai Vanunu, und unterstützen, indem wir mit unserer Stimme seine Verurteilung des illegalen Kernwaffenarsenals Israels verstärken, den Aufruf für einen atomwaffenfreien Mittleren Osten. Die Geisteshaltung, die den Rufen nach einem gegenseitigen Vernichtungskrieg als Lösung von Sicherheitsproblemen zugrunde liegt, ist erstaunlich widersprüchlich. Nur die Erfindung einer Naziähnlichen Bedrohung vermag für die Glaubwürdigkeit eines solchen Aufrufs zum Krieg herzuhalten –, was mit jener Begründung für die Besatzung vergleichbar ist, die eine palästinensische Verschwörung ausmacht, die Juden ins Meer zu treiben. Auch die Anspielung auf die iranische Ideologie (Islam) als Ursache der Konfrontation hält keiner Prüfung stand. Zumal die politische Kampfansage an Israel durch den iranischen Präsidenten, Mahmoud Ahmadinejad, selbst ungeachtet aller Falschübersetzungen – nicht ein Aufruf zur Vernichtung ist. Wir streben Sicherheit für alle Betroffenen an, indem wir ein Recht auf Sicherheit für alle bejahen. Obgleich wir der Perspektive eines unvermeidbaren Konflikts keinen Glauben schenken, protestieren wir gegen die Hysterie der Iran-Bashers (Draufschläger), die nunmehr an ihren wiederholten Fehlstarts verzweifeln, einen weiteren unnötigen Krieg anzuzetteln. Der Versuch, den Iran zu zwingen, den Resolutionen des UN-Sicherheitsrats zu entsprechen, ist rechtlich, diplomatisch und politisch kraftlos, solange die Vereinigten Staaten und Israel jede UN-Diplomatie und ebenso sämtliche Entscheidungen des Internationalen Gerichtshofs in Sachen Palästina, durchweg ignorieren. Wir rufen alle auf, die gegen einen Militärschlag auf den Iran sind, Repräsentanten ihrer Regierungen anzuschreiben und aufzufordern, dass der Staat Israel, anstelle der Verkündung von Kriegsdrohungen seine Atomeinrichtungen der internationalen Inspektion zugänglich macht und in gleicher Weise, wie es der Iran schon getan hat, den Nichtverbreitungsvertrag von Nuklearwaffen (NPT – Non-Proliferation Treaty) unterzeichnet. (dt. Ellen Rohlfs) Zur allgemeinen Kenntnisnahme: Die vorliegende Stellungnahme ist eine Antwort zu einem Artikel von Benny Morris zu einem Angriff Israels auf Iran, der in der New York Times am 18. Juli veröffentlicht wurde. Die internationale jüdische Opposition hat die Stellungnahme als Widerspruch zur Logik, Analyse und Absicht dieser Einlassung unterzeichnet. Wie Sie aus dem folgenden Text ersehen können haben 113 Unterzeichner aus 14 Ländern die Stellungnahme unterschrieben. Unter ihnen Prof. Noam Chomsky. Die Stellungnahme wird in Arabisch, Deutsch, Englisch und Französisch verbreitet und wurde an die New York Times und Op-Ed gesandt. Es wird um Verbreitung an Medien und Aktivisten gebeten. Medienkommuniqué / Pressemitteilung Montréal 2008-08-11 Zur sofortigen Veröffentlichung International Englische Original-Fassung Efforts to beat the drums of war for an attack on Iran’s nuclear reactor facilities are promoted in both the USA and Israel scenes. The recent New York Times opinion piece of July 18th, written by the Israeli historian Benny Morris, serves to consolidate those political forces. The Jewish opposition here expresses our outrage in order to forestall this horrendous proposal. That clamour for war with Iran has met not only popular opposition but also runs counter to the quiet diplomacy that has engaged Iran in ongoing relations with the UN nuclear agency, as well as economic trade talks with the USA itself. Israel is also committed to a cease-fire that has held now for a month’s time, to the relief of both the populations of Israel and Gaza. In light of the developing political atmosphere of reason and negotiations, the militarist mindset has pumped up its rationale for war attempting to create the preconditions for a further war. Morris seeks to fabricate such prior conditions arguing, “They are likely to use any bomb they build, both because of ideology and because of fear of Israeli nuclear pre-emption. Thus an Israeli nuclear strike to prevent the Iranians from taking the final steps toward getting the bomb is probable. The alternative is letting Tehran have its bomb. In either case, a Middle Eastern nuclear holocaust would be in the cards.” This promotion of inevitability plays on Jewish and Israeli memory of the Nazi Holocaust in order to garner any and every source of support for an Israel military strike against Iran, provoking a reaction and leading to a further war by drawing in the USA. This is particularly deplorable in view of the fact that 16 US intelligence agencies concluded that Iran does not have a nuclear weapons program and has not had one for five years. We extol the heroic courage of Israel's nuclear whistle-blower Mordechai Vanunu, joining our voices to his in condemnation of Israel's illegal stockpile of nuclear warheads and support the call for a nuclear-free Middle East. The mindset calling for a war of mutual annihilation as a solution to security is astoundingly self-contradictory. Only the fabrication of a Nazi-like threat seeks to provide any credibility to such a call to war, much like the rationale for occupation that perceives a Palestinian plot to drive Jews into the sea. The reference to Iranian ideology (Islam) as the source of confrontation does not stand up to scrutiny, since the political challenge to Israel by Iranian President Mahmoud Ahmadinejad, is not a call for extermination, despite any mistranslation. We seek security for all concerned by affirming the right of all to security. While we lend no credibility to the prospect of an inevitable conflict, we nonetheless object to the hysteria promoted by the Iran-bashers who are now desperate in their repeated false starts to create another unnecessary war. The attempt to oblige Iran to comply with Security Council resolutions loses its legal, diplomatic and political force as the United States and Israel consistently ignore UN diplomacy and World Court decisions, relevant to the question of Palestine. We call upon all opposed to a military confrontation with Iran to write their governmental representatives demanding that the State of Israel subject its nuclear facilities to international inspection and sign the nuclear non-proliferation treaty (NPT) as has Iran, rather than issue threats of war. (Source: thestruggle.org) Initiators:
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