Drohender Kriegsschauplatz Iran |
"Ich kann Beate Klarsfeld nicht wählen" Brief von Ellen Diederich an die LINKE in Sachen Bundespräsidentenwahl - 5.3.2012 Am Sonntag, dem 18. März 2012 kommt die Bundesversammlung zur Bundespräsidentenwahl in Berlin zusammen. Kandidatin für die LINKE ist die als Nazi-Jägerin bekannte Beate Klarsfeld.
Die NRW-Landtagsfraktion der LINKEN wollte Ellen Diederich vom Internationalen Frauen-Friedensarchiv in Oberhausen als Wahlfrau benennen und hat angefragt, ob sie dazu bereit ist. Nach reiflicher Überlegung hat Ellen Diederich abgesagt und den nachfolgend wiedergegebenen Brief an die LINKE im Düsseldorfer Landtag verfasst. Liebe FreundInnen, liebe KollegInnen, die Fraktion „Die Linke“ im Landtag von Düsseldorf hat ausschließlich VertreterInnen aus den sozialen Bewegungen als Wahlmänner/Frauen eingeladen, an der Wahl des/der Bundespräsidenten/in teilzunehmen. Die Entscheidung hat meine Achtung. Es ist gut, wenn Abgeordnete Kontakt mit denen haben, die sich in diesem Land für soziale Gerechtigkeit, ein gerechtes Gesellschaftssystem, für Frieden kontinuierlich einsetzen. Das heißt z.B. gegen Kinderarmut – und ich weiß, wovon ich rede: in dem Stadtteil Oberhausen Mitte, in dem ich wohne, leben 48% der Kinder unterhalb der Armutsgrenze – für Anstrengungen ohne jeden Kompromiss, Frieden zu erhalten und zu schaffen, für eine ehrliche Aufklärung über die Zusammenhänge und Ursachen der „Krisen“, für die Unterstützung der globalisierungskritischen und antifaschistischen Aktivitäten, für Löhne, von denen die Menschen auch leben können, und anderes mehr. In diesen Punkten sehe ich weitgehend Übereinstimmung mit der Politik der Partei „Die Linke“. In diesem Kontext bin auch ich gefragt worden, ob ich an der Wahl teilnehmen möchte.. Ich habe zunächst zugestimmt. Ich bin parteilos, komme aus der 68er Bewegung, die sich für Freiheit, soziale Gerechtigkeit, Basisdemokratie, Frieden, Emanzipation von Frauen und Männern im umfassenden Sinne eingesetzt hat. Eine der Lehren aus der Herrschaft des Nationalsozialismus und des 2. Weltkrieges heißt für uns immer noch: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg. Seit mehr als 50 Jahren habe ich Friedensarbeit in vielen Teilen der Erde gemacht, bin in Kriegs- und Konfliktregionen gegangen, um gegen Kriegshandlungen zu protestieren, um Solidarität zu zeigen, um über Folter und Kriegspraktiken zu berichten, so u.a. in El Salvador und Chiapas, in Bosnien und Nordirland, in Palästina und Israel. Gerade in den beiden letzt genannten Ländern haben wir langjährige tiefe Beziehungen zu der jeweiligen Friedensbewegung, mit denen wir viele gemeinsame Aktionen gemacht haben. Die Kandidatin der Partei „Die Linke“, Frau Beate Klarsfeld Ich schätze die über fünfzigjährige Arbeit des Ehepaares Beate und Serge Klarsfeld sehr. Sie haben sich in unermüdlichem, teilweise hochgefährlichem Einsatz dafür eingesetzt, dass nationalsozialistische Verbrecher, denen es gelungen war, nach dem Krieg unterzutauchen, gefasst und bestraft wurden. Neben der Arbeit von Simon Wiesenthal ist das einzigartig und beispielhaft. „Wozu kann das Aufarbeiten vergangener Verbrechen dienen, wenn nicht der Verhinderung zukünftiger?“ (Günter Schenk, Straßburg) Ich wünschte mir, dass es solche Menschen auch weiter gäbe, um die Verbrechen von Diktaturen und Kriegsverbrechen der letzten Jahrzehnte aufzuklären. Verbrechen z.B. in Lateinamerika, Afrika, in asiatischen Ländern und der Kriege, an denen die „westlichen Demokratien“, im Irak, in Afghanistan und anderswo beteiligt sind. Frau Klarsfeld ist in den letzten Tagen vorgestellt worden. Ich bin sehr nachdenklich geworden. Frau Klarsfeld wäre lieber von der SPD oder der CDU/CSU aufgestellt worden, sagte sie in einem Interview. Zu den kommenden Wahlen in Frankreich unterstützt sie Nicolas Sarkozy. Dessen Sozialpolitik, Kriegshandlungen, Atomkraftpolitik sind meines Erachtens nicht mit den Zielen der Linken und gar der Friedensbewegung zu vereinbaren. In der Ablehnung von Joachim Gauck als Kandidaten hat „Die Linke“ stets betont, dass Freiheit nur im Zusammenhang mit sozialer Gerechtigkeit bestehen kann. Diese Ansicht hat unsere volle Zustimmung. Frau Klarsfeld äußert sich hier sehr unklar. Bei der Vorstellungspressekonferenz wurde das sehr deutlich. Frau Klarsfeld stimmt mit der Drohung eines Militärschlags, eines eventuellen Angriffs gegen die Atomanlagen des Iran überein. Ausgerechnet zwei Länder, die bis an die Zähne mit Atomwaffen ausgerüstet sind, drohen. Um nicht missverstanden zu werden: wir haben uns gegen jede atomare Bewaffnung eingesetzt. Wir haben unendliche viele Aktionen vor Atomwaffendepots, Atomtestgebieten, Atomkraftwerken gemacht. Als Frauenfriedensbewegung sind wir zu allen Gipfeltreffen um atomare Abrüstung zwischen den USA und der Sowjetunion gefahren, um die Stimmen der Frauen hörbar zu machen. Die Drohung eines Krieges, im schlimmsten Fall eines Atomschlages gegen den Iran hat mit unseren Bemühungen um friedliche Lösungen nicht das Geringste zu tun. Die Aufgabe eines/einer Bundespräsidenten/in kann nicht ein Monothema sein, so wichtig es auch ist. Ich frage: Wohin geht die Politik der Partei „DieLinke“? Ich hoffe, nicht in diese Richtung. So verliert Ihr den Kontakt zu uns. Mir ist immer unklarer geworden, warum „Die Linke“ Frau Klarsfeld aufgestellt hat. Ich kann sie nicht wählen und ziehe meine Zusage zurück. Mich einfach zu enthalten, wäre keine Lösung. Ich hoffe auf eine ehrliche Debatte. Viele Grüße Ellen Diederich
|
Weiterer Beitrag zur Kandidatur von Beate Klarsfeld |
Beate Klarsfeld oder Evelyn Hecht-Galinski? Offener Brief von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann zur Kandidatin der LINKEN bei der Bundespräsidentenwahl am 18.3.2012 |
Weiterer Beitrag zum drohenden Kriegsschauplatz Iran: |
Alle Beiträge zum Iran im Überblick: |
Tagebuch Iran Notizen aus dem Kontext des drohenden Krieges gegen den Iran |
Die 'Welt', ein 'genialer Netzwerker' und der Angriffskrieg gegen den Iran Anmerkungen zu einem Artikel in der 'Welt', 12.2.2006 |
Was die Kriegspropagandisten von sich geben Äußerungen von Angela Merkel, George W. Bush, John McCain, Joseph Lieberman, Donald Rumsfeld, Condoleezza Rice, John Bolton, Ehud Olmert (Stand: 29.4.2006) |
Stoppt den Krieg gegen Iran, bevor er beginnt! - Stop the war on Iran before it starts! Internationaler Appell - Online-Petition |
Israel, Iran und die Atomwaffen Knut Mellenthin in 'junge Welt' vom 19.10.2005 |
'Israel von der Landkarte löschen' - Der Krieg gegen den Iran hat längst begonnen Über die angeblichen Äußerungen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, 9.3.2006 (zuletzt erweitert am 9.4.2006) |
Bomben auf den Iran? - Gedanken zum Iran-Krieg Artikel von Prof. Georg Meggle, 18.1.2006 |
Kriegspropaganda für die Massen - Feindbild Iran Veröffentlichungen aus 'Bild' und 'Bild am Sonntag' ab Dezember 2005 |
Leugnet Irans Präsident den Holocaust oder legt er die Finger in die Wunde des Westens? Eine Analyse der Medienrhetorik auf dem Weg zum Krieg gegen den Iran, 3.4.2006 (erweitert am 9.4.2006) |
Eine gelungene Infektion Über die Funktion eines Horst Mahler in der kriegsvorbereitenden Propagandakampagne gegen den Iran, 14.4.2006 |
Wer nicht mitspielt, ist Antisemit Wie die 'taz' den Planungen der USA für einen Atomkrieg gegen den Iran begegnet, 22.4.2006 |
Iran: Dreck, Teufel, Pfeifen und Pfifferlinge Was die 'westlichen' Medien aus Ahmadinedschads Äußerungen vom 28.4.2006 machen |
Genug ist genug! - 'Nur' Verbrechen gegen die Menschheit oder schleichender Völkermord? Eine Dokumentation von Ellen Rohlfs zur Situation in Palästina, 2005/2006 |
Von Nazis nicht für einen Krieg gegen den Iran einspannen lassen! Über die Rolle einer von Nazis angemeldeten Pro-Iran-Demo am 17.6.2006 in Frankfurt-Sachsenhausen |
Wie wir dem Krieg den Weg bahnen Eine Überlegung zur Strategie für einen Krieg gegen den Iran, 4.6.2006 |
Auf dem Weg zum Höhepunkt der Kriegspropaganda Eine Betrachtung über den 'Spiegel' vom 29.5.2006 und das darin enthaltene Interview mit dem iranischen Präsidenten |
War is Brewing - Krieg braut sich zusammen... Das Kapital verlangt von der US-Regierung irgendeinen Angriff zur Stabilisierung des Kapitalismus - Betrachtung von Daniel Neun (0815-Info), 22.6.2006 |
Der Gerechtigkeit halber (2) Strafanzeige gegen die Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, wegen Beleidigung des Staatspräsidenten des Iran |
"Seien Sie herzlich gegrüßt!" Brief von Irans Präsident Ahmadinedschad an Bundeskanzlerin Merkel vom 20.7.2006 |
"Noble Americans - Ehrenwerte Amerikaner" Brief von Irans Präsident Ahmadinedschad vom 29.11.2006 (in der englischen Fassung) |
Das Lügennetz über dem Iran Analyse des österreichischen Autors Malte Olschewski über die manipulierte Berichterstattung über den Iran und seinen Präsidenten Ahmadinedschad |
Verhindern Sie diesen Krieg! Offener Brief an Bundeskanzlerin Frau Angela Merkel, 19.2.2007 |
Herr der Bombe Wie wir vom Kölner Stadt-Anzeiger mit dem Gedanken eines Krieges gegen den Iran vertraut gemacht werden sollen - über eine Veröffentlichung vom 8.2.2007 |
Der nächste Krieg in Sicht - Wann fallen US-Bomben auf Teheran? Michael Opperskalski in 'Geheim', Ausgabe vom 31.3.2007 |
Desinformation im 'Kölner Stadt-Anzeiger' Äußerungen von Mohamed ElBaradei am 24.5.2007 in Sachen Iran |
Die Strategie des bösen Spiels 'Report Mainz' konstruiert Ahmadinedschad-NPD-Bezug - Sendung vom 10.12.2007 |
'Von der Landkarte tilgen': Die Spitze eines Eisbergs Eine Strategie zur Verfälschung der Äußerungen des iranischen Präsidenten - von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann (29. Juli 2008) |
‘Wipe off the map': The Tip of an Iceberg A strategy for the falsification of the statements of Iran’s president - by Anneliese Fikentscher and Andreas Neumann (29 July 2008) |
Erwägungen auf fraglicher Basis Über den Artikel 'Ein finsterer Messias für die arabische Welt' in der Süddeutschen Zeitung vom 6.8.2008 |
Internationale jüdische Opposition gegen einen Angriff auf Iran - Jewish International Opposition Against Attack on Iran Erklärung jüdischer Organisationen und Einzelpersonen vom 11.8.2008 |
Die Trojaner-Strategie Offener Brief an Redaktion und Herausgeber der 'Blätter für deutsche und internationale Poltik' |
Rassisten wollen nicht Rassisten genannt werden Reaktionen auf die Genfer Rede des iranischen Präsidenten - von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann - 28.4.2009 |
Bitte antworten Sie auf die Fragen! Offener Brief an Mohssen Massarrat - von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann - 22.7.2009 |
Sollen wir den Sturz der Regierung Merkel durch die Taliban fordern? Vorsitzender des Club Voltaire greift Präsidenten des Voltaire-Netzwerks an - Hartmut Barth-Engelbart antwortet darauf |
Ja, Nein, Jein, vielleicht Präsident Obama und die Kriegsvorbereitungen gegen den Iran - von Jürgen Elsässer |
Die Friedensbewegung darf nicht zur Kriegsbewegung werden Das Thema Iran im "Friedensforum - Zeitschrift der Friedensbewegung" - von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann |
Fall Neda - Zu dick aufgetragen Analyse des Videomaterials vom "Tod der Neda" durch einen medizinisch Sachverständigen - 20.2.2010 |
"Es gereicht niemandem zur Ehre, eine Atombombe zu besitzen" Vollständige Rede von Irans Präsident Mahmut Ahmadinedschad bei der UN-Konferenz über den Atomwaffensperrvertrag, New York, 3.5.2010 |
Vorsicht: Troja Offener Brief von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann als Reaktion auf Mohssen Massarrats Offenen Brief an Kerstin Müller und Omid Nouripour - 15.5.2010 |
Terror im Iran Anmerkungen zu einer Hinrichtung im Iran - von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann - 2.6.2010 |
"Den Krieg gegen Iran verhindern - Kriegstreiber stoppen - Sanktionen aufheben" Aufruf der Antikriegsbewegung - 26.8.2010 |
"Der Weltfrieden hängt am seidenen Faden" Gedanken von Fidel Castro nach einem Besuch von Mahmoud Ahmadinejad am 11.1.2012 in Cuba |
Beate Klarsfeld oder Evelyn Hecht-Galinski? Offener Brief von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann zur Kandidatin der LINKEN bei der Bundespräsidentenwahl am 18.3.2012 - 5.3.2012 |
"Ich kann Beate Klarsfeld nicht wählen" Brief von Ellen Diederich an die LINKE in Sachen Bundespräsidentenwahl - 5.3.2012 |
Ja, wie ticken Sie denn? Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann über das Interview des ZDF mit dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, 28.3.2012 |
Land der Liebe Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran - Teil 1 |
Fromme in Frieden Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran - Teil 2 |
Wirtschaft im Aufwind Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran - Teil 3 |
Beispielhafter Christ Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran - Teil 4 |
Fragen zur Kommunistenverfolgung Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran - Teil 5 |
Partnerschaft statt Propaganda Eindrücke und Erkenntnisse von einer Reise in den Iran - Teil 6 |
Eine wahre Entdeckung Bericht über eine Reise nach Iran von Elias Davidsson - 6.5.2012 |
Der braune Sumpf schäumt Vortrag "Feindbild-Demontage strafbar?" - Über eine Reise in den Iran |
Teuflisches Spiel: Das Spiel mit dem Regime-Change Eine Betrachtung von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann zur islamischen Revolution im Iran - 18.09.2013 |